Neulich hatte ich die Gelegenheit, die Nissan GT Academy in Silverstone zu besuchen. Und viel Spaß dabei.
Die GT Academy sollte eigentlich mittlerweile jedem bekannt sein. Nicht nur wegen der permanenten Werbung auf allen Sendern, sondern auch, weil die ganze Aktion tatsächlich schon etwas gebracht hat. Die Idee ist, einen Gamer von der Konsole zu zerren und nach einem ziemlich ausgefallenen Auswahlverfahren in einen Rennwagen zu bugisieren. Mit zwei Rennfahrern hat das schon richtig gut geklappt. Lucas Ordoñez ist so einer, den man kennt, ein weiterer Gewinner, dessen Name man vermutlich in Zukunft ebenfalls noch öfter hören wird, ist Jann Mardenborough, der gerade die britische GT aufmischt. Die beiden anderen Gewinner der letzten Jahre, Bryan Heitkotter und Jordan Tresson sind ebenfalls noch unterwegs, wenn auch nicht ganz so erfolgreich. In diesem Jahr gibt es auch eine reine deutsche Challange. Nach einem Online-Auswahlverfahren durften 12 Fahrer ins Renncamp nach Silverstone, wo sie am ersten Morgen dann auch gleich zünftig geweckt wurden.
Nissan hatte ein Team der britischen SAS vor Ort, was allerdings nicht bei jedem Teilnehmer Glückgefühle auslöste. Was man angesichts der Bilder irgendwie nach vollziehen kann.
Doch es ging ja mehr um Sport und darum, einen Wagen schnell am Limit zu bewegen. Ich war für zwei Tage vor Ort und konnte einige Herausforderungen live verfolgen. Darunter war die sehr amüsante Idee einer Verfolgungsjagd. Die Teilnehmer bekamen einen Nissan GT-R und mussten auf der winkeligen Strecke des Stowe Circuit (liegt innerhalb des Silverstone Circiut) vor einem Nissan Juke-R flüchten. Im Juke saß allerdings Nick Heidfeld am Steuer, neben ihm Smudo, der zu seinem großen Spaß ein auf der Motorhaube montierte Paintball-Gun bedienen durfte. Ziel war es, nicht getroffen zu werden, was den meisten Fahrern nicht gelang.
Es folgten noch weitere Auswahlverfahren, darunter ein Rennen mit Leichtflugzeugen (!), Drift-Challenge und noch viel mehr. Als Juroren fungierten: Nick Heidfeld, Sabine Schmitz, Smudo und Peter Terting.
Damit den Journalisten nicht langweilig wurde, mussten die auch ran. Erst gab es einen Drift-Kurs mit einem dafür umgebauten 370 Z, was großen Spaß machte. Danke an der Stelle auch noch mal an Ferrari und die Instruktoren aus dem letzten Jahr. Die Lernergebnisse aus dem F458 konnte ich auf dem Parkplatz in Silverstone gut gebrauchen.
Danach gab es dann ein paar Runden in einem „normalen“ 370 Z auf der Strecke von Stowe. Immer mit Instruktor, was mich dennoch nicht von der Peinlichkeit abhielt, kurz die Wiese zu besuchen („That was a very nice power oversteer followed by a perfect correction and the unfortune and miserable decision to step on the gas again“ O-Ton Instruktor). Anyway… später baute er mein angeknicktes Ego dann mit Worten „Better be quick, make small mistakes and learn, rather then being slow. We don’t want be slow“ wieder auf.
Es folgte ein sehr netter Abend, wobei ich das Glück hatte neben Sabine Schmitz und Smudo zu sitzen. Letzteren kenne ich noch von meiner Zeit in der Musikbranche, wir hatten da öfter miteinander zu tun, was dann insgesamt zu einem Schwelgen in Erinnerung führte und etlichen Geschichten aus der VLN, die ich hier aus Gründen der Diskretion mal lieber nicht berichte ;)
Am nächsten Tag folgten dann weitere Challenges für die Teilnehmer der GT Academy und eine längere Ausfahrt für die Journalisten im Nissan GT-R. Die dann nicht in Wiese endete und den Testbericht gibt es drüber bei racingcarz.com.
Von den 12 Teilnehmern setzten sich am Ende dann vier durch: Nick Sepec, Andres Monzon, Peter Pyzere und Patrick Langkau. Die werden dann im Verlaufe des Jahres weiteren Tests unterzogen bis im November dann die Sieger feststehen.
Den Aufwand, den einige Teilnehmer betrieben haben um überhaupt ins Racecamp zu kommen, ist ernorm. Manche haben zwei Jahre lang jeden Tag stundenlang vor der Playstation geübt, um die Online-Challange zu bestehen. Die Fahrer liegen so eng zusammen, dass teilweise Tausendstel über ein Weiterkommen entschieden haben.
Aus der Sicht der Nachwuchsförderung ist das Programm von Nissan und Sony sowieso nur zu begrüßen. Talentierten, aber sponsorlosen Fahrern wird eine große Chance eröffnet, die man sonst nicht haben würde. Für ein paar Glückliche wird da eine Tür aufgestossen, durch die sie sonst nie gehen könnten. Der normale Weg, sich per Kart-Sichtungen für die Förderung bei Red Bull oder einem Hersteller zu qualifizieren, kostet auch schon enorm viel Geld. Für ein gutes Kart und eine Saison werden da schnell hohe sechstellige Summen fällig.
Disclaimer: Ich war auf Einladung von Nissan Deutschland vor Ort, die Flug und Hotel übernommen haben.
1 Kommentare
Nissan spielt in der PR-Arbeit fortwährend (nicht) sehr geschickt mit der Notion, es seien von ihnen „irgendwelche“ Gamer-Kids vom Bildschirm weggezerrt und fix in Rennautos gesetzt worden, und die schlügen sich dann, na holla, mit ihren Gamer-Skillz ganz hervorragend. Das ist so natürlich exakt nicht der Fall. Tatsächlich bewerben sich Unmengen von Hardcore-Renngamern (also Leute mit schonmal mindestens stark ausgeprägtem theoretischen Verständnis und praktischen Ansätzen, z.T. auch Leute mit vorheriger „echter“ Rennerfahrung die aber nicht weit gekommen sind), die werden dann anschliessend auf Talent und Potential abgeklopft, gefiltert, gesiebt, getestet, in hanebüchenen Reality-Werbefreakshows auf maximal RTL2-Demütigungsniveau vorgeführt, und die übrig gebliebene Spitze davon wird anschliessend gecoacht, beraten, trainiert und professionell begleitet wie nix gutes, um sie auf Teufel komm raus an ein professionelles Level heranzuführen. Dass dabei am Ende dann sowas wie Rennfahrer übrigbleiben ist nicht die Bohne überraschend, und das ginge bei dem von Nissan betriebenen Aufwand mit ungefähr jeder anderen Bevölkerungsgruppe auch. Und vor allem auch ohne den ganzen bescheuerten SAS-Quatsch und dergleichen Spielchen, die mit dem eigentlich Sichtungs- und Trainingsvorgängen überhaupt nichts zu tun haben. Ich hatte irgendwie insgeheim gehofft, dass hier im Blog mal gerade zu diesem Bullshit doch eher das eine oder andere kritischere Wort verloren würde.
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