Eine gelungene Premiere legte die Formel Eins in Indien hin. Leider war das Rennen aber eher im Bereich „Langweilig“ angesiedelt.
Am Ende des Rennens gab es fast noch ein wenig Ärger. Christian Horner versuchte Sebastian Vettel so zu bremsen, wie es ein besorgter Vater mit seinem Sohn machen würde. „Wir wollen aber nicht mehr auf eine schnelle Runde gehen“. Doch ebenso gut hätte Horner auch nichts sagen können. Vettel fuhr die schnellste Runde in der letzten Runde doch und freute sich über den „Grand Slam“ aus Pole, allen Führungsrunden und schnellster Runde. Es zeigte auch, welchen Stellung Vettel im Team hat. Als zweifacher Weltmeister kann er sich mittlerweile über die Order seines Teamchefs hinweg setzen, ohne dass es Ärger gibt. Vettel ist nicht nur im Feld der dominierende Faktor, er ist es auch in seinem Team. Das wird auch so bleiben, denn Mark Webber legte mal wieder ein sehr schwaches Rennen hin.
Die Frage, warum Webber in diesem Jahr derartig untergeht, ist nicht geklärt. Einige vermuten, dass er mit den Pirellis nicht so gut klar kommt, andere sind der Meinung, dass die von Red Bull gefahrenen hohen Sturzwerte an der Vorderachse, die etwas aggressivere Fahrweise von Webber nicht unterstützen. Tatsächlich ist auffällig, dass Mark Webber oft früher an die Box kommen muss, als sein Teamkollege. Auch verliert er gegen Ende eines Stints eher Zeit, selbst wenn der Tank leerer wird. Ihm bleibt offenbar nur die Möglichkeit, etwas vorsichtiger unterwegs zu sein, was nicht zu seinem Fahrstil passt. Webber ist nicht der einzige Fahrer mit dem Problem, auch Hamilton hat da gegenüber Button Probleme. Das Webber in diesem Jahr dennoch nicht einen Sieg einfahren konnte, ist schon sehr bedauerlich und für ihn vermutlich sehr frustrierend.
Der einzige, der im Moment zumindest ansatzweise an die Form von Vettel ran kommt, ist Jenson Button. Während Hamilton mit sich, seinem Leben und anderen Dingen neben der Rennstrecke hadert, kommt Button immer besser in Fahrt. Die Pirelli liegen ihm, selbst wenn man wie in Indien die harte Mischung aufzieht. Er liegt nicht zu Unrecht auf Platz 2 der Meisterschaft, aber vermutlich wäre für ihn noch mehr drin, wenn er in der Quali besser wäre. Hier hat er mit seiner Fahrweise Probleme, weil er die Reifen nicht auf Temperatur bekommt. Auf manchen Strecken kann mit den Reifen zwei schnelle Runden drehen, und da klappt es dann interessanterweise. Wenn Button seine Quali-Schwäche abbauen kann und McLaren die fehlenden Zehntel findet, dann könnte Button 2012 zur größten Gefahr für Vettel werden.
Hamilton selber hatte ein zähes Rennen. Wegen der Strafversetzung kam er beim Start nicht gut weg, er richtete sich dann hinter beiden Ferrari ein. Die Kollision mit Massa ging nicht auf sein Konto, da war der Brasilianer einfach etwas ungestüm, was ja beiden das Rennen versaute. Alonso fuhr mal wieder ein unauffälliges Rennen, wenn man mal von Undercut gegen Webber absieht. Es gelang Ferrari die zwei Runden länger draußen zu bleiben, die man benötigte, Red Bull den dritten Platz wegzuschappen. Auch wenn das Rennen von Alonso „gemütlich“ aussah, es war harte Arbeit, denn er musste schauen, dass Webber ihm nicht wegzieht. Richtig Ruhe hatte er erst, als Webber gegen Ende des Rennens nachhaltig distanziert war.
Ein wirklich gutes Rennen legte Michael Schumacher hin. In der Quali hatte einmal wieder die merkwürdigen Vibrationen, dieses Mal an der Hinterachse. Entweder, Mercedes hat sehr viel Pech mit den Reifen von Pirelli, oder man nutzt die Vibrationen als Code für etwas anderes. In der Quali lief es jedenfalls nicht, der Abstand zu Rosberg betrug 8 Zehntel. Erstaunlicherweise sah das im Rennen anders aus. Nach einem guten Start, krallte er sich Sutil auf der langen Geraden. Das Geheimnis von Schumachers guten ersten Runde: Er hatte am Start und nach der ersten Kurve sein KERS nicht genutzt, sondern die ganze Ladung auf der Geraden eingesetzt. Damit war die Konkurrenz zu schlagen. Der erste Stint von Schumacher sah gut aus, der zweite Stint war allerdings sensationell. Mit guten Rundenzeiten robbte er sich an Rosberg ran und weil Schumacher länger auf den weichen Reifen draußen bleiben konnte, überholte er seinen Teamkollegen an der Box. Am Ende war es P5, zwar weit weg von Mark Webber, aber immerhin.
Spannend war im Rennen eigentlich die ganze Zeit nur im Kampf um die Platze 9, 10, 11 und 12. Sutil, Alguersuari, Petrov, Senna und Perez liefert sich vor allem im letzten Drittel einen interessanten Kampf. Senna hatte Probleme mit dem KERS, und war damit chancenlos, Petrov schien zwar schnell zu sein, aber nicht schnell genug auf Geraden, um Perez und Sutil zu knacken. Der Deutsche lieferte ein sehr gutes Wochenende ab, an dem er seinen Teamkollegen voll im Griff hatte. Der hatte die Quali versemmelt und im Rennen versucht mit einer sehr aggressiven Strategie (Reifenwechsel nach wenigen Runden von Hart auf Soft) nach vorne zu kommen, was nicht klappte. Immerhin rettete Sutil die indische Ehre mit einem neunten Platz, was Vijay Mallya sehr erfreut haben dürfte. Der will im übrigen bis zum Rennen in Abu Dhabi die Fahrerpaarung für 2012 bekannt gegen. Sutil dürfte dann trotz seines guten Rennens, raus sein.
Im Hinterfeld fiel mir noch Lotus auf. Kovalainen, auch bedingt durch die vielen Ausfälle, schwamm teilweise bis auf Platz 12 vor und konnte den Platz auch lange halten. Erst, als die Wagen leichter wurden, kam die Konkurrenz vorbei. In der Quali fehlte auch nicht viel zu Q2, so dass man schon von einem Aufwärtstrend sprechen kann. Allerdings – der Rennspeed stimmt nicht, da fehlt Lotus locker bei den schnellen Runden.
Es war ein brauchbarer Grand Prix, aber kein Klassiker. Die Strecke ist gut, man muss hier und da noch ein paar Kleinigkeiten verbessern. Die DRS-Zone hätte länger sein müssen, oder man hätte sie früher anfangen lassen sollen. Die meisten Wagen waren Mitte der Geraden so schnell unterwegs, dass das DRS nur selten etwas brachte. Wenn man nach T3 aber schon knapp hinter dem Kollegen steckte, kam man auch ohne DRS vorbei, wie man einige Male sehen konnte. Die Tribünen waren angenehm gefüllt, das erwartete Chaos trat auch nicht ein, sieht man mal von den Tonproblemen bei sky ab. Die Formel Eins wird gerne wieder kommen.
4 Kommentare
Ja, das Rennen war eine schöne Einschlafhilfe am Sonntag. ;) Ich hoffe wirklich die Teams machen ihre Hausaufgaben und sorgen dafür, dass es nächstes Jahr wieder Rennen gibt. Wenn Vettel aus Langeweile anfängt Rundenrekorde zu jagen, sagt das im Grunde alles über die „Fähigkeiten“ der Konkurrenz.
Erheiternd war eigentlich nur das erneute Hamilton-Massa-Scharmützel. Eine ziemliche Dummheit von beiden in meinen Augen, warum Massa dann bestraft wird – man weiß es nicht. Das war eher der berühmte „normale Rennunfall“. Hamilton packt die Brechstange aus und sticht in eine im Grunde nicht vorhandene Lücke und Massa schmeisst die Tür zu. Nicht sonderlich schlau, aber auch nicht bestrafungswürdig.
Sehr hübsch auch die fassungslosen Ferrari-Gesichter als Massa es tatsächlich schafft, auch im Rennen die Radaufhängung zu zerschmettern, der Junge ist wie Hamilton auch nicht gerade in Bestform.
Das Rennen hat eindrucksvoll gezeigt, wie wenig DRS für die guten Rennen in der ersten Saisonhälfte getan hat und wie entscheidend die stark abbauenden Reifen dafür waren. Schade, dass man hier bei der FIA und bei Pirelli wieder zurück zum haltbaren Reifen geschwenkt ist.
Eins muss man aber noch erwähnen.Das war mit Abstand die schlechteste Liveübertragung von SKY seit DF1 Zeiten.
Da können einem Schulz/Surer schon fast leit tun.
Hauptsache wieder einen neuen Newskanal raus bringen.
SKY schämt euch.Ich hoffe bloss das die nicht so nächstes Jahr weiter machen.
Was hat das bitte schön noch mit PayTV zu tun?
Keine Sorge, dass werden Sie nicht =)
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