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Formel Eins: Pirelli zeigt die neuen Reifen 2013

von DonDahlmann
3 Kommentare

Pirelli hat heute offiziell die neuen Reifen für die Saison 2013 vorgestellt. Und es gibt tatsächlich einiges, was sie geändert haben.

Pirelli_2013Da beschäftigt man eine ganze Armee von Ingenieuren, arbeitet monatelang am bestmöglichen Setup für jede Strecke und jedes Wetter und dann kommt Pirelli und überrascht mit Reifen, die alles über den Haufen werfen. Nein, die Teams waren letztes Jahr nicht sehr glücklich mit der Entscheidung von Pirelli, die Reifentypen massiv zu ändern. Die Fans schon, eierten doch Fahrer und Teams die Hälfte der Saison in Sachen Setup rum und hielten Rennen und WM so spannend. Gegen Ende der Saison hatten die Teams die Sache wieder im Griff, eine konservative Reifenwahl seitens Pirelli sorgte auch dafür, dass die Rennen teilweise etwas an Schwung verloren. Wer aber gedacht hatte, dass das 2013 so weiter gehen wird, sieht sich getäuscht. Im Gegenteil, Pirelli hat nicht nur die Mischungen verändert.

Natürlich stehen die Gummimischungen im Vordergrund und die sind in diesem Jahr etwas weicher geworden. Paul Hembery, Motorsport Direktor beim italienischen Reifenhersteller, sagte auf der Pressekonferenz heute etwas nebulös, dass man „gebeten“ worden sei, die Reifen weniger haltbar zu machen. Die Anforderung kam, da muss man kein Hellseher sein, von Bernie Ecclestone, der das schon letztes Jahr gefordert hat. Schnell zerbröselnde Reifen sind gut für die Show und eröffnen auch andere Strategien. Die neuen „Soft“ sollen 0,5 Sekunden schneller sein als die vom Vorjahr, was eine ganze Menge ist. Der Sprung gilt für alle Slicks. Der Abstand zwischen den Mischungen soll mindestens 0,5 Sekunden betragen, das war 2012 aber auch schon so. Hembery geht davon aus, dass die Reifen auf den meisten Kursen rund 20 Runden halten werden, was auch die Möglichkeit einer 3-Stopp-Strategie eröffnet. Und das bedeutet, dass die Qualifikation etwas an Wert verliert. Die meisten Teams werden sich vermutlich, wenn eine 3-Stopp-Strategie Sinn macht, einen Satz weicher Reifen sparen und lieber zwei, drei Plätze in der Quali einbüßen, die man im Rennen wieder rausfahren kann. Auf der anderen Seite: Chassis, die besonders reifenschonend sind, haben mal wieder Vorteile, auch weil die weicheren Reifen in der Quali schneller Temperatur bekommen. Man verliert also mit einer konservativen Strategie nicht mehr so viel Zeit in der Quali.

Pirelli_2013_2Als deutlich tief greifender könnten sich aber zwei weitere Änderungen erweisen. Pirelli hat die Auflagefläche der Reifen vergrößert. Das bedeutet: Mehr Rollwiderstand auf den Geraden, aber auch bessere Bremsstabilität und man kann in der Kurve schneller wieder aufs Gas gehen. Da gleichzeitig das thermische Arbeitsfenster verkleinert wurde, könnte das bei Chassis, die härter mit den Reifen umgehen, für Probleme sorgen. Red Bull hat die Reifen bisher immer sehr schnell auf Temperatur bekommen, hatte aber Probleme vor allem die „Soft“ Pneus über die Distanz zu bringen. Das lag teilweise an den extremen Sturzwerten, die man mit dem RB8 fahren konnte. Wie sich das auf den RB9 auswirken wird, dürfte interessant werden.

Immerhin ist Pirelli Red Bull aber auch ein Stück entgegen gekommen. Man hat die Karkasse verändert und vor allem die Flanken verstärkt. Christian Horner hatte sich vor allem in Spa darüber beklagt, dass die Reifen an den Flanken zu sehr arbeiten würden, was Pirelli damals aber auf die erwähnten Sturzwerte von Red Bull zurückführte. Allerdings waren die Flanken der Reifen tatsächlich sehr empfindlich. Selbst minimale Berührungen und zu hohe Kanten der Curbs führten zu Reifenschäden. Das soll nun der Vergangenheit angehören.

Aber steifere Reifen bedeuten dann eben auch wieder eine Änderung und zudem sind sie zwei Kilo schwerer geworden, was die Teams wieder irgendwo einsparen müssen. Die Kombination: weichere Reifen, engeres Arbeitsfenster und höhere Steifigkeit könnte auch dafür sorgen, dass man 2013 insgesamt mehr mit Graining zu kämpfen hat. Vor allem, wenn die Reifen zu schnell zu viel Temperatur bekommen, taucht das Phänomen der sich auflösenden Laufflächen auf.

Insgesamt betrachtet haben die Teams für die Testfahrten wieder ein paar Hausaufgaben. Das Problem ist, dass man weder in Jerez noch in Barcelona im Februar hohe Temperaturen bekommt, in Australien aber vor allem in Malaysia mit Streckentemperaturen von 35 Grad und mehr rechnen muss. Wie sich die Mischungen da verhalten werden, ist dann wieder eine andere Frage. Pirelli wird erst nach den Tests festlegen, welche Mischungen in Australien, Malaysia und China gefahren werden.

Als letzte Neuigkeit: Die vormals silber eingefärbten Flanken der „Hard“ Mischung sind nun in Orange gehalten, damit man sie besser erkennen kann.

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3 Kommentare

Speedwriter33 24 Januar, 2013 - 08:59

Das ist keine gute Nachricht. Dann kriegen wir wohl wieder eine Inflation an Überholmanövern, die aber nichts mehr zu bedeuten haben. Es ist genau wie mit dem bekloppten DRS. Wenn sich der Fahrer nicht gegen das Überholen wehren kann, weil seine Reifen am Ende sind oder weil der Überholende mit flacherem Flügel an ihm vorbeirauschen kann, hat das Überholen jeglichen Wert verloren. Überholen muss schwierig sein, das ist die hohe Kunst des Motorsports. So ist es künstlich. Mit Racing hat das alles nichts mehr zu tun. Es ist billiges Entertainment. Wenn ich billiges Entertainment sehen will, schalte ich beim Dschungelcamp ein.

littleskill 24 Januar, 2013 - 12:24

Das DRS wurde eingeführt, da es aufgrund der komplizierten Aerodynamik des Vordermannes keinen richtigen Windschatten gab. Das DRS wirkt dem entgegen.
Außerdem gab es diese Saison auch genügend Beispiele, in denen es auch mit dem DRS nicht einwandfrei geklappt hat. Ich finde es eine gute Sache, evtl. ist der Effekt etwas zu stark, aber besser als Autos auf einer Perlenkette.

Günther 29 Mai, 2013 - 11:20

Ich kann mich Speedwriter nur anschließen. Ich bin auch der Meinung, dass DRS und auch die neuen Reifen von Pirelli nur Mittel zum Zweck sind um die Spannung bei den Rennen künstlich zu erhöhen. Mit Rennsport hat das nichts mehr zu tun! Natürlich steigen die Überholmanöver aber unter welchen Umständen und ob der Vorgang dann auch auf die Fahrkünste des Fahrers zurückzuführen sind in fraglich…

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