Nach dem Daytona 500 startet die NASCAR-Saison nun erst so richtig durch. Ab sofort geht es wieder darum, in jeder Woche konstant unterwegs zu sein und möglichst viele Punkte einzusammeln. Am Sonntag fährt der Sprint Cup auf dem 1-Meilen-Oval in Phoenix und im Vorfeld gibt es wesentlich mehr Fragen als Antworten – vor allem in puncto Kräfteverhältnis.
In dieser Woche lässt die NASCAR den großen Superspeedway von Daytona hinter sich und reist mit Mann und Maus einmal quer durchs Land in die Wüste von Arizona. Dort befindet sich der Phoenix International Raceway, welcher keineswegs ein typisches 1-Meilen-Oval ist, wie ihr der verlinkten Streckenbeschreibung entnehmen könnt. Die unterschiedlichen Kurvenradien und Bankings sorgen regelmäßig dafür, dass sich die Abstimmungsarbeit zur kleinen Kraftprobe entwickelt. Passend dazu hat man den Speedway vor zwei Jahren neu asphaltiert und leicht umkonfiguriert. Alleinausrüster Goodyear müht sich seitdem schwer ab, einen holzigen Reifen für den neuen Belag und die veränderten Bedingungen (u.a. variables Banking) mitzubringen. Das neue Gen6-Auto wird die Sache sicherlich nicht einfacher gestalten, doch für uns Fans dürfte dies wohl vor allem erstklassiges Racing bedeuten.
Phoenix ist eine ganz nette Strecke zumal ihr Layout wirklich nicht alltäglich ist, ganz im Gegensatz zu den eher langatmigen 1,5-Meilen-Cookie-Cuttern. Seit der Rekonfiguration gibt es ein variables Banking, dazu hat man den Turns einfach 1 Grad ganz unten geklaut. Eine Perlenschnur ist damit nicht zu befürchten, denn beide Linien sind wirklich gleichwertig. Auf der „Gegengerade“ besitzt Phoenix einen charakteristischen Knick – den sogenannten Dogleg – und auch diesen hat man 2011 ein wenig aufgemotzt. Der Kurvenradius wurde vergrößert, womit der Dogleg quasi zur vollwertigen Kurve geworden ist, inklusive 10-11 Grad Banking (vorher 9 Grad). Auf der Innenseite gibt es – wie außerhalb von Superspeedways üblich – keine doppelte gelbe Linie, was bedeutet, dass die Fahrer über den komplett flachen Apron abkürzen dürfen. Diese Möglichkeit wurde bisher gerne ausgenutzt und sorgte beim Zurückfahren auf das Banking oft für haarige Situationen.
Die große, oder nennen wir sie eher „schöne Unbekannte“ ist ganz klar das neue Gen6-Auto, zu dem in Phoenix keine Daten im konventionellen Sinne vorliegen. Ich kann mich momentan lediglich an einen Tire-Test von Goodyear mit sieben Wagen (Brad Keselowski, Tony Stewart, Denny Hamlin, Carl Edwards, Kurt Busch, Jamie McMurray und Brendan Gaughan) im Oktober erinnern. Dort dürfen die Teams allerdings kaum eigene Daten sammeln oder neue Dinge ausprobieren, sondern müssen einen Großteil der Zeit für die Experimente von Goodyear zur Verfügung stehen. Naja, Streckenzeit ist Streckenzeit, also werden zumindest diese Piloten und Teams einen kleinen Vorteil am Wochenende haben. Im Großen und Ganzen bleibt eine Vorhersage natürlich äußerst schwierig.
Ich bin momentan der Auffassung, dass sich die Chevrolets einen Tick vor den Toyotas befinden, zumindest was die Motorleistung angeht. Die Hendrick-Aggregate sehe ich dabei vor den ECR-Triebwerken. Die TRD-Toyotas, welche bei Joe Gibbs Racing und Michael Waltrip Racing gleichermaßen eingesetzt werden, ließen beide Teams zumindest in Daytona gleichauf erscheinen. Die Fords scheinen derzeit eher einen kleinen Rückstand zu haben. Das ist natürlich komplette Makulatur, wenn man die Zeiten vom Charlotte-Test in diesem Winter betrachtet, denn dort sah man am Ende vier Fords in der Zeitentabelle ganz vorne. Phoenix ist somit der erste richtige Anhaltspunkt, was das Gen6 unter normalen Umständen leisten und an Rennaction bieten kann. Wir dürfen also gespannt sein.
Die Entry-List ist nach dem knappen Feld von Daytona noch weiter ausgedünnt: Trevor Bayne (#21 Wood Brothers) fährt traditionell keine Vollzeitsaison mit dem Traditionsteam und wird fast ausschließlich auf den Intermediate-Ovalen (als nächstes in Las Vegas gemeldet) zu sehen sein. Dazu bleibt erwartungsgemäß auch Brian Keselowski (#52) zu Hause. Damit das Sprint-Cup-Feld nicht unterbesetzt ist, nimmt Scott Riggs für Xxxtreme Motorsports (#44) das Oval in Phoenix unter die Räder.
Überraschend hat sich dagegen Phil Parsons Racing (#98) mit Michael McDowell von der bereits erstellten Entry-List zurückgezogen. Überraschend deshalb, weil man PPR (wie es dann dieses Jahr heißt, ist ja irgendwie jede Saison anders) eigentlich als Start-&-Park-Mannschaft par excellence kennengelernt hat. Nach dem Gewinn von mehr als 350.000 US-Dollar für Platz 9 in Daytona setzt man aber nun erst einmal andere Prioritäten: Laut McDowell ist man mit dem Bau von Gen6-Autos im Rückstand und will bis Las Vegas aufholen. Gegenfrage: Wer ist das nicht?
Zum Abschluss folgen an dieser Stelle wie gewohnt noch die Links (PDF) zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie die Entry-List und ein Zeitplan für das TV-Programm vom Wochenende:
Freitag, 01.03.
18:00 Uhr, Nationwide Series Practice, SPEED
20:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, SPEED
21:30 Uhr, Nationwide Series Final Practice, SPEED
00:00 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, SPEED
Samstag, 02.03.
18:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, SPEED
19:00 Uhr, Nationwide Series Qualifying, SPEED
21:00 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, SPEED
22:30 Uhr, Nationwide Series Rennen (NNS 200), ESPN2
Sonntag, 03.03.
20:30 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Subway Fresh Fit 500), Motorvision TV / FOX
2 Kommentare
[…] RacingblogNASCAR: Vorschau Phoenix März 2013Nach dem Daytona 500 startet die NASCAR-Saison nun erst so richtig durch. Ab sofort geht es wieder darum, in je… […]
Bei dem Daytona 500 kam bei mir die ungute Befürchtung auf, dass das Gen6-Auto sehr Aerodynamik anfällig beim side-by-side ist. Wer auch immer die zweite Reihe aufgemacht hat, er konnte sich auch mit Hilfe nicht lange halten und reihte sich wieder ein.
Gut. Es war die auschließlich die untere Linie, die nicht ging. Es war ein Restrictor-Plate Rennen. Schauen wir mal wie es heute läuft. Mit voller Leistung. Ich freu mich drauf.
Comments are closed.