Die Gatorade Duels sind Geschichte – zumal auch Budweiser im nächsten Jahr das Sponsoring der Qualifikationsrennen übernehmen wird – und damit stehen alle 43 Starter für das Daytona 500 fest. Zeit also, sich noch einmal einen letzten Überblick vor dem Great American Race zu verschaffen.
Das erste Duel am Donnerstagabend war mit Sicherheit das spannendere und spektakulärere von beiden. Drei Cautions über 60 Runden sorgten dafür, dass das Rennen nicht so wirklich in einen Fluss kam und auch oft nicht so ganz nachzuvollziehen war, wer denn nun einen der beiden Transfer-Spots inne hatte. Trevor Bayne und Michael Waltrip schnitten leider nur unterdurchschnittlich ab und hatten auf ihre Weise mit der Qualifikationsmühle kämpfen: Bayne fehlten als Zwölftem nur drei Positionen auf Robby Gordon, um sich neben seiner schnellen Zeit aus dem Einzelzeitfahren noch ein weiteres Mal zu qualifizieren. Letzterer startet als zweiter Nicht-Top-35-Fahrer damit zwar neben Michael McDowell im Daytona 500, hatte jedoch trotzdem eine ordentliche Krawatte:
Terry Labonte ruhte sich nach Meinung von Gordon allzu sehr auf seinem Champions-Provisional aus und bog bereits nach 12 Runden mit den üblichen Start-&-Park-Begründungen in die Boxengasse ab, da er ja eh einen Startplatz am Sonntag sicher hatte. Er tat dies aus dem einfachen Grund, weil sein Team nur mit einem einzigen Auto nach Daytona gekommen war, welches man nicht unbedingt in dieser klaren Situation aufs Spiel setzen wollte. Man kann ihm daher nicht wirklich einen Vorwurf machen, immerhin hat er nur die Regeln zu seinem Vorteil ausgenutzt. Ob die Regeln so auch gut formuliert sind, steht natürlich auf einem anderen Blatt!
Zur Ergänzung: Die erste Gelbphase recht früh im Rennen sah ein ziemlich geschreddertes Auto mit der Startnummer #42, nachdem Juan Pablo Montoya unverschuldet zwischen David Gilliland und Paul Menard eingeklemmt wurde. Caution #3 ereignete sich in der letzten Runde ausgangs von Turn 2, als Danica Patrick ebenso unschuldig abgeschossen wurde und verdammt heftig in der inneren SAFER-Barrier einschlug. Schön konnte man ihre Open-Wheel-Gewohnheit erkennen, da sie sofort die Hände vom Lenkrad nahm, als der Unfall nicht mehr zu vermeiden war. Selten konnte man auch derart detaillierte Aufnahmen – gerade aus dem Wageninneren – von einem Crash sehen, was ich als sehr aufschlussreich empfand.
Sowohl Patrick als auch Montoya werden daher mit dem Backup-Auto das Daytona 500 vom Ende des Feldes aufrollen. Tony Stewart gewann das erste Duel am Ende unter Gelb vor Dale Earnhardt Jr, welcher eine echte Siegchance hatte und auch schon zuvor mehrere Runden in Führung lag, und einem sehr sehr starken Marcos Ambrose, der schon im Budweiser Shootout glänzen konnte. Pechvogel des Rennens war Michael Waltrip, der außerhalb der Sequenz an die Boxengasse kommen musste und damit den Draft verlor. Bei der Ausfahrt auf die Strecke setzte er dann seinen Toyota in der ganzen Aufregung durch einen dummen Anfängerfehler in die Mauer, was das Aus für seine Daytona-500-Träume bedeutete.
Das zweite Duel empfand ich mehr oder weniger als Langweiler: Matt Kenseth konnte sich in einem Rennen ohne Cautions am Ende durchsetzen und ließ Regan Smith sowie Jimmie Johnson hinter sich; auf den beiden Transfer-Spots kamen Dave Blaney und Joe Nemechek ins Ziel. Für Blaney sicherlich eine späte Genugtuung, nachdem er seine Owner-Points an Danica Patrick verloren hatte. Das Beispiel Joe Nemechek zeigte, wie wichtig Mannschaftsarbeit auf einem Superspeedway ist: Teamkollege Bill Elliott schob den vom Draft abgeschnittenen Wagen mit der #87 ohne Rücksicht auf Verluste, auch als der Kühler zu explodieren drohte. Zwar hatte er sich selbst auch Rundenrückstand eingefangen und lag sogar noch hinter dem direkten Nemechek-Verfolger Robert Richardson Jr, der hatte ohne Hilfe aber keine Chance.
Auffällig war noch, dass sich die beiden Burger-King-Toyotas von Landon Cassill und David Reutimann ebenfalls sehr früh aus beiden Duels zurückgezogen haben, da sie über ja die Owner-Punkte von Red Bull verfügen. Neben Terry Labonte schieden auch Tony Raines und David Stremme recht schnell wegen Vibrationen aus, weil sie ihren Platz im Daytona 500 über das Pole-Qualifying sicher hatten. Das muss man wahrscheinlich genau so wie die Terry-Labonte-Situation bewerten, obwohl ich nicht beurteilen kann, ob diese Teams ebenfalls über keine Backup-Autos verfügten. Gerade von BK Racing bin ich aber etwas enttäuscht, hatte man doch angekündigt, eben kein Start-&-Park-Team sein zu wollen. Wenn man dann noch eine Viertelmillion Dollar für die Teilnahme am Great American Race absahnt, wirkt das schon fast ein wenig frech.
Alles in allem hatten also alle Fahrer auf den nachfolgenden Qualifikationsplätzen hinter Trevor Bayne, Tony Raines und David Stremme vergeblich auf Schützenhilfe gewartet. Besonders bitter war das wie erwähnt für Michael Waltrip und Kenny Wallace. Sowas habe ich so auch noch nicht gesehen.
Im Hinblick auf das Daytona 500 am Sonntag bedeuten die Erkenntnisse der beiden Gatorade Duels, dass man sich mal wieder nicht sicher sein kann, was passiert. Bleiben die Piloten ruhig, könnte es sehr langweilig werden. Drehen alle schon beim Start durch, wird es ein sehr langer Abend. Die Push-Unfälle aus dem Budweiser Shootout hat man in den Gatorade Duels nur noch ansatzweise gesehen, die Fahrer haben sich den veränderten Gegebenheiten sehr gut angepasst. Den Trucks hat man im Vorfeld von Daytona ja auch einige Änderungen am Kühlkreislauf verpasst und wohin das geführt hat, konnte man in der letzten Nacht ja sehr gut sehen:
Versuche eines Two-Truck-Draft waren von vornherein fast vergebens, da sofort eine Wasserfontäne aus dem Überdruckventil schoss, wenn zwei Wagen länger als eine halbe Runde zusammenblieben. Das Rennen selbst war spektakulär, es gab einen Rookie-Sieger und zwei heftige Unfälle mit fliegenden Trucks. Zum Glück gab es aber keine Verletzten zu beklagen! Weitere Erkenntnisse wird mit Sicherheit das heutige Nationwide-Series-Rennen bringen: Dort startet Danica Patrick übrigens von der Pole-Position! Das Final-Practice des Sprint Cups läuft zurzeit noch und es sind wieder mehr Autos auf der Strecke als noch in den Trainings-Sessions vom Freitag.
Noch eine kleine Einschätzung der Stärkeverteilung: Für das Daytona 500 selber habe ich vor allem die Restrictor-Plate-Spezialisten auf der Rechnung, denn Dale Earnhardt Jr und Tony Stewart haben über die Speedweeks ihre Fähigkeiten wieder einmal unter Beweis gestellt. Dazu kommen die Roush-Fords, welche so langsam den Earnhardt-Childress-Motoren ihren Superspeedway-Rang ablaufen. Als Dark-Horses würde ich dagegen Marcos Ambrose und Regan Smith bezeichnen, da könnte noch eine dicke Überraschung warten. Zudem darf man Kyle Busch und Carl Edwards noch ein wenig aus der Masse herausheben.
Abschließend gibt es noch die endgültige Teilnehmer- bzw. Starterliste des Daytona 500 sowie einen Zeitplan für das Rest-Wochenende:
Ausstrahlungsdaten
Samstag, 25.02.
16:30 Uhr, Sprint Cup Series Daytona 500 Final Practice, SPEED
18:00 Uhr, Nationwide Series Rennen (Drive4COPD 300), ESPN2
Sonntag, 26.02.
19:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Daytona 500), FOX
Alle Angaben sind ohne Gewähr!





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