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Formel Eins: Vorschau GP Europa 2012

von DonDahlmann
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Wieder einmal macht die Formel Eins in Valencia Station, aber man kann auch ein wenig aufatmen. Ab 2013 findet das Rennen nur alle zwei Jahre statt.

Eine der vielen, womöglich niemals zu klärenden Frage lautet: Warum muss die Formel Eins in Spanien, wo es Rennstrecken ohne Ende gibt, ausgerechnet auf den langweiligen Strecken unterwegs sein? Gut, Valencia ist eine Kopfgeburt der spanischen Regionalregierung und tätiger Mithilfe von Bernie Ecclestone, der, als der die Worte „Hafen“ und „Rennen“ gehört hat, vermutlich an eine Art Monaco dachte. Leider sieht es nach drei Jahren in Valencia immer noch schwer nach Baustelle und Güterbahnhof aus und die Strecke ist auch Mist. Entweder ist zu schmal (1. Sektor), zu kurvig (3. Sektor) oder zu langweilig (2.Sektor). Aber bisher ist es der Formel Eins in diesem Jahr noch gelungen auf jeder Strecke gute Rennen abzuliefern, vielleicht ja auch in diesem Jahr in Spanien.

Womit man dann wieder bei in diesem Jahr allseits beliebten „Wer hat die Nase vorn“ Spiel ist, dass man 2012 einfach nicht gewinnen kann. In Kanada habe ich Red Bull abgeschrieben, höchstens P4, schrieb ich. Das war am Ende zwar richtig, aber davor hat Vettel alles in Grund und Boden gefahren und ohne den Strategiefehler hätte es auch P2 werden können. Mercedes, so meine letzte Prognose, würde dagegen in Kanada auftrumpfen. Nun ja.

Immerhin habe ich bei McLaren richtig gelegen. Deswegen, und weil sich beide Strecken, bis auf den letzten Sektor so ähnlich sind, wiederhole ich meinen Tipp und gehe sogar noch einen Schritt weiter: Hamilton wird der erste Fahrer sein, der seinen Sieg in diesem Jahr wiederholen kann. (Wenn schon mutig, dann richtig).

So ganz sorgenfrei ist man bei McLaren aber nicht. Die Probleme liegen im Moment wohl weiterhin bei der Front, wo man gerne mehr Abtrieb generieren würde um die Vorderreifen auf Temperatur zu bekommen. Eines der Probleme von Jenson Button soll genau da liegen, weswegen er mit Untersteuern zu tun hat. Hamilton fordert die Reifen stärker, Button schont sie. Das führte, zumindest in Kanada zu dem Problem, dass der Verschleiss höher war, als erwünscht, was wiederum die empfindlichen Pirelli krumm nahmen.

Der Reifenhersteller bringt in Valencia zum ersten Mal die neue „Medium“ Mischung an den Start, die in Kanada im freien Training getestet wurde. Die Teams haben also wenig Erfahrung mit der Mischung, was die Abstimmung bei erwarteten 30 Grad Außentemperatur zu einer komplizierten Sachen werden lässt. Dazu kommen dann noch die „Soft“, die sich aber bisher als recht langlebig heraus gestellt haben. Problematisch könnte aber gerade für die Medium der Verschleiss an der Hinterachse sein, weil die Reifen auf den langen Geraden etwas an Temperatur verlieren. Die Beschleunigung aus den vielen Haarnadelkurven könnte die Reifen dann schnell an ihre Belastungsgrenzen bringen.

Ein Problem, das durchaus die Red Bull betreffen könnte, deren Reifenverschleiß am Ende eines langen Stints etwas höher ist, als bei anderen Teams. Auf der anderen Seite ist da der dritte Sektor, in dem viel Abtrieb gefragt ist, was dem RB8 zu Gute kommen sollte.

Bei Mercedes bin ich vorsichtig. Schumacher wäre nach seiner Pole in Monaco und seiner Pechsträhne eigentlich ein durchaus möglicher Kandidat für einen Sieg. Er hat es drauf, aber ich sehe die Mercedes im Moment ein Stückchen hinter McLaren und Ferrari. Selbstverständlich ist auch Rosberg einer, den man auf Sieg tippen könnte, aber mehr als ein Podium sehe ich für Mercedes nicht.

Ferrari hat den Rückstand, zumindest auf den Stopp & Go Pisten aufgeholt. Man ist vorne dran und kann aus eigener Kraft um den Sieg mitfahren. Das sind gute Nachrichten für Alonso, der in der WM ja sehr aussichtsreich liegt. Ich traue Ferrari in Valencia ebenfalls einen Sieg zu, wenn sie denn mit den Medium Reifen klar kommen.

Auch Lotus ist durchaus einen Tipp wert, allerdings fehlt mir bei denen etwas der Speed. Die Strategie in Montreal war richtig, der zweite Platz resultierte aber auch aus den gesammelten Fehler der Konkurrenz. Man sah doch zwischendurch deutlich schneller aus. Auffallend am Lotus ist auch der Mangel an „großen“ Updates. Man Kleinigkeiten verändert, fährt aber zum Beispiel immer noch mit dem Heck, mit dem man in die Saison gestartet ist. Während alle Top-Teams die Sauber und McLaren Variante kopiert haben, macht Lotus da nichts. Das kann mit Budget-Problemen zusammenhängen. Es wird berichtet, dass das Team im letzten Jahr einen Verlust von 20 Millionen Dollar eingefahren hat und der Namessponsor „Lotus“ zahlt wohl auch nichts. Mangelndes Geld wären zumindest eine Erklärung.

Auf dem Schirm muss man auch in Valencia Sauber und Williams haben. Senna fuhr in Kanada ein gutes Rennen, Maldonado hat seit seinem Sieg in Spanien etwas Pech. Schnell genug ist der Wagen, zumindest um Richtung Top 5 zu schielen. Bei Sauber die Lage etwas rosiger aus. Das Podium von Perez war zwar auch der Strategie geschuldet, aber der Rennspeed stimmt. Probleme gibt es weiter in der Qualifikation, weil man die Reifen nicht gut auf Temperatur bekommt. Und gerade in Valencia ist die Quali, wegen der wenigen guten Überholmöglichkeiten, sehr wichtig.

Force India und Toro Rosso werden das Mittelfeld bilden. Beide Teams haben Probleme mit dem Reifenverschleiß bei hohen Temperaturen, wobei die „Medium“ Mischung den Indern entgegen kommen sollte. Es würde mich nicht überraschen, wenn man einen Force India in der Quali in den Top Ten sieht.

Weiter hinten tut sich wenig, auch wenn es bei Caterham leichte Fortschritte zu vermelden gibt. In der Quali fehlt mitunter nicht viel zu Q2, der Rennspeed, vor allem von Kovalainen, ist richtig gut. Überraschungen kann man hier aber ebenso ausschließen, wie bei Marussia und HRT.

In Sachen Strategie gibt es wohl nur eine logische Lösung: Zwei Stopps. Die Anfahrt zur Box ist etwas langsam, man verliert dort zwar nicht viel Zeit, aber ein wenig. Der Zeitunterschied zwischen den „Soft“ und den „Medium“ dürfte in der Quali rund 8 Zehntel betragen, im Rennen dann aber weniger. Da man meist im Verkehr steckt, relativiert sich der Zeitvorteil schnell wieder. Möglich ist aber auch eine Ein-Stopp-Strategie, da der „Soft“ ja etwas länger hält. Da sollte man Sauber und Lotus im Auge behalten. Möglich auch, dass Ferrari und Mercedes sich etwas ähnliches überlegen. Der Klassiker wäre, sich als 10. zu qualifizieren, mit den „Medium“ 60% der Distanz zu absolvieren, um dann auf die „Soft“ zu gehen mit denen man bei relativ freier Fahrt in den ersten Runden dann Zeit holen kann.

Ich erwarte kein Überholschlachtfest, zumal es in Valencia nur eine DRS-Zone geben wird, die zwischen den Kurven 10 und 12 liegen wird. Es wird also ein Rennen sein, dass von der Strategie und der Taktik geprägt sein wird. Nicht vergessen sollte man die steigende Nervosität der Teams. Die Fahrer-WM Wertung ist dermaßen eng, dass schon ein kleiner Fehler bei Strategie und/oder Boxenstopp am Ende die Meisterschaft entscheiden könnte.

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