Noch 3 Fahrer haben an 2 Wochenenden halbwegs realistische Chancen auf den einen Titel – und damit herzlich willkommen zur Vorschau auf das Rennen in der Wüste von Arizona. Der Sonntag sollte kein schlechter werden, immerhin profitiert die Strecke noch von ihrer kürzlichen Neuasphaltierung. Der Goodyear-Timer läuft quasi allmählich ab, wenn man so will.
Inmitten der 2011er-Saison verpasste man dem Phoenix International Raceway eine umfangreiche Neukonfiguration und gab diesem ein progressives Banking, außerdem wurde der Dog-Leg zwischen Turn 2 und 3 etwas enger und steiler gestaltet. Diese Maßnahmen zur Verbesserung des Racings zeigten sich in den bisher zwei Rennen dort als äußerst einträglich, wobei es natürlich auch immer damit zusammenhängt, dass der Einheitshersteller Goodyear sich kurz nach einem Belagwechsel immer sehr schwer damit tut, haltbare Reifen an die Strecke zu bringen. Das soll an dieser Stelle aber kein Vorwurf sein, denn wir wissen ja alle, wie in diesem Jahr die Rennen aussahen, bei denen der Pneu-Lieferant schon über zu viele Daten verfügte. Wenn die Phoenix-Ausgabe aus dem Februar ein Indikator sein kann, erwartet uns ein spannendes Rennen – auch wenn der Saisonbeginn natürlich schon lange zurückliegt und sich die Kräfteverhältnisse seitdem ein wenig verschoben haben:
Im zweiten Rennen des Jahres gewann Denny Hamlin vor Kevin Harvick und Greg Biffle, wobei auch der viertplatzierte Jimmie Johnson noch locker hätte gewinnen können. Wie eng es am Sonntag um den Meistertitel zwischen den Hauptkonkurrenten Johnson und Brad Keselowski werden könnte, zeigt sich ebenfalls im letzten Phoenix-Resultat: Keselowski wurde dort nämlich Fünfter direkt hinter Johnson, wodurch dann auch alle vier Hersteller in den Top5 vertreten waren. Insgesamt hatte neben Hamlin, Harvick und Johnson auch noch Kyle Busch eine stattliche Anzahl an Führungsrunden gesammelt und somit eine Chance auf den Sieg.
Nun muss man aber dazu sagen, dass sich über die Saison viel getan hat und Michael Waltrip Racing mittlerweile mindestens gleichauf mit der Konkurrenz bei Joe Gibbs Racing unterwegs ist und genau diese Tatsache bringt Clint Bowyer ins Bild. Als aktuell Dritter in der Meisterschaft besitzt er mit zwar 36 Punkten Rückstand auf die Spitze als einziger Fahrer außerhalb der Top2 noch realistische Chancen auf den Titel. Um diese zu wahren, wird er in Phoenix in die Victory-Lane fahren und gleichzeitig hoffen müssen, dass Johnson und Keselowski sich früh aus dem Rennen verabschieden. Unwahrscheinlich wäre ein Bowyer-Sieg nicht, immerhin haben in den erst zwei Phoenix-Ausgaben nach der Neuasphaltierung ausschließlich Toyotas gewonnen.
Ganz nüchtern betrachtet sind aber eigentlich nur noch Jimmie Johnson und sein Verfolger Brad Keselowski (-7) im Rennen um den Meistertitel 2012. Die beiden Fahrer fahren seit Beginn des Chase Kreise umeinander, ihre Ergebnisse gleichen sich um ein Haar und in vielen Rennen sind sie direkt hintereinander ins Ziel gefahren. Da jetzt einen Favoriten zu benennen, das fällt schwer, doch Johnson kann immerhin von sich behaupten, diesen Trubel auf den Weg zum großen Pokal schon fünf Mal erfolgreich hinter sich gebracht zu haben. Keselowski kann dagegen nur auf seine Titel-Erfahrungen aus der Nationwide Series vertrauen.
Um die Meisterschaft wirklich zu gewinnen, muss er nahezu Unmenschliches vollbringen, immerhin legt Jimmie Johnson die Messlatte verdammt hoch an: Seitdem in Phoenix mit dem CoT gefahren wird (2007), fuhr der Dauermeister nur ein einziges Mal nicht in die Top5 und gewann dabei insgesamt 4 Ausgaben. Diese Statistik kann Brad Keselowski natürlich nicht toppen, da er erst seit dieser Saison wirklich ernsthaft konkurrenzfähig fährt – also konstant im Hinblick auf den Titel, denn gute Einzelergebnisse hatte er auch schon vorher. Außer in Phoenix, denn dort holte Bad Brad erst ein Top5-Resultat, nämlich das aus dem diesjährigen Februar, wobei er insgesamt schon 6 Mal in der Wüste von Arizona unterwegs war.
Trotzdem rechne ich mit einem guten, knappen Rennen zwischen den beiden Konkurrenten und diese Saison könnte tatsächlich der große Durchbruch für das lang angekündigte Talent Brad Keselowski werden. Dass die endgültige Entscheidung schon in Phoenix fällt, ist allerdings unwahrscheinlich: Der geringe Abstand von nur sieben Punkten bietet für alle Fans, die gerne beobachten, wie Rennfahrer Säcke verschließen, nur wenig Potenzial. Lediglich Jimmie Johnson kann bei einem entsprechenden Sieg plus De-facto-DNF von Keselowski vorzeitig Meister werden. Immer möglich ist aber eine VORentscheidung, wenn eben einer der Kontrahenten nicht ins Ziel kommt, während der andere in die Top5 oder gar in die Victory-Lane fährt.
Allen Freunden von magischen Nummern sei an dieser Stelle noch die „48“ genannt. Nein, wir sind hier nicht beim Zahlenlotto, sondern die Achtundvierzig ist die Anzahl an Punkten, welche man an einem Sonntag maximal erreichen kann. Wer nach Phoenix also über mehr als 48 Zähler Rückstand verfügt, der ist auch mathematisch gesehen aus der Entscheidung draußen. Dieses Schicksal droht derweil allen Fahrern hinter dem drittplatzierten Clint Bowyer, denn ab Kasey Kahne (-58) ist diese Marke schon jetzt erreicht. Dass Kahne noch mal zehn Punkte an die Spitze ranfährt, das ist nicht unwahrscheinlich, immerhin holte er Ende 2011 den letzten Red-Bull-Sieg in Phoenix. Danach müsste er aber immer noch Homestead gewinnen und womöglich Johnson und Keselowski in der ersten Runde mit einer großzügigen Grosjean-Behandlung versehen.
Zum Abschluss folgen an dieser Stelle wie gewohnt noch die Links (PDF) zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie die Entry-List und ein Zeitplan für das TV-Programm vom Wochenende:
Freitag, 09.11.
18:00 Uhr, Nationwide Series Practice, SPEED
20:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, SPEED
21:30 Uhr, Nationwide Series Final Practice, SPEED
22:30 Uhr, Truck Series Qualifying, SPEED
00:00 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, SPEED
01:30 Uhr, Truck Series Rennen (Lucas Oil 150), SPEED / RaceBuddy
Samstag, 10.11.
17:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, SPEED
18:30 Uhr, Nationwide Series Qualifying, SPEED
20:30 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, SPEED
21:30 Uhr, Nationwide Series Rennen (Great Clips 200), ESPN / RaceBuddy
Sonntag, 11.11.
20:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (AdvoCare 500), Motorvision TV / ESPN / RaceBuddy