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NASCAR: Analyse Darlington 2012

von KristianStooss
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„Was lange währt, wird endlich gut!“ So lautet die Phrase, welche das Erreichen dieses Meilensteins in Rick Hendricks Karriere wohl am besten beschreibt: Nachdem damals Jeff Gordon Sieg Nummer 100 einfahren durfte, blieb die nächste Messlatte in Form von 200 Einzelerfolgen für Hendrick Motorsports „Mr. Five Time“ Jimmie Johnson vorbehalten.

16 Rennen, bzw. gut ein halbes Jahr, musste Rick Hendrick nun auf den 200. Rennsieg seines Teams warten, bis mit Jimmie Johnson der erfolgreichste Fahrer von Hendrick Motorsports die Zahlen endlich geraderückte. 2011 im Chase-Rennen von Kansas gewann der Dauermeister schon die Nummer 199 für seinen Teamchef, bis dann die sechstlängste sieglose Serie in der Geschichte der Mannschaft folgte. Am Wochenende in Darlington musste Johnson dafür mit dem Sprit haushalten und den ebenfalls sehr konkurrenzfähigen Tony Stewart auf dem Weg zu seinem ersten Erfolg auf dieser Strecke ausbremsen. Wie ihm das gelungen ist, schauen wir uns in dieser Analyse etwas genauer an. Die erste Rennhälfte ist dabei ähnlich wie zuletzt in Talladega recht schnell zusammengefasst, da sie – wie im Vorfeld befürchtet – komplett ohne Cautions auskam:

Polesitter Greg Biffle konnte seine Führung bis zu den ersten Green Flag Pitstops um Runde 50 retten, musste sich dann aber den neuen Reifen von Kyle Busch und natürlich auch dem Rest seines Autos beugen, da der Gibbs-Pilot von schon einige Runden zuvor die Boxengasse ansteuerte. Dies war nötig geworden, um dem schlechten Handling der #18 zu begegnen, das Busch in den ersten 20 Runden bereits von Platz 5 aus den Top15 spülte. Da seine Gummis daher natürlich vor dem Rest des Feldes aufgebraucht waren, konnte Biffle sich die Führung schon in Runde 73 zurückholen.

Während der zweiten Boxenstopps unter Grüner Flagge gegen Runde 100 holte sich dann der spätere Sieger die Spitzenposition ab, nachdem er schon zuvor das gesamte erste Renndrittel innerhalb der Top5 absolviert hatte. Diese sollte Jimmie Johnson dann auch erstmal eine Zeit lang behalten, da er sich bis zum nächsten Pit-Stop-Reigen in Umlauf 150 schon mehr als sechs Sekunden auf den Rest des Feldes herausfahren konnte. Der etwas konservative Aufenthalt bei seiner Mannschaft schmolz seine Führung zwar etwas ein, doch machte das zunächst keinen Unterschied.

Kurz vor Rennhalbzeit war es dann soweit und NASCAR konnte in Runde 172 die ersten Anzeichen von Trümmerteilen in Turn 2 wahrnehmen. Nach dem Restart musste sich Jimmie Johnson in einem engen Kampf mit Kyle Busch herumschlagen, wobei die Führung einige Male hin und her wechselte. Johnsons Teamkollege Jeff Gordon löste dann bereits in Umlauf 194 Gelbphase #2 aus, weil ihm der linke Hinterreifen an seinem Chevrolet im Stich ließ.

Da zu diesem Zeitpunkt erst ein halber Fuel-Run gefahren war, begann die Konkurrenz in Form von Denny Hamlin das Pokerspiel und verzichtete gänzlich auf einen Boxenstopp. Einige Fahrer holten sich in diesem Sinne nur zwei neue Reifen und verbannten Jimmie Johnson deshalb an das Ende der Top10, womit er sich bis zum Finale aus der Entscheidung des Rennens verabschieden musste. Zwar hielt sich Johnson konsequent in den Top10/Top5 auf, jedoch musste er die verlorene Track-Position erst wieder mühsam auf der Strecke zurückgewinnen.

Kasey Kahne startete auf der Außenbahn mit eben zwei neuen Gummis gegen den altbereiften Hamlin und konnte recht schnell die Führung übernehmen, während der Chevrolet von Jeff Gordon in kurzen Abständen den zweiten und sogar dritten linken Hinterreifen in die ewigen Jagdgründe schoss. Diese beiden Male wurde zwar keine Gelbphase ausgerufen, für Gordon war das Rennen allerdings hinüber.

Interessant wurde es dann gegen Runde 230, als sich der immer noch zweitplatzierte Denny Hamlin so langsam aber sicher dem Ende seines Fuel-Runs näherte, weil er bekanntlich um Runde 174 zuletzt getankt hatte. Für ihn kam die folgende Caution natürlich wie gerufen, netterweise wieder wegen Debris, dieses Mal allerdings in Turn 3. Hamlin hatte echt ein mordsmäßiges Glück, dass er sich zunächst an die Spitze pokern konnte, nur um dann noch eine sehr sehr günstige Gelbphase zum nachfassen abzugreifen.

In der Boxengasse arbeitete die Mannschaft der #11 klar am schnellsten und sah sich beim Restart an, wie Hamlin den Kampf gegen Greg Biffle erfolgreich bestritt, wobei Letzterer sogar eher noch zurückfiel. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Teamkollegen Kyle Busch und Joey Logano übrigens sogar die Positionen 1, 2 und 7 für Joe Gibbs Racing inne und konnten ihre gewohnte Stärke auf der „Lady in Black“ seit Einführung des CoTs eindrucksvoll untermauern.

Bis zu den nächsten Green-Flag-Pitstops um Runde 282 konnte Hamlin die Spitzenposition halten, wurde dann allerdings an der Box von einem unglücklich parkenden Bobby Labonte blockiert und musste die Führung somit an seinen Markenkollegen Martin Truex Jr abgeben. Truex machte daraufhin mit Hilfe der Clean-Air sehr schnell klar, dass er ebenfalls einen Anspruch auf den Rennsieg erheben würde. In Umlauf 298 löste dann eben jener Labonte mit einem Dreher die vierte Gelbphase aus und läutete somit eine leicht zerfahrene Schlussphase in Darlington ein.

Wichtig ist es an dieser Stelle zunächst, auf Tony Stewart hinzuweisen, der sich nach einem Start außerhalb der Top15 zur Halbzeit in die Top10 fahren konnte und schon kurze Zeit danach ebenfalls in der Lage war, die Top5 zu knacken. Diese vierte Gelbphase entwickelte sich dann aber fast zum Desaster für Smoke, als er viel Zeit an der Boxengasse verlor, weil das Team einen Kupplungs- oder Getriebeschaden an der #14 vermutete. Irgendwie bekam man das Problem aber wieder in den Griff und konnte Stewart noch in der Führungsrunde zurück ins Rennen schicken, was ihn im Anschluss nur noch stärker werden ließ. Er sollte nämlich später zum schärfsten Konkurrenten für Jimmie Johnson werden.

Nach diesen vorletzten Boxenstopps in Folge der Gelbphase lautete die Reihenfolge innerhalb der Top5 wie folgt: Martin Truex Jr, Kyle Busch, Jimmie Johnson, Joey Logano und Denny Hamlin nahmen den Restart an der Spitze auf und hatten dabei allesamt nur zwei neue Reifen zur Verfügung. Bei noch etwas mehr als 60 zu fahrenden Runden war der Besuch bei den Pitcrews übrigens der (vermeintlich) VORletzte Tankstopp, um das Fuel-Window nicht aus dem Rahmen fallen zu lassen. Diese Feststellung sollte in wenigen Runden noch sehr wichtig werden.

Da Cautions natürlich erfahrungsgemäß gerne mal zu weiteren Cautions führen, blieb der große Knall nur vier Umläufe aus, bis sich Regan Smith in Turn 4 einen etwas größeren Darlington-Stripe abholte. Weil die Teams nun in der Lage waren, ihren Fahrern ausreichend Sprit bis zum Ende des Rennens mitzugeben, wurde diese Möglichkeit auch sofort ausgiebig genutzt. Fast alle Piloten kamen zum Auftanken an die Box, nur Chad Knaus setzte alles auf eine Karte und teilte Jimmie Johnson mit, dass sie lediglich drei Runden short wären. Relativ am Anfang des Benzinfensters könnte die Rechnung bei einigen weiteren Cautions also tatsächlich aufgehen. Johnson tat wie ihm befohlen und schaltete – auch mittels der Onboard-Kamera ersichtlich – in regelmäßigen Intervallen seinen Motor kurz ab.

Der Restart in Runde 311 sah zunächst einen spannenden Kampf um die Führung zwischen Jimmie Johnson und Kyle Busch, wobei Letzterer zwar recht schnell die Spitzenposition übernehmen konnte, allerdings hielt diese Freude nicht lange an: Dieses Mal dauerte das Glück nur fünf Umläufe, bis Jamie McMurray der „Lady in Black“ zum Opfer fiel und die Mauer ein wenig härter touchierte. Während einige Fahrer daraufhin erneut die Boxengasse ansteuerten, wurde Johnson derweil angewiesen, die Spritspar-Taktik fortzusetzen. Im folgenden Green-Flag-Run über diesmal elf Runden gelang es Johnson dann sogar, dem immer noch Führenden Busch ein letztes Mal den Platz an der (mittlerweile Mitternachts)sonne abzunehmen.

Es sollten noch zwei Gelbphasen (Reed Sorenson (Caution #7) sowie Kurt Busch & Ryan Newman (Caution #8)) folgen, doch Jimmie Johnson war der Sieg nicht mehr zu nehmen. Nicht einmal die Restarts, welche zuerst Kyle Busch und dann den Top5-Rückkehrer Tony Stewart wieder dicht an den Dauermeister heranbrachten, konnten die Fahrt der #48 in die Victory-Lane noch verhindern. Dabei mussten alle Beteiligten über 50 Runden lang zittern und ausgerechnet Tony Stewart ging auf den letzten Metern noch der Sprit aus. Smoke war zwar später als Johnson noch einmal an der Tankstelle, jedoch wechselte er deswegen nie in den Spritspar-Modus.

Jimmie Johnson konnte sein Benzinfenster auf dem Weg zum Sieg auf sagenhafte 68 Runden vergrößern, wobei man natürlich auch die vier bzw. fünf Gelbphasen zum Schluss mit einberechnen muss. Die vielen Cautions gegen Ende zogen das Rennen auch ganz schön in die Länge: Insgesamt blieb es übrigens bei durchaus im Bereich des Erwartungswertes liegenden 3h45min. Die Entscheidung von Chad Knaus war absolut gewagt, immerhin wurde das Rennen am Ende sogar noch um eine Runde verlängert und es hätte natürlich auch total daneben gehen können. Der Call fand aber letztendlich einen würdigen Abschluss in Form des längst überfälligen Sieges von Hendrick Motorsports!

Die weiteren Platzierungen:

– Hinter Johnson komplettierten Denny Hamlin, Tony Stewart, Kyle Busch und Martin Truex Jr die Top5, wobei jeder der genannten Fahrer ebenso gut in der Victory-Lane hätte stehen können.

– Die Plätze 6-10 belegten Matt Kenseth, Carl Edwards, Kasey Kahne, Marcos Ambrose und Joey Logano. Gerade die Fords konnten also wie erwartet einen soliden Punktetag absolvieren, auch wenn Greg Biffle nur Zwölfter hinter Clint Bowyer wurde. Außerdem sind zwei der drei Toyotas von Michael Waltrip Racing letztlich relativ weit vorne ins Ziel gekommen, wenngleich die Konkurrenz-Truppe bei Joe Gibbs Racing weitaus besser unterwegs war und sogar einen 2012 eher schwachen Logano in den Top10 platzieren konnte.

– Von Brad Keselowski (15.) habe ich mir ein wenig mehr erwartet, er lag den gesamten Tag über nur um die zehnte Platzierung herum und hatte nach einem Mauerkuss mit dem Handling zu kämpfen.

– Ebenso konnte auch Dale Earnhardt Jr nicht überzeugen und fuhr mit Rang 17 sein schlechtestes Saisonresultat ein. Wenigstens liegt er in der Meisterschaft immer noch solide auf Platz 3. Greg Biffle und Matt Kenseth trennen ganz vorne übrigens noch zwei winzige Pünktchen, während Junior seinerseits nur 12 Zähler hinter den beiden Führenden liegt.

– Die drei Reifenschäden von Jeff Gordon brachten ihm am Ende nur Platz 35 ein, womit sein Rückstand auf die Chase-Ränge nun schon auf 96 Punkte angewachsen ist. Gordon hatte ja schon vor einigen Wochen den Posten des am schlechtesten platzierten Hendrick-Fahrers von Kasey Kahne übernommen, welcher derweil seine Top10-Serie fortsetzen konnte und nun mit 54 Zählern Abstand zu Platz 10 wieder etwas bessere Karten besitzt.

– Kurz erwähnt sei natürlich auch noch Danica Patrick, die ihr persönliches Ziel in Darlington erreichen konnte, das da „Durchfahren“ lautete. Patrick hielt sich bis auf einige leichte Mauerkontakte schadlos, wobei diese auf der „Lady in Black“ natürlich dazugehören. Am Ende reichte es aber trotzdem nicht zu mehr als Platz 31 bei sechs Runden Rückstand, aber auf das Ergebnis wollte man ja ohne nicht schauen. In den Top35 hat sie vor dem Coca-Cola 600 solide 50 Punkte Vorsprung auf Rang 36, was zunächst ebenfalls ausreichen dürfte.

Interessant ist vielleicht noch, dass es im Anschluss an das Rennen ein kleines Scharmützel inklusive Rempler zwischen den Beteiligten der achten und letzten Gelbphase gab: Kurt Busch wurde in der Garage von der Crew Ryan Newmans konfrontiert, da er nach der Zieldurchfahrt Newman in den Wagen gefahren war. Im folgenden Handgemenge landete sogar ein Offizieller auf der Motorhaube, wobei unklar ist, wie es dazu kam. Laut Newman habe Busch mal wieder die Fassung verloren, die NASCAR ermittelt derweil noch…

Die gesamten offiziellen Ergebnisse können hier inklusive weiterer Statistiken noch einmal bei Jayski.com nachgeschaut werden. Zum Abschluss folgt wie gewohnt die Übersicht zu den Punkteständen bei den Fahrern und in der Owner-Wertung (Achtung: Alles PDF-Dateien!).

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