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Formel Eins: Analyse GP Indien 2012

von DonDahlmann
3 Kommentare

Nein, das war weder ein Taktikklassiker noch ein spannendes Rennen. Red Bull dominierte wie erwartet, Ferrari folgte mit viel Mühe und McLaren fehlte deutlich Zeit. Entschieden ist die WM aber noch nicht.

Für Sebastian Vettel hätte es besser laufen können. Zum einen verlor Mark Webber den zweiten Platz, zum anderen schnappte ihm Jenson Button in der letzten Runde auch noch die schnellste Runde des Rennens weg. Da kann man natürlich verärgert sein. Spaß beiseite – vier Rennen hat Vettel nun nacheinander gewonnen und alles wirkt so, wie im letzten Jahr. Red Bull dominiert, die anderen fahren nur hinterher. Das gilt im Rennen, das gilt aber vor allem die Qualifikation, wo Red Bull wieder regelmäßig die erste Reihe belegt. Die Spitzenposition ist mittlerweile wieder sehr wichtig geworden, weil die Reifen von Pirelli nicht mehr so anfällig sind, bzw. die Teams in Sachen Gummi allesamt auf dem gleichen Stand sind. Wilde Aufholjagden, wie sie Alonso in Valencia gezeigt hat, sind schwerer geworden. Positiv zu vermelden ist aber, dass Ferrari gar nicht so weit weg ist und für Abu Dhabi ein größeres Update am Wagen planen.

Die Geschichte des Rennens ist eigentlich schnell erzählt. Vettel hatte einen guten Start und setzte sich gleich in den ersten Runden von Webber ab. Der wiederum sah hinter sich erst viel Smog, dann, recht klein im Spiegel, Jenson Button. Die spannendste Szene des Rennens lieferte Fernando Alonso gleich nach Start. Auf der langen Geraden flog er an beiden McLaren vorbei, setzte sich kurz auf Platz 3, musste aber auf der Bremse Button wieder passieren lassen. Ärgerlich für Ferrari, denn hinter dem Briten verlor der Spanier einiges an Zeit und sein Rennspeed war zumindest so gut, wie der des Australiers.

Hinter Alonso sortierten sich Hamilton, Massa, Räikkönen, Hülkenberg, Rosberg, Maldonado, Grosjean und Senna ein. Und so blieb es auch dann auch. Trotz zweier DRS-Zonen, von der man eine noch verlängert hatte, tat sich in Sachen Überholmanöver nur wenig. Der Grund dafür: Fast alle Teams hatten auf ein Setup mit hohem Abtrieb gesetzt, weil sonst zu viel Zeit im zweiten und dritten Teil der Strecke verloren hätte. Also stand man am Ende Gerade einfach, vor allem, wenn man wie Renault und McLaren auch noch das Getriebe zu kurz übersetzt hat. Warum man den siebten Gang nicht einfach ein Stück länger macht, ist nicht nur mir ein Rätsel, zumal allen anderen Teams so etwas nicht passiert.

Im Grunde war das Rennen nach 20 Runden vorbei. Vettel führte mit bequemen Abstand, Alonso hatte es sich hinter Webber gemütlich gemacht, Gleiches gilt für die anderen Fahrer. Man wartete gemeinsam auf den Boxenstopp.

Und das war dann schon das überraschendste am ganzen Rennen: Alle Teams setzten auf eine 1-Stopp-Strategie. Klar war, dass 3 Stopps nicht passen würden, dafür waren die „Soft“ zu langsam, bzw. die „Hard“ Mischung im Renntrimm zu gut. Aber dass man knapp 30 Runden mit den „Soft“ zurücklegen konnte, war dann schon überraschend. Offenbar hatten die Teams bei den Tests am Freitag gemerkt, dass der Verschleiß so niedrig war, dass man das Risiko eingehen konnte. Ein wenig in Probleme kam am Ende seines Stints Jenson Button, der die Reifen wohl in den ersten Runden etwas hart ran genommen hatte, was Alonso erlaubte aufzuholen. Entscheidend war das allerdings nicht, der Ferrari wäre aufgrund der Strategie vermutlich so oder so an Button vorbei gekommen. Sein früherer Stopp brachte einfach die 1.5 Sekunden, die ihn fehlten.

Eine gewisse Spannung kam dann in den letzten Runden auf, als Mark Webber sein KERS verlor und er 7 Zehntel pro Runde verlor. Alonso brauchte dennoch etliche Runden, bis er in Schlagdistanz war, Hamilton reichte am Ende die Zeit nicht mehr aus. Eine sehr respektable Leistung von Webber, den McLaren hinter sich zu halten. Es gelang ihm aber vor allem deswegen, weil er die nötige Zeit im Geschlängel der Strecke holte. Hamilton zoomte sich auf Start/Ziel zwar ran, aber es reichte auf der langen Geraden nie aus.

Durch den Wegfall jeglicher Strategie gab es auch kaum Möglichkeiten für Fahrer und Teams. Und man konnte schön sehen, wie die Rennen aussehen würden, wenn es kein DRS und keine schnell abbauenden Reifen von Pirelli gibt. Wer am Anfang der Saison sich darüber beschwerte, dass die Rennen schwer zu lesen seinen, dass zu viel überholt werden würde, sollte sich zumindest jetzt nicht über Langeweile beschweren. Das Rennen glich einer Prozession, man verlangte förmlich nach Regen oder verrückten Priester auf der Rennstrecke, wie damals in Silverstone. Aber selbst das hätte vermutlich nur etwas für die erste Runde nach Restart verändert.

Das Ergebnis des Rennens spiegelt die Situation in der WM aber immerhin schön wieder. Red Bull dominiert, Ferrari fehlen rund 2 bis 3 Zehntel auf eine Runde und McLaren ist irgendwo bei der Entwicklung mal wieder falsch abgebogen. Auf eine Runde ist man wieder schnell, nicht aber über die Distanz. Dahinter liegt Lotus, die an einem guten Tag die McLaren ärgern können. Es folgt Force India, wo Hülkenberg mal wieder unterstrich, wie gut er und der Wagen funktionieren, danach lösen sich, je nach Strecke, Mercedes, Sauber und Toro Rosso ab.

Die Deutschen hatten sowieso ein schwieriges Wochenende. Erwartet hatte man ja, dass der Wagen wegen der schnellen Kurven in Indien nicht gut funktionieren würde, aber zumindest hätten Punkte drin sein sollen. Das Problem begann aber schon in der Quali. Aus irgendeinem, nicht kommunizierten Grund, drehte Rosberg am Samstag keine Runde mehr. Ein Indiz dafür, dass er Reifen sparen wollte, um einen zweiten, neuen Satz „Soft“ zu haben. Aber war Mercedes (wie allen anderen) zu diesem Zeitpunkt nicht schon längst klar, dass man mit einem Stopp würde durchkommen können? P7 oder P8 wäre drin gewesen. So startete Rosberg auf P10, schob sich teilweise auf P9 vor, nur um dann festzustellen, dass er den Force India vor ihm nicht halten konnte. Im Gegenteil, er musste nach hinten schauen. Grosjean trickste mit einer anderen Strategie, die nur deswegen nicht aufging, weil er zu wenig Sprit für den Schlussspurt auf weichen Reifen hatte, aber die beiden Williams waren auf der gleichen Strategie wie Mercedes. Maldonado konnte Rosberg hinter sich halten, nicht aber Senna. Dass Mercedes mittlerweile überhaupt da hinten rumfährt ist schon erstaunlich. Die Fans und vor allem Lewis Hamilton werden hoffen, dass das der Grund dafür die Konzentration auf 2013er Auto ist. Von all dem unbelastet blieb Michael Schumacher, da sich am Start den rechten Hinterreifen an einem Toro Rosso aufschlitzte. Er verlor viel Zeit, wurde nach wenigen Runden überrundet und stellte den Wagen drei Runden vor Schluss ab.

Vettel führt in der WM nun mit 13 Punkten und es sind noch drei Rennen zu fahren. Der Abstand ist noch zu gering, als dass er ihn verwalten kann, zu Mal mit Austin eine Strecke kommt, die man nur schwer einschätzen kann. In sieben Tagen steht das Rennen in Abu Dhabi an und dort hat Vettel ja schon mal gewonnen. Es ist davon auszugehen, dass der Red Bull auch hier gut funktionieren sollte, vor allem wegen des Doppel-DRS auf den zwei langen Geraden. Aber es gibt weniger schnelle Kurven, was dem Ferrari entgegen kommt. Die wollen noch mal ein großes Update ans Auto bringen, die Gefahr ist aber immer, dass das nicht funktioniert. Red Bull hat zwei Rennen nach dem Sommer benötigt, um alle Updates ans Laufen zu bringen.

Dazu kommt, dass Alonso alle drei Rennen gewinnen muss, wenn er Weltmeister werden will. Gewinnt er in Abu Dhabi, liegt er im Zielkorridor. Auf gar keinen Fall darf er allerdings weiter Punkte auf Vettel verlieren, sonst muss er auf einen Ausfall oder anderes Missgeschick des Deutschen hoffen.

Die WM hat sich in diesem Jahr schon mehrfach gedreht, eine weitere Wendung ist also nicht ausgeschlossen. Dagegen sprechen aber die Ergebnisse der letzten Rennen und die Tatsache, dass es Pirelli bei den Reifen zum Schluss der Saison sehr konservativ angeht. In Abu Dhabi fährt man Medium/Soft, die beiden letzten Rennen bestreitet man mit Hart/Medium. Immerhin hat so niemand einen Vor- oder Nachteil.

STREETS OF LAS VEGAS, UNITED STATES OF AMERICA - NOVEMBER 17: Sergio Perez, Red Bull Racing RB19 during the Las Vegas GP at Streets of Las Vegas on Friday November 17, 2023, United States of America. (Photo by Mark Sutton / LAT Images)
Foto: NASCAR Media / James Gilbert/Getty Images

Bilder: Ferrari, McLaren, Red Bull/Gepa, Force India, Marussia, WilliamsF1, Sauber, Daimler AG, Caterham, HRT

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3 Kommentare

Kimi 28 Oktober, 2012 - 15:53

Ähm irgendwas passt da nicht, denn Alonso hat doch Button schon vorher gehabt. Eher hinter Webber ;)

„Im Grunde war das Rennen nach 20 Runden vorbei. Vettel führte mit bequemen Abstand, Alonso hatte es sich hinter Button gemütlich gemacht, Gleiches gilt für die anderen Fahrer. Man wartete gemeinsam auf den Boxenstopp.“

DonDahlmann 28 Oktober, 2012 - 15:58

Logisch, danke. Habe ich korrigiert.

Montoya12 29 Oktober, 2012 - 00:23

Die F1 Saison 2012 war bis Monza halbwegs spannend. Ab Singapur war es nur noch zum einschlafen bzw. langweilig.

Ja sicher gibt es im Mittelfeld einige Überholmanöver aber das ist doch nicht das was man sehen will,sondern ein Kampf um den Sieg wenn es geht bis zur letzten Runden.

Ich hoffe es ändert sich vielleicht mal was weil.ich hab keine Lust auf ein zweites mal 5 Jahre den gleichen Weltmeister.

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