Brad Keselowski und Jimmie Johnson fuhren auf dem Chicagoland Speedway komplett in ihrer eigenen Liga und dominierten das gesamte Rennen. Eigentlich hätte dann Johnson nach 172 von 267 Führungsrunden den Sieg einheimsen müssen, doch Keselowski konnte sich bei den letzten Boxenstopps überraschend an die Spitze setzen und das erste Chase-Rennen gewinnen.
Sooo, wir hören uns dann am Freitag zur Vorschau für New Hampshire, denn ansonsten ist im Rennen nichts wirklich Großes oder Dramatisches passiert. Naja gut, wie kam es eigentlich zum entscheidenden Führungswechsel? Also: Das Feld bog knapp 40 Runden vor dem Ende unter Grün zum letzten Mal in die Boxengasse ab, um das Spritfenster zu schließen. Dieser Zeitpunkt ergab sich rückwärts gerechnet durch die letzte Caution knapp 40 Umläufe zuvor, welche daher quasi auch an der Benzin-Front die potentielle Spannung herausnahm. Brad Keselowski ging an Position 2 gelegen eine Runde nach Jimmie Johnson zum Tanken und konnte dabei tatsächlich den knappen Vorsprung des Hendrick-Piloten neutralisieren. Keselowski kam knapp vor Johnson aus der Box und nahm der #48 somit das Momentum aus Turn 2 heraus eingangs der Gegengeraden. Die Offiziellen untersuchten dieses Manöver doch tatsächlich direkt, sodass die Race-Control der NASCAR ausnahmsweise mal zu einem Einsatz im europäischen Aufgabenbereich kam:
Eine Bestrafung erfolgte allerdings nicht, da Jimmie Johnson nicht hörbar vom Gas gehen musste und sich zudem noch kurz im Windschatten von Brad Keselowski einige Meilen pro Stunde für das kurze Duell um die Führung bzw. den Sieg sichern konnte. Vermutlich war Johnsons Crew-Chief Chad Knaus einfach nur überrascht, wo die blaue #2 plötzlich herkam, als er dessen Fahrer die Blocking-Aktion unterstellte. Der Penske-Dodge stellte sich jedenfalls anschließend mit Clean-Air als das schnellere Fahrzeug heraus, was wie bei Johnson zuvor nur wieder einmal den – immer noch nicht zu unterschätzenden – Vorteil der freien Fahrt belegte. Johnson dominierte zuvor fast das gesamte Rennen, lediglich ausgerechnet Keselowski gelang es zur Halbzeit zwischenzeitlich, dem fünffachen Meister die Führung für einen Fuelrun zwischen zwei Debris-Cautions abzujagen.
Gibt es sonst noch ein paar Kleinigkeiten, über die man sprechen könnte? Hm, vielleicht schauen wir uns mal an, wie die anderen zehn Chase-Teilnehmer neben Brad Keselowski und Jimmie Johnson so abgeschnitten haben:
– Kasey Kahne fuhr hinter seinem Teamkollegen einen starken dritten Platz ein, welcher aber auch zeigte, dass die #5 im Gegensatz zur #48 kein Siegerauto war. Die Punkte kann Kahne jedenfalls trotzdem gut gebrauchen, da er aufgrund seiner Wildcard-Qualifikation ja keine Bonuszähler mit in die Playoffs nehmen durfte.
– In den Top10 reihten sich Tony Stewart (6.) und Dale Earnhardt Jr (8.) sowie das Michael-Waltrip-Duo bestehend aus Martin Truex Jr (9.) und Clint Bowyer (10.) ein. Stewart und Bowyer setzten beim Restart nach der letzten Caution auf zwei neue Reifen, was ihnen allerdings nicht weiterhalf. Earnhardt musste aufgrund eines Motorenwechsels vor dem Rennen von ganz hinten starten und fuhr sich anschließend souverän nach vorne. Alle vier Piloten erlebten aber ein sehr ruhiges Rennen.
– Kevin Harvick (12.) fuhr wieder eines seiner berühmten „Wenn schon nicht Top10, dann wenigstens Platz 11“-Rennen (treffende, sinngemäße Aussage von Chaos im US-Podcast ;o)) und landete direkt vor Greg Biffle (13.).
– Etwas Pech hatte Denny Hamlin (16.), dem blöderweise auf Top10-Kurs in der letzten Runde der Sprit ausging, weil das Auto beim letzten Boxenstopp wohl nicht ganz betankt wurde. Die enge Meisterschaftssituation aus dem letzten Jahr zeigt aber, wie wichtig solche verlorenen Punkte am Ende noch sein können.
– Matt Kenseth (18.) bekam ein dickes Problem, als sein Wagen einen kompletten Stoßdämpfer verlor. Das Handling war daraufhin aber noch überraschend gut und auch seine Crew machte einen tollen Job bei der fälligen Reparatur, denn insgesamt verlor die #17 am Ende nur eine Runde durch das Missgeschick.
– Den schlechtesten Tag aller Chaser erwischte Jeff Gordon (35.), welcher die eingangs erwähnte letzte Caution gut 80 Runden vor Schluss auslöste, indem er seine #24 in der Mauer parkte. Ihm blieb wohl das Gaspedal stecken, was zum einen richtig ärgerlich ist und zum anderen auch richtig gefährlich werden kann. Gefreut haben dürfte sich hier lediglich Kenseth, der damit die günstige Gelegenheit zum Stoßdämpferersatz bekam.
Die besten Nicht-Playoff-Teilnehmer waren Kyle Busch (4.), Ryan Newman (5.), Joey Logano (7.), Sam Hornish Jr (11.), Mark Martin (14.) sowie Paul Menard (15.). Diese Ergebnisse zeigen vor allem, wie gut die Fahrzeuge von Joe Gibbs Racing aufgestellt waren, um Hamlin ein paar mehr Punkte zu bescheren. Außerdem konnte Hornish wieder einmal überzeugen. Schön zu sehen, dass er in der Nationwide Series offenbar sehr viel Grundlagenwissen anhäufen konnte.
Enttäuscht haben mich Carl Edwards (19.), die beiden Piloten von Earnhardt-Ganassi Racing (Jamie McMurray auf Platz 21 und Juan Pablo Montoya auf Rang 23) sowie Marcos Ambrose (27.), denn von diesen vier Fahrern waren trotz eines ruhigen Rennens keine guten Platzierungen zu sehen.
Sonstiges:
– Den einzigen Unfall neben Gordon hatte Casey Mears (36.).
– Dave Blaney (33.) und Regan Smith (34.) schieden mit Motorschaden aus.
– Kurt Busch (32.) war einfach nur grausam unterwegs und verlor 22 Runden – woran das lag, konnte ich aber nicht ergründen.
– Danica Patrick (25.) erfüllte die Erwartungen mit einem soliden Rennen ohne Scharmützel, welches sie zudem sicher zu Ende fahren konnte.
Die Meisterschaftswertung ist nach dem ersten Chase-Rennen natürlich noch wenig aussagekräftig: Brad Keselowski führt knapp vor Jimmie Johnson (-3) und Tony Stewart (-8), während Jeff Gordon (-47) als Playoff-Schlusslicht mit einem satten Rückstand schon früh in Schwierigkeiten steckt – mal abgesehen von seinem Oberlippenbart.
Die gesamten offiziellen Ergebnisse können hier inklusive weiterer Statistiken noch einmal bei Jayski.com nachgeschaut werden. Zum Abschluss folgt wie gewohnt die Übersicht zu den Punkteständen bei den Fahrern und in der Owner-Wertung (Achtung: Alles PDF-Dateien!).
2 Kommentare
Kurt Busch hatte eine gebrochene Achse laut Funk und MRN,
haha :D
„Wenn schon nicht Top10, dann wenigstens Platz 11“-Rennen (treffende, sinngemäße Aussage von Chaos im US-Podcast ;o))
im gleichen sagte ich glaub ich auch, dass Brad den Titel dieses Jahr nicht holen wird, na mal schauen :D
Comments are closed.