Die Saison ist gelaufen, Zeit also einen Blick zurückzuwerfen. Wie immer schauen wir auf die Leistung der Teams und deren Fahrer.
HRT haben wir in diesem Jahr wohl das letzte Mal gesehen. Auf der Entry-List für 2013 stehen sie nicht, der bisherige Besitzer würde das Team gerne verkaufen, aber ein Bieter hat sich nicht gefunden. Was soll der auch kaufen? Alles, was HRT besitzt, ist entweder geliehen, gemietet und/oder veraltet. Es gibt keine eigene Entwicklungsabteilung, auch nicht beim Design oder CFD. Schon das Jahr hat für die Spanier miserabel angefangen. Für die Tests hatte man kein Geld, dass umgebaute Chassis, das im Grunde immer noch auf dem steinalten Dallara-Entwurf beruhte, wurde nicht fertig.
Man schleppte die Chassis nach Australien, bastelte die irgendwie zusammen und fuhr dann in den freien Trainings ein paar Runden. Danach beschloss man aus Sicherheitsgründen nicht am Rennen teilzunehmen. Über die Saison hin verbesserte man den Wagen immerhin schrittweise, sodass man nie in die Verlegenheit kam, von der 107%-Regel erwischt zu werden. Aber große Schritte nach vorne gab es nicht. Das Geld wurde am Ende so knapp, dass das Team es den Piloten in Brasilien freistellte, ob sie starten wollen. Die Bremsen waren bis zu einem Punkt runter, an dem es unsicher wurde.
Pedro de la Rosa und Narain Karthikeyan waren nicht zu beneiden. Der Spanier, der wohl auch seine letzte Saison in einem F1 gesessen hat, wurde immerhin bezahlt, das Geld dafür kam teilweise vom Inder, der als einzigen Sponsor Tata anschleppte. Beide Fahrer zu beurteilen wäre etwas unfair, immerhin warfen sie den Wagen nie in die Botanik. Narain Karthikeyan hat sich im Laufe der Saison zum Lieblingsfeind von Helmut Marko gemacht, weil er, angeblich, Vettel im Weg stand oder dessen Reifen zerstörte. Immerhin schob Narain den HRT einmal auf P15 (Monaco), das beste Ergebnis des Teams in diesem Jahr.
Der Verlust von HRT ist nicht sonderlich groß. Man hat gerne ein Herz für die „kleinen“ am Ende des Feldes, aber auch nur dann, wenn sich beim Team was tut. Minardi war so ein Team, Spyker auch. Aber bei diesem Team passierte eben auch mal was, bei HRT fuhr man nur hinterher.
Marussia
Es ist mir weiterhin ein Rätsel, woher Marussia sein Budget bezieht. Einen Sponsor haben sie nach dem Weggang von Virgin auch nicht mehr. Und als Hersteller ist Marussia jetzt auch nicht gerade bekannt für den rasenden Absatz seiner Supersportwagen. Gesehen habe ich auch noch keinen, aber es gibt Bilder im Internet, die sogar zwei Marussia zeigen. Bekannt ist, dass ein Teil des Budgets immer der zweite Fahrer mitbringen darf. In diesem Jahr war es Charles Pic. Dessen Budget soll dann direkt in Richtung Timo Glock geflossen sein, den unumstrittenen Star des Teams.
Bekanntermaßen steckt hinter Marussia ein britisches Team und damit auch solide Arbeit. Zusätzlich hatte man 2011 eine Kooperation mit McLaren geschlossen, die sich aber nicht den großen Schritt nach vorne brachte, den man sich vielleicht erhofft hatte. Dennoch hat Marussia in diesem Jahr mehrfach positiv überrascht. Ohne KERS, mit bescheidenen Mitteln ausgestattet und wenig Updates im Jahr, gelang es immerhin bis zum letzten Rennen den 10. Platz in der Team-WM zu halten. Zu dem blieb immer das Gefühl, dass dem Team durchaus ein entscheidender Schritt nach vorne gelingen könnte. Die Anzeichen dafür waren zumindest schwach da. Ich bin sehr gespannt, was das Team 2013 auf die Beine stellen wird.
Zu den Fahrern: Überrascht hat mich Charles Pic. Zu Beginn der Saison hatte ich den Eindruck, dass er vielleicht etwas zu flott aus der GP2 in die F1 gewechselt ist. Aber im Verlauf der Saison zeigte er sich von seiner sehr schnellen Seite. So schnell, dass er damit auch Timo Glock nervte. Im Rennen war der Deutsche immer noch eine Klasse für sich und Pic schien ihm des Öfteren mal im Weg zu stehen. Gute Freunde sind beide in diesem Jahr jedenfalls nicht geworden. Dennoch fand ich es überraschend, dass sich Caterham dann Pic geschnappt hat. Mag am Sponsorpaket von Pic liegen.
Timo wird eine weitere Saison bei Marussia einlegen und seine Chancen, da jemals wieder wegzukommen, muss man wohl als sehr gering einstufen. Ich gehe nicht davon aus, dass Max Chilton im neuen Jahr ein Problem für ihn darstellen wird.
Caterham
Das Team von Tony Fernandes gehört wohl zu den größten Enttäuschungen des Jahres. Mit viel Schwung ist man durch den Winter gekommen, hatte 2011 den zehnten Platz und damit viel Geld erobert. Fernandes und Mike Gascoyne kündigten an, dass man 2012 Punkte anvisieren würde, auf jeden Fall wolle man regelmäßig in Q2 vorstoßen. Das Ergebnis ist bekannt. Fernandes sägte im Laufe des Jahres wie angekündigt Gascoyne ab, der nun in England das Design für die Caterham PKW machen darf. Man kaufte sich ein wenig Know-how ein, verlor aber ach einen Designer an Mercedes. Fortschritte gab es nach der Ablösung von Gascoyne aber auch nicht. Neuer starker Mann bei Caterham ist seit dem Sommer Mark Smith, den man mal von Force India geholt hatte und dem man viel Talent nachsagt.
Im Laufe des Jahres zog sich dann auch Tony Fernandes aus dem Team zurück, was aber angekündigt war. Seinen Job übernimmt Cyril Abiteboul, ein Mann, der sehr eng mit Renault verbunden ist und der „Executive Director of Renault Sport F1“ war.
Mit anderen Worten: Fernandes hat das Team komplett neu aufgestellt und vermutlich will er jetzt endlich Erfolge sehen. Denn 2012 war, anders kann man das bei den Ansprüchen, die man hatte, eine komplette Katastrophe. Statt um den Einzug in Q2 zu kämpfen, lag man rund 1.5 Sekunden hinter Toro Rosso. Auf manchen Strecken, vor allem im Sommer, robbte sich Caterham bis auf ein paar Zehntel and SRT ran, aber die verpflichteten dann James Key und die Sache drehte sich wieder. Wenn Toro Rosso nachlegen konnte, hatte Caterham keine Antwort.
An den Fahrern lag es vermutlich nicht. Heikki Kovalainen machte wie immer einen guten Job, hatte aber stärker mit Vitaly Petrov zu kämpfen, als ihm lieb war. Es war am Ende auch der Russe, der für Caterham in Brasilien so wichtigen 10. Platz in der Team-WM rettete. Kovalainen, der am Ende der Saison auch einen etwas müden Eindruck machte, wird bei Caterham wohl keinen Platz mehr haben. Der Umbau des Teams umfasst auch die Fahrer. Im Moment steht da zudem noch ein Kamui Kobayashi auf der Straße, der zudem 1 Millionen Dollar an Spenden mitbringt. Eine durchaus interessante Alternative für Abiteboul. Nicht vergessen sollte man Jamie Alguersuari, der ebenfalls Geld und Talent hat. Kovalainen hat schon angekündigt, dass dies wohl seine letztes Jahr in der F1 war, vermutlich sehen wir den Finnen aber im Langstreckensport wieder.
Petrov hat sich in diesem Jahr eigentlich sehr gut geschlagen. Also für das, was der Caterham halt konnte. Sein Problem: Er war nicht schneller als Kovalainen. Petrov bringt zwar Geld aus Russland mit, aber Caterham ist nicht so wirklich darauf angewiesen. Warum sollte man den Russen halten, wenn man den schnelleren Kovalainen rauskickt? Auch für Petrov dürfte es die letzte Saison in der F1 gewesen sein. Seine Zukunft liegt vermutlich im GT-Sport.
1 Kommentare
Das Geld von Marussia (also sowohl Sportwagenhersteller als auch F1-Team) kommt von Andrey Cheglakov. Er hat sein Geld dadurch verdient, dass er damals chinesische Clones der NES-Spielkonsole in Russland verkauft hat. Heute verkauft er eben „gefakte“ Zondas.
http://joesaward.wordpress.com/2010/12/14/from-russia-with-cash/
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