Nach zwei sehr guten Rennen in Texas und Milwaukee gehen die IndyCars in Iowa zum vorletzten Mal in dieser Saison ins Oval, und probieren ein neues Quali-Format.
Die beiden Ovalrennen nach dem Indy 500 kann die strauchelnde Serie als Erfolg verbuchen: Texas hat gezeigt, dass man auch ohne Pack-Racing gute und sichere Rennen auf den Cookie-Cutter Ovalen produzieren kann. Und in Milwaukee saßen trotz Regenverschiebung endlich wieder ausreichend Zuschauer auf den Tribünen, um den traditionellen Auftritt auf der historischen Bahn auch in den nächsten Jahren im Kalender halten zu können. Die Probleme von Will Power sorgten zudem dafür, dass es an der Spitze der Meisterschaftstabelle langsam wieder spannender wird. Der ungewöhnliche, 0,875 Meilen lange Iowa-Speedway ist für die IndyCar Series traditionell ein gutes Pflaster. In den vergangenen Jahren waren die Rennen meist ausverkauft – was Serienchef Randy Bernard sogar kurzfristig überlegen ließ, sowohl am Samstag als auch am Sonntag je ein Meisterschaftsrennen zu fahren. So weit kommt es nun zwar nicht. Ein kleines Experiment gibt es aber trotzdem: Statt der Qualifikation wird die Startreihenfolge am heutigen Freitag im Rahmen von drei kurzen Heat-Races aufgefahren.
Konkret soll das ganze dann folgendermaßen funktionieren: Nach dem letzten Freien Training wird das Feld in drei verschiedene Gruppen eingeteilt. Jene Piloten ab Rang 10, die „gerade“ Ergebnisse erzielt haben (also Rang 12, 14, etc.) fahren im ersten 30-Runden Rennen um die geraden Startpositionen. Rennen 2 beinhaltet jene Piloten, die ab Rang 9 ungerade Positionen belegt hatten. Schließlich fahren im dritten, ebenfalls 30 Runden langen Heat Race die besten acht um die Pole. Live werden diese Läufe leider nicht zu sehen sein – NBC Sports zeigt sie aber in voller Länge vor dem eigentlichen Rennen.
Nach den Erfahrungen aus Texas hat die IndyCar Series entschieden, auch in Iowa auf ein Setup zu bauen, das nur wenig Anpressdruck bietet. Ziel ist es, wie es heißt, „den Fahrern die Kontrolle zurückzugeben“. Tatsächlich geht es natürlich vor allem darum, allzu enges Neben- und Hintereinanderfahren zu vermeiden, um Auffahrunfälle und abhebende Wagen zu verhindern. Dass dadurch auch nicht mehr dauerndes Vollgas, sondern gefühlvolles Fahren belohnt wird, ist ein Nebeneffekt – der im Übrigen nicht alle Beteiligten restlos begeistert. Tony Georges Stiefsohn Ed Carpenter, der ja in diesem Jahr nicht nur als Fahrer, sondern auch als (Strohmann)-Teamchef agiert war sogar so unbegeistert, dass er sein PR-Team noch während des Rennens tweeten ließ, wie langweilig das Rennen und wie missvergnügt die Fans doch seien (eine Meinung, die, jedenfalls auf Twitter und vom Autor dieser Zeilen, nicht geteilt wurde).
Ähnliche „Langeweile“ ist, wenn die Ereignisse der vergangenen Jahre ein Maßstab sind, auch wieder in Iowa zu erwarten. Das nur 0,875 Sven-Meilen lange, aber immerhin mit einem progressiven Banking von 12 bis 14 Grad versehene Oval hat – nach einigen Anlaufschwierigkeiten in den ersten Jahren – meist ohnehin das produziert, was die IndyCar Serie im Moment mit Low-Downforce und schnell abbauenden Reifen zu erreichen versucht: Spannende Rennen, die allerdings nicht von dauernden hautengen Duellen leben, sondern eher von Autos, die in verschiedenen Abschnitten des Rennens unterschiedlich gut funktionierende Abstimmungen (und Piloten) hatten.
Weil der neue Wagen aber so viel Anpressdruck bietet, dass die Piloten bei Tests vor einigen Monaten dort flat-out fahren konnten, greift man in diesen Jahr zu den vorgeschriebenen Downforce-Änderungen.
Im Bezug auf die Hackordnung haben sich die Ovalrennen in dieser Saison als schwer prognostizierbar erwiesen. In Indy waren es noch die Favoriten um Ganassi und (in der ersten Hälfte) Penske, die das Rennen kontrollierten. In Texas kämpfte plötzlich Ganassis B-Team mir Graham Rahal gegen Dale Coyne Racing und Justin Wilson. Und in Malwaukee holte Ryan Hunter-Reay den ersten Saisonsieg für Andretti Autosport. Nicht zu vergessen dabei, dass mit James Hinchcliffe auch ein Pilot aus dem Andretti-Lager in der Oval-Wertung führt (vor Tony Kanaan und Ryan Briscoe).
In der Gesamtwertung führt derweil immer noch Will Power – der Vorsprung des Australiers (274 Punkte) schmilzt aber seit dem Indy 500 kontinuierlich. James Hinchliffe liegt mittlerweile nur noch 31 Zähler dahinter, mit nur sehr knappem Abstand folgen Scott Dixon (239) und Ryan Hunter-Reay (233).
Keine konkreten Neuigkeiten gibt es derweil, was den möglichen Ersatz für das abgesagte China-Rennen betrifft. Anfang der Woche schien es so, als würden alle Zeichen in Richtung Road America deuten (siehe Newshappen). Mittlerweile scheint es aber auch durchaus denkbar, dass die IndyCar Serie den Lauf überhaupt nicht ersetzen wird, und insgesamt nur 15 Saisonrennen fährt. Was das für den Vertrag mit dem ohnehin zunehmend unwilligen Seriensponsor IZOD bedeuten würde, der angeblich 16 Rennen pro Jahr vorsieht, ist unklar.
Im TV
Nach dem ABC-Intermezzo wird der Lauf aus Iowa wieder von NBC Sports gezeigt. Im deutschen Sprachraum gibt es, wenig überraschend, auch diesmal keine Übertragung. Auch sonst wird sich die Zuseher-Zahl vielleicht in Grenzen halten. Denn irgendjemand bei der IndyCar hatte die clevere Idee, das Rennen am Samstagabend, 21 Uhr Ortszeit abzuhalten. Das ist 10 Uhr an der amerikanischen Ostküste – und 4 Uhr früh bei uns. Die Übertragung bei NBC Sports beginnt um 1:30 Uhr, und beinhaltet neben den Heat Races auch das Rennen der Indy Lights, das um 1:40 Uhr startet.