Red Bull hat sich in Korea den Konstrukteurstitel geholt und Vettel seinen ersten Sieg als zweifacher Weltmeister. Das Rennen war aber nicht so spannend.
Wenig überraschendes gibt es aus Korea zu berichten. Zumindest auf den ersten Blick. Interessant war das Rennen, trotz des in diesem Jahr eher üblichen Ergebnisses, aber doch, denn Red Bull sah bis zum Rennen ganz und gar nicht nach einem Sieger aus. McLaren dominierte die Trainingssessions und holte mit Lewis Hamilton auch ziemlich deutlich die Pole. Gleich 2 Zehntel knöpfte der Ex-Weltmeister dem alten und neuen Champion ab, was angesichts der sonst so auftretenden Abstände in den diesjährigen Qualifikationen schon eine kleine Überraschung war. Es sah also nach einem Rennen aus, das McLaren bestimmen würde, zumal Jenson Button in Reihe 2 lauerte und das auch nur deswegen, weil er auf seiner schnellen Runde einen deftigen Schnitzer hatte. Doch wie so oft – im Rennen kam dann wieder alles anders.
Den Start konnte Lewis Hamilton noch gewinnen, aber zwei Kurven später schnappte sich Vettel den scheinbar vorsichtig agierenden Hamilton, der die Innenlinie auch nicht konsequent zumachte. Vettel setzte sich sofort ab, was ein schlechtes Zeichen. Noch mieser lief es für Jenson Button, der am Start gleich 3 Plätze verlor und beide Ferrari und Rosberg passieren lassen musste. Lewis Hamilton versuchte immer wieder die Lücke auf Vettel zu schließen, doch selten gelang es ihm, den Abstand unter einer Sekunde zu drücken, um ihn DRS-Reichweite zu bekommen. Wie konnte Red Bull über Nacht viel Tempo gefunden haben?
Die Lösung lag vermutlich im Wetter. Am Samstag war es recht warm, der Asphalt war mit 30 Grad angenehm aufgewärmt. Am Sonntag nieselte es jedoch leicht, die Sonne verstecke sich und der Asphalt war mit 22-24 Grad deutlich kühler. Hamilton beklagte sich im Funk über eine rutschende Vorderachse und forderte sein Team auf, den Frontflügel steiler zu stellen, was ein deutliches Zeichen dafür ist, dass er die Supersoft nicht richtig auf Temperatur bekam. Für den zweiten Stopp forderte er erneut einen steileren Flügel, was das Team mit einem „Steiler geht es nicht mehr“ beantwortete.
Red Bull lag das Wetter offenbar besser. Durch die notorisch etwas aggressiveren Sturzwerte auf der Vorderachse, kamen die Reifen von Vettel und Webber schneller und nachhaltiger auf Temperatur. Vettel konnte deswegen seine Führung im Laufe des Rennens immer weiter ausbauen und gondelte einem ungefährdetem Sieg entgegen, während Hamilton noch unter Druck von Webber kam. Der war deutlich schneller, kam aber aus zwei Gründen nicht vorbei: 1. Sein siebter Gang war mal wieder zu kurz übersetzt. 2. Red Bull machte den Fehler, Webber gleichzeitig mit Hamilton zum letzten Stopp an die Box zu holen. Webber wäre vermutlich mit einer schnellen Runden am McLaren vorbei gekommen. Immerhin lieferten sich Webber und Hamilton ein sehenswertes Duell, in dem man teilweise eine halbe Runde nebeneinander her fuhr.
Keine Chance auf den Sieg hatten beide Ferrari, die sich aber immerhin während des Rennens ein schönes Duell lieferten. Massa war in der Quali mal schneller als Alonso gewesen und hielt den Spanier auch hinter sich. Jedenfalls eine Zeit lang, später nutzte Alonso einen kleinen Fehler von Massa, um das Teamgefüge wieder herzustellen. Dahinter ordnete sich Rosberg ein, der im ersten Drittel des Rennens sogar vor den Ferrari gelegen hatte. Doch es war klar, dass Rosberg den langsameren Wagen hatte und ein kleiner Fehler unter Druck sorgte dafür, dass sich Rosberg wieder hinter den Ferrari befand. Überraschend musste Mercedes aber feststellen, dass man auch hinter dem Toro Rosso von Alguersuari fiel. Denn der hatte auf eine 2-Stopp-Strategie gesetzt und konnte sich 5 Sekunden vor Rosberg halten. Schumacher war nach knapp 16 Runden ausgeschieden, nachdem er von Petrov abgeschossen wurde, der sich einen sehr optimistischen Bremspunkt gesetzt hatte.
Renault war nach dem Rennen nicht gerade gut gelaunt. Platz 5 in der WM ist noch lange nicht sicher, den Force India lieft nur 23 Punkte hinter den Franzosen. Petrov war raus, Senna kam mal wieder nicht in Schwung, was Eric Boullier nach dem Rennen auch deutlich kritisierte. Man konnte froh sein, dass Force India, trotz P9 und P10 in der Quali, mit Di Resta nur einen Punkt holte, weil man sich in der Strategie verhaute und beide Toro Rosso ziehen lassen musste. Um P6 in der Konstrukteurs WM wird auch noch heftig gekämpft. Im Moment ist der Stand der Dinge so:
5. Renault 72
6. Force India 49
7. Sauber 40
8. Toro Rosso 37
Es stehen immerhin noch die Rennen in Indien, Abu Dhabi und Brasilien aus, da gibt es aber also noch genügend Punkte zu holen.
Das wird Sauber freuen, die ein rabenschwarzes Wochenende hatte. Der Wagen kam nie richtig in Schwung, im Rennen leisteten sich beide Fahrer kleine Fehler, die dazu führten, dass am Ende sogar Heikki Kovalainen im Lotus vor den Schweizern auf P14 lag. Ähnlich schlecht lief das Wochenende für Williams, wo die neue Technikmannschaft auch nicht in der Lage ist, aus dem Wagen noch irgendetwas raus zu holen.
Es war ein eher maues Rennen, sieht man mal vom Kampf zwischen Hamilton und Webber ab. Ansonsten zeigte die Strecke mal wieder, dass sie fahrerisch sehr spannend ist, aber nur wenig Überholmöglichkeiten zulässt. Die immer noch herrschende Baustellenatmosphäre macht die Sache dann auch nicht besser. Aber genau die wird man in 14 Tagen auch wieder haben, wenn auf dem neuen Kurs in Indien startet.