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NASCAR: Analyse Texas November 2012

von KristianStooss
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Der Johnson wieder – unglaublich: Nach Martinsville dominierte der Dauermeister auch in Texas das halbe Rennen auf dem Weg zu Saisonsieg #5 und durfte am Ende standesgemäß die beiden Colts abfeuern. In diesem Jahr macht ihm allerdings Brad Keselowski das Leben deutlich schwerer als seine Kontrahenten in den Jahren 2006-2011 – im Finale entwickelte sich ein sehenswertes Duell. Die anderen Mitbewerber eliminieren sich derweil ganz von alleine.

Zum Ende der Sprint-Cup-Saison konkretisiert sich immer mehr ein beinhartes Duell um den Meistertitel 2012 zwischen Jimmie Johnson und Brad Keselowski. Was die beiden Piloten Woche für Woche in den Asphalt brennen, sucht derzeit seinesgleichen und hängt die Messlatte für die wenigen ernsthaften Konkurrenten verdammt hoch. Momentan geht es stur nach dem Knockout-Prinzip: Während am letzten Wochenende Denny Hamlin die Segel streichen musste, verabschiedete sich am Sonntag Kasey Kahne mit einem späten Reifenschaden aus der Gruppe realistischer Anwärter. Geht es nun so weiter, scheidet in Phoenix dann auch Clint Bowyer aus, dessen Rückstand schon bedrohlich hoch ist. Pünktlich zum Finale in Homestead wäre dann das Duell perfekt, doch bei der aktuellen Leistung von Johnson und Keselowski kann schon ein DNF die Meisterschaft vorzeitig entscheiden. In Texas wurde die Fehde um den Titel jedenfalls schon mit Lackproben besiegelt:

Dabei sah es die ersten gut 200 von 334 Runden zunächst nach einer kompletten Dominanz von Jimmie Johnson aus, dessen Chevrolet sich dann in der zweiten Rennhälfte nicht mehr ganz so gut mit den Temperaturveränderungen der abdunkelnden Strecke anfreunden wollte. Die ersten 100 Umläufe konnte man komplett vergessen, denn es gab keine Caution und Johnson fuhr boxenstoppbereinigt alles in Grund und Boden. Die erste Serie an Gelbphasen lief anschließend nach dem bekannten Motto „Cautions breed Cautions“ ab und so lösten nach dem ersehnten Debris (Caution #1) zunächst AJ Allmendinger (Caution #2) und direkt nach dem Restart Bobby Labonte unter Beteiligung von Trevor Bayne und Juan Pablo Montoya (Caution #3) weitere Gelbphasen aus.

Währenddessen hatte das Feld die nötige Ruhe, die Wagen etwas besser auf die immer schattiger werdende Strecke abzustimmen und schon einen Fuelrun später übernahm Kyle Busch während Caution #4 (wieder Debris) an der Box die Führung von Jimmie Johnson – damit hatten sich auch alle Sieganwärter des Tages in der Spitzengruppe zusammengefunden. Neben Busch und Johnson holte Brad Keselowski übrigens während der ersten Gelbphase mit einem Two-Tire-Stop die wichtige Track-Position ein. Über die weitere Renndistanz bis 50 Runden vor Schluss konnten dann Keselowski und Busch dem zuvor so übermächtigen Johnson zwischenzeitlich den Rang ablaufen.

Während dieser Periode über gut 100 Umläufe kam es noch zu zwei weiteren Debris-Gelbphasen, bei denen Brad Keselowski jedes Mal wertvolle Positionen in der Boxengasse verlor. In der zweiten dieser beiden Cautions wurde der Penske-Pilot sogar bis auf Platz 9 zurückgeworfen, weil er zu spät in den Pitstall hinein bremste und die Crew nachrücken musste. Dieser Fehler kostete Keselowski wohl auch den durchaus möglichen Sieg, da er später eine riskante, aber unterlegene Reifenstrategie fahren musste, um überhaupt wieder nach vorne zu kommen.

30 Runden vor Schluss war immer noch Kyle Busch vor Jimmie Johnson unterwegs, während sich das Rennen unterdessen in Richtung Spritpoker zu entwickeln drohte. Dazu kam es jedoch nicht mehr, weil Marcos Ambrose eine weitere Serie an Cautions einläutete, welche den Crews Gelegenheit zum Nachtanken gab. Bei dieser Gelbphase in Umlauf 311 holte sich Brad Keselowski mit der eben angesprochenen riskanten Strategie nur zwei neue Reifen, um wieder in Führung zu gehen. Doch gerade das machte den Weg für Johnson frei, der mit seinen vier neuen Pneus nun relativ leichtes Spiel hatte und recht schnell an Busch vorbeiging, um nach Keselowski zu greifen.

Derweil setzte Kasey Kahne die von Ambrose gestartete Caution-Serie fort und wurde durch einen geplatzten Reifen nicht nur aus dem Rennen, sondern damit auch aus der Anwartschaft auf den Titel eliminiert. Ein DNF darf man sich anno 2012 im Chase definitiv nicht leisten. Beim Restart gingen dann Jimmie Johnson und Brad Keselowski aufs Ganze und lieferten sich einen beinharten und sehenswerten – aber jederzeit fairen – Lackaustausch um die Führung, aus dem Johnson als Sieger hervorging. An dieser Stelle wäre es für beide Kontrahenten ein Leichtes gewesen, den jeweiligen Kollegen in einen Dreher zu schicken und somit eine Vorentscheidung in der Meisterschaft zu suchen. Zwar bescherte uns dies damit keine die Nachrichten beherrschende „Fehde der Todfeinde“, aber eine durchaus Enge Situation in den Punkten – zumindest für Phoenix. Außerdem zeigten Johnson und Keselowski eine Menge Charakter.

Brad Keselowski sollte noch eine letzte Gelegenheit bekommen, den vorteilhaft bereiften Jimmie Johnson abzufangen, aber die Gesetze der Physik wollten da natürlich nicht mitspielen. Johnson fuhr somit nach der letzten Caution (Unfall von Mark Martin nach Kontakt mit Carl Edwards) in der Verlängerung den zweiten Chase-Sieg in Folge ein und sicherte damit seinen Anspruch auf die sechste Krone in sieben NASCAR-Jahren. Keselowski lief vor Kyle Busch auf dem zweiten Platz ein, die Top5 komplettierten Matt Kenseth und Tony Stewart.

Die Ränge 6-10 belegten Clint Bowyer, Dale Earnhardt Jr, Kurt Busch, Kevin Harvick und Greg Biffle. Bowyer wahrte seine letzten Chancen in der Meisterschaft, muss aber am nächsten Wochenende in Phoenix gewinnen, um noch etwas möglich zu machen. Kurt fuhr ein richtig solides Rennen und brachte seinem neuen Team ein verdientes Top10-Resultat ein.

Ansonsten war nicht so viel los, trotz der vielen Gelbphase war Texas kein unordentliches Rennen. Etwas Pech hatten Jeff Gordon (14.) und Kasey Kahne 25.) mit ihren Reifenschäden, wobei aber von Hendrick Motorsports bekannt ist, gerne mal einen aggressiven Sturz zu fahren. Das rächte sich dann spät im Rennen, als die Strecke immer schneller wurde und damit die Belastung der Pneus anstieg. Überraschend war, dass man von Denny Hamlin (20.) wirklich gar nichts sehen konnte, während Teamkollege Busch vorne um den Sieg mitfuhr. Auch Martin Truex Jr (13.) blieb ein wenig hinter den Erwartungen zurück.

Die größte Überraschung waren für mich aber die Roush-Fords, die mit Matt Kenseth (4.), Greg Biffle (10.) und Carl Edwards (16.) zwar ein solides Rennen absolvierten, entgegen meiner Erwartungen jedoch überhaupt keine Bäume ausreißen konnten.

In der Meisterschaft bildete sich wie angesprochen das Duell zwischen Jimmie Johnson und Brad Keselowski (-7) weiter heraus. Dahinter lauert noch Clint Bowyer (-29) mit einem gehörigen Respektabstand, während Kasey Kahne (-58) bei seinem Rückstand aus der Entscheidung draußen sein dürfte. 48 Punkte kann man pro Wochenende maximal holen, das heißt, dass nach Phoenix am nächsten Wochenende dann bis auf Bowyer alle anderen Piloten auch mathematisch aus dem Chase draußen sind – wenn nichts Unvorhergesehenes passiert. Kevin Harvick (-101) und Dale Earnhardt Jr (-151) sind dies schon zu diesem Zeitpunkt.

Die gesamten offiziellen Ergebnisse können hier inklusive weiterer Statistiken noch einmal bei Jayski.com nachgeschaut werden. Zum Abschluss folgt wie gewohnt die Übersicht zu den Punkteständen bei den Fahrern und in der Owner-Wertung (Achtung: Alles PDF-Dateien!).

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