Die offenen Chevrolet-Meisterschaften, früher auch als WTCC bekannt, boten auch in Portugal keine großen Überraschungen. Nur die Seat waren in der Lage, die Chevys etwas zu ärgern.
Zwei Rennen, zwei Siege – Eric Neef, Teamchef von Chevrolet, konnte am Ende zufrieden sein. Im ersten Lauf siegte Yvan Muller, im zweiten Alain Menu, der am Wochenende aus Marketinggründen mit den Farben der Comic-Figur Michel Valliant unterwegs war. Doch die Sache war, zumindest im ersten Lauf, deutlich enger, als man vielleicht gedacht hat. Denn die Seat, die mit einem neuen 1.6 Liter Turbomotor unterwegs waren, konnten die Chevys zumindest ein wenig ärgern. In der Qualifikation gelang es Tarquini immerhin die Pole zu erobern, doch lange währte seine Freunde über die Spitzenposition dann doch nicht.
Der fliegende Start im ersten Lauf hätte eigentlich Gabriele Tarquini liegen sollen, der zu dem auch noch die Innenbahn vor der folgenden Rechtskurve vor sich hatte. Aber Yvan Muller kam ein Stück besser weg und konnte den Italiener auf der Außenbahn passieren. Der Seat-Fahrer beschwerte sich zwar, dass Muller mit allen vier Rädern hinter der Streckenbegrenzung gewesen sei, die Rennleitung zuckte aber nur mit den Schultern.
Hinter Tarquini ordnete sich Rob Huff ein, der mächtig Druck ausübte, aber den Seat nicht passieren konnte. Muller konnte sich aber auch nicht sonderlich absetzen, so dass sich ein netter Dreikampf an der Spitze entwickelte. Weiter hinten sorgte Alain Menu für Überholmanöver. Von P9 ins Rennen gegangen, sägte er durchs Feld und schnappte sich einen Independentfahrer, nach dem anderen. Der Geschwindigkeitsunterscheid auf langen Start/Zielgeraden war dabei teilweise schon dramatisch. Am Ende landete Menu in seinem „Valliant“ Wagen auf P5, nur den Ungarn Michelisz konnte er nicht mehr einfangen. Das sollte im zweiten Rennen aber noch etwas besser laufen.
Weiter hinten war der übliche Trubel, wobei sich vor allem der Lada mit James Thompson gut in Szene setzen konnte. Er lag auf einem guten Platz 12, musste den Wagen aber leider den Wagen in der letzten Runde abstellen. Überraschend war dabei, dass der praktisch ungetestete Lada beide Ford hinter sich halten konnte, die in Portugal nicht einmal zu sehen waren.
Lauf 2 sah Alain Menu auf der Pole, der sich gegen Pepe Oriola am Start locker durchsetzen konnte. Der Seat-Mann konnte die Pace von Menu nicht halten und fiel bald zurück. Zunächst hatte Oriola noch Tom Coronel im Nacken, konnte sich von diesem aber nach und nach absetzen. Das zeigte dann auch, dass die Seat zumindest einigermaßen auf dem richtigen Weg sind. Die Motorleistung stimmt, problematisch scheint das mittlerweile in die Jahre gekommene Chassis zu sein, das nicht mehr auf dem neusten Stand ist, verglichen mit den Chevys. Auf der anderen Seite: Die BMW sind noch älter und der Motor wird seit dem letzten Jahr auch nicht mehr offiziell weiterentwickelt.
Im Mittelfeld wühlten sich Yvan Muller und Rob Huff durch, taten sich aber erstaunlich schwer. Man hing lange hinter Gabriele Tarquini fest, der seinen Seat immer so positionieren konnte, dass Menu nicht vorbei kam. Vier Runden vor Schluss wurde der Druck dann aber zu groß und Tarquini machte Eingangs der ersten Kurve einen kleinen Fehler, den Muller sofort ausnutzte. Auch Huff wollte dann gleich mit vorbei, aber da war dann doch zu wenig Platz. Huff schickte Tarquini in einen halben Dreher und zerstörte dabei auch noch dessen Vorderradaufhängung.
In das Getümmel mischte sich dann der BMW von Alberto Cerqui ein, der sowohl Muller, als auch Huff das Leben richtig schwer machte. Bis zur letzten Runde nagte er am Heck vom Huff, der wiederum versuchte Muller unter Druck zu setzen. Doch beide Chevy-Männer hatten am Ende die Nase vorn.
Auch im zweiten Lauf überraschte James Thompson im Lada, der mit P11 knapp an den Punkten vorbei schrammte. Die Focus blieben derweil schwach und mussten sich sogar den meisten Independent-Piloten geschlagen geben.
In der WM sieht es für Muller etwas besser aus. Er führt mit 249 Punkten vor Huff, der 20 Punkte weniger hat. Mit 210 Punkten liegt Menu durchaus noch in Titelreichweite.
Die WTCC legt nun eine mittelgroße Pause ein. Die Europa-Saison ist beendet, man fährt bis zum 23. September (!) nur ein Rennen in Brasilien (22.Juli, Curitiba). Viel Zeit für Seat am Motor zu arbeiten, aber auch Chevy wird nicht untätig bleiben. Die kommenden Strecken sprechen aber durchaus auch für die Seat.
Klar ist, dass die Saison, mal abgesehen vom Rennen in Brasilien, wegen der Zeitverschiebung eher unter Ausschluss der europäischen Öffentlichkeit stattfinden wird. Wer will schon für 12 Runden morgens um 4 aufstehen?
Wie hoch die WTCC auch bei Eurosport im Kurs steht, war auch am Wochenende zu sehen. Man entschied sich dafür, das Tennis-Tunier in Paris zu zeigen, die WTCC verbannte man in den kostenpflichtigen Eurosportplayer.
Bilder: WTCC