Nach dem „großen Bruder“ von Martinsville besucht der Sprint Cup an diesem Wochenende das „ältere Geschwisterteil“ des Bristol Motor Speedway und dabei habe ich durchaus Hoffnung, dass es in Dover wieder etwas abwechslungsreicher zugeht als am letzten Sonntag auf dem New Hampshire Motor Speedway – nicht zuletzt wegen des ordentlichen Bankings.
24 Grad Kurvenüberhöhung bei einer Länge von lediglich einer Meile sprechen beim Dover International Speedway durchaus für sich, vor allem wenn man aus den 180°-Turns heraus gleich mal gut ein Stockwerk nach oben in Richtung Außenmauer katapultiert wird. Die Strecke ist wirklich spektakulär und lässt sich ganz gut mit Bristol vergleichen, nicht nur aufgrund des Betonbelags, welcher beiden Ovalen im Cup-Kalender eine Sonderstellung einräumt. Weiteres zur Strecke könnt ihr wie immer im oben verlinkten Streckenartikel nachlesen, an dieser Stelle sei nur noch kurz erwähnt, dass die sogenannte „Monster Mile“ gerne mal richtig zupackt, wenn das – eher furchteinflößende – Maskottchen „Miles, The Monster“ ein „Opfer“ verlangt. Von daher könnten wir am Sonntag dann endlich wieder etwas mehr Dynamik im Rennen erleben als zuletzt bei den Langweilern in Chicagoland und New Hampshire. In der Meisterschaft ist unterdessen noch alles offen:
Nach zwei nahezu ereignislosen Chase-Rennen trennen die Playoff-Piloten nämlich lediglich 45 Punkte, zumal auch Jeff Gordon den Abstand im Anschluss an seinen Unfall vor zwei Wochen ein wenig verkürzen konnte. An der Spitze steht derzeit ein Vierkampf zwischen Jimmie Johnson, Brad Keselowski, Denny Hamlin und Tony Stewart an, aber auch Kasey Kahne sowie Clint Bowyer sind momentan sehr gut aufgelegt. Keselowski und Hamlin zeigten in den letzten beiden Wochen mit ihren Siegen, warum man sie im Kampf um die Meisterschaft sehr ernst nehmen muss. Johnson deutete derweil mit zwei zweiten Plätzen in Folge seinen ersten Playoff-Erfolg 2012 an und den kann man durchaus in Dover erwarten. Stewart fährt dagegen eher unauffällig, aber immer konstant in die Top5/Top10. Etwas Sorgen bereitet mir die Ford-Truppe um Greg Biffle und Matt Kenseth, denn bei Roush-Fenway Racing kam nach einer sehr guten Regular-Season irgendwie nichts mehr.
Schauen wir uns doch mal an, mit wem in Dover zu rechnen ist und da bekomme ich statistisch gesehen etwas Angst, dass wir vielleicht doch wieder eine One-Man-Show erleben werden:
– Ich erwähnte nämlich eben Jimmie Johnson und das hat einen recht einfachen Grund, denn Johnson holte sich seit Beginn seiner Cup-Karriere nicht weniger als 7 Siege in Dover. Dabei gewann er in seiner Debüt-Saison 2002 auch gleich mal beide Ausgaben des Jahres.
– Wie immer schätze ich auch Clint Bowyer sehr stark ein, zumal der Cowboy aus Kansas sich in New Hampshire wieder recht unauffällig in die Top5 fahren konnte. Seine letzten drei Ergebnisse aus Dover lauten 5/8/6, was mindestens für ein ähnlich gutes Resultat spricht. Ich möchte zudem nicht gegen einen Sieg Bowyers setzen, denn Michael Waltrip Racing hat – wie so oft schon gesagt – aufgeholt.
– Matt Kenseth fällt mit einer starken Statistik in Dover auf, denn seit 2008 fuhr er auf dieser Strecke nur ein einziges Mal nicht in die Top5, was schon erstaunlich ist. Ein sicherer Top5-Tipp also? Das muss man bei Roush im Moment einfach abwarten…
– Auch auf Kyle Busch könnte am Sonntag ein gutes Resultat warten, denn für ihn stehen aus den Jahren 2010 sowie 2011 in Dover nur Top6-Ergebnisse in den Büchern. Die erste Ausgabe 2012 musste Busch jedoch aufgrund eines Motorschadens früher beenden, ebenso wie New Hampshire am letzten Wochenende. Wenn das Material also endlich mal halten würde, könnte Kyle auch durchaus öfter die Top5 entern.
Neben Teamkollege Kenseth sollte auch für Carl Edwards das Betonoval in Dover die passende Gelegenheit zu einem Aufschwung bieten. „Concrete Carl“ holte sich in der Frühsommerausgabe nämlich sein erstes Quasi-DNF überhaupt auf dieser Strecke. Seit Beginn seiner Cup-Karriere Ende 2004 kam er bis Anfang 2012 nur vier Mal nicht in die Top9 und sein schlechtestes Resultat war dann auch nur Platz 18 im Debütjahr.
– Brad Keselowski scheint die Strecke eher nicht so zu liegen, zumindest beendete er keine seiner bisher 5 Ausgaben in den Top10. Da Kes aber in dieser Saison so wahnsinnig aufdreht, muss man natürlich mit allem rechnen.
– Zum Schluss noch mein Tipp für Kevin Harvick: Platz 11! ;o)
Alle anderen Fahrer bewegten sich in Dover sehr wellenartig durch die vergangenen Jahre, daher fällt es etwas schwer, weitere ernsthafte Favoriten im Vorfeld zu benennen. Das Rennen benötigt im Grunde genommen nur zwei Dinge: einen frühen Ausfall von Jimmie Johnson sowie Blasenbildung auf den Reifen schon im freien Training, damit Goodyear eine ungetestete Variante an die Strecke karren muss. Beides wird vermutlich nicht passieren, deshalb müssen wir uns darauf verlassen, dass Miles etwas Dynamik in den Sonntag bringt.
Zum Abschluss folgen an dieser Stelle wie gewohnt noch die Links (PDF) zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie die Entry-List und ein Zeitplan für das TV-Programm vom Wochenende:
Freitag, 28.09.
17:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, SPEED
18:30 Uhr, Nationwide Series Final Practice, SPEED
20:30 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, SPEED
Samstag, 29.09.
18:00 Uhr, Nationwide Series Qualifying, SPEED
19:30 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, SPEED
21:00 Uhr, Nationwide Series Rennen (OneMain Financial 200), ESPN / RaceBuddy
02:00 Uhr, Truck Series Rennen (Smith’s 350), SPEED / RaceBuddy
Sonntag, 30.09.
19:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (AAA 400), Motorvision TV / ESPN / RaceBuddy