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NASCAR: Vorschau Kansas Oktober 2011

von KristianStooss
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Noch sieben Rennen verbleiben im Chase und wenn man nach einem Favoriten auf den Titel sucht, scheint „Last Man Driving“ als Motto angemessen. In Kansas geht es an diesem Wochenende also primär darum, keine Punkte liegenzulassen und am besten einen Sieg einzufahren. Den Anschluss zu verlieren, wäre hingegen fatal!

Am Sonntag steht das (seit neuestem) zweite Saisonrennen auf dem Kansas Speedway an, nachdem ja Fontana einen seiner Termine mehr oder weniger räumen musste. Kansas ist allerdings eine dieser eher nichtssagenden Strecken, welche über wenig Historie verfügen und zu denen man nichts Großartiges sagen kann. Ich probiere es trotzdem, auch wenn der oben verlinkte Stecken-Artikel vermutlich schon das Meiste hergibt! Kansas ist mit 1,5 Meilen Länge eines der – im Chase so prominent vertretenen – Intermediate-Ovale, verfügt aber über das geringste Banking dieses Streckentyps im gesamten Kalender. Am besten vergleichbar ist der Speedway laut Teams mit Chicagoland, wo vor einigen Wochen das erste Playoff-Rennen der Saison stattfand.

Wie erwähnt, gab es im Frühsommer schon eine weitere Ausgabe in Kansas, welche –surprise surprise- ein Benzinkrimi war, den Brad Keselowski für sich entscheiden konnte. Für „Bad Brad“ war dieser Sieg der Startschuss zu seinem Chase-Abenteuer, denn nach Kansas sollte er in diesem Jahr bisher noch zwei weitere Saisonrennen gewinnen. Das Rennen im Juni dauerte knapp drei Stunden und ist damit ein gutes Beispiel der aktuellen Praxis von NASCAR, viele Intermediate-Ovale (vor allem neue) nur noch mit 400-Meilen-Rennen zu bedienen. Am wichtigsten ist im Rückblick auf die erwähnte Ausgabe sicherlich die Tatsache, dass Kurt Busch die Bonuspunkte für die meisten Führungsrunden einstrich, nachdem er 152 der 267 Rennrunden in Front des Feldes unterwegs war.

Im Zusammenhang mit seinem jüngsten Sprint-Cup-Erfolg in Dover vorherige Woche macht ihn das gemeinsam mit seinem aufstrebenden Teamkollegen zum größten Siegkandidaten für den Sonntag. Zwar waren die Fahrer von Penske Racing in den vergangenen Kansas-Rennen davor mehr oder weniger nur im Dunstkreis der Top10 unterwegs, doch die aktuelle, sehr geringe Leistungsdichte in der höchsten NASCAR-Liga sorgt dafür, dass das so wichtige Momentum die Erfolgschancen maßgeblicher beeinflusst als noch in der letzten Saison. Keselowski leistete sich in Dover leider einen Fehltritt in seiner Serie von Top-Platzierungen, allerdings muss dieser nicht unbedingt seinen Siegeshunger geschwächt haben.

In Zukunft darf sich aber kein Chase-Teilnehmer mehr ein solches schlechtes Ergebnis erlauben, denn nach nur drei Playoff-Rennen ist die Meisterschaftstabelle ausgeglichen wie nie. Die Top9-Piloten liegen derzeit innerhalb eines Fensters von nur 19 Punkten, was die Notwendigkeit von soliden, konstanten Leistungen zusätzlich unterstreicht. Im Grunde genommen bedeutet diese Situation, dass nun das Prinzip „Last Man Driving“ gilt: Wer sich möglichst lange schadlos hält und immer in den Top10 ins Ziel kommt, sichert sich eine Titelchance bis zum Finale in Homestead! Woche für Woche scheiden dabei Kontrahenten aus, wie derzeit Dale Earnhardt Jr. (-34), Ryan Newman (-41) sowie Denny Hamlin (-68), die schon einige Schützenhilfe der Konkurrenz benötigen, um wieder unmittelbaren Anschluss zu finden.

Wie so etwas funktionieren kann, zeigte in Dover Jimmie Johnson, der sich mit einem zweiten Platz bei gleichzeitigem Versagen von Tony Stewart wieder an die Spitze der Meisterschaft heran robben konnte. Allerdings konnte auch der Dauermeister lediglich 16 Punkte in einem Rennen aufholen, was die schlechte Situation von Junior, Newman und Hamlin gut darstellt. Johnson ist in Kansas nach seiner Rückkehr ebenfalls einer der größeren Favoriten auf eine Fahrt in die Victory Lane: Top9-Resultate (3x Top3) in den letzten fünf Ausgaben auf dieser Strecke bestätigen diese Einordnung.

Stärkemäßig können da in Kansas historisch betrachtet nur zwei weitere Piloten gegen anstinken: Der erste ist Jeff Gordon, welcher dort im gerade benannten Vergleichszeitraum jedes Mal die Top5 erreichen konnte. Gemeinsam mit seinen fünf Top6-Resultaten in den letzten sieben Saisonrennen spricht das eine deutliche Sprache, was von Gordon am Wochenende zu erwarten ist. Lediglich Platz 24 in Chicagoland und Rang 12 zuletzt in Dover trüben das Bild ein wenig.

Kandidat #2 ist etwas überraschend Greg Biffle, der momentan über die beste Zielankunftsstatistik aller Cup-Fahrer in Kansas verfügt: Nur ein winziges Mal in zehn Ausgaben fuhr Biffle nicht in die Top12 und außerdem sprangen bei sechs dieser Rennen sogar Top3-Resultate heraus. Die aktuelle Form von Biffle ließ allerdings nur Platz 10 in der Frühsommer-Ausgabe zu und brachte ihm 2011 auch erst zwei Mal in die Top5. New Hampshire war vor kurzem für Platz 3 gut, doch Dover stellte wieder einen Reinfall dar. Biffle ist sozusagen das Dark-Horse, da muss man halt abwarten, wie stark er im Moment wirklich ist.

Traditionell sind die Fords von Roush-Fenway Racing ja auf den 1,5-Meilen-Ovalen immer recht stark unterwegs und in diesem Jahr könnte Kansas wieder etwas für die Mannschaft von Jack Roush drin sein: Team-Leader Carl Edwards hält momentan im Meisterschaftskampf die Top-Position im Tandem mit Kevin Harvick und holte sich in den letzten sechs Saisonrennen immer ein Top9-Ergebnis ab. Platz 4 auf dem Chicagoland Speedway zu Beginn des Chase unterstreicht gemeinsam mit den sechs Top10-Resultaten aus den letzten acht Kansas-Ausgaben die Stärke von Edwards. Man sollte also am Sonntag definitiv mit ihm rechnen!

Teamkollege Matt Kenseth holte sowohl in den letzten beiden Saisonrennen als auch in den vergangenen zwei Kansas-Auftritten Top7-Ergebnisse und hat in diesem Jahr bereits gezeigt, dass mit ihm in der Victory-Lane zu rechnen ist. Allerdings sehe ich ihn etwas schwächer als Carl Edwards. Einen Ford-Geheimtipp habe ich aber noch zu bieten: AJ Allmendinger! Letzterer lieferte in den letzten Rennen 2011 immer solide Ergebnisse rund um die Top10 ab und mauserte sich damit erneut zum Anwärter auf eine Chase-Teilnahme in der nächsten Saison. Auch Kansas ist für ihn kein schlechtes Pflaster, obwohl Platz 27 aus dem Juni die beiden Top10-Resultate in den drei Rennen davor etwas verblassen lässt.

Für die Top10 habe ich am Sonntag noch Tabellenführer Kevin Harvick sowie Tony Stewart, den Unglücksraben von Dover, auf dem Programm. Ganz besonders bei Stewart dürfte die Performance am Wochenende die Richtung vorzeichnen, in welche seine Saison abbiegen wird: Entweder er legt im Nachgang seiner zwei Siege von Chicagoland und New Hampshire noch einen weiteren nach oder es wird ein Desaster wie in Dover geben. Blickt man zurück auf das Juni-Rennen in Kansas, wo ja erstens die Strecke durchaus ähnlich zu Chicagoland ist und zweitens das Rennen ebenfalls ein Benzinkrimi war, dann bekommt ein weiterer Erfolg von Stewart natürlich eine gewisse Wahrscheinlichkeit. Harvick dagegen ist ja für seine konstanten Top10-Resultate bekannt, die ihn auch in diesem Jahr wieder an die Spitze der Meisterschaft gebracht haben!

Lässt man jetzt mal Dale Earnhardt Jr., Ryan Newman und Denny Hamlin außen vor, die in der Meisterschaft ja schon etwas abgeschlagen positioniert sind und Kansas auch nicht unbedingt als ihr großes Pflaster bezeichnen können, verbleibt innerhalb des Chase jetzt noch Kyle Busch. Beim jüngeren Bruder des Dover-Siegers steht statistisch gesehen kaum etwas im Waffenschrank für das Wochenende. Lediglich ein einziges Top10-Resultat steht für Busch aus acht Kansas-Ausgaben zu Buche und auch in der Meisterschaft fuhr er nach seinem Sieg in Michigan nur noch zwei weitere Top10s in sechs Saisonläufen ein. Sollte Kyle Busch am Sonntag in der Victory-Lane auftauchen, wäre das also eine faustdicke Überraschung. Doch bekanntlich ist in der NASCAR ja nichts unmöglich…

Wie gewohnt folgen an dieser Stelle noch die Links zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie ein Zeitplan für das Wochenende:

Ausstrahlungsdaten

Freitag, 07.10.
18:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, ESPN2
20:00 Uhr, Nationwide Series Practice, ESPN2
21:45 Uhr, Nationwide Series Final Practice, ESPN2
23:00 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, ESPN2

Samstag, 08.10.
16:00 Uhr, Nationwide Series Qualifying, ESPN2
18:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, SPEED
19:50 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, SPEED
21:30 Uhr, Nationwide Series Rennen (Kansas Lottery 300), ESPN2

Sonntag, 09.10.
20:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Hollywood Casino 400), ESPN / RaceBuddy auf NASCAR.com (mit Geoblocking!)

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