Die britische Tourenwagenserie stand in diesem Jahr im Zeichen des Wechsels. Die reinen NGTC-Autos beherrschten das Feld fast in allen Rennen. Aber eben auch nur fast.
Unter einem guten Stern stand der Beginn des Jahres 2012 für die BTCC nicht gerade. RML/Chevrolet hatten sich zurückgezogen, damit fehlte ein wichtiges Team in der Serie. Aber nicht nur das, auch Publikumsliebling Jason Plato war plötzlich arbeitslos. Auch das Ford-Team hatte sich verabschiedet, weil Arena Motorsport seinen wenig erfolgreichen Ausflug in die WTCC umsetzen wollte. Immerhin gab es ein wenig Licht am Ende des Tunnels, als Ende Januar das Triple8 Team etwas überraschend verkündete, dass man einen MG6 GT mit Plato am Steuer einsetzen wolle. Die chinesischen Besitzer der Marke MG wollten mittels Motorsport die Markteinführung des MG6 unterstützen. Allerdings blieb Triple8 extrem wenig Zeit, denn zwei Monate später ging schon das erste Rennen los.
In Brands Hatch sah man ein sehr durcheinander gewürfeltes Feld mit einigen neuen Farben, an die man sich erst einmal gewöhnen musste. Bei den Tests in März hatte sich gezeigt, dass die neuen Honda Civic praktisch unschlagbar waren. In Sachen Topspeed und Kurvengeschwindigkeit kam kaum jemand an die Wagen des Honda Teams ran. Die Wetten, dass Matt Neal seinen Meistertitel würde verteidigen können, standen mehr als gut. Allerdings musste Matt Neal sich in Sachen Sieg hinter Rob Collard anstellen, der im ersten Rennen etwas überraschend den Sieg holte. Überhaupt war das Feld stärker gemischt, als man angenommen hatte. Dave Newsham prügelte seinen altersschwachen Vectra auf die Pole und hätte auch den Sieg geholt, wenn ihm nicht ein Fahrfehler unterlaufen wäre. Matt Neal stellte die Hackordnung im zweiten Rennen aber wieder her und holte sich seinen Sieg. Die Überraschung gelang jedoch Jason Plato, der den MG bei seinem dritten Renneinsatz auf Platz eins fahren konnte.
Damit waren die Vorzeichen für die Saison 2012 schon gesetzt. Offenbar lief es auf eine weitere Auseinandersetzung zwischen Matt Neal und Jason Plato heraus, geradezu ein modernen Klassiker. Plato hätte auch in den folgenden Rennen einige Siege holen können, doch es gab immer wieder Kinderkrankheiten am MG, vor allem im Bereich der Elektrik. Dennoch war der Speed des MG nicht zu übersehen, was bei der Konkurrenz für einige Gerüchte sorgte. So sprach man im Paddock davon, dass die TOCA in Sachen Ladedruck bei MG beide Augen zudrücken würde, obwohl es ziemlich deutlich war, dass Plato auf langen Geraden die Gegner stehen ließ.
Im Laufe der Saison wurde man vor allem bei Honda etwas ungehalten. Die TOCA hatte den Civic mittels Ladedruck eingebremst, was man auch deutlich sehen konnte. Teilweise lag sogar der Proton vor Neal und Shedden, was diese aber nur noch mit einem Schulterzucken quittierten. Erst beim letzten Rennen lockerte die TOCA den Griff und erhöhte den Ladedruck wieder leicht.
Klar, man wollte eine spannende Saison und nicht zwei Hondas, die Kreise um den Rest der Welt fahren. Die Civic waren aber auch mit der Einbremsung kaum zu stoppen. Von den 30 Rennen gewann man 13 Stück, acht durch Shedden, fünf durch Neal. Allein sieben Rennen gewann man in Donington, Thruxton und Oulton Park, was die Einbremsung durchaus rechtfertigte. Am Ende holte man auch sicher den Meistertitel, wobei die Überraschung vielleicht darin lag, dass sich Gordon Shedden durchsetzen konnte. Der Schotte steht sonst im Schatten von Matt Neal, aber der hatte in diesem Jahr viel Pech mit Unfällen und Ausfällen. Shedden ist aber zurecht Meister geworden, hat er doch auch die meisten Siege für sich verbuchen können. Dazu kamen einige Poles, die sein gutes Jahr abrundeten.
Aber MG und Honda waren nicht die einzigen Seriensieger. Überraschenderweise konnte sich WestSurreyRacing mit den alten BMW 320si oft vorne zeigen. Das Team mit Rob Collard, Tom Onslow-Cole und Nick Foster zeigte sich immer wieder auf den ersten Plätzen und holte dank eines teilweise überragend fahrenden Rob Collard auch drei Siege. Im nächsten Jahr mottet man den 320si ein und setzt auf einen 120i. Den alten 3er bekommt man in Sachen Chassis nicht mehr auf die NGTC-Basis getrimmt, da musste man sich verabschieden.
Problematisch war die Saison für Redstone Racing, die zu Beginn des Jahres mit einem S2000 Focus starteten, dem man einen NGTC-Motor eingepflanzt hatte. Zwar gewann Mat Jackson in Brands Hatch und Donington, danach trat aber eine lange Durststrecke ein. Der Focus hatte seine besten Zeiten ganz offensichtlich hinter sich, dazu kam die Dominanz von Honda und MG.
Nach der Sommerpause überraschte Redstone aber mit einer komplett neu aufgebauten NGTC-Version des Ford Focus. Man ging in die Rennen praktisch ohne Tests, was einige Ausfälle zur Folge hatte. Aber schon beim ersten Rennen in Snetterton war das Potenzial des Wagens deutlich sichtbar, als Jackson durchs Feld stürmen konnte. Ab dem vorletzten Rennen in Silverstone hatte man den Ford richtig im Griff, wie zwei schnellste Runden von Jackson bewiesen. Einen Sieg konnte er holen, ein weiterer wurde wegen eines Schadens an der Elektrik zunichte gemacht. Im vorletzten Rennen gelang dann sogar Paydriver Aron Smith das Kunststück einen Sieg zu holen. Man darf davon ausgehen, dass die Focus 2013 durchaus eine Chance in der Meisterschaft haben werden.
Ein wenig enttäuschend verlief die Saison für Pirtek Racing. Die hatten in diesem Jahr brandneue NGTC-Civics aus dem Hause Honda zur Verfügung und setzten somit auf das Material, dass auch Neal und Shedden zur Verfügung stand. Der sehr schnelle Andrew Jordan zeigte sich aber vor allem in der ersten Saisonhälfte kaum auf den vordersten Plätzen. Man hatte zwar das gleiche Material, die Abstimmung musste man aber selber austüfteln und daran haperte es offenbar etwas bei Pirtek. Erst gegen Ende der Saison bekam man den neuen Civic besser in Griff und konnte einen Sieg einfahren. Eine interessante Frage war, ob Pritek jetzt das B-Team von Honda ist oder nicht. Die teilweise harten Kämpfe zwischen den Honda-Piloten machten aber klar, dass man bei Pirtek sein eigenes Rennen fuhr.
Wenig sah man auch von den Toyota, die vor allem am Ende der Saison 2011 auf sich aufmerksam machen konnten. Das junge Talent Frank Wrathall hatte nur wenig Augenblicke, in denen er auftrumpfen konnte, am Ende kam immerhin beim letzten Rennen der Saison ein Sieg raus. Doch richtig gut lief es nicht für Dynojet, die immer wieder mit technischen Problemen zu kämpfen hatten. Man erwartet sie sicher nicht auf der Höhe von Honda und MG, weil dort deutlich mehr Geld hintersteckt, aber die BMW von WSR hätte man als reines NGTC-Auto schon öfter schlagen dürfen.
Positiv fiel in diesem Jahr Team ES Racing mit Dave Newsham auf. Mehrfach schrammte der Vectra an einem Sieg vorbei, ausgerechnet auf der Powerstrecke von Snetterton war es dann endlich mal so weit. ES Racing hat sich für nächstes Jahr ein großes Sponsorpaket sichern können, da könnte also der Aufstieg ins vordere Mittelfeld gelingen.
Insgesamt war die Saison in diesem Jahr gut, aber nicht überragend. Da hat man schon andere Saisons gesehen, in denen es deutlich enger zur Sache ging. Schuld daran ist sicher das Gemisch aus S2000 und NGTC, das sich 2013 etwas auflösen wird, da die meisten Teams mit reinen NGTC-Wagen an den Start gehen werden. Die Umstellung auf die neuen Regeln verläuft zwar recht sanft, stellt für die kleinen britischen Teams aber eine erhebliche Belastung dar. Neue Teile gibt es eben nicht zum Schleuderpreis. Als Beispiel sei hier Rob Austin genannt, der seinen Audi A4 mehr oder weniger sponsorlos einsetzen musste. Fast hätte er in diesem Jahr den Laden dicht machen müssen, wenn da nicht am Ende noch ein großes Geldpaket angekommen wäre.
Die TOCA hat, wie schon beschrieben, mittels BoP die Saison nach der Siegesserie der Honda im Frühsommer am Leben gehalten. Das war vermutlich eine gute Entscheidung, auch wenn sie sportlich ebenso umstritten war wie die erstaunlich guten Ergebnisse des brandneuen MG. Aber ohne die knappen Ergebnisse und die am Ende spannende Meisterschaft droht der BTCC mehr Ungemach, als sie eh schon hat. Hoffen wir das Beste für 2013.
2 Kommentare
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LOL! Wie armselig seid ihr hier eigentlich. Nur weil man einen netten Schreibfehler des Users Eagel zitiert wird man hier gebannt. Sorry, einfach nur peinlich. Auf so einer Seite will ich gar nicht mehr sein. Auf wiedersehen Racingblog!
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