Mal wieder eine neue Strecke im Programm, die zumindest auf dem Papier recht vielversprechend aussieht.
Die Versuche von Bernie Ecclestone, die Formel Eins in Asien fest zu etablieren, sind in den letzten Jahren einigermaßen gut gelaufen. Japan ist schon seit Jahrzehnten ein fester Termin, Singapur hat sich innerhalb weniger Rennen zu einem finanziell erfolgreichen Highlight entwickelt. Korea ist bisher für die Veranstalter ein Reinfall, und China zieht nicht die Massen an, die man sich erwartet hatte. Und das, obwohl die gesamte Stadt schon Wochen vor dem Rennen mit Plakaten voll gepflastert ist und die Eintrittspreise relativ moderat sind. Jetzt versucht man es also in Indien, einem Land mit 1 Milliarde Bewohner, da sollten sich also doch 120.000 Zuschauer finden lassen. Doch so einfach ist die Sache wohl nicht. Indien ist zwar in Sachen automobilie Begeisterung schon sehr weit, in Sachen Motorsport sieht die Sache aber eher düster aus, zumindest ist das Rennen bisher nicht ausverkauft. Der Kurs liegt rund 50km außerhalb von New Delhi, in einem wirtschaftlichen Entwicklungsgebiet und wurde, wie immer, von Herrman Tielke entworfen. Die ersten Daten des Kurses sprechen eher für Red Bull, wäre da nicht die Sache mit den Reifen.
Pirelli schleppt die Mischungen „Hard“ und „Soft“ nach Indien, dazu kommt das gute Wetter mit Temperaturen von ca. 32 Grad. Die Mischungen werden einigen Teams Kopfzerbrechen bereiten, insbesondere Red Bull. Die weichen Reifen sind auf einer „grünen“ Strecke rund 2 Sekunden schneller, als die harte Mischung. Auf der anderen Seite bauen die weichen Pneus schnell ab, vor allem, wenn sie stark belastet werden, was in Indien der Fall sein wird. Der Buddha Circuit hat etliche schnelle Rechts/Links Passagen, wo man ca. 200 km/h drauf haben wird, dazu der sehr langgezogene Turn 10/11, eine Doppelrechts, die den linken Vorderreifen fordert. Da man auch noch nicht weiß, wie sich der Asphalt verhalten wird und vor allem, wie er im Laufe des Rennens Gummi aufnehmen wird, werden viele Teams vorsichtig sein. Die „Soft“ sind sicherlich die Wahl für Q3 und den Start, im Rennen könnte man aber mit den harten Reifen, vor allem im letzten Drittel, nicht viel schlechter aussehen. Es wird ein interessanter Reifenpoker werden.
Die Strecke ähnelt ein wenig China und Suzuka. Es fehlen zwar die „Esses“ aus Japan, aber es gibt etliche schnelle Passagen, dazu die 1.2 Kilometer lange Gerade. Im ersten Teil dürfte McLaren einen Vorteil haben, im zweiten Teil der Strecke sollte Red Bull besser aufgestellt sein, wenn sie denn die Probleme aus Suzuka in den Griff bekommen haben. Nachdem man beide Titel gewonnen hat, kann man es sich aber wieder leisten, mit einem stärkeren Sturz auf der Vorderasche zu fahren, was wohl in diesem Jahr ein Puzzlestein für den Erfolg des Bullen war. Zwar erhöht sich der Reifenverschleiss, auf der anderen Seite können sich die Reifen auf dem eher aus Geraden bestehenden ersten Teil der Strecke auch wieder erholen.
McLaren sah in den letzten Rennen stark aus, auch wenn man in Korea im Rennen plötzlich Zeit verloren hatte. Die Rede ist im Paddock, dass McLaren aber offenbar grundsätzlich einen Schritt nach vorne gemacht hat und die Anströmungsprobleme des Hecks im Griff hat. Wie alle anderen Teams ist McLaren aber schon mehr im Jahr 2012 angekommen und testet viele neue Ideen. Daher sollte man sich über mögliche Formschwankungen nicht wundern.
Das gilt auch für Ferrari, die seit einigen Wochen per Twitter verkünden, dass der neue Wagen fast fertig ist und sehr spektakulär aussehen soll. In Korea testete man auch einen Frontflügel, der komplett anders gestaltet war, als der alte. Die Luft wurde stärker unter das Auto geleitet, es hab mehr Flaps und Leitbleche. Ein Hinweis darauf, was da 2012 kommen soll. Buddha wird Ferrari nicht sonderlich liegen, aber man wird besser sein, als in Korea.
In Sachen Mercedes gibt es im Moment einige Gerüchte. Angeblich hat Ross Brawn eine Art „F-Duct“ für den Frontflügel entwickelt. ScrabsF1 hat dazu eine längere Analyse. Kurz gefasst, geht es um ein Staudrucksystem. Die Luft wird in den Fronflügel geleitet, und tritt auf der vordersten Platte wieder aus. Wenn die Luft genug Geschwindigkeit hat, sorgt sie dafür, dass der Abtrieb auf der Vorderachse nachlässt. Das wiederum erhöht den Topspeed und sorgt dafür, dass in sehr schnelle Kurven, wenn der Abtrieb eh mehr über den Unterboden kommt, der Abtrieb vorne nachlässt. Dadurch verringt sich wohl die Belastung der Vorderreifen etwas und man beugt dem ungeliebten Untersteuern vor. Das System arbeitet passiv, muss es auch, aktive Systeme sind verboten.
Ob das System etwas bringt, ist umstritten. Einige sehen einen Vorteil, vor allem, wenn man die Vordereifen schonen will, andere bezweifeln, dass es sich so abstimmen lässt, dass es immer die beste Leistung bringt. Zudem gelten die F-Duct-Systeme wegen des plötzlichen Strömungsabrisses als nicht ungefährlich, was ja letzlich auch zu ihrem Verbot geführt hat. Ob Mercedes das System wirklich einsetzen will, bleibt abzuwarten, aber man hat offensichtlich ein paar gute Ideen.
Sehr aufgeregt ist man bei Force India und Adrian Sutil. Das Team bestreitet sein Heimrennen und liefert seit einer Woche einen PR-Marathon ab. Interessanterweise darf den auch Nico Hülkenberg mitmachen, was die Gerüchte anheizt, dass er 2012 anstatt von Sutil im Cockpit sitzen wird. Sutil verlangte die Woche schon leicht genervt, dass sein Team mal die Karten auf den Tisch legen soll. Das ist kein gutes Zeichen für den Deutschen, denn es bedeutet, dass man gerade offenbar auch nicht großartig miteinander redet.
Sutil galt als Kandidat für Williams, aber da scheint sich tatsächlich Kimi Räikkönen hin zu bewegen. Die Gerüchte verdichten sich, dass der Deal durch ist und Kimi 2012 wieder antreten wird. Sutil bliebe dann noch die Karte Renault, wenn er denn nicht im April die Schlägerei mit dem Team-Geschäftsführer gehabt hätte. Jedenfalls wird der Druck für Sutil und das Team in Indien groß sein. Mallya wird, gerade mit seinem neuen indischen Teilhabern im Rücken, mindestens Punkte erwarten.
Was nicht leicht sein wird, die Strecke dürfte dem Renault auch gut liegen. Bruno Senna fährt im Moment um einen Vertrag und seine letzten beiden Rennen waren bescheiden, um es mal vorsichtig auszudrücken. Er muss mehr zeigen, wenn er denn im Team bleiben will. Das Kubica im März 2012 im Wagen sitzen wird, halte ich weiter für ausgeschlossen.
Beim Rest der Teams gibt es wenig zu vermelden. Lotus setzt auf Trulli und Kovalainen, der überaus sympathische, aber leider auch etwas langsame Karun Chandok darf nicht ran. Man will auf gar keinen Fall einen Ausfall und die Position in der Konstrukteurs WM gefährden.
Immerhin fährt Narain Karthikeyan für HRT, was dem indischen Publikum sicher gut gefallen wird.
Die FIA hat wieder zwei DRS Zonen in Indien zugelassen. Die erste ist auf der Start/Ziel geraden. Gemessen wird am Ausgang von Turn 15, aktviert wird direkt nach T16. DRS Zone 2 ist etwas interessanter. Gemessen wird am Einlenkpunkt (!) von T3, aktiviert wird Mitte der langen Geraden zu T4, was dann ungefähr 700 Meter DRS entspricht.
Bisher gibt es noch keine vernünftigen Bilder vom Kurs, was man bis Mittwochabend so hörte war, dass die da noch 24/7 beschäftigt sind. McLaren hat aber eine schöne Simulation, die einen ersten Eindruck vermittelt und zeigt, wie schnell der Kurs ist.
McLaren Vorschau Buddha International Circuit von racingblog_tv
Track Facts:
Buddah International: 5.125 km, 16 Kurven, 60 Runden
Setup: High Downforce
Höchstgeschwindigkeit: 305 km/h mit DRS 320 km/h
Vollgasanteil: 70% (Hoch)
Verbrauch: 2.65 kg/Runde (normal/hoch)
Spritmenge: 160 kg (Hoch)
Zeitverlust: 0,35 Sek 10kg/Runde
Bremsen: Normale Belastung
Zeitverlust Boxen: 20 Sekunden (Normal)