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ALMS & ELMS: Vorschau Petit Le Mans

von StefanTegethoff
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Wie gewohnt trägt die ALMS ihr Saisonfinale über 1000 Meilen auf der Road Atlanta aus. Das Feld ist dank der hinzugestoßenen Überbleibsel der ELMS sehr sehenswert, obwohl die Werke fehlen.

Mit 42 Fahrzeugen ist man auf der kurvenreichen Road Atlanta auch deutlich besser bedient als mit den 60 Wagen im Vorjahr, als ALMS und ILMC gemeinsam das Rennen bestritten. Die Gaststarter werten das Feld gerade so auf, wie es für dieses im 15. Jahr schon traditionsreiche Rennen passend ist. Und: auch im kommenden Jahr wird das Petit Le Mans wieder den Abschluss der – dann letzten – ALMS-Saison markieren, bevor es gemeinsam mit der Grand-Am in die immer noch etwas ungewisse Zukunft geht. Doch dass auch diese Serie im kommenden Jahr (im Frühling) ein Rennen auf der Road Atlanta austragen wird, scheint ein gutes Zeichen zu sein, dass die Strecke – die durch den „Merger“ dann in den Besitz der France-Familie übergeht – auch ab 2014 weiter im Kalender vertreten sein wird.

Ein Verlust wäre auch sehr schmerzhaft, denn die Road Atlanta ist ein grandioser Kurs mit großen Höhenunterschieden und zahlreichen spektakulären Kurven, beginnend mit der schnellen Bergauf-Rechts und gefolgt von den berühmten Esses. Die Doppel-Rechts Turn 6/7 ist technisch anspruchsvoll und führt auf die lange Gegengerade, die in Kombination mit der 1996 eingefügten Schikane erlaubt Überhol- und Überrundungsmanöver, bevor es mit einer irrsinnig schnellen Bergab-Rechts zurück auf Start-Ziel geht. Die flüssige Strecke birgt jedoch, wie die meisten anderen traditionsreichen US-Rundkurse auch, Gefahren, vor allem beim Überrunden müssen die Fahrer viel Vorsicht walten lassen.

LMP1

Was das Kräfteverhältnis unter den US-Kontrahenten in der Top-Klasse angeht, scheint alles klar: der Muscle Milk-HPD war über die gesamte Saison und auch in den Tests und Trainings im Laufe dieser Woche deutlich schneller als der Dyson-Lola-Mazda, auch trotz dessen neuen Hybrid-System. Die Meisterschaftsentscheidung wird demnach eine Frage der Haltbarkeit – und in diesem Bereich hat es bei Muscle Milk Racing schon das ein oder andere Mal gehakt. Neun Zähler beträgt der Vorsprung vor Dyson in der Teamwertung. Sollte eines der beiden Dyson-Autos den Sieg einfahren und Greg Picketts Team nur den vierten Rang erreichen, würde Dyson sich mit einem Zähler Vorsprung die Meisterschaft sichern. Für eine Wende in der Teamwertung müssten Lucas Luhr und Klaus Graf allerdings völlig punktlos ausgehen.

Denn es sind genau vier LMP1-Fahrzeuge für das Rennen gemeldet: zu den gewohnten zwei Dyson-Lolas und dem Muscle Milk-HPD stößt das Rebellion-Team mit seinem dritten Lola-Toyota dazu, während die zwei anderen Wagen auf dem Weg zum WEC-Saisonfinale in Shanghai sind. Der von Nicolas Prost, Neel Jani und Andrea Belicchi gesteuerte Wagen ist eine willkommene Ergänzung, es wird spannend sein, zu sehen, wie er sich gegen den Muscle Milk-HPD (mit Romain Dumas als drittem Piloten) schlägt.

LMP2

Die LMP2 ist dank der starken ELMS-Teams, die zum kleinen ALMS-Feld hinzustoßen, sehr stark besetzt. Was für ein grandioses Rennen diese Klasse abliefern kann, wenn alles passt, hat sich in diesem Jahr vor allem in Donington gezeigt. In beiden Rennserien wird zudem noch um den Meisterschaftstitel gekämpft.

Aus der ALMS sind wie gewohnt Conquest Racing und Level 5 Racing dabei, wobei letztere in allen Meisterschaftswertungen die Führung innehaben. Erinnert sei an den Frühling, als es schien, dass Scott Tucker wegen der behördlichen Untersuchungen gegen seine zweifelhaften Kredit-Unternehmungen gar nicht weiter würde teilnehmen können, doch er scheint es zunächst geschafft zu haben, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Wieder einmal ist Tucker auf beiden HPDs gemeldet, in der #055 mit den Stammpiloten Bouchut/Diaz, in der #95 allerdings mit den Franchitti-Brüdern Dario und Marino! Auch Dempsey Racing ist mit dem Lola-Judd am Start, dürfte jedoch chancenlos sein.

Die ELMS-Meisterschaftswertung wird vor dem dritten und letzten Saisonrennen von Thiriet by TDS Racing angeführt. Beche/Thiriet werden von Christophe Tinseau unterstützt und sind auch auf der Road Atlanta wieder zu den Favoriten zu rechnen. Den Titel und den Rennsieg streitig machen könnten ihnen Nicolet/Baguette/Pla im Oak-Morgan-Nissan, die bislang in allen Trainingssessions sehr schnell waren. Teambesitzer Nicolet wäre ein solcher Erfolg einmal zu gönnen; und während Olivier Pla bekanntermaßen einer der schnellsten LMP-Piloten „da draußen“ ist, ist Bertrand Baguette sicherlich eine der Entdeckungen des Jahres, denn er hat in dieser Saison bei Oak sowohl in der LMP1 als auch in der LMP2 mit schnellen und konstanten Stints aufhorchen lassen.

Außerdem dabei sind Murphy Prototypen mit Hartley/Hughes/Firth, die allerdings bislang eine schlechte Woche hatten sowie Greaves Motorsport mit der neu zusammengestellten Fahrer-Kombo: Alex Buncombe ist vor zwei Wochen knapp am British GT-Titel vorbeigeschlittert, Tom Kimber-Smith kehrt nach Le Mans- und LMS-Sieg im Vorjahr zu Greaves zurück, nachdem er sich dieses Jahr bislang für andere Teams verdingen musste, und Alex Brundle hat in der Zwischenzeit weitere Erfahrung im Oak-LMP2 in der WEC gesammelt, um nun zu Graves-Nissan zurückzukehren.

Delta Wing

Der Nissan-Delta Wing wird nach dem unverschuldeten Ausscheiden bei den 24 Stunden von Le Mans endlich sein zweites Rennen absolvieren. Highcroft Racing ist weiterhin das Einsatzteam, als Fahrer sind diesmal Gunnar Jeannette und GT Academy-Sieger Lucas Ordonez am Start. Allerdings wäre deren Rennwochenende fast schon vorbei gewesen, bevor es begann, denn beim Test am Mittwoch hatte der Delta Wing einen heftigen Unfall, der auch die Schwachstelle des Designs offenbarte: auf der Kuppe vor der letzten Kurve versuchte Jeannette den GTC-Porsche von Green Hornet Racing zu passieren, der jedoch die Strecke zu kreuzen versuchte – vermutlich um in die Box zu fahren – und dabei den Delta Wing so ungünstig im Bereich des linken Hinterrades traf, dass der Wagen sich sofort überschlug und mit dem Fahrerhelm über Strecke und Gras rodelte. Jeannette blieb unverletzt und der Wagen konnte in einer Nachtschicht repariert werden, musste allerdings zwei Trainingssessions auslassen.

So sehr ich das innovative Konzept des Delta Wing auch begrüße – warum ich dieses so spannend finde, habe ich bereits vor Le Mans in einem eigenen Artikel erläutert – es scheint, als müsste man sich für ein derartiges Fahrzeug ein eigenes Sicherheitskonzept überlegen, anstatt ein Standard-LMP-Monocoque zu „recyclen“. Dass der Wagen sich aufgrund der Form und des leichten Gewichts bei einem ungünstigen Kontakt von der Seite überschlagen kann, scheint kaum vermeidbar, jedoch muss in diesem Fall der Kopf des Fahrers besser geschützt werden, durch eine andere Sitzposition oder anders geformte Überrollbügel. Eine etwas markantere Farbgebung könnte zudem hilfreich sein, das schwarze „Batmobil“ scheint doch leicht übersehbar zu sein.

Bleibt zu hoffen, dass das Rennen ohne einen derartigen Zwischenfall abläuft – dem Team wäre es zu gönnen, wenn sie ein Langstreckenrennen beenden könnten, um das Potential des Wagens aufzuzeigen. Außerdem wäre es wichtig, möglichst viele Daten zu sammeln, da der Delta Wing nächstes Jahr in der ALMS startberechtigt sein soll, und zwar nicht nur unklassifiziert.

GT

Die GT-Klasse der ALMS ist wie immer in Top-Besetzung. Dass das einzige verbliebene ELMS-Team, JMW Racing, sich die Reise gespart hat, ist verständlich, aber schade, denn sie wären eine tolle Bereicherung gewesen. Zu den Favoriten im 13 Wagen umfassenden Feld sind sicherlich wieder die Werks-Corvettes zu zählen, die sowohl den Team- als auch den Fahrertitel bereits sicher haben. Jedoch scheinen nach den Trainingssessions einige andere Fahrzeuge ein Wörtchen um den Sieg mitreden zu wollen. Hierzu gehören vor allem die beiden BMW M3 von Rahal-Letterman-Lanigan (mit Jonathan Summerton als drittem Fahrer auf beiden Wagen), und der Flying Lizard-Porsche von Bergmeister/Long, die vom Werkspiloten Patrick Pilet unterstützt werden.

Auch die Extreme Speed-Ferraris scheinen ihre gute Form der letzten Rennen zu bestätigen, auf der #01 ist Toni Vilander als dritter Pilot gemeldet. Weitere prominente Ergänzungen sind Martin Ragginger im Falken-Porsche, Johnny Mowlem im Alex Job-Lotus Evora, Nick Tandy im zweiten Flying Lizard und Richard Lietz für Paul Miller Racing (beide Porsche). Uwe Alzen ersetzt außerdem bei BMW Joey Hand, der das DTM-Saisonfinale bestreitet. Außerdem wird IndaCar-Champion Ryan Hunter-Reay eine der beiden SRT Viper pilotieren, die im Training auch nur eine gute halbe Sekunde Rückstand auf die Spitze haben (was allerdings auch an der neuesten BoP-Änderung liegen dürfte, nach der die beiden Wagen weitere 20kg ausladen und den Heckflügel um 75mm nach oben schrauben dürfen).

GTE-Am

Auf die vom ACO 2010 eingeführte GTE-Am-Klasse hatte die ALMS bislang verzichtet, doch die ELMS bringt zwei Teams mit über den Teich, die noch eine Meisterschaft untereinander auszufechten haben. IMSA Performance Matmut mit Armindo/Narac/Pons liegen in Team- und Fahrerwertung neun Zähler vor dem AF Corse-Ferrari von Perazzini/Cioci/Griffin. Das heißt jedoch auch, dass mangels weiterer Starter in der Klasse das Ferrari-Trio die Meisterschaft nur dann gewinnen kann, wenn der Porsche punktelos ausgeht, also nicht das Ziel erreicht. Porsche und IMSA Performance sind in der Regel zuverlässig genug, diese Herausforderung zu bewältigen, also liegt es an den Fahrern, sich aus Scharmützeln herauszuhalten und sicher die Zielflagge zu erreichen.

LMPC & GTC

Die Challenge-Klassen sind wie üblich auch dabei, und zwar mit sechs (LMPC) bzw. acht (GTC) Fahrzeugen. An prominenten Namen sind beide diesmal etwas ärmer, da die Dienste von z.B. Marino Franchitti, Martin Ragginger und Tom Kimber-Smith für das Langstreckenrennen in die höheren Klassen gebraucht werden. Die Meisterschaft ist zudem in beiden Klassen längst entschieden, zugunsten von CORE Autosport (diesmal unterstützt von Starworks-Mann Ryan Dalziel) in der LMPC bzw. Alex Job Racing in der GTC (mit Fahrre-Champion Cooper MacNeil sowie Leh Keen und Dion von Moltke). Beide dürften auch diesmal wieder zu den Favoriten auf den Sieg in ihrer Klasse gehören. Nennenswert ist zudem noch Emmanuel Collard in einem der beiden TRG-Porsche

Wann und wo?

Das Rennen startet am Samstag um 17:30 Uhr deutscher Zeit und geht über 1000 Meilen oder 10 Stunden, je nachdem, welche Marke zuerst erreicht wird. Bislang waren dies – auch wenn es oft viele Gelbphasen gab – stets die 1000 Meilen, sodass das Rennen 9 Stunden und x Minuten dauerte. In diesem Jahr fehlen jedoch erstmals die Werksautos von Audi und Co., sodass die Pace des Gesamtsiegers doch ein wenig geringer sein wird und das Rennen entsprechend etwas länger. MotorsTV überträgt Anfangs- und Schlussphase live, unterbrochen durch die NASCAR Nationwide-Serie. Allerdings gibt es für die gesamte Distanz wie gewohnt den offiziellen Live-Stream auf alms.com. Dort gibt es auch viele weitere Informationen. Den Spotter Guide zum Rennen gibt es wieder auf Andy Blackmores Webseite.

Auch das Qualifying heute Abend um 19:50 Uhr unserer Zeit live gestreamt.

(Bildquelle: Porsche Motorsport)

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