Home Formel EinsF1 Formel Eins: Vorschau GP Singapur 2012

Formel Eins: Vorschau GP Singapur 2012

von DonDahlmann
1 Kommentare

Die fünfte Ausgabe des Grand Prix von Singapur verspricht spannend zu werden. Dafür sorgt die WM und die Reifenwahl von Pirelli, die einigen Teams Kopfzerbrechen machen wird.

Soft und Supersoft – das sind die beiden Reifenmischungen, die Pirelli nach Singapur gebracht hat. In der Hitze, erwartet werden zum Start des Rennens noch knapp 30 Grad, dürfte dies in Sachen Reifenverschleiss für einige interessante strategische Entscheidungen sorgen. Der Supersofte ist der klar schnellere Reifen, aber er hat ein sein schmales Arbeitsfenster und ein sehr schnellen Drop-Off, verliert also gegen Ende seiner Lebenszeit schnell an Haftung. Seitens der Strecke ist der Verschleiss vor allem an der Hinterachse hoch, da man aus den engen Kurven immer wieder heraus beschleunigen muss. Die Hitze sorgt aber auch an andere Stelle für Probleme: Die Kühlung der Motoren und der Nebenaggregate. Das wird vor allem Red Bull betreffen, denen die Lichtmaschine des Renault-Motors Probleme bereitet.

Gleich zwei Ausfälle kann Red Bull in diesem Jahr schon auf die Lichtmaschine schieben. Valencia und Monza. Das Aggregat bezieht Renault von Magneti Marelli und es gibt offenbar schon Überlegungen, auf einen anderen Zulieferer zu setzen. Auffällig ist die Sache schon, denn außer Renault hatte kein Hersteller mit derartigen Problemen zu kämpfen. Überhaupt sieht Red Bull die Strecke in Singapur eher kritisch. Der RB8 funktionierte bisher auf den engen Kursen nur Monaco, wo Mark Webber gewinnen konnte. In Ungarn sah es dagegen nicht so gut aus. Singapur ist vom Grundlayout aber ähnlich langsam wie Monaco, die Rennzeit reicht auch hier knapp an die Zwei-Stunden-Grenze ran. Da man in Singapur kaum bis gar nicht überholen kann, ist die Startposition um so wichtiger. Und in der Quali offenbarte der Red Bull in den letzten Rennen immer wieder Schwächen.

Klarer Favorit dürfte McLaren. Die letzten drei Rennen konnten vom Team gewonnen werden, darunter auch das Rennen in Ungarn. Das allein dürfte Hamilton in die Favoritenrolle drängen, der sich in Sachen Zukunft immer noch nicht geäußert, bzw. entschieden hat. McLaren scheint im Moment das beste Paket zu haben, die Mischung aus Reifenverschleiss, Quali- und Rennperformance ist am ausgewogensten.

Schwer einzuschätzen ist Ferrari. Die Italiener selber schauen sehr zuversichtlich in Richtung der nächsten drei Rennen. Man ist der Meinung, dass dem F2012 sowohl Singapur, als auch Suzuka und Korea liegen wird und man peilt auf einem der drei Strecken einen Sieg an. Der dürfte auch notwendig sein, wenn Alonso die WM gewinnen möchte. Sich nur auf das Pech der Konkurrenz zu verlassen wird nicht reichen, zu mal Hamilton von hinten mit großen Schritten näher rückt. Der Vorteil von Ferrari im letzten Drittel der WM dürften die Motoren sein, denn man hat sich einen mehr als die Konkurrenz für die letzten Rennen aufgespart.

Lotus dürfte in Singapur mindestens in Podiumsnähe sein, und da könnte mehr drin sein. Hohe Temperaturen liegen dem E20, auch der Reifenverschleiss hält sich am Lotus in Grenzen. Räikkönen ist zwar länger nicht mehr auf der Strecke unterwegs gewesen, da sich das Layout aber nicht geändert hat, sollte er schnell seinen Rhythmus finden. Der Finne wird von den Buchmachern relativ hoch gehandelt und er braucht auch ein gutes Ergebnis, wenn er in WM weiter mitmischen will. Romain Grosjean wird in Singapur auch wieder an den Start gehen, vermutlich aber etwas eingebremst von Teamchef Eric Boullier. Das seit Monaten angekündigte Doppel-DRS wird man aber nicht einsetzen, dass kommt erst in Suzuka.

Mercedes ist schwer einzuschätzen. Auf der Grund der Reifenwahl rechne ich nicht, dass man die Silberpfeile weit vorne finden wird, aber Mercedes schleppt einige neue Teile nach Fernost. Darunter ist zum einen der neue Auspuff (Kopie von Sauber und McLaren), zum anderen das Doppel-DRS. Beim „Young Drivers Test“ in Magny Cours tauchte das Team mit einer Art Schnorchel auf, der Luft unter den Heckflügel bringt. Wird das DRS aktiviert, sorgt die unter den Flügel strömende Luft dafür, dass auch den Anpressdruck unter dem Flügel abreißt. Man verspricht sich davon einen besseren Topspeed. Ob das in Singapur viel bringt? In der Quali, wo man das DRS nach Wunsch einsetzen kann, vielleicht. Im Rennen, wo es nur eine DRS-Zone geben wird, eher nicht. Dafür ist die Gerade dann wieder zu kurz.

Wegen des niedrigen Reifenverschleiss und der guten Performance in den letzten Rennen, wird auch Sauber oft als Podiumskandidat genannt. Ich bin mir da nicht sicher. Man wird gut mit den Reifen haushalten können, aber auf den kurzen und engen Strecken hat der Sauber in diesem Jahr nie besonders gut ausgesehen. Force India geht davon aus, dass man die Sauber nicht wird halten können.

Näher dran sollten die Williams sein, denen die Strecke eher liegen sollte. Pastor Maldonado eng Stadtkurse sind aber so eine Sache. In Valencia klappte es, bis auf den dummen Unfall mit Hamilton, recht gut. In Monaco nahm er dafür jede Leitplanke mit, die ihn freundlich grüßte. Wie immer gilt bei Maldondo, dass er entweder infernalisch gut unterwegs ist, oder die Ersatzteilrechnung von Williams drastisch nach oben schraubt.

Toro Rosso wird vermutlich eher im Nirgendwo unterwegs sein, die drei Teams am Ende des Feldes fahren ihr eigenes Rennen.

Die Strategie wird eine wichtige Rolle in Singapur spielen, wobei die Entscheidung zwischen einer 3- und einer 2-Stoppstrategie fallen wird. Der Boxenstopp dauert in Singapur wegen der engen Boxenausfahrt rund 26 Sekunden, was ziemlich lang ist. Es ist utopisch mit nur einem Stopp durchzukommen, da die Reifen sich zu schnell auflösen. Da man die Quali mit den Supersoft fahren wird, kommt es im ersten Stint auf den Drop-Off der Pneus an. Ein Undercut, ein früherer Stopp auf die Soft um mit schnellen Runden den Vordermann abzufangen, ist eine Möglichkeit. Dafür muss man die Rundenzeiten vor allem am Anfang, wenn die gesamte Benzinlast im Wagen drückt, genau im Auge behalten müssen. Sinn macht es, wenn im zweiten Stint die Soft einsetzt um einen langen Mittelstint zu fahren. Noch mal die Supersoft zu nehmen bringt zwar einen Zeitvorteil, den man aber nicht nutzen kann, weil man irgendwann im Verkehr steckt. Zu dem macht es mehr Sinn am Ende einen Satz Supersoft zu haben, denn dann ist der Wagen leicht, die Strecke hat Gummi aufgebaut und der Verschleiss ist nicht mehr so hoch.

Das Wetter sagt für die Jahreszeit erstaunliche viele Schauer voraus. Wobei diese meist am Morgen oder am späten Nachmittag auftreten. Da das Rennen erst am späten Abend startet (20.00 Uhr Ortszeit), sollte es eigentlich trocken bleiben, aber sicher weiß man das erst am Renntag.

Achtung bei den Übertragungszeiten: Weil es mehr oder weniger ein Nachtrennen ist, verschieben die sich Trainings und die Quali um eine Stunde. Alle Daten gibt es in unserer TV-Vorschau.

Das könnte Dir auch gefallen

1 Kommentare

rscsr 20 September, 2012 - 19:14

Das so genannte Doppel-DRS ist vermutlich nicht wirklich mit dem DRS verbunden.
Es wird mittlerweile zumindest bei Scarbs und F1Technical.net davon ausgegangen, dass es sich dabei um eine Art F-Schacht handelt, der automatisch ab einer gewissen Geschwindigkeit einen Strömungsabriss in der Mitte des Heckflügels erzeugt. Es gibt davon sogar ein paar gute Bilder von Lotus, wo man das dank Flow-Viz super sieht.
Möglich macht das ein so genannter Fluid-Switch, der v.a. durch den komischen Mittelteil funktioniert.

Comments are closed.