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NASCAR: Analyse Daytona Speedweeks & Vorschau Daytona 500

von KristianStooss
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Der komplizierte Teil der Speedweeks ist vorbei und damit steht nur noch das Hauptevent auf dem Plan. Mittlerweile kennen wir zudem alle Teilnehmer und können nun wohl auch recht gut einschätzen, was die 43 Piloten am Sonntag erwartet. Schauen wir also auf die vergangene Woche zurück und versuchen, daraus etwas für das Daytona 500 abzuleiten.

2013_Daytona_500_logoDie erste richtige Standortbestimmung in puncto Pack-Racing gab es im Sprint Unlimited zu bestaunen, als es gerade einmal 15 Runden dauerte, bis Tony Stewart ohne Clear-Signal seines Spotters ein Drittel des ohnehin schon begrenzten Feldes in den Abgrund riss. Mit zwölf verbliebenen Wagen konnte das Einladungsrennen dann leider über den Rest der Nacht keinen eindrucksvollen Charakter mehr aufbieten. Kevin Harvick gewann zum Schluss vor Greg Biffle und Tony Stewart, die der Childress-Pilot in der letzten Runde eindrucksvoll quer über zwei Linien abblocken konnte. Von den seit längerem eingedampften Two-Car-Drafts sah man wie erwartet gar nichts, einzig Harvick wurde nach dem Rennen von einem Service-Truck in die Victory-Lane geschoben, da er seinen Motor nach einem Donut nicht mehr gestartet bekam.

Es ist auch deutlich schwieriger geworden, sich am Vordermann festzuklammern, um in der Schlussrunde ein entscheidendes Manöver zu setzen. Matt Kenseth war zum Beispiel im Verlauf des Unlimited sehr gut unterwegs, verlor gegen Ende aber den Anschluss an die Spitze und ein Push-Versuch im Partnerprogramm war so spät dann nicht mehr von Erfolg gekrönt. Es dauert also seine Zeit, sich innerhalb des Feldes nach vorne zu arbeiten und wie man in den Budweiser Duels vom Donnerstag gesehen hat, muss ein Fahrer das jetzt auch wieder auf eigene Faust bewerkstelligen. Natürlich hilft es, jemanden hinter sich zu haben, doch auch das sogenannte „Sucker Hole“ – ein Fahrer alleine auf der mittleren Spur verliert schnell und massiv an Positionen – trat in weniger Fällen auf, als zuletzt gewohnt.

Dafür zeigten sich Slingshot und Side-Draft als Mittel der Wahl, um die Konkurrenz zu überlisten. Man muss sich also aus einer etwas größeren Distanz im Windschatten einen Geschwindigkeitsvorteil aufbauen und diesen dann nutzen, wenn die Lücke vor dem Vordermann groß genug für das eigene Auto oder auf der Nebenlinie etwas Backup von hinten möglich ist. Dann setzt man zusätzlich zum Windschatten noch den Quarter-Panel- bzw. Side-Draft ein, um dem Gegner etwas Geschwindigkeit zu klauen und selbst schneller zu werden. Das dürfte nach Studium des Unlimited und der Duels mit Sicherheit auch die Finalstrategie für das Daytona 500 sein. Der Angriff muss nun deutlich früher beginnen, also schon ca. im Ausgang von Turn 2.

Kurz noch zum Side-Draft – jeder kennt den Effekt wahrscheinlich von der Autobahn, wenn man einen LKW überholt: Bei der Vorbeifahrt im Heckbereich ist man in einem nahezu windfreien Bereich, der einen förmlich ansaugt, nur um dann zum Abschluss des Manövers die volle Wand der vom LKW verdrängten Luft zu spüren und wieder zu verlangsamen. In der NASCAR gilt es dann, sich in dieser Position wieder vom Konkurrenten zu entfernen, damit dieser seinerseits keine Side-Drafting-Effekte nutzen kann. Sehen konnte man das in den Duels, als sich Jimmie Johnson rundenlang direkt neben Carl Edwards halten konnte, obwohl nur Trevor Bayne hinter ihm fuhr, während Edwards eine komplette Fahrspur als Unterstützung aufbot.

Die Aerodynamik beeinflusst aber auch die Fahrbarkeit der Autos enorm, so berichtete ein Pilot davon, dass man in der Nähe anderer Wagen einen sehr starken Sog verspürt und die eigene Lenkradbewegung plötzlich nahezu keine Wirkung mehr hat. So erklärt sich dann auch der Unfall im ersten Budweiser Duel, als sich Denny Hamlin (auf der oberen Linie hinter Michael Waltrip) und Carl Edwards (unten alleine) bei normaler Bewegung innerhalb der Linien zu nahe kamen. Hamlin musste korrigieren, verlor sein Auto und räumte Edwards ab. Später entschied man sich dann – nach einigen Crashs über die gesamte Woche – nicht noch mehr Wagen in Einzelteile zu zerlegen und absolvierte einen Großteil des Abends Single-File. Das erste Duel gewann dann erneut Kevin Harvick vor Greg Biffle, wobei Harvick bis auf zwei Umläufe unangefochten in Führung lag.

Im Duel #2 sorgten Jamie McMurray und Ryan Newman noch für etwas Aufregung, als sie sich unter Rennspeed mit blockierenden Reifen bei der Anfahrt zur Boxengasse nicht auf die Linienverteilung einigen konnten. Newman brach komplett aus und berührte die Außenmauer vor der Ziellinie. An dieser Stelle hatte er sehr viel Glück, dass dort niemand sonst unterwegs war. Ein Unfall bei diesem großen Geschwindigkeitsunterschied wäre wohl ziemlich eklig gewesen. Das Ende vom Lied war, dass NASCAR keine Caution werfen musste und Newman nach einer Ehrenrunde seinen Boxenstopp absolvieren konnte. Der eigentliche Siegkandidat Jeff Gordon bekam noch eine Durchfahrtsstrafe, weil er bei seinem Pitstop zu schnell unterwegs war und gab somit den Erfolg an Kyle Busch weiter. Im Daytona 500 startet Gordon nach seinem Ergebnis vom Pole-Qualifying aber ohnehin aus der ersten Reihe neben Danica Patrick.

Durch die veränderte Dynamik des Pack-Racings haben nun im Prinzip wieder diejenigen Fahrer die Nase vorne, welche den Windschatten am besten „lesen“ oder „sehen“ können – ganz so wie es zu Zeiten der immer noch allgegenwärtigen #3 üblich war. Die Erfahrungen der letzten Woche lassen am Sonntag die Spezialisten Kevin Harvick, Tony Stewart und Dale Earnhardt Jr als Top-Favoriten in der Glaskugel erscheinen, aber auch Greg Biffle, Matt Kenseth und Jimmie Johnson zeigten schon mal ansatzweise ihr Können im Draft. Dazu kommt dann natürlich immer der Daytona-/Talladega-Faktor, wo auch ein unterfinanziertes Team oder ein Rookie das Rennen gewinnen kann. Ausschließen darf man nichts, allerdings wage ich die Prognose, dass ein Auto mit Hendrick-Motor in der Victory-Lane stehen wird.

Mit diesen Worten wünsche ich euch allen ganz viel Spaß beim Daytona 500 (Link PDF-Lineup) am Sonntag und natürlich auch beim heutigen Nationwide-Rennen (Link PDF-Lineup), welches mit vielen Cup-Stars aufwartet. Während in der zweiten Liga auch weiterhin die Two-Car-Tangos im Vordergrund stehen, hoffen wir im Sprint Cup einfach mal darauf, dass der Big-One nicht gleich im ersten Renndrittel zu viele Fahrzeuge aus dem Rennen nimmt. Außerdem soll uns bitte ein langatmiger Single-File-Mittelteil mit „Runden runterklicken“ erspart bleiben. Zum Abschluss folgt nun noch der TV-Plan für das Rest-Wochenende inkl. der umfangreichen Berichterstattung von Motorvision TV:

Samstag, 23.02.
16:30 Uhr, Sprint Cup Series Daytona 500 Final Practice, SPEED
19:15 Uhr, Nationwide Series Rennen (DRIVE4COPD 300), ESPN

Sonntag, 24.02.
19:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (55th Daytona 500), FOX

Programmplan Motorvision TV:
16:30 Uhr, Saisonrückblick 2012
17:00 Uhr, Highlights Sprint Unlimited
18:00 Uhr, Daytona 500 Vorberichte
19:00 Uhr, Daytona 500 Rennen

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Deutscher Auto Blogger Digest vom 23.02.2013 › "Auto .. geil" 24 Februar, 2013 - 06:12

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