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DTM: Rennbericht Norisring 2012

von DonDahlmann
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Wie schon in der Vorschau angekündigt: Norisring und die DTM, das passt einfach in fast jedem Jahr. Auch das Rennen im Jahr 2012 machte da keine Ausnahme.

© DTM

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Die DTM liefert im Moment richtig gute Rennen ab. Der Auftakt in Hockenheim, das Rennen am Lausitzring, dann eine Ausnahme einem eher mauen Rennen in Brand Hatch und das sehr gute Rennen am Red Bull Ring – alles ansehnliche Rennen. Der Norisring machte da keine Ausnahme, im Gegenteil. Die wechselnden Witterungsverhältnisse sorgten für viel Abwechslung und ein Rennen, dass erst in der letzten Kurve der letzten Runde entschieden wurde. Im Grunde hat die DTM alles richtig gemacht, ein wenig Kritik muss sich die Serie aber dennoch gefallen lassen. Und zwar von den Fans.

Doch dazu später noch etwas mehr, denn das gute Rennen verdient dann den ersten Blick. An den sehr, sehr heissen Freitag und Samstag (Luft 35 Grad, Asphalt 51 Grad), sahen die Mercedes mal wieder am besten aus. Audi, die ich stärker eingeschätzt hatte, verlor doch deutlich, nur Ekström konnte sich vorne zeigen. Mit leichtem Abstand hinter den Mercedes probierten sich die BMW-Piloten an Abstimmung und Siegchancen. Die Quali spiegelte das Bild dann auch wieder.

Das Wetter am Renntag war dann allerdings komplett anders. Nass, viel Regen und deutlich kühler. Die Hersteller erklärten den Wetterumschwung zum Problem, denn man war von 30 Grad Außentemperatur ausgegangen (war auch vorher gesagt) und dementsprechend hatte man die Abstimmung gesetzt. Schon am Morgen hielt sich das Gerücht, dass Mercedes da besser sortiert sei und man sich auf Regen eingestellt hatte. Was in so fern erstaunlich war, denn am Ende standen zwei Mercedes auf der Pole und Ekström kam nur auf P4.

Der Regen sollte das Rennen dann aber doch auf den Kopf stellen. Der Start ging noch relativ gut vonstatten, in der Grundig-Kehre knallte es dann erwartungsgemäß doch. Es war eine Kettenreaktion, denn Gary Paffett war vorsichtig auf der Bremse, Jamie Green hinter ihm auch, ebenso Ekström und Farfus. Doch dahinter schob sich alles zusammen. Jemand schob Farfus an, der dann Ekström usw. Am Ende knallte Green auf Paffet, der sich drehte und ins Gesicht von Ekström schaute, der ihm gegenüberstand. Leichtes Chaos also, das SC kam und am besten hatte sich Ralf Schumacher durch die erste Kurve gemogelt. Von P5 gestartet, sah sich Schumacher zum ersten Mal seit langer Zeit mal wieder an der Spitze.

Das SC ging bald wieder rein und vorne setzten sich Schumacher, Tomczyk und Spengler ab, während Norisring Dauersieger Jamie Green abreissen lassen musste. Derweil prügelte sich Paffet weiter hinten mit Miguel Molina, Timo Scheider und Roberto Mehri herum, die ihm das Leben extrem schwer machten. Der massive Zeitverlust, der aus den Kämpfen resultierte, sollte Paffett am Ende noch ärgern.

Vorne hielt sich Schumacher bis Runde 18, dann stotterte der Motor des Führenden. Viel mehr ging der Motor unvermittelt aus, Schumacher musste den Wagen resetten und neustarten. Offenbar hatte sich ein wenig Feuchtigkeit in die Elektrik gemogelt, das Problem blieb auch beständig und Schumacher stellte den Mercedes dann bald genervt ab.

Das Rennen beruhigte sich vorne dann ein wenig, Tomczyk und Spengler fuhren relativ ungefährdet ihre Runde, Green mühte sich dran zu bleiben während der auf P4 liegende Vietoris das Tempo nicht ganz halten konnte.

Interessant wurde es dann allerdings nach den ersten Stopps. Die meisten Team legten ihre Stopps so, dass mit den neuen Regenreifen jeweils um die 25 Runden fahren konnten. Bei Gary Paffett entschloss man sich allerdings dazu etwas zu warten. Man wollte schauen, ob es entweder mehr oder weniger regnen würde, vielleicht wären sogar Slicks drin gewesen. Es regnete aber immer wieder mal ganz leicht und Paffett blieb weiter draussen. Mit seinen gebrauchten Regenreifen fuhr er allerdings die besten Rundenzeiten. Hintergrund war vermutlich, dass er seine Reifen auf Temperatur hatte, während die Konkurrenz die neuen Reifen erst einmal dahin bringen mussten. Ergo summierte sich ein Zeitverlust, den Paffett dann nutzte. Nach seinem ersten Stopp in Runde 57 folgte gleich der zweite in Runde 61. Bis dahin hatte er sich Vietoris geschnappt und lauerte auf P4.

Vorne blieb es bis Runde 70 ruhig. BMW hatte das Rennen völlig unter Kontrolle. Man führte mit sechs Sekunden vor Jamie Green und die Rennleitung stellte dann auch noch auf die Rennzeit um. Es waren noch rund acht Runden zu fahren. Doch dann brachen die Zeiten der BMW ein. Zwischen Runde 71 und 74 holte Green über 4.2 Sekunden auf und lag knapp hinter Spengler. Ähnlich wie vorher Paffett konnte Green mit seinen „alten“ Regenreifen bessere Zeiten erzielen, als die BMW-Piloten, deren Reifen schneller abnutzten. Mit leicht angespannter Miene sah BMW, wie Green sich Spengler schnappte und in der letzten Runde millimeternah im Heck von Tomczyk hing.

Vor der Dutzendteichkehre setzte Green, der vorher schon verschiedene Linie ausprobiert hatte, dann zum einem finalen Versuch an. Er tauchte mutig innen rein, Tomczyk versuchte gegen zu halten, aber da war schon zu spät. Der Mercedes drängelte sich vorbei und holte den Sieg. Der zehnte Sieg seit 2002. Und seit dem hat auch immer ein Mercedes gewonnen.

Paffett kam auf P4, 12 Sekunden hinter Spengler. Die Zeit, die er im ersten Drittel des Rennens verloren hatte, machte sich das bemerkbar. Allerdings – ohne den Dreher hätte Paffett vermutlich relativ leicht gewonnen, wenn man sich den Reifenverschleiß der Mercedes anschaut. Der vierte Platz war wichtig für seine Meisterschaftsambitionen, in Sachen Spannung war sie allerdings Gift. Der Brite führt nun mit 95 Punkten vor Jamie Green, der 69 Punkte hat. Bruno Spengler hat nur 58 Zähler und bei noch 5 ausstehenden Rennen ist Paffett der Titel kaum noch zu nehmen. Aber zwei Ausfälle sind schnell passiert. Bester Audi-Pilot ist Mattias Ekström, der 47 Punkte hat. Eine Saison zum Vergessen für Audi.

Vor Ort

Ich war mal wieder vor Ort* und etwas überrascht. Vielleicht lag es am dann doch sehr weitläufigen Zeppelinfeld in Nürnberg und die, traditionell, sehr weit auseinandergezogenen Fahrerlager. An den klassischen Rundstrecken, mit den kompakten Fahrerlager, fallen die riesigen Hospitalitys der Marken und Sponsoren nicht so sehr auf. In Nürnberg standen die Gebäude hinter der Boxeneinfahrt, nicht so dicht gedrängt, aber zwischen den einstöckigen Hallen verloren sich die Fans etwas. Ich hab mit ein paar Fans gesprochen und der Tenor war, dass die (teuren) Merchandisingstände nur zum Anschauen da sind, die Offenheit der Szene etwas fehlt. Wobei man nicht vergessen darf, dass alle Hersteller ihre Fahrer zu Autogramm- und Fotostunden brachten und das teilweise mehrfach. Aber an die Autos kommt man nicht ran, was einigen Fans nicht gefallen hat. „Ist ja fast in der F1,“ meinte einer. Ein Eindruck, der sich angesichts der Hospitality-Paläste schnell treffen lässt. Es fehlten die Stars, die durch von den Boxen durch das Fahrerlager laufen, vorbei an den Fans und den Medien, auch dass man mal einen Blick auf andere Fahrer werfen kann. Aber, wie erwähnt, das lag auch an den weitläufigen Anlagen. Vielleicht sollte man da in Zukunft einfach etwas dichter aufbauen.

News gab es am Norisring wenige. Weder zum Thema „SuperGT“ noch zur NASCAR. Es gibt ein paar Gerüchte, dass BMW schon darüber nachdenkt, die Herren Werner und Hand zu ersetzen, aber die kamen nicht vom Hersteller sondern von der Konkurrenz.

Die Woche folgt noch ein Special zum Thema „DTM Aerodynamik“. Mit sind da ein paar Dinge an den Wagen aufgefallen.

*Ich war auf Einladung von ZF vor Ort, die die Hotelkosten übernommen haben.

George Russell, Mercedes F1 W15, leads Lando Norris, McLaren MCL38 during the Brazilian GP at Autódromo José Carlos Pace
Oliver Bearman, Haas VF-24, leads Sergio Perez, Red Bull Racing RB20 during the Brazilian GP at Autódromo José Carlos Pace

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1 Kommentare

nona 6 Juli, 2012 - 01:32

Christian Danner (vor Ort als Gastfahrer im R-Cup) hat im Interview – nach seinen guten oder schlechten Eindrücken gefragt – ins selbe kritische Horn gestossen. Die fehlende Fan-Nähe gefiele ihm nicht, die Fans bekämen maximal 15 Minuten in der Pitlane mit und hätten nichts/zu wenig zu sehen. Es sei ihm alles „zu clean“ und entspräche überhaupt nicht dem, wie er die DTM aus seiner aktiven Zeit in Erinnerung habe.

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