Home NASCAR NASCAR: Vorschau Las Vegas 2012

NASCAR: Vorschau Las Vegas 2012

von KristianStooss
1 Kommentare

Die Spielermetropole Las Vegas in der Wüste von Nevada freut sich an diesem Wochenende auf den NASCAR-Tross und das dritte Saisonrennen des noch frischen Jahres. Damit steht auch der erste Auftritt eines 1,5-Meilen-Intermediate-Ovals an und da dieser Streckentyp im Kalender übermäßig stark vertreten ist, kann man den Sonntag schon als Kompass für 2012 bezeichnen.

Der Las Vegas Motor Speedway rückt wieder in das Licht der Öffentlichkeit, nachdem das letzte Motorsport-Jahr auf selbigem Intermediate Oval leider einen sehr traurigen Abschluss fand. Was das Fahrverhalten der IndyCars ziemlich verheerend beeinflusste, wird das NASCAR-Rennen am Sonntag allerdings vermutlich wieder recht ansehnlich gestalten: Das progressive Banking von ungefähr 20° sorgt dafür, dass auf dem ersten 1,5-Meiler in dieser Saison mehrere gleichwertige Fahrspuren nebeneinander existieren können. Wenn das Auto die bekannten Schläge der leicht welligen unteren Spur nicht so gut wegsteckt, dann geht es auch oben an der Mauer noch schnell entlang – oder eben einfach in der Mitte.

Nachdem das nicht so aussagekräftige Restrictor-Plate-Rennen in Daytona und die Fahrt auf der erst kürzlich umgebauten Bahn in Phoenix noch keine wirklich interessanten Prognosen für die diesjährige Performance der Teams ermöglichten, dürfte das an diesem Wochenende beim dritten Saisonrennen ein wenig anders sein: Las Vegas ist nämlich das erste 1,5-Meilen-Intermediate-Oval im 2012er-Kalender und traditionell folgen im Laufe des Jahres noch überproportional viele weitere Rennstrecken mit einem sehr ähnlichen Charakter. Das Rennen am Sonntag ist also ein erster Kompass für die Kräfteverteilung auf den so wichtigen Cookie-Cuttern, die immer noch ein Drittel aller Cup-Läufe pro Jahr ausrichten.

Michigan und Fontana habe ich allerdings aus dieser Rechnung herausgelöst, denn auf den 2-Meilen-Ovalen gelten noch wieder andere Gesetze, wie die jahrelange Ford-Dominanz auf den beiden Strecken beweist, während Jimmie Johnson die 1,5-Meiler als sein Wohnzimmer bezeichnen durfte. Eben dieser Johnson hält auch die Bestmarke in puncto Anzahl der Las-Vegas-Siege: Ganze vier Mal holte sich der Dauermeister als Erster die schwarz-weiß-karierte Flagge ab, jedoch waren die ersten drei davon zwischen 2005 und 2007 noch bei den letzten Auftritten des alten Cup-Wagens.

Die bisher vier CoT-Rennen seit 2008 entschieden Carl Edwards (2008 und 2011), Kyle Busch (2009) und Jimmie Johnson (2010) für sich, wobei Edwards‘ Erfolg im Vorjahr gleichzeitig auch sein einziger Saisonsieg war. Traditionell wechseln sich die Ford- (7x) und Chevrolet-Teams (5x) in der Wüsten-Victory-Lane ziemlich regelmäßig ab, während Toyota erst ein Mal zum Zuge kam, als eben Kyle Busch sein Heimrennen gewann. Interpoliert man diesen Trend in die Zukunft und mixt ein wenig Daytona sowie Phoenix dazu, dann vermute ich die Ford-Truppe von Roush-Fenway Racing am Sonntag als tonangebend:

Greg Biffle fuhr in den ersten beiden Saisonrennen in die Top5 und möchte diesen Trend auch gerne fortsetzen, während Matt Kenseth das Daytona 500 gewann. Carl Edwards hat zwar noch etwas Nachholbedarf, aber dafür die bessere Las-Vegas-Statistik.

Im Team von Richard Petty Motorsports empfand ich die Performance von Marcos Ambrose in den ersten beiden Rennen als wirklich sehr stark. Leider konnte er weder in Daytona noch in Phoenix aufgrund nicht selbstverschuldeter Umstände ein eigentlich verdientes Top5-Resultat abholen.

Auf Toyota-Seite werden Phoenix-Sieger und Tabellen-Spitzenreiter Denny Hamlin und sein Teamkollege Kyle Busch nachlegen wollen, wobei sich auch hier die Kräfteverteilung wie beim Team von Jack Roush etwas ungewohnt verteilt. Ausgerechnet der letztjährige Last-Minute-Chaser Hamlin liegt mit zwei Top10s in zwei Saisonrennen vorne.

Außerdem haben Mark Martin und Martin Truex Jr für Michael Waltrip ziemlich gute Ergebnisse eingefahren und können vielleicht in Las Vegas den Aufwärtstrend der Mannschaft bestätigen; einzig Ebenfalls-Neuankömmling Clint Bowyer schwächelt noch etwas.

Ein Wechsel der Blickrichtung hinein ins Chevy-Lager sieht Kevin Harvick (3.) derzeit am weitesten vorne in der Punktetabelle, wobei er seit Saisonbeginn seine beiden Teamkollegen klar im Griff hatte.

An letzter Stelle komme ich heute auf Hendrick Motorsports zu sprechen, die einen wahrhaft katastrophalen Start in die Saison erwischt haben. Um der Tatsache dann noch die Krone aufzusetzen, ist ausgerechnet Dale Earnhardt Jr  (4.) derzeit der beste Fahrer des Teams! Jedoch konnte er nur in Daytona überzeugen, während er in Phoenix nicht über das vordere Mittelfeld hinauskam. Im Vergleich zum Rest vom Hendrick-Schützenfest sind das aber wahre Glanzlichter, denn Jeff Gordon (22.), Kasey Kahne (32.) und vor allem Jimmie Johnson (37.) – nach dem Daytona-Unfall und seiner Strafe – rangieren derzeit abgeschlagen außerhalb der Top20.

Spätestens am Sonntag wird sich dann also zeigen, ob der festgestellte Trend anhält oder sich die Vorzeichen wieder umkehren. Genau wie bei den Top35 der Owner-Punkte muss man aber auch der Fahrertabelle ein paar Rennen lassen, bis sich die erste Aufregung gelegt hat. In der NASCAR kann in zwei Wochen schon wieder alles ganz anders aussehen. Spannend wird auch der erste Rennauftritt des Fuel-Injection-Pakets auf einem Intermediate-Oval anzuschauen sein, denn im kompetitiven Umfeld abseits der Testfahrten hat das EFI ja schon erste Schwächen offenbart, die es seitens der Hersteller nun zu lösen gilt.

Zum Abschluss folgen an dieser Stelle wie gewohnt noch die Links (PDF) zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie die Entry-List und ein Zeitplan für das Wochenende:

Das Rennen beginnt am Sonntagabend bereits eine Stunde früher als bei den Westküsten-Rennen gewohnt, weil die Amerikaner ihre Uhren schon an diesem Wochenende eine Stunde vor stellen. Da wir erst am 24./25. März nachziehen, findet auch das nächste Rennen in Bristol schon um 18 Uhr statt.

Ausstrahlungsdaten

Freitag, 09.03.
19:30 Uhr, Nationwide Series Practice, SPEED
21:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, SPEED
23:00 Uhr, Nationwide Series Final Practice, SPEED
00:30 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, SPEED

Samstag, 10.03.
18:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, SPEED
19:30 Uhr, Nationwide Series Qualifying, SPEED
21:00 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, SPEED
23:00 Uhr, Nationwide Series Rennen (Sam’s Town 300), ESPN2

Sonntag, 11.03.
20:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Kobalt Tools 400), FOX

Das könnte Dir auch gefallen

1 Kommentare

Reinhard54 9 März, 2012 - 23:36

Danke, KristianStooss, für die, wie immer, ausführliche Vorschau. –
Ich bin auch gespannt, wie es auf den Cookie-Cutters losgeht, obwohl ich diese 1,5miler persönlich nicht so sehr mag (es gibt meiner Meinug nach zu viele Rennen auf diesen gleichartigen Strecken). – Trotzdem wird es interessant, zu sehen, wie sich nach den ersten beiden Rennen auf eher untypischen Kursen, die Kräfteverhältnisse einpendeln.
Ich hoffe, es gewinnt ein Chevrolet….
Reinhard54

P.S. in der Anylyse über Hendrick sollte es bei Junior statt „ausgerechnet“ wohl eher „erwartungsgemäß“ heißen…, oder? (ups…)

Comments are closed.