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Formel Eins: Rückblick 2012 – Red Bull

von DonDahlmann
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Die Saison ist gelaufen, Zeit also einen Blick zurückzuwerfen. Wie immer schauen wir auf die Leistung der Teams und deren Fahrer.

Und mal wieder alles richtig gemacht. Fahrer-WM gewonnen, Konstrukteurs-WM frühzeitig gewonnen. Was will man mehr? Auch wenn es dieses Jahr enger war, als man gedacht hatte, Red Bull hat im dritten Jahr hintereinander die Konkurrenz hinter sich gelassen. Dabei hatte man einige Hindernisse zum umschiffen. Als Erstes war da die Verbote des „hot blown diffusor“, des übertriebenen „enigne mapping“ und die Verschärfung der der Belastungstests der Frontflügel. All dies machte Adrian Newey mehr Kopfzerbrechen, als ihm lieb war, denn der R8 war eine Evolution des Vorjahreswagens, den man also massiv verändern musste. Das Heck blieb dabei, zumindest zu Beginn, fast unverändert, Newey verlegte seine Aufmerksamkeit mehr auf die Front und wartete mit einer überraschenden Lösung der „Stufennase“ auf. Der rätselhafte Lufteinlass brachte aber weniger, als man sich erwartet hatte.

Schon die Tests zeigten, dass der RB8 in seiner Grundform weniger erfolgreich sein würde, als sein Vorgänger. Man tat sich erstaunlich schwer und im Nachhinein waren die Zeiten kein „Mauern“, sondern relativ ehrlich. Klar war, dass man über den Winter den großen Vorsprung aus dem letzten Jahr verloren hatte und hinter McLaren zurück fiel. Die Probleme ließen sich auch nicht so schnell lösen, auch wenn Vettel seinen ersten Sieg schon Bahrain einfahren konnte. Bis der Nächste kam, dauerte es aber zum GP von Monaco (Webber), der nächste Vettel-Sieg kam erst wieder in Singapur (!).

In der Zwischenzeit war der RB8 aber gut genug einige Podien zu erreichen, so dass Vettel und Webber sich in der WM vorne halten konnten. Die meist guten Gesamtergebnisse führten auch dazu, dass Red Bull in der Team-WM die Führung übernehmen konnte. Man profitierte dabei von den vielen Ausfällen von Button und den schlechten Ergebnissen von Felippe Massa bei Ferrari.

Der Red Bull war nicht schnell genug, so viel war klar, und Adrian Newey ließ sich einiges einfallen. Was allerdings der FIA nicht immer gefiel. Da waren zum Beispiel die Löcher im Unterboden, kurz vor den Hinterreifen, die man wieder entfernen musste. Oder die dann doch wieder etwas sehr flexiblen Flügel, worauf die FIA die Belastungstests erneut erhöhte. Überhaupt schleppte Red Bull viele, viele neue Teile an die Strecke. Die Entwicklungsgeschwindigkeit war enorm, was wiederum zu Ärger mit der Konkurrenz führte. Die Österreicher, so McLaren, Mercedes und andere, würden sich nicht an die freiwillige Kostenbeschränkung halten. Was vermutlich auch richtig ist. Red Bull wendet da allerdings einen kleinen Trick an, in dem man bestimmte Kosten des Teams zu „Red Bull Technology“ rüberschiebt. Das ist wiederum die Firma, die Adrian Newey leitet, die aber auch als Dienstleister für andere Unternehmen arbeitet. Wie genau die Kosten da aufgesplittet und verschoben werden, ist nicht so ganz klar, für die Konkurrenz steht aber fest, dass Red Bull zwischen 50 und 100 Millionen Euro mehr ausgibt, als Spitzenteams wie McLaren oder Ferrari.

Dabei darf man aber auch nicht vergessen, dass die Ausgabenschraube bei allen Teams in den letzten zwei Jahren wieder gelockert wurde. Mit dem Personal, was sich Mercedes eingekauft hat plus deren Versuche mit Dreifach-DRS und anderen Sachen, die man teilweise nur am Freitag einsetzte, wird es auch nicht gerade günstig sein. Die 100 Millionen-Marke überschreiten die Top-Teams locker, auch 120 Millionen sind keine große Hürde mehr. Die Zeichen der Zeit hat auch Vijay Mallya erkennt, der 50 Millionen Dollar in Force India stecken will. Ihm ist klar, dass er sonst von komplett abgehängt wird.

Das meiste Geld ging bei Red Bull aber offenbar nicht für die Aerodynamik drauf, sondern für die Materialforschung. Man versuchte die immer strenger werdenden Bestimmungen der FIA in Sachen Belastungstest zu umgehen, in dem man eine Kohlefaser entwickelte, die unter der einfachen Belastung beim Test starr bleibt, sich aber verbiegt, wenn bei hohen Geschwindigkeiten mehr Druck auf ihm lastet. Das ging dann soweit, dass man offenbar ein Material hatte, das sich gummiartig verbiegen ließ und in der Nase verbaut, war. Nicht der Flügel verbog sich, sondern die komplette Nase. Und es gibt seit zwei Jahren Gerüchte, dass Red Bull diese Materialien auch am Unterboden einsetzt, sodass dieser sich bei hohen Geschwindigkeiten absenken kann. Zumindest rätselt man, wie es Red Bull immer wieder schafft, so hohe Kurvengeschwindigkeiten hinzubekommen, wo der Unterboden doch eigentlich flach sein sollte.

Materialforschung ist sehr, sehr teuer. Kohlefaser ist schon teuer, aber Materialforschung mit Kohlefaser ist geradezu obszön teuer, wie man sich vorstellen kann. Nicht nur, weil man für jeden erfolgreichen Versuch 50 fehlerhafte hat, sondern weil man auch eine ganze Menge gut bezahlter Leute dafür benötigt, die wiederum viel Zeit benötigen. Materialforschung ist frustrierend langwierig, aber wenn man denn was gefunden hat, dann passt es halt.

Normalerweise ließe sich die Erfindung relativ leicht erkennen, weil Firmen normalerweise dafür Patente anmelden. Aber in der F1 melden die Firmen und die beteiligten Personen eben nur selten Patente an, weil, James Allen erklärte das im letzten Januar, zum einen die Konkurrenz die Patente studieren könnte und b) im Zuge dessen über die „Technical Working Group“ der FIA mit dem Hinweis auf die Kosten wieder verbieten lassen könnte. Von daher tappt man halt im Dunkeln, was Red Bull eigentlich so stark macht und warum sie in diesem Jahr nach der Sommerpause plötzlich Kreise um die Konkurrenz fahren konnten. Die FIA hat jedenfalls die „load tests“ für die Frontflügel UND das Chassis für 2013 mal wieder erhöht.

Natürlich sind da auch die Fahrer. Mark Webber hatte eine bessere Saison, er lag auch lange vor Vettel, weil Webber die konstanteren Ergebnisse einfahren konnte. Aber so richtig vorwärts ging es mit ihm, auch nach seinem Sieg in Monte Carlo, dann doch nicht. Vettel drehte mal wieder den Spieß um und distanzierte den Australier ziemlich deutlich. Interessanterweise aber nicht so sehr in der Qualifikation, wo Vettel sich gerade mal mit 11:9 durchsetzen konnte. Im Rennen war er aber meist der stärkere Fahrer, vor allem im letzten Drittel der Saison. Aber ohne die sehr guten Ergebnisse von Webber wäre es schwer mit dem Konstrukteurs-Titel geworden. Angeblich hatte in diesem Jahr Hamilton bei Red Bull angeklopft, aber man entschied sich doch für Webber. Newey schätzt das technische Feedback von Webber, Mateschitz dessen Loyalität zum Team (Webber ist seit Jaguar dabei).

Sebastian Vettel hatte kein schweres Jahr, aber mal wieder ein, in dem er so gut wie keinen Fehler gemacht hat. Sieht man mal von seinem etwas überharten Manöver gegen Alonso in Monza ab, gab es auch keine sonstigen Auffälligkeiten. Was er kann, konnte man dann auch in Abu Dhabi und Brasilien sehen, wo er jeweils zweimal das Feld von hinten aufrollte und schnell wieder in die Punkte kam. Eine sehr beeindruckende Leistung, die auch jene Kritiker in England verstummen ließ, die immer behaupteten, Vettel könnte nicht überholen. Allerdings tauchte sofort das Argument auf, in einem Red Bull sei es ja auch einfach zu überholen, als das Chassis nicht so gut gewesen sei, habe er solche Rennen nicht gezeigt. Mal abgesehen davon, dass das auch nur schwer geht, ist das Fahrern wir Hamilton oder Alonso in diesem Jahr auch nicht geglückt.

Vettel ist nun in einer Liga mit Lauda, Prost, Schumacher, Brabham, Fangio und Senna. Eigentlich. Auf der anderen Seite habe ich immer ein wenig das Gefühl, das es ihm alles ein Tick leicht fällt. Alle genannten Fahrer hatten so ihre Durchhänger während ihrer Karriere, nur Vettel nicht. 2008 erste volle Saison in der F1 und erster Sieg, 2009 Vize-Weltmeister mit vier Siegen und dann der Rest. Dass er sich auch in einer Saison durchbeißen kann, in der es mal nicht immer so gut läuft, hat er dieses Jahr gezeigt, aber dennoch fehlt noch etwas. Vielleicht muss er, ebenso wie viele andere Champions vor ihm, irgendwann mal das Team wechseln und zeigen, dass er es auch in einem McLaren, Ferrari oder Mercedes schafft, Weltmeister zu werden.

Es gibt allerdings wenig Anlass zur Hoffnung für die Konkurrenz, dass es 2013 anders laufen könnte. Die Dominanz von Red Bull auf den meisten Tielke-Strecken ist erschreckend groß, da sich die Regeln kaum verändern, sollte das Team auch im nächsten Jahr wieder um die WM fahren können. Allerdings rechne ich damit, dass es vorne deutlich enger werden wird.

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Deutscher Auto Blogger Digest vom 14.12.2012 › "Auto .. geil" 15 Dezember, 2012 - 04:45

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