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NASCAR: Analyse Michigan August 2012

von KristianStooss
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In Michigan lieferte der Sprint Cup endlich mal wieder ein solides Rennen ab – das musste man seit Anfang der Saison ja des Öfteren vermissen. Es steckte viel Dynamik in Form von alternativen Strategien, vielen Gelbphasen und Führungswechseln im Nachmittag. Am Ende blieb etwas überraschend Greg Biffle siegreich, doch das lag vor allem am Favoritensterben.

Die Eckdaten vom Sonntag lauten: 8 Cautions (6 davon wegen Drehern), 26 Führungswechsel unter 13 Fahrern, 3 Motorschäden und einige geplatzte Reifen! So ein Rennen hatte man in der obersten NASCAR-Liga schon länger nicht mehr zu sehen bekommen. Bis zum Anfang des Jahres war sowas eigentlich die Norm und in Michigan fand die Serie endlich mal wieder zu ihrer gewohnten Dynamik zurück. Das Schöne daran ist, dass ich mir aufgrund der vielen Vorkommnisse sogar den Luxus leisten kann, komplett auf eine Analyse der unterschiedlichen Spritstrategien zu verzichten. Durch die häufigen (und auch späten) Cautions hatte eigentlich jeder Fahrer irgendwann eine günstige Gelegenheit zum Tanken, weshalb im Finale alle Autos wieder in derselben Sequenz fuhren. Dies war auch der Grund, warum man so viele unterschiedliche Piloten an der Spitze sah, doch einer hatte das Rennen bis ins zweite Viertel hinein eigentlich recht deutlich im Griff:

Mark Martin – der alte Mann und das Meer sein Auto kämpfen gegen das Unrecht! (oder so ähnlich) – führte bis in Runde 64 geschlagene 54 Umläufe von der Pole-Position aus an und schwang sich damit früh zum großen Favoriten auf den Sieg empor. Ein schwerer Unfall, bei dem glücklicherweise niemand verletzt wurde, beendete diese Serie leider jäh: Martin wurde gerade von Kasey Kahne (3.) verfolgt, als direkt davor die beiden Wagen von Bobby Labonte (22.) und Juan Pablo Montoya (mehr zu ihm später) zur Überrundung anstanden. Plötzlich wurde Labonte völlig ohne Berührung durch Montoya aero-loose, was einen typischen Auffahrunfall auslöste, in dessen Folge Martin zunächst auf die #42 krachte und anschließend vom ebenfalls mit voller Kraft bremsenden Kahne in die Boxengasse abgeschossen wurde.

Dort passierte dann einer dieser fürchterlichen „Freak-Accidents“, die eigentlich keiner voraussehen kann: Die #55 schlug seitlich und nur knapp hinter dem Fahrersitz in die spitze, offene Stelle einer Garagenzufahrt der Boxenmauer ein. Zum Glück wurde der Fahrersitz nicht direkt getroffen und außerdem hatte Mark Martin die Geschwindigkeit durch einige Dreher schon recht weit verringern können. Allerdings reichte die Aufprallenergie dafür aus, einen Öltank in Fetzen zu reißen, der ein kleineres Feuer auslöste und den Pitstall von Kasey Kahne komplett einschmierte. Zur genauen Ansicht gibt es an dieser Stelle noch ein Video von diesem außergewöhnlichen Unfall, für den ESPN sogar frühzeitig aus der Werbung zurückkehrte:

http://www.youtube.com/watch?v=f0sis-ZL7w8&hd=1

Danach wurde es bis zum Finale etwas unübersichtlich, da aufgrund der unterschiedlichen Strategien insgesamt sechs weitere Fahrer mehr als zehn Führungsrunden absolvieren konnten. Während die anderen beiden Piloten von Michael Waltrip Racing – Clint Bowyer (7.) und Martin Truex Jr (10.) – nur kurz an die Form ihres verunfallten Teamkollegen anknüpfen konnten, qualifizierten sich vorne Jimmie Johnson, Greg Biffle, Brad Keselowski sowie Dale Earnhardt Jr für den Rennsieg. Johnson verfügt dabei über das schnellste Auto im Feld, brachte die #48 aufgrund des nicht entscheidenden Strategiewirrwarrs jedoch nur 23 Mal als ersten Wagen über die Linie.

Die Führung holte sich Jimmie Johnson zum letzten Mal in Runde 190 – also zehn Runden vor Schluss – von Brad Keselowski, nachdem der Dauermeister beim vorletzten Restart in Umlauf 187 als Zweiter ins Finale gegangen war. Eine abschließende Caution stand dem Feld aber noch ins Haus und jene sollte ausgerechnet Johnson auslösen, als sich an der #48 der Chevrolet-Motor in die Ahnengalerie verabschiedete. Das war eine ganz unglückliche Situation, da das Aggregat nur noch sechs Runden vor sich hatte und zudem extra noch nach dem Qualifying ausgetauscht wurde. Johnson startete deshalb übrigens vom Ende des Feldes ins Rennen.

Dieses Missgeschick wäre natürlich isoliert schon ziemlich schlimm gewesen, doch eigentlich war es nur das Sahnehäubchen auf dem Michigan-Schrottplatz der Hendrick-Chevrolet-Motorenschmiede: Vor Jimmie Johnson (27.) kamen nämlich schon Tony Stewart (32.) und Jeff Gordon (28.) einzelne Zylinder abhanden, was natürlich DER Einsatz schlechthin für die Ventilfeder-Animation in Tim Brewers Tech-Garage gewesen wäre. Ansonsten bleibt hier nur zu bemerken, dass die hohen Geschwindigkeiten auf dem neuasphaltierten 2-Meilen-Oval wohl einen zu extremen Anspruch an die Aggregate von Rick Hendrick gestellt haben. Dass dann 50% der im Rennen befindlichen Motoren ausfallen, darf aber echt nicht passieren!

Doch neben den Motoren gab es noch weitere Themen, wie z. B. die Reifen:

Recht früh während der ESPN-Übertragung bekam man ein Paradebeispiel von optimal verschlissenem Gummi präsentiert, welches zwei komplette Fuelruns auf der Innenseite durchgestanden hatte. Nach den zusätzlichen Reifentests von Goodyear war aber auch klar, dass der Hersteller absolute Holzreifen mit an die Strecke bringen würde, um bei den sehr hohen Geschwindigkeiten jenseits der 200 mph eine Blasenbildung wie im Juni zu verhindern. Dennoch kam es später im Rennen zu einigen Reifenplatzern, welche den durchaus prominenten Fahrern Matt Kenseth (17.), Trevor Bayne (24.) sowie Juan Pablo Montoya (26.) den Nachmittag ruinierten. Sowas kann aber auch in einer zu aggressiven Fahrwerksabstimmung begründet liegen, welche einerseits höhere Temperaturen und/oder andererseits ungleichmäßige Abnutzung bewirkt haben könnte.

Juan Pablo Montoya hatte ohnehin wieder einen bescheidenen Tag und geriet mit Joey Logano (31.) aneinander, welchen er umdrehte. Dabei sah es so aus, als wenn beide Seiten mit etwas defensiverer Fahrweise diesen Unfall hätten verhindern können. Meiner Meinung nach trägt keiner die Alleinschuld daran, da sich beide Autos gleichzeitig auf ein gemeinsames Zentrum zwischen der oberen und der unteren Linie zubewegten. Trevor Bayne löste übrigens die vorletzte Caution in Runde 180 aus, welche die unterschiedlichen Spritstrategien wieder zusammenführte.

Zurück zum finalen Sprint: Der Restart nach der Johnson-Gelbphase war wegen der Ölspur und längeren Säuberungsarbeiten schon zum ersten Versuch eines Green-White-Checkered-Finishes befördert worden, zu dem jetzt Brad Keselowski und Greg Biffle in Reihe 1 gefolgt von Dale Earnhardt Jr (4.), Carl Edwards sowie Kasey Kahne antraten. Letzterer brannte einen grandiosen Run in den Asphalt, da er sofort Three-Wide die zweite Startreihe hinter sich ließ und Keselowski um Platz 2 herausforderte. Derweil konnte Biffle vorne enteilen und sich bis zur karierten Flagge in der Spitzenposition halten. Teamkollege Carl Edwards (6.) verlor unterdessen noch einen Platz an einen stark auffahrenden Marcos Ambrose (5.).

Die gesamten offiziellen Ergebnisse können hier inklusive weiterer Statistiken noch einmal bei Jayski.com nachgeschaut werden. Zum Abschluss folgt wie gewohnt die Übersicht zu den Punkteständen bei den Fahrern und in der Owner-Wertung (Achtung: Alles PDF-Dateien!).

Dort hat sich nicht zu viel verändert: Jimmie Johnson musste seine Führung an Greg Biffle abgeben und außerdem zogen auch gleich Matt Kenseth sowie Dale Earnhardt Jr wieder an der #48 vorbei. Für Biffle bringt der zweite Saisonsieg natürlich drei weitere Bonuspunkte im fast sicheren Chase. Die Wildcard-Situation hat sich nicht grundlegend verändert, hier befindet sich immer noch Ryan Newman mit einem Erfolg hinter Kasey Kahne, welcher über deren zwei verfügt. Kahne konnte aber seinen Rückstand auf den zehntplatzierten Denny Hamlin weiter verringern, dieser beträgt jetzt nur noch 33 Punkte.

George Russell, Mercedes F1 W15, leads Lando Norris, McLaren MCL38 during the Brazilian GP at Autódromo José Carlos Pace
Oliver Bearman, Haas VF-24, leads Sergio Perez, Red Bull Racing RB20 during the Brazilian GP at Autódromo José Carlos Pace

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