Herzlich willkommen zum letzten Nachtrennen der Saison: Chase-Rennen #5 von 10 findet in der NASCAR-Hauptstadt Charlotte, North Carolina statt und das ist dann vor allem für die Teams immer ein schönes Wochenende, da man mal durchgehend im eigenen Bett schlafen kann. Dale Earnhardt Jr kann das zwar auch, aber aus anderen Gründen, denn er fällt aufgrund einer Gehirnerschütterung für zwei Rennen aus. Gute Besserung an dieser Stelle!
Zunächst also zum Top-Thema: Nach zwei Unfällen in Kansas (bei Testfahrten) und zuletzt in Talladega wurde bei Dale Earnhardt Jr in dieser Woche eine Gehirnerschütterung diagnostiziert, welche er zwischendrin durch die wöchentlichen Renneinsätze nie vollständig auskurieren konnte. Wenn ich das richtig verstanden habe, litt Junior wohl sogar unter leichten Bewusstseinsstörungen, was sicherlich nicht gerade angenehm ist. Da mit Gehirnerschütterungen absolut nicht zu spaßen ist (siehe NFL oder WWE), traf man im Earnhardt-Lager die richtige Entscheidung und pausiert nun für die nächsten beiden Rennen. Junior dürfte dadurch wohl kaum Schwierigkeiten bekommen, sieht man mal von seiner verrauchten Titelchance ab, die an dieser Stelle aber sicherlich zweitrangig ist. Ich könnte mir vorstellen, dass ein anderer Fahrer aufgrund einer solchen Entscheidung durchaus sein Cockpit aufs Spiel setzen würde, die Sponsoren sind heutzutage leider unerbittlich.
Die Profiteure der ganzen Geschichte sind – zumindest an diesem Wochenende – Regan Smith und AJ Allmendinger. Der Glückspilz Smith wird Junior in Charlotte am Steuer der #88 vertreten, was auf jeden Fall sehr interessant werden wird, da man sehen wird, was der Kurt-Busch-Vorgänger mit Top-Material zu leisten im Stande ist. Smith übernahm ja gerade kurzfristig die #51 bei Phoenix Racing und dort entschloss man sich dazu, in Charlotte jetzt erstmal Allmendinger in den Chevrolet zu setzen. Die Spatzen hat man diesbezüglich ja schon länger lautstark von den Dächern pfeifen hören. Kurios ist sicherlich die Hintergrundgeschichte, da AJ ohne Handy zum morgendlichen Training aufgebrochen war und nach Rückkehr um 9 Uhr schon seine Mailbox explodierte. Zum Glück war er eh in der Nähe…
… denn in der Umgebung von Charlotte ist bis auf wenige Ausnahmen (#78 – Furniture Row Racing kommt aus Denver, Colorado) die NASCAR-Welt zu Hause. Der dortige 1,5 Meilen lange Charlotte Motor Speedway, auf dem am Wochenende gefahren wird, verfügt als Quad-Oval mit 24° Banking über das oft verhasste Cookie-Cutter-Aussehen. Zudem steht in der Nacht von Samstag auf Sonntag das – zum Glück – letzte Flutlichtrennen der Saison an, was in Europa auch nicht für viel Freude sorgen dürfte. Aber machen wir uns nichts draus und genießen den Chase, welcher nach diesem Meisterschaftslauf Halbzeit feiert. Das Rennen in Talladega brachte unterdessen schon etwas mehr Struktur in die Fahrerwertung – zumindest an vorderster Front:
Brad Keselowski führt weiterhin vor Jimmie Johnson, verfügt nun aber über einen Abstand von 14 Punkten auf den fünffachen Meister, was schon ein solides Polster für ein Rennen ist. Dahinter lauert Denny Hamlin (-23), bevor der Rest des Chase-Feldes wie 2012 gewohnt recht dicht auffährt. Zwischen Kasey Kahne (-36) und Dale Earnhardt Jr (-51) passen nur knappe 15 Zähler, während Matt Kenseth (-62) trotz seines Sieges in Talladega schon recht weit abgeschlagen ist. Meiner Meinung nach wird Charlotte die Richtung aufzeigen, welche die Playoffs nehmen. Nach dem Wochenende sollte endgültig klar sein, wer die besten Chancen auf die Meisterschaft hat – auch wenn man Keselowski, Johnson und Hamlin jetzt schon diesem Kreis zurechnen kann.
Der Name „Jimmie Johnson“ stand bis vor ein paar Jahren quasi synonym mit dem Charlotte Motor Speedway und dieser wurde teilweise sogar schon als Johnsons Wohnzimmer bezeichnet. Seit 2010 konnte er aber nur noch magere 2 Top11-Resultate auf seiner sonst so starken Strecke einfahren. In den übrigen Ausgaben landete er abgeschlagen außerhalb der Top25.
Bessere Statistiken weist da schon eher Denny Hamlin auf, welcher in den letzten vier Charlotte-Rennen immer die Top10 enterte und damit quasi ein Garant für ein gutes Ergebnis ist.
Brad Keselowski und der Charlotte Motor Speedway sind bisher noch keine dicken Freunde geworden, doch nach 5 Resultaten außerhalb der Top10 zeigte Keselowski im Mai beim Coca-Cola 600 endlich, dass er auch gut genug für die Top5 ist. Bei seinem momentanen Run würde ich auch einen Sieg am Wochenende nicht ausschließen.
In der Position des Verfolgers gerät derzeit Kasey Kahne ein wenig in Vergessenheit, doch diesen Fehler sollte man nicht machen: Kahne gewann das besagte Coca-Cola 600 anno 2012 und hat immer noch alle Chancen der Welt, plötzlich aus dem Hinterfeld aufzutauchen. Er ist sozusagen das Dark-Horse der momentanen Chase-Situation.
Weitere gute Tipps für das Wochenende sollten laut Statistik Kyle Busch, Matt Kenseth sowie Kevin Harvick sein: Busch verfügt z. B. über eine wahnsinnige Serie von 4 Top3-Ergebnissen aus den letzten 5 Charlotte-Rennen und war auch in den drei Jahren davor (Ende 2007 bis einschließlich 2009) immer in den Top8 zu finden – nur ein Sieg fehlt Busch fort noch. Kenseth steuerte seit 2009 bis auf eine Ausnahme (Rang 14) immer die Top10 an und gewann zudem das letztjährige Chase-Rennen in Charlotte. Bei Harvick habe ich dieses Mal die Hoffnung, dass er mal wieder besser als Platz 11 abschneiden könnte, denn seit 2010 fuhr er immer in die Top11 – im letzten Jahr beendete er übrigens das Coca-Cola 600 siegreich.
Aus Zeitgründen müssen wir jetzt leider abbrechen: In der nächsten Woche ziehe ich endlich nach Hamburg um und darf in der Zwischenzeit jeden Tag lange pendeln, was mir abends nicht mehr viel Zeit für die NASCAR lässt. Doch ich denke, das Wesentliche zum Rennen am Wochenende sollte hiermit gesagt sein. Wer am Freitag oder am nächsten Montag auf der A1 von Lübeck nach Hamburg von einem roten VW Polo mit NASCAR-Aufkleber überholt wird, darf gerne zur Begrüßung hupen! ;o)
Zum Abschluss folgen an dieser Stelle wie gewohnt noch die Links (PDF) zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie die Entry-List und ein Zeitplan für das TV-Programm vom Wochenende:
Ein Großteil des Rahmenprogramms ist bereits am Donnerstag absolviert worden, da sich wegen der Nachtrennen alles ein wenig verschoben hat. Sehr ungewöhnlich ist auch, dass nicht alle Sessions des Sprint Cups übertragen werden. Naja, wir müssen ja nur noch einmal lange wachbleiben in dieser Saison!
Freitag, 12.10.
21:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, nicht im TV
23:30 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, ESPN2
22:00 Uhr, Nationwide Series Qualifying, ESPN2
01:00 Uhr, Nationwide Series Rennen (Dollar General 300), ESPN / RaceBuddy
Samstag, 13.10.
01:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Bank of America 500), Motorvision TV / ABC