Es ist so weit: Die Motorsportsaison 2013 startet mit dem ersten Highlight. Die 24H von Daytona sind auch in diesem Jahr wieder exzellent besetzt.
Man muss den Organisatoren der GrandAm Lob zollen. Immerhin haben sie es in den letzten Jahren geschafft, aus den eher vor sich hindarbenden 24H von Daytona ein richtig gutes Event zu machen, das wieder internationale Aufmerksamkeit erfährt. Gelungen ist dies, indem man viel Geld in Hand genommen hat, um internationale Stars an den Start zu bringen. Ob in der DP-Klasse oder bei den GTs: Das Starterfeld liest sich teilweise wie ein „Who is Who“ der aktuellen Fahrerweltklasse. Und es heißt in diesem Jahr auch Abschied nehmen. Denn in der Form wird das 24H-Rennen zum letzten Mal stattfinden. Ab 2014 stößt die ALMS zur GrandAm und damit auch die LMP2-Klasse, die das Feld aufwerten und aufmischen wird. Doch zunächst ein Blick auf die Klassen in diesem Jahr.
Zunächst ein Blick auf die Klassen, die in Daytona an den Start gehen. Die meisten werden sich mit der GrandAm nicht so auskennen, daher eine kurze Einführung.
Es gibt in diesem Jahr drei Klassen, die starten dürfen. Die DPs (Daytona Prototype), die GT- und die GX-Klasse.
Daytona Prototype:
Anders als in der LMP-Kategorien des ACO bzw. der FIA, setzt die zur NASCAR gehörende GrandAm-Serie auf ein Einheitschassis und prinzipiell auf einen Einheitsmotor. Es gibt aber zwei Chassis, die im Moment eingesetzt werden. Zum einen das Riley-Chassis aus dem Jahr 2008, das mit einigen Änderungen auch in diesem Jahr von den meisten Teams eingesetzt wird. Hübsch ist das Auto nicht, es sieht halt aus wie ein Stück Treibholz mit Kajüte drauf. Seit 2012 gibt es ein eigenes Chassis von Chevrolet, das aber nur von wenigen Teams eingesetzt wird. Das kommt dem europäischen Geschmack in Sachen „Prototyp“ schon näher. Die meisten Teams setzen aber weiter aus Kostengründen auf das Riley-Chassis.
Die Motorenvielfalt ist in Sachen Marken recht groß. Chevrolet, Ford und BMW werden als Hersteller genannt, doch der Motor ist, wie in der NASCAR, ein Einheits-V8 mit wenig Spielraum für Verbesserungen. Unterschiede gibt es vor allem beim Verbrauch und beim Ansprechverhalten.
GT:
Hier sieht man altbekannte Fahrzeuge, aber die GrandAm hat ein anderes GT-Reglement als der Rest der Welt. Ich will gar nicht erst anfangen, die Unterschiede herauszuarbeiten, da braucht es einen eigenen Artikel für. Im Grunde kann man festhalten, dass in der GT-Klasse Wagen unterwegs sind, die ungefähr dem GT3-Standard entsprechen. Auch hier ist das Reglement so gehalten, dass die unterschiedlichen Konzepte möglichst nahe beieinander liegen.
GX:
Kann man im Grunde vernachlässigen, weil hier nur sechs Wagen von zwei Marken an den Start gehen. Eine Art Klasse, die unterhalb einer GT4 liegt.
Zur Strecke:
Das Oval in Daytona ist bekannt, die GrandAm fährt aber das Infield und alle Steilkurven. Man kommt aus Turn 4 raus auf die Zielgerade und biegt nach den Boxen links ins Infield. Das ist durchaus anspruchsvoll und schlängelt sich auf ein paar Kilometer. Man kommt vor Turn 1 wieder raus, fährt dann beide Turns und die Gegengerade, die aus Sicherheitsgründen von einer Schikane unterbrochen ist. Vor Turn 3 geht es wieder auf die Strecke.
Die GrandAm fährt bei allen Wetterlagen, auch wenn es regnet. Allerdings unterbricht man, wenn es zu nebelig wird, was um die Jahreszeit in den Abend- und Morgenstunden oft passiert.
Es ist schwer einen Favoriten für die jeweiligen Klassen auszumachen, denn die Teams liegen zum einem aufgrund des Reglements dicht beieinander, zum anderen verstärken sie sich mit weiteren namhaften Piloten, die aber in der Regel nur selten in der GrandAm antreten. Die Entry-List findet man hier. Aus Platzgründen daher nur die Teams, die vermutlich um den Sieg fahren werden.
Chip Ganassi / Felix Sabates
Das Team tritt wie immer mit zwei Wagen an. Die #01 ist mit Scott Dixon, Charlie Kimball, Juan Pablo Montoya, Scott Pruett und Memo Rojas besetzt. Dixon, Pruett und Rojas sind alte Hasen in der GrandAm, die das ganze Jahr fahren. Montoya hat aber mittlerweile nicht nur einige Einsätze bei den 24H Stunde auf seinem Konto, er hat das Rennen auch zweimal gewonnen. Die #02 ist mit Dario Franchitti, Joey Hand, Jamie McMurray und erneut Dixon und Pruett besetzt. Der Grund für die Doppelbesetzung ist, dass im Falle eines Ausfalls Pruett und Dixon auf beiden Wagen gewertet werden können, was wichtig für die sehr enge Meisterschaft ist. Ganassi hat zuletzt 2011 gewonnen. Man setzt auf ein Riley/BMW.
Starworks with Alex Popow
Starworks kennt man aus der ELMS, wo sie im letzten Jahr für Furore sorgten. Das Team kommt aber aus den USA, wo sie seit ein paar Jahren erfolgreich unterwegs sind. Die Besetzung des Wagens ist allererste Sahne: Sebastian Bourdais, Alan McNish, Ryan Daziel und Alex Popow, der Mitbesitzer des Teams, der aber beileibe kein „Herrenfahrer“ ist. Die fahren mit einem neuen Corvette DP.
Action Express Racing
Die Sieger von 2010 setzen zwei Wagen ein. Die #5 ist mit Joao Barbosa, Christian Fittipaldi, Brian Frisselle, Felipe Nasr und Nelson Piquet jr. besetzt. Das nominell stärkere Team ist die #9 mit Mike Rockenfeller, Barbosa, Frisselle und Fittipaldi. Rockenfeller und Barbosa haben 2010 gewonnen. Man setzt auf das Chassis von Corvette.
Michael Shank Racing
Die Überraschungssieger aus dem letzten Jahr setzen auf zwei Riley/Ford. Die #6 ist mit Chris Cummings, Jorge Goncalez, Michael Valiante und Gustavo Yacaman eher schwach besetzt. Aber in der #60 sitzen mit AJ Allmendinger, Marcos Ambrose, Oswaldo Negri, John Pew und Justin Wilson die Vorjahressieger.
GAINSCO/ Bob Stallings Racing
Immer vorne dabei, in den letzten Jahren teilweise aber extrem unglücklich unterwegs ist dieses Team. Die Besetzung mit Jon Fogarty, Memo Gidly, Alex Gurney und Darren Law ist sehr ausgeglichen und erfahren. Man fährt mit dem Chassis von Corvette und könnte für eine Überraschung gut sein.
8 Star Motorsports
Ebenfalls mit dem Corvette-Chassis fahrend ist das Team von den Namen her gut besetzt: Anthony Davidson, Pedro Lamy, Nicolas Minassian, Enzo Potolicchio und Stephane Sarrazin sind allesamt sehr schnelle und erfahrene Piloten, die auch oft genug 24H-Rennen gefahren sind. Allerdings hapert es mit der Erfahrung in Daytona, die Frage wird auch sein, wie gut die Boxenmannschaft ist.
Das Rennen dürfte eng werden, wegen der vielen Gelbphasen werden die Wagen immer wieder zusammen geführt. In manchen Jahren entschieden wenige Sekunden über den Sieg. Entscheidend werden die Strategien in Hinblick auf die Gelbphasen und die Arbeit an den Boxen sein.
GT-Klasse:
Die Entry-List ist wirklich sehr groß, ich konzentriere mich mal auf die üblichen Verdächtigen.
Extreme Speed Motorsports
Sind bekannt aus der ALMS, nun setzt man auch in Daytona einen Ferrari F458 mit der Startnummer #03 ein. Ferrari musste für die GrandAm den 458 praktisch neu aufbauen, was man letztes Jahr erledigt hatte. Große Erfolge konnte man bisher nicht holen, aber aus den Augen sollte man den Wagen nicht lassen. Es fahren mit Sharp und von Overbeek die normalen Einsatzfahrer aus der ALMS, die von Ed Brown und Mike Hedlund unterstützt werden. Die Besetzung ist es dann auch, die einem Sieg vermutlich im Wege steht.
Audi Sport Customer Racing
Nach dem Desaster aus dem letzten Jahr, als die R8 stehen gelassen wurden und um den Kurs eierten, hat sich Audi dieses Jahr entschlossen, die Sache mehr oder weniger selber in die Hand zu nehmen. Es ist ein halber Werkseinsatz, was schon allein die Wahl der Fahrer klar macht. In der #13 sitzen Frank Biela, Christopher Haase, Markus Winkelhock und Matt Plumb, in der #24 Filipe Albuquerque, Oliver Jarvis, Edoardo Montara und Dion von Moltke. Im dritten Wagen mit der #51 fahren Marc Basseng, Rene Rast, Frank Stippler und Ian Baas. Auf allen drei Wagen also sehr starke Kombinationen, allerdings sind Jarvis, Albuquerque und Mortara ja auch dafür bekannt, mal etwas robuster unterwegs zu sein. Audi hat wenig Erfahrung in Daytona, aber normalerweise sollten sie um ein Podium fahren.
Alex Job Racing
Eingesetzt wird einer der unzähligen Porsche GT3, am Steuer werden sich Jeroen Bleekemolen, Damien Faulkner, Marco Holzer und Cooper MacNeil ablösen. Sind definitiv Favoriten.
MOMO/NGT Motorsport
Auch Porsche waren letztes Jahr am Anfang gut unterwegs, dann fielen sie aber zurück. In diesem Jahr ist die Besetzung aber erstklassig: Sean Edwards, Kuba Giermaziak, Patrik Pilet und Henrique Cisneros sind für den Wagen gemeldet. Es wird davon abhängen, wie gut Cisneros unterwegs sein kann.
AIM Motorsport Racing with Ferrari
Noch ein F458 diesmal mit Giancarlo Fisichella, Toni Vilander, Max Papis und Jeff Segal. Sehr gute Fahrerkombi, wenn der Ferrari läuft, könnten die sehr weit vorne landen.
TRG
Setzen drei Porsche GT3 ein, allerdings mit außergewöhnlichen Fahrerkombinationen. In der #66 sitzen Jörg Bergmeister, Dominik Farnbacher, Ben Keating und Kuno Wittmer, in der #67 Emmanuel Collard, Romain Dumas, Nic Jonsson und Tracy Krohn und in der #68 eine Reihe Pay-Driver. Die Schwachpunkte sind Keating und Jonsson, wobei letzter viel Erfahrung mitbringt.
Turner Motorsport
Man setzt auf zwei BMW M3, die aber in der GrandAm keine Chance haben. Besetzung: #93 Bill Auberlen, Michael Marsal, Maxime Martine, Andy Priaulx und Gunter Schaldach. #94 Bill Auberlen, Maxime Martin, Boris Said, Billy Johnson und Paul Dalla Lana.
Dener Motorsport
Erwähne ich nur, weil auf dem einen Porsche Rubens Barrichello und Tony Kanaan unterwegs sind (#21) und die sich ein nettes Wochenende machen.
Es sind noch andere große Namen unterwegs, bitte der Entry-List entnehmen. Die GX-Klasse besteht aus den neuen, sehr hübschen drei Mazda6 und drei Porsche Cayman. Werden vermutlich auch im TV nur selten zu sehen sein.
Los geht es am Samstag um 21.00 Uhr deutscher Zeit. MotorsTV wird übertragen, allerdings nicht das gesamte Rennen, da auch die Kollegen von SpeedTV, die die Bilder aus den USA liefern in der US-Nacht eine Pause einlegen. Es sollte aber wieder wie im letzten Jahr einen Stream auf SpeedTV geben. Einen Spotterguide gibt es leider nicht.
Aktuelle Infos zu Streams, Livetiming usw. gibt es wie immer im Chat.