Der Sprint Cup fährt am Wochenende auf dem Las Vegas Motor Speedway und damit auf einem der omnipräsenten Intermediate-Ovale. Nach dem Rennen in Phoenix wird es nun auch schon Zeit für eine erste Manöverkritik am Gen6, dessen große Belastungsprobe jetzt erst folgen wird. Anschließend schauen wir noch auf die Kräfteverhältnisse der Hersteller, Teams und Fahrer.
In der NASCAR geht es Schlag auf Schlag: Während andere Serien noch nicht mal an ihren Saisonbeginn denken, macht sich der Sprint Cup schon zum dritten Rennen des Jahres nach Las Vegas auf. Das Intermediate-Oval mit einer Streckenlänge von 1,5 Meilen ist gleichzeitig die nächste große Bewährungsprobe für das Gen6. In Phoenix lief es schon mal nicht so gut wie im Vorfeld erwartet. Viele Fahrer äußerten sich kritisch über das Fahrverhalten der neuen Autos, wenn es darum ging, ob sich die Überholmöglichkeiten im Gegensatz zum CoT denn verbessert hätten. Der allgemeine Tenor ist, dass sich beide Wagen in diesem Vergleich nicht viel nehmen würden, was für die NASCAR nicht gerade gute PR sein dürfte. Meiner Meinung nach ist ein Punkt, warum der große Aufschrei bisher noch nicht zu vernehmen war, dass man immer noch vom guten Aussehen der drei Hersteller-Silhouetten geblendet ist.
Auf der anderen Seite muss man aber sehen, dass das Gen6 bisher erst zwei Rennen auf dem Buckel hat und daher noch eine Menge Raum für Verbesserungen bietet. Man muss diese Möglichkeiten zur Optimierung allerdings auch erstmal finden und genau darum wird es in Las Vegas am Wochenende wohl hauptsächlich gehen: Wie also verhält sich das neue Auto im Verkehr auf einem 1,5-Meilen-Oval mit noch mehr Banking und höheren Geschwindigkeiten als in Phoenix? Der Las Vegas Motor Speedway besitzt zwar ebenfalls eine progressive Kurvenüberhöhung, doch die konnte schon in der Wüste von Arizona nicht wirklich zum Vorteil bei einem Überholmanöver ausgenutzt werden. Vielleicht verhält sich das Gen6 ja bei einem Banking in Höhe von 20 Grad in den ultraschnellen Turns besser. Zu wünschen wäre es dem Rennen auf jeden Fall.
Ansonsten wird NASCAR – ähnlich wie damals beim CoT – eingreifen müssen, denn auf lange Sicht kann das nicht gutgehen. Die Reifen von Goodyear brachten bisher auch nicht wirklich eine Verbesserung, so konnte man in Phoenix tatsächlich zwei komplette Fuelruns mit einem Satz Pneus abspulen. Die Teams nutzten das dann sogleich aus und absolvierten in alternierender Regelmäßigkeit ihre Two-Tire-Stops und dieses Vorgehen rächte sich im Rennen direkt mit einigen Reifenplatzern. Wo sind eigentlich die versprochenen weicheren Reifen, die mit deutlichem Drop-Off für mehr Überholmanöver und unterschiedliche Strategien sorgen sollten?
Hoffentlich bekomme ich jetzt keine Strafe von der NASCAR aufgebrummt! So unwahrscheinlich ist das nämlich nicht und dafür ist Denny Hamlin das nächste lebende Beispiel: Nachdem er sich im Anschluss an das Rennen aus Phoenix kritisch zum Fahrverhalten des Gen6 und den wenigen Überholmöglichkeiten geäußert hatte, brummte ihm NASCAR gestern eine Strafe in Höhe von 25.000 US-Dollar auf. Manche Fahrer sollten dann vielleicht in naher Zukunft schon mal vorsichtshalber die Vordrucke für eine Einzugsermächtigung im Lastschriftverfahren ausfüllen und bei den Offiziellen abgeben. Ich denke da speziell an Brad Keselowski und Tony Stewart.
Ich finde das Vorgehen hier extrem lächerlich, denn einerseits will man angeblich das Gespräch mit Fahrern, Teams und Fans suchen, damit sich der Sport positiv entwickeln kann. Andererseits teilt man dann aber übertrieben diktatorisch aus, wenn es berechtigte Kritik gibt. Was lernen wir daraus: Jeder darf sich zum Thema NASCAR und Rennqualität äußern, es sei denn, er vertritt eine kritische Meinung. Das berühmte „actions detrimental to stock car racing“ kam hier wieder gegen einen Piloten zum Einsatz, dabei lässt sich das Verhalten der NASCAR-Offiziellen für mich schon viel eher auf diese Weise beschreiben.
Schauen wir an dieser Stelle aber lieber noch auf die aktuellen Kräfteverhältnisse im Sprint Cup. Am letzten Wochenende zeigte sich Ford deutlich stärker als nach Daytona erwartet, zumal Carl Edwards ja auch das Rennen in Phoenix gewinnen konnte. Dabei setzte er sich gegen die von mir favorisierten Chevrolet-Piloten von Hendrick Motorsports durch. Auch Penske Racing scheint mit Brad Keselowski auf der Höhe des Geschehens angekommen zu sein. Größere Schwierigkeiten gibt es derzeit noch im Toyota-Lager zu überwinden: Kyle Busch hatte zum Beispiel erneut mit Motorenproblemen zu kämpfen und fuhr ein weiteres miserables Ergebnis ein. Was bei Joe Gibbs Racing und Michael Waltrip Racing geht, wenn die Technik hält, zeigten dagegen Denny Hamlin und Mark Martin.
Insgesamt wird es also schwierig zu beurteilen, wer in Las Vegas am Ende ganz vorne stehen wird. Die Leistungsdichte der großen Teams im Business ist wie im letzten Jahr weiterhin ziemlich hoch. Es muss schon wirklich alles passen, damit man das Rennen in der Victory-Lane beenden kann. Nach Phoenix sehe ich die Hendrick-Chevrolets knapp vor Ford, während sich Toyota und RCR-Chevrolet die Verfolgerposition teilen müssen. Bekommt Toyota die Motorenprobleme in den Griff, dann können Sie Ford auch wieder dauerhaft Konkurrenz machen. Natürlich darf man niemanden ausschließen und so könnte sich am Wochenende alles komplett anders darstellen. Unterschätzen darf man in der NASCAR niemanden und zu keiner Zeit.
Werfen wir zum Abschluss noch einen kurzen Blick auf die bisherigen, noch aktiven Sieger in Las Vegas: Jimmie Johnson führt hier unangefochten mit 4 Siegen (2005-2007, 2010) vor Matt Kenseth (2003-2004), Carl Edwards (2008, 2011) und Jeff Burton (1999-2000) mit jeweils 2 Erfolgen. Mark Martin (1998), Jeff Gordon (2001), Kyle Busch (2009) und Tony Stewart (2012) konnten bisher nur einmal in die Victory-Lane vorstoßen. Das fehlende Jahr 2001 markiert Sterling Marlin in einem Dodge von Chip Ganassi Racing.
Auf der Entry-List sieht es nach wie vor ziemlich trostlos aus, lediglich 44 Teams bewerben sich um einen Startplatz am Sonntag. Nach einer kleinen Pause sind Trevor Bayne (#21 Wood Brothers) und Michael McDowell (#98 Phil Parsons Racing) wieder mit von der Partie, dafür ist die #44 von Xxxtreme Motorsports nicht gemeldet. Phoenix Racing setzt in Las Vegas Austin Dillon in die #51, womit der ältere Enkelsohn von Richard Childress nach dem Daytona 500 (#33 Circle Sport) seinen zweiten Cup-Start in diesem Jahr absolvieren wird.
Zum Abschluss folgen an dieser Stelle wie gewohnt noch die Links (PDF) zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie die Entry-List und ein Zeitplan für das TV-Programm vom Wochenende:
ACHTUNG: Aufgrund der Sommerzeit-Umstellung in den USA beträgt die Zeitverschiebung von diesem Sonntag an bis Ende März nur 5 statt der gewohnten 6 Stunden. Die Sprint-Cup-Rennen in Las Vegas, Bristol und Fontana beginnen also eine Stunde früher als normalerweise.
Freitag, 08.03.
19:00 Uhr, Nationwide Series Practice, SPEED
21:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, SPEED
22:30 Uhr, Nationwide Series Final Practice, SPEED
00:30 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, SPEED
Samstag, 09.03.
18:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, SPEED
19:00 Uhr, Nationwide Series Qualifying, SPEED
20:30 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, SPEED
22:00 Uhr, Nationwide Series Rennen (Sam’s Town 300), ESPN2
Sonntag, 10.03.
19:30 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Kobalt Tools 400), Motorvision TV / FOX