Das Rennen in Charlotte hat den Chase noch einmal etwas spannender gemacht. Plötzlich gibt es einen vierten Kandidaten, der um die Meisterschaft mitfährt.
Das Rennen in Charlotte am vergangenen Wochenende war nicht gerade sehr abwechslungsreich. Nach einem recht stürmischen Beginn mit gleich drei Caution in den ersten 37 Runden. Erst drehte sich Matt Kenseth in Runde 12, ohne sich allerdings den Wagen zu zerstören, dann gab es direkt nach dem Restart in Runde 16 einen kleinen Unfall zwischen Jeff Burton und David Ragan, der beide ein gutes Stück zurück warf. Der zweite Restart lief dann glatt, bis Paul Menard Ausgangs Turn 4 seinen Wagen verlor. Doch nach dieser Sturm und Drang Phase setzte dann die gewohnt Ruhe ein. Das Fahrer beruhigten sich und es Runden runtergefahren. Die meisten davon führte Brad Keselowski, dessen Dodge mal wieder das Paket zu sein schien. Doch die vielen Runden unter Grün sorgten dann für schwierige Entscheidungen an der Box.
Wie so oft in diesem Jahr entwickelte sich auch das Rennen in Charlotte zu einem Strategiepoker. Zwischen Runde 41 und dem Schluss in Runde 334 gab es nur zwei Debris-Cautions der NASCAR, die das Feld wieder zusammenführten. Die letzte erfolgte in Runde 224, also rund 100 Runden vor Schluss. Da war klar, dass jeder noch einmal an die Box würde fahren müssen, die Frage war nur wann und wie viele Reifen man nehmen würde.
Chad Knaus pokerte zur Mitte des Rennens, als Jimmie Johnson knapp hinter Keselowski lag und probierte die Variante mit nur zwei neuen Reifen auf der rechten Seite. Doch das funktionierte nur so mittel gut. Johnson verlor nach einigen Runden den Anschluss an den Penske-Dodge und rutschte auf dem Leaderboard bis auf Platz 6 ab. Danach stabilisierte sich seine Situation, wohl auch deswegen, weil die Reifen der Konkurrenz zu diesem Zeitpunkt ebenfalls ziemlich runter waren. Aber es war klar, dass die Option mit nur zwei Reifen nur etwas für einen 10 Runden Shootout am Ende sein würde.
An der Spitze gab es wenig Bewegung. Es wechselten sich Keselowski, Johnson und Biffle ab, gegen Ende stiessen dann noch Hamlin und Clint Bowyer hinzu. Diese Fahrer bildeten auch meist die Top 5, von hinten kam eigentlich niemand ran.
Keselowski, der schon recht drüh das letzte Mal an die Box gekommen war, rutschte dann am Ende aber etwas ab, weil er Sprit sparen musste und seine Reifen nicht mehr so gut war. Auch Johnson hatte sich etwas verpokert und fanden sich plötzlich Bowyer und Hamlin auf den ersten beiden Plätzen. Beide hatten sich das Rennen gut eingeteilt, sich aus allem raus gehalten und schon früh mit dem Spritsparen angefangen, so dass der letzte Stopp dann etwas kürzer ausfiel. Bowyer übernahm die Spitze dann in Runde 310 und fuhr einen kleinen Vorsprung raus. Hamlin hielt sich zunächst etwas zurück, wohl auch, weil man auf eine weitere Caution hoffte, aber die kam dann doch nicht. Als Hamlin zum Angriff blies war es dann schon zu spät. Trotz eines recht leeren Tanks konnte Bowyer seinen Konkurrenten auf Abstand halten und das Rennen gewinnen. Und sich damit auch zu einem Titelkandidaten zu machen. Denn der Stand in der Meisterschaft sieht im Moment so aus:
1. Keselowksi 2214
2. Johnson 2207
3. Hamlin 2199
4. Bowyer 2186
5. Kahne 2179
6. Greg Biffle 2171
7. Truex jr. 2165
8. Stewart 2150
9. Gordan 2150
10. Harvick 2158
11. Kenseth 2147
12. Earnhardt 2128
Rein rechnerisch haben alle noch eine Chance auf Titel, selbst Junior noch, der bekanntlich wegen einer Gehirnerschütterung im Moment aussetzen muss. Realistisch muss man den Cut wohl nach Kasey Kahne machen, der 35 Punkte zurück liegt. Wenn aber sieht, wie konstant die Top 5 unterwegs sind, wird es für Kahne schwer den Abstand zu reduzieren. Seine Hoffnungen dürften auf Martinsville liegen, wo es auf Grund der Strecke noch mal zu größeren Veränderungen kommen könnte.
Clint Bowyer hat sich aber durchaus noch eine Chance erfahren. Die Wagen von Michael Waltrip gehen in diesem Jahr außerordentlich gut, man hat sich satt in den Top 10 eingenistet. Bowyer bringt zu dem die Erfahrung, die man für die letzten Rennen im Chase benötigt. Und mit Kansas, Texas, Phoenix und Homestead kommen noch vier Ovale, die den MWR-Autos liegen sollten. Martinsville in der nächsten Woche ist eher schwer vorher zu sagen.
Aber erst einmal steht Kansas auf dem Programm, das übliche 1.5 Meilen Oval, dass allerdings seit dem letzten Rennen im Frühjahr umgebaut wurde. Statt 15 Grad gibt es jetzt ein progressives Banking von 17 bis 20 Grad, dazu ein neuer Asphalt. Die Woche wurde getestet und die Geschwindigkeiten sind deutlich (knapp 10 Meilen) nach oben gerutscht. Dazu gibt es jetzt mehr Fahrspuren. Das Rennen im Frühjahr gewann Denny Hamlin vor Truex und Johnson. Keselowski wurde elfter, Bowyer fiel mit Motorschaden aus. Kansas geht schon arg auf die Motoren. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 175 mph (183 mph neu) steht man zwar nicht ganz an der Spitze, aber die bewegt sich doch in ordentlich schnellen Bereichen. Der Motor wird also belastet und man hat in diesem Jahr bei allen Chase-Teams schon Motorschäden gesehen. In diesem Moment der Meisterschaft ist das wohl etwas, was man nicht gebrauchen kann.
Es aber eine Überraschung, wenn man jemand anderen, als die Chase-Kandidaten vorne sehen würde. Truex jr. ist vielleicht noch jemand, der im Frühjahr nur knapp geschlagen wurde, was auch wieder zeigt, wie gut die MWRs auf dem Oval unterwegs sind. Vielleicht gelingt Bowyer ja das Kunststück sich vor Martinsville noch näher an die Top 3 zu schieben, dann hätten wir einen richtig schön spannenden Chase mit vier echten Titelkandidaten in den letzten vier Rennen.
Viel Spannung sollte man vom Rennen aber nicht erwarten. Auf den 1.5 Meilen Ovalen hat man, das neue Banking ausgenommen, in diesem Jahr selten abwechlsungsreiche Rennen gesehen, dazu kommt Kansas, dass auch nicht gerade für Spannung bekannt ist. Im Frühjahr gab es drei Caution, zwei davon wegen Debris. Man kann die 267 Runden mit 5 Stopps absolvieren, also ca alle 54 Runden ein Stopp. Vielleicht kann man etwas mehr aus dem Auto quetschen, viel mehr wird es aber nicht sein. Es könnte am Ende auch mal wieder ein Benzin-Krimi werden.
Das Rennen ist am Sonntagabend, MotorvisionTV überträgt. Alle weiteren TV-Daten gibt es im TV-Planer.