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NASCAR: Analyse Las Vegas 2013

von KristianStooss
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Nach langen Schwierigkeiten hielten die TRD-Motoren in Las Vegas bis zum Ende und bescherten Matt Kenseth seinen ersten Sieg für Joe Gibbs Racing. Der Ford-Abkömmling musste dazu aber zunächst zwei Restarts auf abgefahrenen Reifen und ein packendes Duell mit Kasey Kahne überstehen. Das Rennen bot neben Action in der Schlussphase auch ein paar Rekorde.

NASCAR_NSCS_KOBALT400_Matt_Kenseth_Win_Burnout_031013Der erste Pflichteinsatz für das Gen6 auf einem 1,5-Meilen-Intermediate-Oval ist also absolviert und im Nachgang betrachtet war dieser auch gar nicht mal so schlecht. Zwar zogen einerseits lange Grünphasen das Feld ordentlich auseinander und sorgten dafür, dass zeitweise nur noch 15 Autos in der Führungsrunde zu finden waren. Andererseits spiegelte aber genau das den Langstreckencharakter eines NASCAR-Rennens wider und bei nur drei Cautions in den ersten 225 von 267 Runden konnte man auch gar nichts anderes als eine Perlenschnur erwarten. Die wenigen Restarts in dieser Phase machten allerdings Lust auf mehr und deuteten für das Finale schon wesentlich mehr Spannung an. Die Erwartungshaltung, dass es durch die hitzigeren Gemüter in den letzten Runden noch zu Gelbphasen kommen würde, sollte auch nicht enttäuscht werden. Diese hitzigen Gemüter waren allerdings nicht in den Köpfen der Fahrer zu finden, sondern vor deren Füßen.

Jetzt könnte man bei diesem Satz erwarten, dass wieder ein Aggregat von Toyota Racing Development sein Leben ausgehaucht hat, doch das war nicht der Fall. Zuerst erwischte es zwar einen Toyota-Motor, doch die Maschine in Travis Kvapils #93 ist natürlich ein Exemplar aus der Tuner-Schmiede von Triad Racing Technologies (ehemals Bill Davis Racing). Die anschließende Caution in Runde 225 konnte das Benzinfenster (gut 50 Umläufe) endgültig schließen, nachdem es bei einigen Fahrern zuvor schon eng zu werden drohte. Jetzt war man dagegen sogar für eine Verlängerung gerüstet und alle konnten frei auffahren. Die wohl rennentscheidende Situation fand während dieser Serie von Boxenstopps statt, denn Matt Kenseth und Brad Keselowski gingen volles Risiko und nahmen keine neuen Reifen mit auf den letzten Fuelrun.

Zum Erstaunen aller Beobachter konnte sich Kenseth mit den alten Schuhen dann tatsächlich vor Kasey Kahne halten, welcher das Rennen zuvor quasi dominiert hatte. Kahne verfügte zum einen bis dahin über das schnellste Auto im Feld und zum anderen ja auch – wie der Rest des Feldes – noch über wenigstens zwei neue Reifen. So richtig klar war es wohl niemandem, warum Kenseth sich vorne dermaßen gut anstellte, immerhin konnte es nicht wie beim CoT an der Clean-Air liegen. Dies bewiesen zuvor schon Kahne, Jimmie Johnson und Kyle Busch, als sie sich immer mal wieder gegenseitig die Führung abjagten.

Überholen war nämlich durchaus möglich und das zeigt auch die Anzahl der Führungswechsel in Las Vegas: Ganze 22 Mal wechselte die Spitzenposition den Besitzer. So viel gab es seit 2007 nicht mehr und dort ist man noch mit dem CoT-Vorgänger – dem Gen4 – gefahren. Zusätzlich stiegen auch die Überholmanöver unter grüner Flagge sprunghaft an: von 1301 im letzten Jahr zu sagenhaften 2342 am Sonntag! Sogar ein neuer Las-Vegas-Rekord wurde aufgestellt: 31 Führungswechsel unter grüner Flagge überall auf der Strecke (nicht in Bezug auf die Position beim Überqueren der Ziellinie) wurden dort seit Beginn der Induktionsschleifen-Technologie („Loop Data“) im Jahr 2005 noch nie gemessen.

Matt Kenseth gewann aber nicht nur diesen Restart, sondern auch gleich noch den nächsten, nachdem zuvor Ryan Newman in Runde 237 Flüssigkeit auf der Strecke verteilte und anschließend mit einem Motorschaden das Rennen beenden musste. Die verbleibenden 40 Runden lieferten sich Kasey Kahne und Kenseth ein hartes und sehr schön anzusehendes Duell, wobei Kahne allerdings im besten Fall neben den Gibbs-Piloten fahren konnte, aber niemals wirklich vorbei. Im gewissen Rahmen mag das an den überrundeten Fahrzeugen gelegen haben, welche sich wirklich zahlreich auf der unteren Spur ansammelten. Die schnellere – weil kältere und daher mehr Grip bietende – obere Linie hielt Kenseth auch abseits der Überrundungen dauerhaft besetzt und selbst das pfeilschnelle Auto von Kahne bot im Finale nicht genügend Grip für ein Überholmanöver auf der unteren Linie.

Überhaupt fiel auf, dass sich nahezu alle Fahrer über krasses Übersteuern beschwerten und sich in den Turns kaum Bodenhaftung finden ließ. Die beste Erklärung dürfte hier wieder einmal die Marke extra-holzig von Goodyear liefern, denn wie soll ein Reifen Grip aufbauen, wenn er so hart ist, dass man damit zwei komplette Fuelruns an der Spitze bleiben kann, während die Konkurrenz mit neuen Reifen von hinten keinerlei Chancen hat. Das ist wieder einmal nicht die versprochene neue und weiche Variante des Einheitslieferanten und schon gar nicht diejenige mit dem signifikanten Drop-Off. Na gut, so kann man die Strategiespiele an der Box auch hochkurbeln, immerhin zeigte sich die Gambling-Variante im Spielerparadies als die erfolgreichere.

Matt Kenseth dürfte das wohl egal sein, denn den Sieg an seinem Geburtstag und gleichzeitig den ersten Erfolg für seinen neuen Arbeitgeber nimmt er natürlich gerne mit. Schön einerseits für Kenseth, welcher damit noch vor den hungrigen Teamkollegen die erste Fahrt in die Victory-Lane für Joe Gibbs Racing absolvieren konnte. Schade im Gegenzug für Kasey Kahne, der das Rennen quasi dominierte, nur um dann im Finale trotz vermeintlich richtiger Strategie geschlagen zu werden.

Hinter den beiden Siegkandidaten:

– Hier reihten sich Brad Keselowski und Kyle Busch ein. Busch bekam früh eine Durchfahrtstrafe wegen zu hoher Geschwindigkeit in der Boxengasse aufgebrummt, erholte sich aber vollständig davon und führte sogar einige Runden an. Ins Finale startete er zwar vor Keselowski, doch der amtierende Meister konnte den Spieß noch umdrehen, obwohl Busch bei den Restarts an sich kaum zu schlagen war. Da lieferte er zwei richtig starke Manöver ab!

– Die Top6 komplettierten ein unauffälliger Carl Edwards und der ebenfalls gut aufgelegte Jimmie Johnson. Bei Johnson hätte durchaus auch mehr rausspringen können, doch er war am Ende nicht zur Stelle, als es darauf ankam.

Dale Earnhardt Jr. holte sich einen starken siebten Rang vor Martin Truex Jr. sowie den beiden RCR-Teamkollegen Kevin Harvick und Paul Menard, welche innerhalb der Top10 abschlossen.

Denny Hamlin (15.) und Greg Biffle (17.) gingen mit einer ganz verwegenen Strategie ins Finale und versuchten außerhalb der Sequenz zu tanken, jedoch fielen die Gelbphasen für beide Piloten zu ungünstig.

– Bei Jeff Gordon (25.) und Clint Bowyer (27.) lief es so schief wie die Gyro-Cam nur schwenken kann, denn beide Fahrer konnten zu keiner Zeit eine funktionierende Abstimmung für ihre Wagen herausfinden. Bei Bowyer war es sogar so schlimm, dass er direkt in Runde 16 zum Verstellen der Trackbar kam und daraufhin zwei Umläufe verlor, die er nie wieder zurückgewann.

Am nächsten Wochenende besucht der Sprint Cup den Bristol Motor Speedway und damit den ersten waschechten Shorttrack der Saison. Mal sehen, wie sich das Gen6 beim Bumping-&-Banging auf der halben Meile schlägt. Übertragungsbeginn ist wegen der in den USA schon erfolgten Umstellung auf Sommerzeit bereits um 17:30 Uhr – also schon mal vormerken!

Die gesamten offiziellen Ergebnisse können hier inklusive weiterer Statistiken noch einmal bei Jayski.com nachgeschaut werden. Zum Abschluss folgt wie gewohnt die Übersicht zu den Punkteständen bei den Fahrern und in der Owner-Wertung (Achtung: Alles PDF-Dateien!).

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2 Kommentare

Deutscher Auto Blogger Digest vom 12.03.2013 › "Auto .. geil" 13 März, 2013 - 04:55

[…] RacingblogNASCAR: Analyse Las Vegas 2013Nach langen Schwierigkeiten hielten die TRD-Motoren in Las Vegas bis zum Ende und bescherten Matt Kenseth seine… […]

Maike 10 April, 2013 - 14:23

Danke für die tolle Analyse und die vielen Bilder. Als Las Vegas und Motorsport Fan hatte ich leider noch nicht das Vergnügen die NASCAR dort zu sehen.

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