Ein ereignisreiches Rennen, dass allerdings am Start knapp an einer Katastrophe vorbei schrammte. Die WM ist jetzt wieder völlig offen.
Die Wetten, dass Maldonado am Start irgendeinen Blödsinn fabrizieren würde, standen recht gut und er tat mit seinem Fehlstart alles, sie zu erfüllen. Aber was Grosjean sich in Spa geleistet hat, war dann doch eine ganze Ecke zu viel. Ein Unfall in der Startphase ist immer schlimm, man lässt sich deswegen auch immer etwas Platz. Eine Regel, von der der Franzose offenbar nichts gehört hat. Er klemmte Hamilton ein, der keine Chance hatte und er wusste, dass er den Briten den Weg abschneidet. Er war nicht mal halb vorbei, da hatte der McLaren-Pilot nicht mal die Chance vom Gas zu gehen, ohne eine Berührung zu riskieren. Die anschliessende Kollision war furchterregend, gerade weil der gesamte Lotus quer in der Luft liegend ein paar Zentimeter am Cockpit des Ferrari vorbei flog. Wie knapp das war, twitterte Alonso nach dem Rennen dann selber. Niemand kam zu Schaden, und Unfall würfelte das Feld gehörig durch. Die FIA war aber mächtig sauer.
Nach dem Rennen bestrafte die FIA dann Grosjean und sperrte ihn für das Rennen in Monza. Plus eine Strafe von 50.000 Dollar. Man wirft ihm eine „schweren Bruch der Regeln“ vor und die willentliche Gefährdung anderer Fahrer. Zu dem war man wohl sauer, weil sich weder das Team, noch Grosjean während und nach dem Rennen offiziell entschuldigt hat. Wie auch immer: So einen Unfall will man nicht auf einer Strecke sehen, wo der Weg vom Start zur ersten Kurve länger ist und es weniger Auslaufzonen gibt, die Strafe ist hart, aber vielleicht hilft es ja. Normalerweise müsste jetzt Jerome D’Ambrosio in Monza fahren, aber mal abwarten, was Lotus diese Woche entscheidet. Ich bin mit der Strafe einverstanden. Sie ist nicht allein auf den Unfall in Spa zurückzuführen, sondern basiert auf einer ganzen Reihe von Kollisionen in diesem Jahr. Die Heftigkeit des Unfalls in Spa und das Fehlen jeder Entschuldigung hat die Strafe nachvollziehbar gemacht.
Mit dem Unfall verabschiedeten sich auch die Hoffnungen von Sauber, Alonso und Hamilton. Sauber, aussichtsreich aus P2 und P5 gestartet, verlor Perez sofort. Kobayashi, der schlecht gestartet war, fiel ans Ende des Feldes zurück. Das sein Wagen überhaupt noch fuhr nach dem Hamilton drüber flog, war schon eine kleine Sensation. Der Ausfall von Alonso eröffnete dann eine gute Möglichkeit für Räikkönen und beide Red Bull. Letztere steckten nach dem Crash um P10 herum, doch der RB8 erwies sich im Rennen mal wieder etwas besser, als in der Qualifikation.
Vorne zog jedoch Jenson Button nach dem Restart einsam seine Runde. Kein Konkurrent war in der Lage, dem McLaren zu folgen, Button brannte die schnellsten Rundenzeiten in den Asphalt und besorgte sich schnell ein Polster von mehr als 10 Sekunden. Der Champion von 2009 hatte schon in der Quali geszeigt, dass die neuen Updates am McLaren perfekt funktionieren. Dazu kam ein neuer Heckflügel, um den es teamintern aber großen Ärger gab. Während sich die Button-Mannschaft dazu entschloss, den Flügel zu fahren, schraubte man Hamilton die alte Version drauf. Der beschwerte sich nach dem Rennen per Twitter mit einem herzhaften „wtf“ und stellte bei Instagram als Beweis ein Bild der Telemetriedaten ein. Er löschte das Bild zwar wieder, aber da war es dann schon zu spät.
Erklärung der Linien von unten nach oben:
– Gaspedalstellung
– Getriebe, Gang
– Gestrichelte Linie = Zeitverlust zu Button, je weiter sie nach unten zeigt
– Bremse (nicht ganz sicher)
– Geschwindigkeit
– Die Zahlen links zeigen Unterschiede zu Button
Red Bull und Ferrari vermeldeten süffisant, dass sie sich die Zahlen sehr genau anschauen würden. Viel anders als das, was man selber an Daten hat, wird es aber auch nicht sein.
Aber zurück zum Rennen. Button vorne war weg, dahinter wollte es sich Räikkönen bequem machen, der musste sich aber mit Nico Hülkenberg rumschlagen, der im Startgetümmel irgendwie auf P3 gelandet war. Hinter lag Paul di Resta, der allerdings das gesamte Rennen ohne KERS auskommen musste, und dementsprechend zurück fiel. Der Deutsche brannte vorne aber ein kurzes Feuerwerk und schnappte sich dank DRS auch den Lotus. Wegen des hohen Reifenverschleiss des Force India musste er aber eine andere Strategie einschlagen und verlor P2 am Ende gegen Räikkönen und Vettel. Aber er hat sich mal wieder nachdrücklich für ein Cockpit in einem Top Team empfohlen und die Gerüchteküche in Spa bringt in mittlerweile mit Ferrari in Verbindung. Die werden sich das Rennen des Deutschen genau angeschaut haben, landete er doch vor Massa.
Maßgeblich für den Ausgang des Rennens war aber die Reifenstrategie. Es hatte kurz vor dem Rennen Gerüchte gegeben. das Red Bull eventuell Probleme haben würde. Es war sogar zu lesen, dass Horner von Pirelli verlangt habe, aus Sicherheitsgründen alle Teams auf drei Stopps festzulegen. Paul Hembry kommentierte die Meldungen mit „Blödsinn“ und auch bei Red Bull wollte man nichts davon wissen. Tatsächlich splitteten sie die Strategie von Vettel und Webber und ließen Vettel mit einer Ein-Stopp-Strategie fahren. Im Falle von Button, der ebenfalls nur einmal hielt, war ich mir sicher, dass es klappen würde, bei Vettel nicht. Aber offenbar ist die harte Mischung sehr widerstandsfähig und hält locker eine halbe Renndistanz in Spa durch. Das es recht kühl war, mag Red Bull geholfen haben.
Vettel profitierte aber nicht nur von einer guten Strategie. Er kämpfte sich an Webber, Massa und Senna vorbei, jeweils in der letzten Schikane. Besonders peinlich für Massa, den gleich zweimal auf die gleiche Art und Weise stehen ließ. Vermutlich wäre Vettel Button am Ende noch näher gekommen, wäre er schneller an Michael Schumacher vorbei gekommen, der ihn eine Zeit lang aufhalten konnte. Ein weiteres Glück war, dass Vettel nach seinem Stopp in eine Lücke rauskam und so „clean air“ hatte, seine neuen Reifen also effektiv nutzen konnte. Und so konnte er dann von P11 auf P2 vorfahren.
Sein ärgster Konkurrent war Kimi Räikkönen, aber bei Lotus hatte man sich mit der Strategie verhauen. Der erste Stopp kam zwar spät, aber eigentlich noch etwas zu früh. Die Zwei-Stopp-Strategie war nur auf dem Papier schneller, dazu kam, dass sich der Finne mit Schumacher rumschlagen musste, der auf der Geraden deutlich schneller war, als der Lotus. Zwar passierte Räikkönen den Ex-Meister vor, bzw. in Eau Rouge auf spektakuläre Art und Weise, profitierte aber auch davon, dass Schumacher zu diesem Zeitpunkt der sechste Gang fehlte. Räikkönen war von vielen als möglicher Sieger getippt worden, aber das Rennen zeigte dann doch, dass Lotus noch ein ganzes Stück davon entfernt ist, Druck auf die Spitze ausüben zu können. Immerhin holte der Finne einen dritten Platz, mehr wäre auch nicht drin gewesen. Im Gegenteil, mit Alonso und Hamilton wäre es sehr eng geworden.
Mercedes machte in der Quali genau das, was man erwartet hatte, nämlich in Q2 hängen bleiben. Im Rennen sah die Sache jedoch ganz anders aus. Schumacher hatte in der Unfallphase etwas Glück und wurde auf P5 nach vorne gespült. Im Verlauf des ersten Stints zeigte er aber, was er noch kann und schnappte sich nacheinander die Force India und den Lotus. Die Strategie von Mercedes sah nur einen Stopp vor, doch das ging am Ende schief. Erstaunlicherweise schien der Wagen mit leichter werdenden Auto die Reifen mehr zu belasten, als mit vollen Tanks. Am Ende wurde es nur P7, aber das entspricht dann auch dem Platz, auf den Mercedes zur Zeit gehört.
Rosberg erging es ebenfalls nicht gut. Er fand sich nach der ersten Runde auf P13 wieder, immerhin 10 Plätze vor seinem Startplatz. Ich hatte eigentlich erwartet, dass Rosberg sich von dort aus, ebenso wie Massa, der vor ihm lag, nach vorne würde fahren können, aber das passierte nicht. Rosberg blieb einfach stecken. Durch die teilweise frühen Boxenstopps wurde er nach vorne gespült, Mercedes ließ ihn allerdings zu lange draussen und er verlor seine gute Position wieder. Auch seine Ein-Stopp-Strategie ging am Ende schief. Immerhin zeigte er mit frischen Reifen und leeren Auto am Ende sehr gute Rundenzeiten.
Massa hatte ein unauffälliges Rennen. Von P14 gestartet schob er sich langsam aber sich durch das Feld und belegte am Ende P5. So ein Rennen hätte man eigentlich von Rosberg erwartet, also kann man schon sagen, dass Massa sich gut geschlagen hat. Sein Abstand auf die Spitze betrug am Ende knapp 30 Sekunden und zeigt, wie gut der F2012 im Rennen war. Und was man mit Alonso vorne verpasst hat.
Erwähnenswert sind doch die Toro Rosso. Vergne und Ricciardo überlebten den Startunfall und fanden sich zeitweise auf P6 und P7 wieder. Beide fuhren ein kluges Rennen, ohne unnötigen Risiken einzugehen, konnten aber Webber, Vettel und Massa nicht halten, die von hinten an ihnen vorbei stürmten. Am Ende landete Vergne auf P8 und Ricciardo auf P9, was Toro Rosso wichtige Punkte einbrachte.
Was sonst noch war:
– Maldonado hatte erst einen fulminanten Fehlstart (er war von der Kupplung abgerutscht) und zerlegte den Williams dann nach dem Restart irgendwo zwischen La Source und Eau Rouge. Und wieder keine Punkte. Er hat seit seinem Sieg keine mehr geholt. Dafür bestrafte ihn die FIA nach dem Rennen mit einer Rückversetzung von 10 Plätzen in Monza. 5 für den Frühstart, 5 weil er eine weitere Kollision hatte. Maldonando ist auf einem guten Weg, alle Strafen, die die FIA in einer Saison so aussprechen kann, einzuholen. Langsam hat man den Eindruck, dass der Venezuelaner Williams mehr kostet, als er bringt.
– Bruno Senna fuhr mal wieder ein gutes Rennen. Er hielt beide Red Bull eine Zeit hinter sich und blieb die ganze Zeit in den Punkten. Die Eins-Stopp-Strategie passte beim ihm aber nicht so ganz, dazu kam ein schleichender Plattfuss in den letzten Runden. P12 entspricht nicht der Leistung von Senna, der zu dem die schnellste Rennrunde fuhr. Wenn Senna seine Quali-Schwäche abstellen könnte, wären Punkte drin.
– Marussia hatte ein neues Update nach Spa geschleppt und das hat sich offenbar ausgezahlt. Zwar war man immer noch weit hinten, verkürzte aber Rückstand auf Caterham. Die waren in Spa einfach nur langsam.
Für die WM bedeutet der Ausfall von Alonso mehr Spannung.
Alonso – 164
Vettel – 140
Webber – 132
Räikkönen – 131
Hamilton – 117
Button – 101
Button dürfte aus der WM raus sein, für Hamilton gibt es eine kleine Restchance. Ab Räikkönen haben alle noch sehr gute Aussichten auf die WM-Krone. Für Alonso geht es jetzt darum, so schnell wie möglich die Gegner wieder hinter sich zu lassen. Gut für ihn ist, dass er bisher erst vier neue Motoren eingesetzt hat. Für Monza wird auf jeden Fall ein neues Aggregat benötigen, aber die Konkurrenz hat schon den fünften Motor im Heck. Ein kleiner Vorteil für Ferrari, der sich am Ende der Saison noch richtig auszahlen könnte.
Kleiner Nachtrag – Die sehr interessante Aussage von Alonso nach dem Rennen:
“I’m fine, except my left shoulder hurts a bit: I went to the medical centre immediately after the accident but everything is alright, the pain only comes from the whiplash. I had no idea what happened: I had overtaken the two Saubers when I felt as though I had been run into by a train! Immediately after the impact, I stayed in the cockpit for a few seconds, but then there was the start of a fire and the foam from the extinguishers meant I couldn’t breathe. I tried to tell the team on the radio that I was alright, but I couldn’t. Now I can say that, given the misfortune of having had an accident like this, I am lucky to be able to get back in the car in just a few days. The level of safety of these cars is very high and today we saw further proof of that. I am not angry with Grosjean, he definitely didn’t do it on purpose: it was a case of me being in the wrong place at the wrong time. Rather, I think that certain drivers should try and take fewer risks at the start: it’s a bit of a tendency currently in the junior formulae, but it would be better, if right from the start of their career, they got used to respecting more strictly the rules relating to behaviour on track. What happened is a shame, because I think a podium was indeed within my reach, especially when you see what Felipe demonstrated on track. Today we paid a high price through bad luck and luck owes us now: let’s see what happens in the rest of the season. We lost a bit of the advantage we had over Vettel, Webber and Raikkonen, but we have lost nothing to Hamilton who, given how the McLaren went, is possibly our most dangerous rival. Now we go to Monza, Ferrari’s home race: traditionally the Reds are always strong there, so let’s hope we can have a nice weekend and give our fans something to cheer about, making up some of the advantage we lost today.”
Bilder: Ferrari, McLaren, Daimler AG, Red Bull/Gepa, Toro Rosso/Gepa, Marussia, Caterham, Force India, Lotus
25 Kommentare
ICh finde es irgendiwe eine schande das Vettel straff versetzt wird, ich glaube die haben das auf Ihn abgesehen
Also dass das allein Grosjean seine Schuld sein soll, kann ich nicht wirklich verstehen. Wenn man sich die Cockpitperspektive von Hamilton anschaut, sieht man doch dass Hamilton nen halben Meter weiter rechts fahren hätte können. Die beiden sind erst weiter nach rechts gerutscht, als sich Grosjeans Hinterrad in Hamiltons Vorderrad verhakt hat.
Dass Grosjean bestraft wird finde ich wieder in Ordnung, aber gleich für das nächste Rennen sperren?
Dass man für einen Frühstart für das nächste Rennen zurückversetzt werden kann, ist mir auch ein Rätsel.
Klasse von dir, die ganzen Fotos in ner vernünftigen Qualität hochzuladen.
@ rscsr:
Hamilton hätte noch auf die 30 cm Wiese fahren können, hätte dort aber nicht anbremsen können. Grosjean hat einfach rüber gezogen, Hamilton hatte nicht mal die Chance, vom Gas zu gehen. Wie gesagt, die Strafe ergibt sich auch aus den Vorfällen in anderen Rennen.
Was Maldonados Strafe angeht: Der ist schneller ausgefallen, als er bestraft werden konnte. Daher die 5 Plätze für Monza.
schau dir mal das Video an, und achte auf den Abstand kurz bevor der Rauch beim Hinterrad von Grosjean aufsteigt.
http://www.youtube.com/watch?v=Rka_BZ1HjvA (ca. ab Sek. 10)
Ok Hamilton hätte die weiße Linie überfahren müssen, aber dass es geht zeigt ja der Caterham hinten im Bild.
Wenn man sich den Crash von Hamiltons Perspektive ansieht, (ca. ab Sek. 55) dann sieht man auch, dass sich die zwei Reifen vl. 5cm überschneiden.
Alles richtig, aber es bleibt, dass Grosjean rüber gezogen ist und gerade auf halber Höhe mit Hamilton war. Und dann weiter rüber zog. Das der Caterham weiter hinten auf dem Gras ist, ist etwas anderes. weil es nicht in der Bremszone ist. Da Hamilton bremsen musste, konnte er das nicht auf dem Gras machen, der Wagen hätte ebenfalls versetzt. Grosjean hatte zu dem auf seiner linken Seite genug Platz. Er hätte Hamilton einfach 30 Zentimeter mehr Platz geben müssen.
@rscr: Entscheidend ist ja dabei, dass Hamilton seine Linie mehr oder weniger gehalten hat. Man kann ihm ja nicht die Schuld an dem Unfall geben, weil er jemandem, der wild herüberzieht und ihm ins Auto fährt, nicht großzügiger ausgewichen ist. Der Fehler liegt bei dem, der ihm ins Auto gefahren ist. Das wäre imho genauso zu beurteilen, wenn es noch 1-2 Meter weiter vom Streckenrand entfernt passiert wäre. Es kann ja keine Ausweich-Pflicht für jemanden geben, der vorn fährt und sauber seine Linie hält.
@Stefan: naja Hamilton ist ja alles andere als vorne gewesen.
Und das was ihr meint, das Grosjean dann nochmal rübergezogen ist stimmt so nicht. Er hat genauso wie Hamilton seine Line gehalten, dann haben sich die Reifen berührt, was halt zur Folge hat, dass die beiden Autos halt nach rechts abbiegen. Aber davor war für Hamilton noch genug Platz auf der rechten Seite.
was ich vor allem meine, Grosjean ist zu dem Zeitpunkt vorne, und hat die eine Wagenbreite Platz gelassen, die vorgeschrieben. Wenn dann das Fahrzeug, das zu dem Zeitpunkt hinter dem anderen liegt und den Platz nicht nutzt und deshalb es zu dem Unfall kommt, kann nicht die alleinige Schuld bei dem Fahrzeug liegen, das vorne ist.
Das genug Platz ist sieht man z.B. hier:
http://www.photoboxgallery.com/xpbimages/photo?photo_id=3535846270&vendor_id=3434366
Zu dem Zeitpunkt haben sich schon die beiden berührt (sieht man an dem Rauch).
@ rscsr:
Grosjean hat seine Linie nicht gehalten, sieht man hier (so lange es online ist)
http://www.youtube.com/watch?v=_vWcw0kf4LQ
Er zieht rüber, bis halt kein Platz mehr ist. Grosjean hatte keinen Gegner auf seiner Seite, er musste wissen, dass Hamilton neben ihm ist, ergo hätte er nicht so weit rüber ziehen müssen und hoffen, dass der Brite vom Gas geht. Es war komplett unnötig ihn dort einzuklemmen.
Ich bin gegen eine Sperre für Grosjean, weil ich glaube, dass er allenfalls eine Grid-Strafe bekommen hätte, wenn die Situation so ausgegangen wäre, wie Startkollisionen normalerweise ausgehen. Also harmloser. Oder wenn er nicht die WM-Spitze abgeräumt hätte. Würde man solche Aktionen am Start oder auf der Strecke (unabhängig von ihrem Ausgang) immer bestrafen, wäre das halbe Feld in dieser Saison schon gesperrt worden.
Eine Strafe von 10 Plätzen würde ich dagegen für gerechtfertigt halten (auch, wenn er dann in Kurve 1 von Monza nicht nur das halbe, sondern das ganze Feld abräumen hätte können).
Ich glaube auch nicht an einen Lerneffekt. Immerhin hat er sich heuer schon mehrfach selbst aus dem Rennen genommen, und davon offenbar wenig gelernt.
Trotzdem muss man fairerweise sagen, dass Grosjean schon beim Start in Monaco ein fast exaktes Abziehbild seiner heutigen Aktion geliefert hat (Video gibt es im Netz, kann ich aber hier nicht verlinken). Seine sonstigen Unfälle in dieser Saison sprechen auch eine deutliche Sprache. Ein wenig in sich zu gehen würde ihm also sicher nicht schaden. Einen ersten Schritt dazu hat er schon in Interviews nach Verkündigung seiner Strafe getan, die bereits einsichtiger wirkten.
Die „nicht ganz sicher“-Linie dürfte eventuell der Lenkeinschlag sein (Ausschlag nach oben = lenken nach rechts, unten = links). Alternativ noch sowas wie Federweg/Lastverteilung/Ride Height in Kurven, relativ zur Nullstellung, aber spontan würde ich sagen Lenkung.
Maldonado hat bei einem Demo Run in Caracas vor ein paar Tagen ja auch seinen kostbaren Williams zerlegt, vor den Augen von Staatspräsident und Teamleitung. Ich glaube, sollte der in mittelfristiger Zukunft noch irgendein F1-Cockpit haben, dann kann man in etwa abschätzen, wieviel Sponsorengeld der mitbringt.
Hallo!
Ich gebe ja selten meinen Senf hier dazu, aber dieses mal muss es wieder mal sein.
Ich muss Vorsicht hier recht geben. Die Strafe gegen Grosjean ist völlig überzogen. Hier wurde der Ausgang der Kollision bewertet und nicht das Vergehen selbst. SIe haben sich halt direkt nach dem Start verhakt beim Anbremsen in die erste Kurve. Sowas ist schon tausendmal und wird auch immer wieder passieren. Dass Grosjean damit eine Kettenreaktion mit drei fliegenden Autos auslöste, kann man ihm nicht unbedingt anlasten. Eine Grid-Strafe hätte sicher gereicht. Aber eine Rennsperre ist völlig maßlos.
Generell will ich die Rennleitung kritisieren.Wieso wird nach dem Crash nicht abgebrochen? Das komplette Feld hat sich ganz viele von den kleinen Karbonteilen mit den Reifen aufgesammelt. Bei ROT hätten sie alle die Reifen wechseln dürfen. Aber wenigstens hätte das SC die Autos durch die Box leiten können.
Dann die Maldonado-Geschichte. 5 Plätze Strafe für einen Frühstart, nur weil man ihn im Rennen nicht mehr bestrafen konnte, weil er ausgefallen ist? DAS hat es noch nie gegeben. Das kann ich gar nicht fassen. Der tut mir richtigleid. Gegen das Urteil würde ich Protest einlegen, wenn denn möglich.
Und wieso wurden so viele Situationen erst NACH dem Rennen untersucht? Das waren alles harmlose Geschichten (Vettel – Schumacher oder Unsafe Release Webber etc.), die man alle hätte im Rennen regeln können. Es kann doch nichts ein, dass wir demnächst immer 4 Stunden bis nach der Zieldurchfahr warten müssen, bis wir wissen, wie das Rennen ausgegangen ist.
So, das ist erstmal genug Senf! ;-)
Also ich freue mich über die Sperre, weil ich schon seit einiger Zeit finde, dass öfter mal zu diesem Strafmaß gegriffen werden sollte. Gerade – aber nicht nur – bei den Nachwuchsfahrern ist heute das Gefühl der Sicherheit so übersteigert, dass sie zu häufig dumme, gefährliche Aktionen versuchen. Das sieht man ja auch immer mal wieder in den Nachwuchsformeln. Und für sowas darf es meinetwegen sehr gern die „rote Karte“, also eine Sperre für mindestens ein Rennen, geben und nicht nur ne kleine Strafversetzung, die hat doch so gut wie keine erzieherische Wirkung.
Was für eine Wirkung hat denn eine Strafe die nur ausgesprochen wurde weil das Ergebnis so furchterregend war, nicht die Aktion an sich?
Es ist nur halb so schlimm einen Unfall zu verursachen, aber wenn man dabei den WM-Führenden abschießt dann gibt es eine Sperre? Oder wenn ein Auto zufälliger- und unglücklicherweise etwas anderes schlecht trifft?
Ausgänge zu bestrafen ist genau der falsche Weg um gefährliches Verhalten abzuerziehen – weil eben genau nicht das Verhalten selbt bestraft wird sondern nur outcomes.
@ ethone:
Also ich sehe es nicht so, dass der Ausgang bestraft wurde. Hätte er das halbe Mittelfeld mit so einer Aktion abgeräumt und die gleiche „Gefährdung“ für andere Fahrer verursacht, würde zumindest ich für die gleiche Strafe plädieren. Kann natürlich sein, dass das für die Rennleitung in diesem Fall eine Rolle gespielt hat, aber das sollte es natürlich nicht. Ich bin, wie gesagt, grundsätzlich für mehr solcher „roten Karten“.
Das Problem ist doch, dass Grosjean zwar schon in mehrere Startunfälle verwickelt war, diese aber nie zu Sanktionen geführt haben, sondern als Rennunfälle behandelt wurden. Grosjean war bislang also offiziell schuldlos daran.
Jetzt wurde er angeblich unter Bezugnahme auf diese früheren Vorfälle, ohne Vorwarnung und mit der expliziten FIA-Begründung, er habe Titelkandidaten aus dem Rennen befördert, gesperrt. Das wäre ähnlich, wie wenn ein Fußballer, der in der Vergangenheit ein paar Mal gefoult hat aber nie eine Verwarnung dafür bekam, nun deswegen – und weil er Cristiano Ronaldo gefoult hat – von einem anderen Schiedsrichter und in einem anderen Spiel gesperrt wird. Das ist willkürlich, lächerlich und (wie so oft bei der FIA) inkonsistent.
Natürlich kann man darüber diskutieren, ob härtere Strafen generell sinnvoll wären (ich würde das begrüßen). Aber dann hätten Schumacher, Hamilton in der vergangenen Saison oder Maldonado in dieser schon längst mal für ein paar Rennen aussetzen müssen.
Laut FIA-Entscheidung hat Renault, anders als im Blogpost angedeutet, übrigens eingeräumt, dass Grosjean einen Fehler gemacht hat.
Es gibt einige Stimmen, die die Strafe zu hart finden. Man kann darüber streiten, aber offenbar wollte die FIA ein klares Signal setzen. Ich stimme aber denjenigen zu, die sagen, dass die Strafen auch konsequent in den Nachwuchsklassen eingesetzt werden müssen. Was man da teilweise in F2, F3, 3.5 Renault, GP3 und GP2 sieht ist haarsträubend. Würde man von Anfang an auf harte Strafe setzen, wären die Fahrer vielleicht auch etwas vorsichtiger.
Erstaunlich ist auch, dass Lotus keinen Protest gegen die Strafe eingelegt hat. Offenbar hat es seitens der FIA schon vor dem Rennen mal Hinweise gegeben, dass man Grosjean einbremsen sollte, sonst würde die FIA das machen.
@Don Dem würde ich auch jeden Fall auch zustimmen. Allein in den Rahmenrennen zur F1 waren einige Aktionen zu sehen, die ich in ihrem Potential (wenn auch nicht im Ausgang) für deutlich schlimmer halten würde, als die von Grosjean.
Auch sonst müsste man in den Nachwuchsklassen auf „Driving Standards“ achten, sonst lernen sie es halt falsch. Aber: Augenzwinkernd „jaja, so ist sie die GP2, prima, da geben sie es sich wenigstens noch richtig“ zu sagen, das geht dann auch als Zuschauer aber nicht.
OT: Das soll dann allerdings keine Einbahnstraße sein: Es müsste zB auch sonst mehr Wert auf einwandfreie Bedingungen gelegt werden: Die Streckenzustände (Absperrungen, Auslauf, Regen, Debris, herunterhängende Teile), die zum Teil in diesen Serien durchgehen (weil es sich eh „nur“ um untere Klassen handelt) sind teils ebenso haarsträubend.
Ob durch eine solche Strafe ein Lerneffekt bei einem Fahrer eintritt, sei dahingestellt. Ich denke aber, es ist unstrittig dass Grosjean (a) für das Auslösen des Unfalls bestraft werden kann/darf/muss, (b) für die Art des Unfalls und sein rustikales Fahren gerade in der haarigen und engen Startphase, die ja eigentlich eher Zurückhaltung erfordert, durchaus etwas härter bestraft werden kann/darf/muss als „normal“, (c) die „Schwere“ oder das „Ausmass“ der Folgen dabei definitiv ein Faktor sein kann, und (d) Grosjean wahrlich nicht zum ersten mal auslösend beteiligt ist und deswegen sehr wohl mal sowas wie einen extra Schuss vor den Bug gebrauchen kann. In der Summe ist die Strafe dann zwar hoch und sicherlich irgendwo auch inkonsistent, aber meines Erachtens ist sie nicht exorbitant oder völlig unangemessen.
Danke fürs Verlinken der FIA-Entscheidung @Arnulf. Dass das Herauskicken der Meisterschaftsanwärter da auch explizit genannt wird, hatte ich nicht mitbekommen. Kann natürlich sein, dass die FIA da auch einen Präzedenzfall schaffen will, um ein absichtliches Abschießen von Meisterschaftskandidaten zu unterbinden. Im Grosjean-Fall sollte aber imho natürlich die Sicherheit das Hauptargument sein, wie schon gesagt.
Ansonsten stimme ich Don und Vorsicht zu, es muss etwas gegen die teils schlimmen Driving Standards getan werden. In einem Podcast des Motorsport Magazine (ich weiß leider nicht mehr, mit welchem prominenten Gast das war, könnte Jackie Stewart gewesen sein) wurde diskutiert, warum Rennfahrer eigentlich keine Trainer haben… Das fand ich hochinteressant. Tiger Woods hat(te) nen Coach, Roger Federer hat nen Coach… nur Rennfahrer haben keinen, der ihnen ab und zu mal sagt „Nee, du, mach das mal anders…“, außer vielleicht dem Renningenieur, der das aber auch eher aus technischer Sicht macht. Williams hat jetzt dieses Jahr Alex Wurz als Fahrer-Tutor. Scheint zwar bei Maldonado eher mäßig zu wirken, aber so etwas wäre vielleicht für die Zukunft doch ne brauchbare Idee.
Zum gleichen Thema auch Will Buxton. Er ist der Meinung, dass man die Fahrer, vor allem in den Nachwuchsserien, viel früher mit einem Bann bestrafen sollte. http://willthef1journo.wordpress.com/2012/09/03/spa-stewards-standards-and-safety/
Bin da voll bei Buxton, konsistente Bestrafung muss sein sonst macht das alles kein Sinn und Lerneffekte wird es auch keine geben. Hamilton und Maldonado nehmen (nahmen?) die Zitierungen zu den Stewards ja schon nicht mehr ernst wenn mal hier mit einem slap on the wrist, dort mal mit einer +3 und woanders mal mit einer drive through bestraft wird. „Out of six races I’ve been to the stewards five times. It’s a joke. It’s an absolute fricking joke“ sagte Hamilton letztes Jahr.
Er nennt auch explizit „dangerous moves“ und nicht nur solche Unfälle bei denen Alonso getroffen wurde. Suranovich in Monaco wo vollkommen verkehrt herum bestraft wurde. Canamasas gegen Trummer und Berthon habe ich jetzt erst gesehen – meine Güte! Warum darf der noch fahren?
Oder Schumacher gegen Barrichello in Ungarn letztes Jahr. Sowas ist eine gefährliche Aktion die bestraft gehört auch oder gerade wenn kein unglaublicher Unfall daraus resultiert – gefährlich ist es auch ohne schwere Verletzung oder Tote!
Guter Punkt auch dass es seit 1994 keine Rennsperren für Fahrer mehr gab. War mir gar nicht bewusst, dass es schon so lange her ist. Umso absurder finde ich es ausgerechnet für so einen Unfall (der zweifellos gefährlich aber auch nicht gefährlicher als schon diverse andere dieses Jahr) mit ausgerechnet so einer Begründung (Titelkandidaten) wieder auszupacken.
Dass man irgendwo wieder anfangen muss, gekauft, dann kann ich auch mit der Sperre für Grosjean nach diesem Unfall leben. Ich hoffe die FIA kriegt ihren Strafenkatalog vor allem für Kollisionen endlich in den Griff. Genügend Grund und Diskussionen darüber gibt es ja jetzt.
Die Linie, bei der ihr euch nicht ganz sicher seid, ist mit tödlicher Sicherheit der Lenkwinkel, entweder Steered Angle oder Steering Wheel Angle
[…] Formel Eins: Analyse Spa 2012 | Racingblog […]
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