Nach 3 vergeblichen Versuchen hat Audi nun das geschafft, was man seit Einführung der GT3 schon immer haben wollte: Den Gesamtsieg beim 24H Rennen vom Nürburgring
Meine Analyse möchte ich mit einem Zitat beginnen, welches ich nach dem letztjährigem Triumph von Manthey geschrieben habe:
Manfred Jantke sagte einmal, dass ein Team einen „Null Fehler-Job“ hinlegen muss, um ein 24H Rennen gewinnen zu können. Keiner dürfe einen Fehler machen, weder die Ingenieure, die Mechaniker und Fahrer oder die Strategen hinter der Mauer. Dies zu schaffen ist eine Kunst für sich und auch dieses Jahr wieder versuchten es viele namhafte Teams, woran aber fast alle gescheitert sind. Fast alle, denn ein Team gab es, welches diesen Job erledigen konnte, und das war der Sieger –
Manthey Racing mit ihrem Porsche.
Den letzten Satz muss man allerdings streichen, denn diesmal gabs nicht nur 1, sondern 2 Teams, welches diesen Nullfehlerjob schafften und somit ganz oben auf dem Podest landetete. Dies waren aber nicht Manthey wie 2011 sondern die Truppe von Phoenix Racing mit ihrem Siegerfahrzeug, dem R8 lms ultra, sowie Mamerow Racing, ebenfalls R8 lms ultra, während sich andere Teams wie Schuberth Motorsport, Raeder Motorsport, Rowe und Manthey mit eigenen Fehlern, Unfällen oder Defekten selbst um einen möglichen Podestplatz oder gar Gesamtsieg gebracht haben. Somit konnten sich auch diese 2 Teams die obersten Plätze auf dem Podest erklimmen. Die Frage ist aber: wie haben sie das geschafft bzw. was machten sie anders als die Konkurrenten um dies zu erreichen ?
Zum einen haben die Fahrer keinen einzigen Fehler gemacht, eine Tatsache welche kaum einem Team passierte. So sah der Bilstein R8 von Phoenix und auch der Mamerow R8 „fast“ wie neu aus. Es gab kaum Tape vorne, keine geflickten Seitenteile oder anderweitig beschädigte Teile an den 2 Autos. Ebenso hatte man keinen der zahlreichen Reifenschäden anderer Teams zu verzeichnen, sodass man hier von sehr zeitraubenden Rückschlägen und Reparaturphasen verschont blieb, was zeigt dass Michelin einen sehr guten Job machte, denn mir sind nun kaum Reifenschäden an einem der R8, einem Vita4One Z4 oder einem mit Michelin bereiften Porsche in Erinnerung, welche die Konkurrenz um Dunlop oder Yokohama oder Falken da deutlich mehr Schäden davontrug. Zum anderen war aber auch der R8 über das Wochenende gesehen das Auto, welches bei allen 4 Fahrzeugen keine technischen Probleme verursachten. Ein Zeichen dafür, das zeigt wie viel Entwicklungsarbeit Audi in ihr Modell gesteckt haben, denn bis 2011 zählte die Zuverlässigkeit nicht zu den großen Stärken der R8. Ein Umstand aber, welcher sich heuer als siegentscheidend erweisen sollte, denn die Konkurrenz um Schuberth Motorsport oder Rowe Racing war nicht langsamer als die Audi, aber bei den Autos hielt die Technik nicht über die Distanz und das war heuer besonders wichtig denn vom 1. Meter weg war es ein gnadenloses Ausscheidungsrennen. Das Tempo war ab dem Start enorm hoch und auch die Gangart beim überholen und überrunden mehr als hart. Fehler durfte man sich also kaum erlauben, denn auch aufgrund der Leistungsdichte hatte man kaum eine Chance hier verlorene Runden oder Minuten wieder rein zufahren – Wer einen Fehler machte oder einen Defekt hatte, war raus aus dem Kampf um den Gesamtsieg, was eben den ersten 2 Teams nicht passierte.
Zu guter Letzt muss man aber auch die Fahrer loben. So haben Marc Basseng, Markus Winkelhock, Christopher Haase und Frank Stippler den Audi mit der #3 immer sehr schnell, aber gleichzeitig auch nicht zu materialmordend und ohne Fehler über den Ring pilotiert. Dies war somit der „0-Fehlerjob“ und der Sieg, da es nur ein weiteres Auto gab, welches diesen gleichen Job hinbrachte. Die Rede ist vom Mamerow R8 lms ultra. So konnte das Team, welches in der VLN keinen Lauf zu Ende fahren konnte den Wagen ebenfalls über die komplette Distanz ohne Fehler pilotieren. Allerdings konnte man das über die gesamte Zeit, vor allem beim Start und in der Nacht nicht mit dem Speed tun, wie es der Phoenix R8 gemacht hat. Obwohl man den 2. Startplatz nach dem Start inne hatte, verlor man direkt am Start einige Positionen und musste sich nach den ersten Stopps mit 2-3 Minuten Rückstand zur Spitze wiederfinden. Danach konnte man sich aber durch die Fehler und Unfälle der anderen Stück für Stück nach vorne arbeiteten, denn diese passierten nicht zu knapp. So konnte man sich nach dem Start bis etwa 24 Uhr in Führung fahren und diesen leichten Vorsprung dann auch bis tief in die Nacht mitnehmen. Dort verlor man dann zwar etwas Zeit auf die SLS von Rowe und die Manthey Porsche sowie die BMW, welche auch beim einsetzenden Regen die Nase vorne hatten, als die Strecke aber wieder abtrocknete, war man ab morgen früh wieder das schnellste Auto mit Feld bzw. die gesamten R8 bestimmen dort die Pace neben dem Rowe SLS. Einzig und allein das Schwesterauto, die #2, der 2. R8 von Phoenix Racing hatte Probleme. So musste man nach einem Kühlerschaden durch einen leichten Unfall den Kühler tauschen, womit man insgesamt 4 Runden und alle Siegchancen verlor, denn vorher lag man in Front und konnte auch danach die schnellten Rundenzeiten in den Asphalt brennen.
So begann das Rennen mit einem Knall. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn als zu Beginn der #2 Audi R8 lms von Phoenix und der top besetzte Black Falcon SLS nach wenigen Runden Stoßstange an Stoßstange über die Döttinger Höhe fuhren passierte das, was kein Fahrer in diesem Moment haben will: Ein Reifenschaden beim SLS. Ohne Zutun des R8 platzte auf einmal der Reifen hinten rechts des SLS und Jeroen Bleekemolen, welcher den Start fuhr hatte keine Chance: Das Auto drehte sich sofort und der Holländer schlug mit über 200 kmh in die Leitplanke ein. Zum Glück trug Jeroen ausser blauen Flecken und einem gehörigen Schrecken nichts weiteres davon, jedoch war das Auto Kernschrott und eine lange Gelbphase, welche die komplette Gerade über abdeckte war die Folge. Dabei passierte dann folgende Szene: Der Fahrer einen Porsche Cayman war wohl zu schnell dran, ordnete sich nicht in die Linie aus Fahrersicht links ein und verlor dann an jener Stelle, an welcher Jeroen den Reifenplatzer hatte, den Wagen und schlug auch mehr oder minder hart in die Leitplanke ein. Vermutlich fuhr er über eines der Trümmerteile, welches vom SLS stammt oder schon vorher da lag und beschädigte sich seinen Reifen.
Allerdings war das nicht der einzige Ausfall eines SLS. So fuhr der Rowe SLS nach gut 18 Stunden das Rennen an, man hatte sich insbesondere in der Nacht und als es am morgen zu regnen begann mit sehr schnellen und konstanten Rundenzeiten an die Spitze des Feldes fahren können und dort einen Vorsprung von bis zu fast 4 Minuten, abhängig von der Pit-Sequence, da man anders stoppte als der R8 der späteren Sieger, rausfahren können. Das Unheil begann dann aber mit einem kleinen Ausritt ins Kiesbett von Turn 1/2, wo man gute 20 Sekunden verlor. Anschließen musste man aber 2 Runden später außer Plan an die Box, weil man einen technischen Defekt bemerkte. Vermutlich war die Antriebswelle des Wagens gerissen und hatte mehr beschädigt, so dass das Team von Klaus Graf, Thomas Jäger, Alexander Roloff und Jan Seyfahrt das Rennen aufgeben, was zu diesem Zeitpunkt den auf Platz 2 liegenden R8 in Führung brachte.
Das selbe Schicksal ereignete auch die beiden BMW Z4 von Schuberth Motorsport. So übernahm die #19 von Jörg Müller nach 2 fulminanten Startrunden (bei denen man 14 Sekunden! rausfuhr), sowie sehr schnellen Zeiten in der Nacht wieder die Führung, nachdem man diese gegen Abend nicht innehatte. Allerdings war dies gegen Abend nicht so schlimm, denn man stoppte zum ersten mal 4 Runden vor der Konkurrenz, sodass man ein anderes Pit Window hatte und die Führung somit immer wieder wechselte. In der Nacht hatte man dann aber wieder die Führung mit sehr schnellen Zeiten von teils unter 8:30 (!!) die Führung wieder übernehmen können und man hätte diese auch bei Regen sicher noch etwas ausbauen können. Aber die Antriebswelle wollte hier nicht und gab des Geist auf, sodass man sich zu erst an die Box schleppen musste und beim anschließenden Wechsel derer satte 5 Runden verlor. Das Rennen war somit nicht mehr zu gewinnen. Etwas besser lief es da für das Schwesterauto mit der #20. Nachdem man zu Beginn nicht ganz das Tempo der #19 gehen konnte oder wollte konnte man sich auch hier im Laufe der Nacht und des morgens auf den 2. Platz im Gesamtklassement nach vorne fahren und man machte Jagd auf die Spitze, nachdem man 2,5 Minuten Rückstand hatte. Mit dem Speed und Dirk Adorf am Steuer war es aber nicht auszuschließen, dass man das aber nicht noch herum reist. Alles hätte wäre wenn und aber bringt aber auch hier nichts, denn auch hier waren es die Manschetten der Antriebswelle, welche ihren Geist aufgaben und somit auch dieses Auto zum wechseln selbiger an die Box schleppen musste. Im Endergnis standen Platz 7 und 8 zu Buche, was sicher nicht das ist, was sich dieses Team mit diesem schnellen Wagen ausgerechnet hatte.
Wenig besser verlief es für Vita4One Racing. So konnte man sich im Laufe des Rennens und ebenfalls sehr schnellen und konstanten Rundenzeiten in der Spitzengruppe festbeißen und wurde auch weder von Reifenschäden noch technischen Problemen heimgesucht. Allerdings ereilte die #17 in der 75. Runde im Pflanzgarten I ein Unfall, als es ein Missverständnis mit einem langsameren Auto gab und Ricardo van der Ende gezwungen war den Wagen abzustellen. Das Aus für das Team, welches aber noch den 2. Z4 mit der #18 im Rennen hatte. Hier wäre vll. sogar ein Platz unter den Top5 im Bereich des möglichen gewesen, denn in der Nacht und im Regen konnte man wie die Schuberth Z4 die Stärken ausspielen und sich nach vorne fahren. Allerdings hatte man auch hier Probleme mit der Standfestigkeit des Wagens, so dass man mindestens 3 Runden an der Box bei Reparatur und Wartungsarbeiten verloren hat. Der beste BMW war somit der Z4 der 24H Novizen von Marc VDS. Das belgische Team, welches heuer die ersten Rennen auf der Nordschleife überhaupt absolvierte fuhr ohne technische Probleme auf Platz 4 im Gesamtergebnis und hätte sogar um ein Haar noch aufs Podest gekonnt, obwohl man zu Beginn der letzten Runde noch auf dem 5. Platz lag. „Schuld“ daran sind wohl einmalige Schlussminuten im Kampf um den 3. Platz.
So kam der bis dato auf Platz 4 liegende WTM Porsche mit Romain Dumas am Steuer in der 145 Runde aus der Box, nachdem man den letzten Stopp des Rennens absolvierte. Man lag auf Platz 4 im Gesamtklassement und kam knapp vor dem Heico SLS mit der #66 und Andreas Simonsen auf die Strecke. Auf Platz3 lag bis gut 10 Minuten vor Ende das Schwesterauto, nämlich die #65 und absolvierte den 154 Umlauf, als das unfassbare geschah. Nachdem man letztes Jahr auch so knapp vor dem Ziel (25 Minuten) einen technischen Defekt entdeckte, kamen nun auf einmal weißer Rauch aus dem Motorraum und der Fahrer hatte keinen Vortrieb mehr. Man schaffte es noch durch das Karussell zu rollen, aber an der Hohen Acht hatte man endgültig keinen Vortrieb mehr und musste leider das Rennen aufgeben. Damit war aber der #11 Porsche mit Dumas auf einmal auf Platz 3 liegend, aber das Schwesterauto, des so eben ausgerollten SLS war in der 148. Runde an de Box und machte nun extrem viel Druck auf Dumas. Man wusste, dass der Porsche nur bis zur 154. Runde ohne Stopp wird fahren können und machte viel Druck, um ihn entweder auf der Strecke zu überholen oder, wenn möglich in die 155. Runde zu zwingen, so das man beim Manthey Team einen Splash and Dash wird einlegen müssen. So hetzte der Schwede Simonsen den Porsche wie wild über die Schleife und man fuhr nach über 23,5 Stunden gleichzeitig links und rechts am Schwedenkreuz an den Konkurrenten vorbei! Ab de Hohen Acht in der 154. Runde sah es so aus, als hätte Dumas die Oberhand behalten und 3 Sekunden Vorsprung. Allerdings war nicht klar, ob man hinter dem Audi mit der #3 die Ziellinie überqueren kann. Dieser hatte etwas Fahrt raus genommen und die letzten beiden Runden mit Zeiten von knapp 10 Minuten absolviert, damit man nicht ein weiteres Mal auf über die 25km lange Nordschleife fahren muss. In der Hatz um den 3. Platz hatten die beiden aber den R8 zurück gerundet und waren somit in einer Runde und ganz wichtig: vor ihm auf der Strecke sodass es nun ein Drama der Extraklasse gab:
Romain Dumas kam aus dem Tiergarten geschossen, als er merkte, dass er 5 Sekunden zu früh über die Linie fahren wird. Er bremste ab, da er für diese weitere Runde nicht genug Sprit hatte und so konnte der SLS ihn passieren. Ohne Sprit links auf der Start/Ziel Geraden ausrollend, rollte er aber ÜBER die Start/Ziel Linie, sodass auch er noch einmal über die Strecke musste und zum anderen näherte sich von hinten Ungemach. Der Clio Cup mit Dr. Volker Kühn am Steuer kam aus dem Bereich Hohenrain gefahren und fuhr links die Gerade ganz normal, aber nicht mit absoluten Renntempo runter. Kerzengerade hielt er auf das Heck des 911er zu und ich dachte mir noch „Na der wird doch wohl nicht…“ Hatte er aber und knallte dem Porsche hinten drauf, sodass dieser starke Beschädigungen am Motor, Getriebe und gesamten Heck davontrug und somit nicht mal mehr Sprit von de Box hätte holen können und dann zu Ende fahren hätte können. Das Aus für das Team. Allerdings war die Sache noch nicht durch. Andreas Simonsen musste noch 1 Runde fahren und bei der Einfahrt zur Nordschleife bei T13 wurde man auf einmal sehr langsam und man dachte, auch er würde ausrollen, was den Marc VDS Z4 auf P3 gespült hätte! Allerdings war dem dann doch nicht so und Andreas Simonsen konnte die Runde unter den geforderten 20 Minuten zu Ende fahren und den Podestplatz für das Team, welches wieder so viel Pech hatte, sichern.
Überhaupt Manthey, denn für die war diese Szene symptomatisch für das ganze Rennen. So konnte man sich im Top40 Training den 6. Startplatz sichern und auch am Start bis auf den 2. Platz vorfahren. Als dann die ersten Autos in die Box zum Service rollten, war man sogar zwischenzeitlich auf Platz 1 im Gesamtklassement, aber man bei seinem 1. Stopp knapp 1 Minute verlor, zum einen weil man länger stehen musste als die anderen und weil diese eher drin waren und somit eine etwas kürzere Standzeit hatten. Von da an ging es nicht so wie man sich das erhofft hatte. Zum einen hatte man wohl Probleme mit einem Sensor, so dass man nicht immer die volle Leistung des Motors hatte, zum anderen konnte man auch so das Tempo der Spitze bis Mitternacht kaum mitgehen. So verlor man bis 24 Uhr gute 5 Minuten auf die Spitze. Zum anderen verlor man bei jedem Stopp fast 10 Sekunden auf die Audis und etwas weniger auf die SLS. Diese Autos haben vor dem Rennen einen 125 Liter Tank erhalten und damit auch einen größeren Durchfluss bei der Tankkanne, dem ADAC Tank Pilot um die Gesamttankzeit (von 0 auf voll) auf 144 sek. zu reglementieren. Beim 125 Liter Tank des Audi, Aston Martin und Mercedes ergibt sich dadurch ein Durchfluss von 0.8680 Liter / Sekunde. Beim 110 Liter Tank des Porsche sind dies nur 0.7639 Liter/Sekunde. Bei einem Verbrauch von 12-13 Litern pro Runde, kommt der Audi mit knapp 10-12 Liter Resttankinhalt an die Box. Somit muss man gute 113 Liter tanken, was eine Standzeit von gut 130 Sekunden ergibt. Der Porsche, welcher wohl mit einem recht leeren Tank an die Box gekommen ist und daher 106-107 Liter tanken musste benötigt dafür 140 Sekunden um den Tank wieer voll zu habe. Ergo hat man durch diese Änderung der Tankgrößen und Durchflussmengenbegrenzung ein Handicap von knapp 10 Sekunden auf die anderen Autos. Bei 17 regulären Stopps wären dies 170 Sekunden oder knapp 3 Minuten Handicap. Dies war aber nicht entscheiden. Zwar konnte man dann sich dann in der Nacht und bei Regen von Platz 10 und über 5 Minuten Rückstand nach vorne auf Platz 4-5 fahren und den Rückstand auf 2 Minuten verkürzen. Allerdings, sobald es abtrocknete und die Sonne aufging konnte man den Speed der Spitze nicht mehr mitgehen. Dazu kamen auch ungewohnte Ausritte und sogar ein leichter Einschlag mit dem Wagen, welchen Lucas Luhr kurz vor Kallenhard zu verzeichnen hatte und das Auto vorne links doch etwas stärker beschädigte. Damit konnte man natürlich auch nicht mehr so viel Abtrieb vorne erzeugen, da auch der Flap abging, bevor dann kurz vor Ende schon jene angesprochene Situation passierte und das Rennen beendete.
Ähnlich erging es dem Nadelstreifen Porsche. So hatte man am Anfang noch mehr Probleme und lang gegen Mitternacht fast 1 Runde zurück. Dann konnte man aber aufdrehen und sich gegen Sonntag früh bis auf 2 Minuten an den Spitzenreiter anpirschen und sogar die #11, also das Schwesterauto überholen, da man in der Nacht die schnellsten Zeiten fuhr. Aber dieses Glück wehrte nicht lange, denn Ausgangs Ford Kurve wollte Nick Tandy einen langsameren Konkurrenten überholen. Als er fast vorbei war, zog das langsamere Auto aber auf einmal von links nach rechts und traf den Porsche hinten links. Dieser drehte sich sofort und schlug in die Leitplanke bei der Mühlenbachschleife ein. Stark onduliert konnte man sich noch an die Box retten. Zwar konnte die Crew von Manthey den Wagen recht flott wieder reparieren, sodass man mit nur 3-4 Minuten Standzeit das Rennen wieder aufnehmen konnte, allerdings hatte man sich dabei einen Schaden am Kühler zugezogen, womit man dann ein paar Runden später auf der Döttinger Höhe ausrollte und den Wagen abstellen musste, was das Aus war. Noch schlechter erwischte es aber den WTM Porsche aus der SP7, welcher aufgrund eines Elektronikfehlers und eines kapitalen Defekts gerade einmal 6 Runden abspulen konnte ,bevor das Rennen zu Ende war. Somit wurde nach 2010 mal wieder das Team um Klaus Abbelen und Sabine Schmitz, der Frikadelli Porsche der beste Sportwagen aus Weissach. Nachdem man sowohl von Reifenschäden als auch technischen Defekten verschont wurde und es schaffte das Auto ohne Feindkontakt über die 24H zu lenken sprang am Ende der wohlverdiente 6. Gesamtplatz für das Team aus Bahrweiler hervor.
Dahinter konnten sich auf dem Plätzen 11 und 12 mit dem Timbulli Porsche und dem Ferrari P4/5 2 absolute Überraschungsteams einreihen. War das erstgenannte Team vor dem Rennen durchaus in den Top Ten erwartet worden, war die Platzierung nach dem Rennen eine fast noch größere Überraschung. Sage und schreibe 4 kapitale Reifenschäden musste das Team verkraften, welche jeweils fast eine Runde gekostet haben, denn neben der langsamen Schleichfahrt zurück (max. Tempo 60!) und dem anschließendem Wechsel aller 4 Reifen. Auf dem Platz dahinter liegend, platzierte sich aber die meiner Meinung nach fast größte Überraschung des Rennens: Der Ferrari P4/5 von James Glickenhaus. Hatte man in den VLN Läufen noch mit gravieren Problemen bei der Standfestigkeit und insbesondere dem Hybridsystem zu kämpfen, konnte man diesmal fast ohne Probleme durchfahren. Einzig und allein eine Verpuffung beim Stopp, als Benzin auslief und in Brand geriet, hat das Team eine gute Runde gekostet aber keine bleibenden Schäden verursacht. Ansonsten war man aber auch durchaus flott unterwegs, was ich in der Form so nicht erwartet hätte und konnte sich so mit konstanten Zeiten immer weiter nach vorne fahren. Mit dem 12. Platz sichert man sich nebenbei auch noch das beste Abschneiden bei diesem Rennen, welches ein Hybrid jemals erreicht hatte.
Ein katastrophales Wochenende erlebten hingegen die Teams, welche einen McLaren oder einen Aston Martin Vantage GT3 einsetzten. So fielen beide McLaren von Dörr Motorsport bereits in den ersten Stunden des Rennens aufgrund von Unfällen aus. Bereits in der ersten Runde hatte einer einen Ausritt durch das Kiesbett im Brünnchen, konnte sich aber noch ohne Einschlag retten. Schlechter erging es dann aber Arno Klasen als er im Bereich Kallenhard in der schnellen Links-Rechts Kombination einen Unfall hatte und heftig in die Leitplanken einschlug. Zum einen war das Auto Kernschrott, zum anderen hatte sich Klasen das Kahnbein gebrochen. Kurze Zeit später war dann auch der 2. Dörr McLaren fällig und das Team rund um Reinhard Dörr war ihrer 2 heißesten Eisen beraubt. Einen noch heftigeren Einschlag, welcher aber zum Glück glimpflich verlief lieferte dann aber Klaus Ludwig im Gemballa McLaren ab. Ausgangs Flugplatz und Anfahrt Schwedenkreuz kollidierte er bei gut 240 kmh mit einem Seat Leon, worauf beide die Kontrolle verloren und in die Leitplanke einschlugen. Das Aus für beide Autos, wobei beide Piloten ihren Fracks unverletzt entstiegen. Dies war aber nicht der 1. Unfall für Klaus Ludwig heuer, denn bei den Test und Einstellfahrten hatte er auch einen McLaren seines Teams nachhaltig im Bereich Galgenkopf zerlegt. Nach dem Unfall erklärte der Vater von Luca Ludwig dann seinen Rücktritt vom aktiven Motorsport. Kaum besser erging es aber den beiden Aston Martin vom Young Driver Team, denn hier bewahrheitete sich folgender Spruch „Wo Aston Martin draufsteht, ist Aston Martin drin“ . Beide Wagen litten unter extremen technischen Problemen, sodass man nicht annähernd in die Top30 fahren konnte, sondern stattdessen mit diversen geplatzten Reifen, technischen Defekten und dergleichen zu kämpfen hatte und man somit deutlich hinter den Erwartungen zurück blieb. Für nächstes Jahr hat man aber schon mal einen Angriff auf den Gesamtsieg angekündigt. Will man dies aber tun, sollte man aber am besten die restliche VLN-Saison mit dem Aston Martin fahren, zum einen um die Fehler und Defekte auszumerzen können, zum anderen um die Abstimmung des Wagens zu verbessern.
A pro po stark Verbesserungswürdig: Das war auch definitiv die Übertragung, welche Sport1 und die Wige auf die Beine gestellt haben. Einen kleinen Vorgeschmack darauf gabs bereits am Donnerstag. Es gab eine einstündige Zusammenfassung vom letzten Jahr, aber weder vom freien noch vom ersten gezeiteten Training auch nur ein Bild Live. Dafür war um 23.30 Uhr eine 30 minütige Zusammenfassung angesetzt. Als man aber dann auf Sport1 um diese Zeit schaltete befand sich ein Dartspiel noch in der Endphase. Nun gut, dann würde es sich halt eben verzögern, was in diesem Falle 20 Minuten waren, aber Livespiele kann man halt nicht immer perfekt timen. So ging dann die Schalte direkt an die Strecke wo man von Christina Surer empfangen wurde. Jeder ging nun davon aus, dass man nun 30 Minuten Rennaction sehen würde, aber denkste. Die Zusammenfassung dauerte keine 10 Minuten, um dann natürlich PÜNKTLICHST um 24.00 Uhr in die „Erwachsenenunterhaltung“ über zu gehen. Am Freitag wurde es dann kaum besser. So ein Top40 Qualy ist schon was sehr nettes. 40 Autos, welche alle mehr oder minder freie Bahn haben und mal so richtig zeigen können und auch müssen, was sie so drauf haben. Es gab phänomenale Bilder, wie z.b ein Mike Frison am Pflanzgarten schoss. Für die TV Zuseher sah das aber etwas anders aus. Es wurden oft nur Autos gezeigt, welche gerade ihre schnellen Runden absolviert hatten und ihre Auslaufrunde absolvierten. Auf Onboards, welche einen Uwe Alzen bei seiner famosen 8:18er Runde zeigten wartete man vergebens. Toll.
Am Samstag gab es dann 10 Minuten vor dem Start ein Interview von Frau Surer mit Jörg Müller und der frechen Einblendung „Live“. Dummerweise war Jörg Müller Startfahrer im Z4 von Schuberth Motorsports #19 und zu dieser Zeit bereits im Streckenabschnitt Wehrseifen, etliche Kilometer von Start/Ziel entfernt. Nachdem man dann den Start und die erste Rennstunde live gezeigt hat, ging Sport1 raus und brachte Eishockey. So weit so gut, greift der erfahrene Zuschauer doch dann zum Stream um da das Rennen weiter zu verfolgen. Da gab es aber nach 5 Minuten die böse Überraschung: Standkamera von der Mercedes Arena gen Boxengasse. Und das nach knapp über 1 Stunde Rennen, während gerade der Kampf an der Spitze tobte und die Autos im Zentimeterabstand über die Nordschleife rasten!!! Das wurde erst besser, als dann Sport 1 um ca. 20.00 Uhr wieder on ging. Dann gab es erst wieder Bilder von der Strecke und Onboards. Dazu kam noch der Umstand dass das Livetiming bis 3 Uhr in der Nacht nur sehr bedingt zu gebrauchen war, denn eine falsche Sortierung, nicht angezeigte Boxenstopps und Abstürze passierten nicht nur 1 mal. Ab 3 Uhr lief dann aber wenigstens das Livetiming stabil und ordentlich, sodass man hiermit das Rennen verfolgen konnte, denn am Sonntag sollte die Übertragung nur bedingt besser werden. Hier begann zwar Sport1 bereits um 7.00 Uhr mit einer guten Zusammenfassung der Nacht und sendete bis 11.00 Uhr durch. Als es dann allerdings bei 5 verbleibenden Stunden so richtig um die Wurst ging folgte was ? Richtig geraten, es gab wieder die Standkamera auf die Boxenausfahrt. Manchmal gab es noch eine Kamera, welche die Döttinger Höhe oder die Dunlopkehre zeigt, mehr gab es aber nicht. Dazu kam leider, dass die (Strecken?)Sprecher bzw. Kommentatoren im Stream teilweiße nur unzureichend über das Renngeschehen informierten, und wenn sie das z.b per Liveschalte oder Interview in die Box taten, dann gab es arge Tonprobleme, denn oft verstand man gar nix, hörte Stimmen im Hintergrund oder es war zu laut.
Ca. 1 Stunde vor dem Ende startete dann Sport1 seinen letzten Stint und man übertrug bis zur Siegerehrung das Rennen live. Damit man mich nicht falsch versteht, ich möchte weder Peter Kohl (welcher seinen Job meiner Meinung nach toll macht)noch einen der Verantwortlichen angreifen, aber es war schon ziemlich hart Informationen zu bekommen bzw. das Rennen zu verfolgen. Man hatte ein so tolles Starterfeld, mit dem „who is who“ der GT und Langstreckenpiloten. Man hatte ein Superspannendes und tolles Rennen, aber die Übertragung bzw. die nicht vorhandene Übertragung passten und passt da einfach nicht dazu. Man hat ein Event welches ein 24 Stunden langes Sprintrennen liefert, die tollste Strecke der Welt und 1 Stunde nach dem Start sieht man praktisch nix davon! Klar, die Strecke ist doppelt so lang und aufgrund der extremen Höhenunterschiede braucht man einnen Heli um Bilder zu senden, aber bei einem solchen Event sollte es doch möglich sein, wenigstens bis 23.00 Uhr bewegte Bilder von der Strecke zu bekommen, wie es oft in den vergangen Jahren oft praktiziert wurde ?
Positiv zu erwähnen ist aber (wie immer) Radio Le Mans. Mit tollen Interviewgästen, einer guten Portion Humor, viel Wissen und Engagement schaffte man es seine Zuhöhrer auf dem laufenden zu halten und immer aktuelle Informationen weiter zu geben. Im Interesse des Rennens und des tollen Sportes, welchen die Teams und Fahrer da abliefern wäre es wünschenswert wenn sich das für 2013 deutlich bessern würden, denn so was haben die, welche so viel Arbeit und Herzblut und Risiko investieren nicht verdient.
Positiv sei hier aber noch das Abschneiden der Japanischen Teams zu nennen. So konnte Gazoo Racing mit ihrem LFA den 15. Platz im Gesamtklassement und natürlich auch den Klassensieg verbuchen, während man mit den GT86 sowohl die SP3, als auch die V3 Klasse gewinnen konnte. In der V3 trug insbesondere eine alte bekannte aus GT1-WM und dem 2010er 24H von Le Mans Rennen maßgeblich dazu bei, denn hier war Natacha Gachnang immer mächtig am angasen und hat mit ihren sehr schnellen Rundenzeiten sehr dazu beigetragen die Klasse zu entscheiden. In der SP3T gab es ebenfalls einen Sieg aus dem Land der aufgehenden Sonne, denn hier gewann das Subaru Tecnica International Team mit ihrem Subaru GVB und satten 8 Runden Vorsprung die Wertung. So durften sich hier Yoshida Toshihiro, Sasaki Kota, Marcel Engels und Carlo van Dam mit ihrem Team über den Sieg freuen. Auf dem Livestream aus ihrer Box konnte man auch sehr schön sehen, wie sich sowohl Gazoo Racing als auch das Subaro Team nach dem Rennen über ihre Siege freuten und zeigten was das 24H Rennen auch mit ausmacht :) A pro po Subaru: die hatten einen permanenten Livestream, welcher auch in der Nacht Onboard Bilder lieferte. Zwar waren die Bilder nicht live, aber man hatte eine Kamera und bei jedem Stopp wurde die Speicherkarte gewechselt und die Bilder dann gestreamt. Zeigt, was man mit begrenzten Mitteln und viel Enthusiasmus auch auf die Beine stellen kann.
Wie einige von euch schon mitbekommen haben, waren mehrere Personen vor Ort und haben da auch fleißig Bilder gemacht. So hat Stephan K. welcher ein eigenes Fotoblog hat sehr viele tolle Bilder vom Rennen gemacht, welche man hier alle bewundern kann.
Wenn auch andere (Flo, Gok, hsv45 ? )Bilder davon gemacht haben, sollen sie sich einfach im Chat melden, wenn sie wollen dass die Bilder verlinkt werden bzw. auch andere die Möglichkeit haben die Bilder zu sehen :)
7 Kommentare
Ein sehr toller Artikel, danke auch für die Nennung! Eine Sache hast Du jedoch übersehen: das Friko Team hatte durchaus einen Reifenschaden…kurz vor Schluss und dann noch auf der GP Strecke, sodass man nicht derartig viel Zeit verloren hat, wie andere Teams die immer einmal komplett rumdurften.
Der Tenor war in der Hinsicht – wohl auch um sich nicht mit seinen Lieferanten anzulegen – meistens der, dass ja das „schlachtfeld“ am Ring für genügend scharfe Teile gesorgt hätte.
Zudem muss ich ehrlich sagen: Die Streckensprecher am Ring selber waren spitze und haben gut die fehlenden Positionstafeln und Videowände ersetzt. Kann es da nicht einfach sein, dass man die Streckensprecher nicht in den Stream hineingeschaltet hat?
Fragen über Fragen! Aber zweifellos: Ein sehr guter Artikel!
Herzlichen Dank nochmal!
Stephan
„Manfred Jantke sagte einmal, dass ein Team einen „Null Fehler-Job“ hinlegen muss, um ein 24H Rennen gewinnen zu können.“
Das hat er nicht einmal gesagt, das hat er bei jedem verdammten (hach, das waren noch Zeiten…) CART-Rennen auf Eurosport gesagt, mehrfach! ;-)
Die Übertragung halte ich auch immer noch deutlich für verbesserungswürdig. Dass man von Sport1 keine Übertragung mit den Mitteln erwarten kann, wie Eurosport Le Mans an die Zuschauer bringt, mag sein, aber aus den Möglichkeiten, die offensichtlich da sind, wäre viel mehr zu machen. Das finge mal mit solchen vergleichsweise Nickeligkeiten an wie, zumindest die vierzig, fünfzig Fahrzeuge, die gezeigt werden, auseinanderzuhalten (womit dann mal solche Lacher wie „Wochenspiegel-Manta“ o.ä. wegfielen). Aber auch im Kommentar hätte eine so professionell gewordene Veranstaltung mehr verdient als Erzählungen, wie der Mann am Mikro mit Gänsehaut und leuchtenden Augen zur Kenntnis nimmt, dass da draußen unglaubliche Dinge passieren. (Löblich kann ich da nur sehen, dass nicht mehr, wie vor zwei Jahren, gefühlt jede Minute die Begriffe „VATATAG“ und „GRÜNÄHOLLÄ“ fallen…)
Es wäre, was gerade auffällt im Vergleich zu der Berichterstattung, wie sie Radio Le Mans seit Jahren praktiziert, auch schön, mal jedenfalls eine Person in der Kabine sitzen zu haben, die so was wie eine Rundentabelle führen und den Rennverlauf analysieren kann, oberhalb einer Ebene von „Auto Nr. xyz steht gerade an der Box, das sehen wir ja, weil wir gerade die Bilder sehen“. An der Art und Weise, wie Paul Truswell das immer wieder hinbekommt, eben doch sagen zu können, ob dies und das Fahrzeug noch eine, zwei oder drei Runden fahren sollte, ist zu sehen, dass das möglich ist und man sich nicht auf den Posten stellen müsste, das sei überwältigend unübersichtlich.
Dann wäre auch mal so was wie journalistischer Auftrag ernsthafter wahrzunehmen. Es muss da nicht stundenlang ausgelegt werden, was es in Sachen Rennstreckenmanagement für Entwicklungen gegeben hat, aber es ist absolut einseitig und unsachlich, z.B. was die angebliche „balance of performance“ angeht nur die Werbephrasen abzuplappern, ohne mal zu analysieren, wie das „unter der Motorhaube“ abläuft und dann vielleicht mal zu hinterfragen, was das für qualitative Bedeutung hat. Auch den Herstellern wären mal Fragen zu stellen wie, was das mit Zukunftsentwicklung des Automobils zu tun hat, wenn bei einem solchen wichtigen Rennen darauf hingewirkt wird, dass Fahrzeuge, die weniger Sprit verbrauchen, durch Tankdurchflussmengenänderungen eingebremst werden. Es gäbe da genügend Vergleiche zu anderen Sportarten, die auch spannende, enge Wettkämpfe ohne solche künstlichen Wettbewerbsverzerrungen hinbekommen.
Auch an anderer Stelle könnte vielseitiger aufgearbeitet werden, was passiert. Es war ja passend, z.B. Klaus Ludwig zu dem Crash zu befragen, aber das dessen Sichtweise, dass der Fahrer des Seat ihn abgedrängt bzw. gerammt habe, nicht die einzig mögliche ist, wurde in dem Zusammenhang erst mal gar nicht angesprochen.
Das sind alles solche Bereiche, in denen es gar nicht vorrangig um Investitionen ginge, um die Qualität der Berichterstattung bzw. Übertragung zu verbessern. Es müsste nur mehr Bereitschaft und Einsatz offensichtlich werden, so was zu versuchen.
Was dann kommt, sind die schon angesprochenen Aspekte, was die Teilübertragung im Internet angeht. Dass es tiefe Samstagnacht wird, bevor das Livetiming mal anständig funktioniert, ist unprofessionell, egal, welche Anlässe es dafür ja gegeben haben wird. Das zeigt null Wertschätzung den Fans der Veranstaltung gegenüber, die nicht vor Ort schauen wollen oder können.
Auch die nun schon zum x-ten Mal durchgezogene Praxis, im Livestream keine Bilder mehr von den verschiedenen Streckenabschnitten zu zeigen, sobald die Fernsehübertragung planmäßig pausiert, sollte dringend korrigiert werden. Nun wäre das sicher der größte Kostenfaktor, weil dann der Übertragungsheli bis zur Dunkelheit in der Luft bleiben müsste und Kameraleute bzw. Bildregie durcharbeiten würden. Aber wenn die anscheinend einzige Alternative die ist, im Wesentlichen durch Boxeninterviews unterbrochene Stiefmütterchenbilder von Start/Ziel zu zeigen, wäre zu hinterfragen, ob es sich überhaupt lohnt, den Stream anzubieten. Wenn ein großes Herausstellungsmerkmal der 24 Stunden am Ring sein soll, dass die Nordschleife genutzt wird, vermittelt eine solche „coverage“ Interessierten von auswärts doch überhaupt nicht die ach so besondere „Atmo“ dieses Rennens.
Erst mal Danke für den sehr tollen Bericht. Ich konnte wegen einer Veranstaltung nur die Hälfte sehen und hören, jetzt mir noch einiges klar geworden :)
Zur Berichterstattung Sport1 hat keinen schlechten Job gemacht, Kohl ist am Mikro auch ein guter. Man darf nicht vergessen, dass Kohl da in einer winzigen Kabine mit winzigen Monitoren sitzt und bei 190 Startern kann man den Überblick schon mal verlieren. Radio Le Mans hatte am Ring auch nicht die Möglichkeiten, die sie sonst haben, was man in der Berichterstattung auch gemerkt hat. Der Streckenfunk war teilweise besser informiert, den haben die aber nicht verstanden, bzw. nicht mitbekommen, weil sie in der Aston Martin Lounge (Powered by Nissan) saßen.
Grundsätzlich würde man sich, gerade bei so einem Rennen, immer mehr wünschen, aber Bilder in der Nacht sind unrealistisch. Anders, als in Le Mans, gibt es auch keine Streckenkameras, auf die man zurückgreifen könnte, und die Hubschrauber, die man als Relais-Station für die Bilder braucht, können und dürfen wohl auch nicht die ganze Nacht fliegen. Lösung wäre ein Glasfasernetz rund um den Ring, aber das Geld hat man ja in einen Themenpark gesteckt.
Wünschenswert wäre aber sicherlich, dass man zumindest am Tag eine dauerhafte Berichterstattung im Stream hat.
@Reifenschaden
Bei Sport1 wurde zu Beginn vermutet, dass die vielen Reifenschäden wohl auch an der Temperatur lagen, die man wohl unerschätzt hat und deshalb mit falschem Luftdruck unterwegs gewesen ist. Keine Ahnung ob diese Aussage stimmt, aber klang für mich sehr plausibel.
@Übertragung
Ich hab bis auf 2,5 Stunden das komplette Rennen verfolgt und bin sehr enttäuscht, vor allem im Vergleich zu letztem Jahr. Ok, letztes Jahr hatte Sport1 wohl durch eine anderen Termin besser Sendemöglichekiten (das Doppelpaß, MotoGP und Eishockey-WM vorgehen verstehe ich), aber das Stream und vor allem Ringradio sich so deutlich verschlechtert haben finde ich extrem schade. Gut, letztes Jahr war es schon so, dass Radio Le Mans in der N8 deutlich besser aufgstellt war als das Ringradio. Aber bis Einbruch der N8 habe ich letztes eine sehr gute Übertragung durch das Ringradio erlebt. Dieses Jahr hingegen konnte man das Ringradio vergessen, denn dort herrschte gefühlt meistens Sendepause. Wenn man des Englischen nicht so mächtig ist, hätte man dieses Jahr praktisch das Rennen kaum ordentlich 24h verfolgen können, wenn man nicht vor Ort war. Dies halte, für die mit der MotoGP am Sachenring gemeinsam größte Motorsportveranstaltung Deutschlands, schlicht und einfach für eine Blamage.
Und wieso man es aber nicht hinbekommt wie bei der VLN den Stream mit dem Streckenkommentar zu verbinden wird mir ein absolutes Rätsel bleiben.
@Don klar war bei Radio Le Mans auch etwas Leerlauf bezüglich Streckeninfos, den man unteranderem mit Interviews und lustigen Gewinnspielen überbrückte, aber ich kann doch vom Ringradio erwarten, dass es von der Übertragung her halbwegs in diese Richtung geht und davon war das Ringradio dieses jahr Kilometer entfernt
Ich tue mich etwas schwer damit, Peter Kohl arg zu kritisieren, denn er bringt viel freundlichen Enthusiasmus mit (was ich bei ihm sehr gut finde) und er ist durch die Bedingungen vor Ort in seinen Möglichkeiten eingeschränkt. Aber ich erwarte einfach mehr von einer solchen Übertragung. Kohl ist sehr auf seine ständig gleichen Lieblingsthemen und sattsam ausgeleierte Floskeln fixiert und legt grossen Wert auf den Event-Charakter, entsprechend blümerant wird viel um das Drumherum geplappert (und den Gästen laufend ins Wort gefallen…) ohne dass dabei ausreichend sportliche Einordnung stattfände. Das wirkt mitunter wie eine Verkaufsveranstaltung. Er neigt in seiner enthusiastischen Art öfters zu Fehlinterpretationen des Gesehenen, und bleibt dann seiner falschen Wahrnemung hängen ohne zu korrigieren. (Und wenn ein Gast dann widerspricht oder richtigstellt, wirft ihn das für ein paar Sekunden ziemlich aus dem Ruder…) Zeiten, Abstände, Positionen, Boxenstops und dergleichen werden viel zu wenig dargebracht – in diesem Jahr gefühlt nochmal weniger als das früher sowieso schon der Fall war. Dafür werden laufend Sensationalismen und Superlative künstlich hochgejazzt, ohne dass es nötig oder realistisch wäre, das Rennen im Vergleich zum Vorjahr schon wieder mal als schneller, irrer, unfallträchtiger oder verrückter anzupreisen. Einzig Christina Surer hat sich dem mal reflexartig verweigert, als sie auf Engessers Frage (á là „unglaublich, so viele Unfälle, hast du sowas überhaupt schonmal erlebt?“) völlig realistisch spontan eher abwiegelte (á là „Puuh… ja… das gibt’s ja eigentlich jedes Jahr…“). Alles in allem war die Übertragung mal wieder „eher nicht so prall“, und krankt an Problemen, die seit Jahren kritisiert werden ohne dass etwas verändert würde. Es war als Zuschauer noch nie schwerer als in diesem Jahr, den tatsächlichen Sport auf der Strecke anhand der TV-Übertragung zu verfolgen. Sport1 hat wohl auch kein Interesse, den Sport mehr zu würdigen – einmal, als Kohl Bezug nahm auf „Mail-In“ Fragen nach solchen Dingen, hat er ernsthaft sinngemäss geantwortet, man könne nicht so im Detail darauf eingehen, und die Zuschauer könnten sich ja viel besser im Internet über Ranglisten und verschiedene Webseiten informieren. Der ständige Verweis auf den „eigenen“ Stream ist natürlich hanebüchen, denn der war noch nie schlechter als in diesem Jahr. Dass Sport1+ diesmal nicht übertragen hat war auch nicht hilfreich (dort kam MotoGP u.ä.). Zum Glück gibt’s Radio LeMans.
Bei aller Kritik an Peter Kohl – dem ich auch sehr gern zuhöre – muss man sich aber auch vor Augen halten, dass er mit völlig anderen Voraussetzungen an seine Arbeit geht als die Herren von Radio Le Mans. Die sind schließlich Experten für Langstreckenrennen mit jahre- oder jahrzehntelanger Erfahrung und richten sich eher an ein Experten-Publikum. Außerdem kommentieren sie fürs Radio, MÜSSEN also den Zuschauern erklären, was da gerade vor sich geht.
Bei TV-Übertragungen scheint heutzutage ja vorausgesetzt zu werden, dass der Zuschauer die Bilder und eingeblendeten Positionen selbst lesen und verstehen kann. Kohl ist zudem eher kein Experte, der wirklich die Dynamik von 24h-Rennen rüberbringen kann. Und er muss einigermaßen seicht und sensationalistisch bleiben, um die Gelegenheitszuschauer nicht zu verschrecken, die Sport 1 braucht. Sicher wären mehr „fachliche“ Infos wünschenswert, aber dafür müsste man ihm dann auch einen erfahrenen Experten dauerhaft zur Seite stellen anstatt im fliegenden Wechsel vorbeischauende Fahrer, mit denen dann jeweils nur recht oberflächlicher geplauscht wird.
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