Hat es die NASCAR also doch noch geschafft, an einem gemeinsamen Wochenende mit der Formel 1 und den IndyCars mal das kürzeste Rennen aller drei Serien abzuliefern. Ursache war der Regen in Fontana, welcher wie erwartet kurz nach Halbzeit der Veranstaltung kam.
„Man ist gefahren!“ So oder so ähnlich könnte die passende Kurzzusammenfassung des einzigen Saisonrennens auf dem Auto Club Speedway lauten, denn viel mehr ist am Sonntag eigentlich nicht passiert. Bereits lange vor dem Rennen war klar, dass eine Regenfront von der Küste in Richtung des Ovals ziehen würde. Im Nachhinein wahrheitsgemäße Schätzungen gingen dann kurz vor dem Start davon aus, dass man bis zum Eintreffen des Niederschlages zumindest die Hälfte des 200-Runden-Marathons würde absolvieren können. Die obligatorische zweistündige Pause zum Trocknen der Strecke oder eine Verschiebung auf den Montag konnte man somit umgehen, weil ein NASCAR-Rennen ab diesem Zeitpunkt wenigstens offiziell als Abgehalten gilt.
Natürlich gab es somit auch einen verbindlichen Sieger und der hieß Tony Stewart, welcher sich in Fontana seinen zweiten Saisonerfolg sichern konnte. Von Startplatz 9 kommend holte Stewart sich nach 85 Runden die Führung von Kyle Busch, der seinerseits den Teamkollegen und Polesitter Denny Hamlin schon im zweiten Umlauf beerbt hatte. Das war es dann auch schon mit der Analyse für diese Woche, denn mit Beginn des Regens in Runde 123 wurde gleichzeitig auch die erste und einzige Caution des Tages ausgelöst. Spaß beiseite, denn natürlich gab es auch an diesem Sonntag wieder die üblichen Einzelschicksale, auf die ich in dieser Analyse dank Ereignismangel etwas genauer eingehen kann.
Zwei Sequenzen von Green-Flag-Pitstops gab es im Verlauf des Rennens, wobei die letzte Serie kurz nach Erreichen der Rennhalbzeit anbrach und Jeff Gordon ins Verderben riss: Sein Tankwart bekam nach dem Boxenstopp die Benzinkanne nicht rechtzeitig aus dem Einfüllstutzen und wurde samt Equipment unsanft aus dem eigenen Pitstall entfernt, was NASCAR bekanntlich nicht gerne sieht. Eine Stop-&-Go-Strafe (Ja, richtig gelesen!) wurde verhängt, damit Crew und Fahrer im Nachsitzen zeigen konnten, dass man auch ohne Zwischenfälle in der einen Box halten und wieder abfahren kann. Gordons Rennen war damit natürlich dahin und somit auch ein fast sicheres, dringend benötigtes Top5-Resultat. Am Ende stand für ihn nur Platz 26 auf dem Anzeigeturm im Infield.
Besser erwischte es seinen Teamkollege Jimmie Johnson, dessen Hendrick-Chevrolet mit der #48 nach dem Beginn des Regens plötzlich seltsame Rauchzeichen von sich gab. Glück im Unglück war für ihn, dass kurz danach das Rennen abgebrochen wurde und Johnson den Motor bis dahin unter gelber Flagge noch in einem Stück halten konnte. Mehr als Platz 10 war aber auch für den Dauermeister nicht drin, weil er kurz nach Auslösen der Caution noch einmal zum Tanken ging und somit ebenfalls ein Top5-Ergebnis verschenkte.
Diese erste und einzige Gelbphase mit Beginn der Niederschläge sorgte auch für ein echtes Kuriosum, denn neben Johnson wollten auch noch einige andere Fahrer offenbar ernsthaft pokern. So gingen ebenfalls Mark Martin, Matt Kenseth und auch der bis dato zweitplatzierte Denny Hamlin zum Nachfassen. Eingeleitet hatte diesen Reigen ein Täuschungsmanöver von Tony Stewart, der kurz vor der berühmten Commitment-Cone wieder hoch auf die Strecke zog. Die amerikanischen Kollegen von FOX bekamen erstmal kollektiv einen Herzkasper und auch im Nachhinein konnte sich niemand erklären, warum unter anderem Hamlins Crew so ein Wagnis bei Vorliegen der sehr eindeutigen Wetterradarbilder eingehen wollte.
Kyle Busch schaltete rechtzeitig und sicherte sich Platz 2 hinter Stewart, während Denny Hamlin auf Rang 11 durchgereicht wurde. Dritter wurde Dale Earnhardt Jr, welcher in der Fahrerwertung weiterhin die nach wie vor schwache Hendrick-Armada anführt. Kevin Harvick und Carl Edwards komplettierten die Top5 in einem ansonsten aussage- und ereignislosen Rennen, welches fünf Runden nach dieser Boxenstopp-Eskapade durch die rote Flagge abgebrochen werden musste.
Nur eine halbe Stunde ließ die NASCAR sich dann bitten und erklärte das Rennen im Angesicht des immer stärker werdenden Regens für beendet und damit Tony Stewart zum Sieger. Alles in allem kann man sagen, dass die Offiziellen keineswegs gezögert haben und dieser Ablauf schon fast von vornherein festgezurrt war. Damit will ich nicht andeuten, dass da irgendwo nachgeholfen wurde, aber das Ausbleiben von Debris-Cautions hat zumindest nicht verwundert. Immerhin wollte man dem zahlenden Publikum so viele Runden unter Renntempo wie möglich bieten.
Vielleicht wäre eine Caution samt Restart nach den absolvierten zweiten Green-Flag-Pitstops und damit nach Erreichen des inoffiziellen Ziels (Halbzeit) aber doch ganz nett gewesen, um die Schlussphase ein wenig spannender zu gestalten. Zwar hatte Tony Stewart wohl das schnellste Auto im Feld, doch gerade Denny Hamlin machte kurz vor dem Abbruch noch einmal Druck, den Führenden einzuholen. Da Hamlin seine Stärke das gesamte Wochenende über zur Schau stellte, hätte ich mir dann doch noch einen herrenlosen Hot-Dog-Wrapper zwischen den Runden 100 und 110 auf der Strecke gewünscht.
Die interessantere Story am Wochenende war aber eigentlich die Ermittlung der ersten verbindlichen 2012er-Top35-Teams innerhalb der Owner-Points. Diese 35 besten Startnummern haben nun nächste Woche in Martinsville ein garantiertes Startrecht und fortan werden auch die Top35 jeweils wöchentlich aktualisiert. Bisher galten als Schonfrist ja noch die finalen 2011er-Top35-Platzierungen über die ersten fünf Saisonrennen. Nach Fontana zeigen sich ein paar kleine Veränderungen, wobei sich Kasey Kahne als wichtigster Fall mit Rang 14 noch einmal auf 25 Punkte vor dem Cut in Sicherheit bringen konnte und jetzt Platz 27 in der Owner-Wertung belegt.
Landon Cassill verlor dagegen nach seinem schwachen Finish den festen Startplatz der #83 für BK Racing und das ausgerechnet an David Reutimann, welcher die #10 von Tommy Baldwin Racing bzw. Stewart-Haas Racing wieder in die Top35 fahren konnte. Somit ist – wenn auch vorerst knapp – die Qualifikationsmühle für Danica Patrick wieder außen vor. Dazu muss Reutimann den Wagen aber Woche für Woche mit guten Resultaten ebendort behalten.
Da die #10 nach den alten 2011er-Owner-Punkten allerdings schon für die ersten fünf Saisonrennen gesetzt war, muss das verlorene garantierte Startrecht an jemand anderes übergegangenen sein. Dieser Jemand ist Dave Blaney in der #36 von – ebenfalls – Tommy Baldwin Racing, welcher sich wegen der Lex Danica ja mühsam Rennen für Rennen qualifizieren musste und dessen späte Genugtuung nun tatsächlich sogar Platz 28 in den Top35 ist!
Stark abgerutscht ist in Fontana die #33 von Richard Childress Racing (35.), welche von Brendan Gaughan direkt in der ersten Runde wegen Motorproblemen geparkt wurde. Dass das ein geplanter Start-&-Park-Einsatz war, kann ich nicht ausschließen. Das Team setzt wider Erwarten aber noch eine Schippe drauf und tritt auch in Martinsville mit dem dortigen Spezialisten Hermie Sadler auf den Plan. Eng wird es auf besagtem Shorttrack bei genauerer Betrachtung dann für eben diese drei Teams mit den Startnummern #10, #33 und #83, welche exakt fünf Punkte auseinanderliegen.
Die gesamten offiziellen Ergebnisse können hier inklusive weiterer Statistiken noch einmal bei Jayski.com nachgeschaut werden. Zum Abschluss folgt wie gewohnt die Übersicht zu den Punkteständen bei den Fahrern und in der Owner-Wertung (Achtung: Alles PDF-Dateien!).