Home NASCAR NASCAR: Analyse Fontana 2013

NASCAR: Analyse Fontana 2013

von KristianStooss
4 Kommentare

Was für ein Wochenende! In vielen Rennserien ging es gehörig durcheinander, die NASCAR machte da am Sonntag keine Ausnahme und das wohl spannendste Finale der Fontana-Geschichte war die Folge. Leider ging das nicht ohne blaue Flecken aus, da Tony Stewart nach der Auslaufrunde auf Joey Logano wartete. Zudem hatte Denny Hamlin einen heftigen Unfall.

auto-club-400-kyle-busch-sunoco-flag-nascar-2013Eigentlich hatte ich ja gedacht, dass ich an dieser Stelle wieder ausführlich über die Reifen von Goodyear schreiben würde, doch die haben sich am Sonntag erstaunlich gut gehalten. Dafür soll das Thema des Tages die letzte Runde des Rennens sein, welche man getrost in die Hall-of-Fame der besten NASCAR-Finishes aufnehmen kann. Ich erinnere mich auf die Schnelle nur an eine Handvoll gleichwertiger Zieleinläufe seit 2007: Watkins Glen 2012, Martinsville 2010 und ein paar Talladega-Rennen. Dass sich nun ausgerechnet Fontana in dieser Wertung einreiht, überrascht allerdings etwas. Das große Drama fing – wie vor Ort gewohnt – mehr oder weniger beim letzten Restart zehn Runden vor Schluss an. Kyle Busch lag in Führung und auf direktem Kurs zum Sieg, nachdem er den Nachmittag fast im Alleingang dominieren konnte. Hinter ihm startete Teamkollege Denny Hamlin und neben den beiden bildeten Joey Logano sowie Tony Stewart die zweite Linie.

Damit waren alle Zutaten für dieses NASCAR-Meisterwerk in den Topf geworfen, denn schon beim Schwenken der grünen Flagge zum letzten Run ging es los: Joey Logano hatte Schwierigkeiten, Leader Busch – wie vom Reglement verlangt – den Vortritt beim Überqueren der Ziellinie zu lassen und wurde stattdessen leicht langsamer. Dadurch schloss Tony Stewart recht schnell auf und wollte innen an Logano vorbei, welcher aber seinerseits einen Block zur Verteidigung setzte. Das gefiel Stewart ganz und gar nicht und deshalb passte er Logano nach der Auslaufrunde ab, indem er seinen Chevy direkt vor die #22 parkte. Ein kleines Handgemenge konnte recht schnell von den Mechanikern aufgelöst werden, aber der Rauch hatte sich sozusagen noch lange nicht verzogen. Smoke war völlig außer sich und erging sich in Schimpftiraden, welche nachträglich von FOX zensiert werden mussten.

Laut Stewart hätte Logano in keinster Weise das Recht gehabt, ihn zu blocken, da der Penske-Pilot sich selbst wegen solcher Situationen in der Vergangenheit des Öfteren aufregt habe. Logano habe ohnehin im Gegensatz zum Rest seiner Fahrerkollegen an keinem Tag in seinem Leben hart arbeiten müssen, um in den Sprint Cup zu gelangen und solle sich bei Konfrontationen außerdem nicht immer hinter seiner Crew verstecken. Der Rest waren ein paar harsche Ausdrücke und das Versprechen, Logano demnächst gehörig in den Allerwertesten zu treten.

Diese Meinung kann man verstehen und vielleicht sogar unterstützen, aber meines Erachtens hat Stewart eventuell ein wenig überreagiert, zumal er selbst kein Kind von Traurigkeit ist, was solche Fahrmanöver angeht. Als äußerst interessant empfand ich es, dass Kasey Kahne dem Hendrick-Partner zumindest verbal direkt zur Seite sprang und dessen Ansicht bezüglich Loganos Fahrweise verteidigte. Möglicherweise ist das aber auch nur Teamwork, denn natürlich machte sich im Gegenzug auch der „Captain“ Roger Penske aus dem fernen St. Petersburg wiederum für seinen Fahrer stark.

Die Quintessenz der ganzen Geschichte ist für mich persönlich: Das Logano-Manöver kann man machen, wenn es wie hier um den Sieg geht. Kommt sowas aber zu häufig vor oder beschwert man sich auch noch, wenn diese Taktik gegen einen selbst eingesetzt wird, dann ist das tatsächlich bescheuert. Natürlich kam die Situation mit Hamlin aus der Vorwoche bei Stewarts Beurteilung erschwerend dazu und ich vermute mal, dass Smoke sich beim Thema „jammern“ exakt auf die Logano-Reaktion aus Bristol berufen haben wird. Dann allerdings so einen Aufstand zu machen, dass man schon Angst haben muss, ist aber sicher auch nicht die feine englische Art. Na gut, wir sind halt in der NASCAR, da muss Logano wahrscheinlich mit sowas leben.

Aber nun zurück zum Finale, denn an der Spitze war zwischen Kyle Busch, Joey Logano und Denny Hamlin ja noch nicht ausgemacht, wer denn in die Victory-Lane fahren würde. Busch konnte sich auf diesem Shortrun nicht mehr so leicht in Führung halten wie noch zuvor und musste nach vier Runden die Spitzenposition an Logano abgeben und kurz darauf auch Hamlin ziehen lassen. Während sich ganz vorne die beiden Bristol-Streithähne gegenseitig keinen Millimeter schenkten, wurde Busch dahinter kurzzeitig sogar von Carl Edwards bedroht. Die letzten beiden Runden waren dann wirklich filmreif und hätten gut und gerne direkt aus einem NASCAR-Rennen der 70er-Jahre stammen können.

Während Logano und Hamlin einander das Leben schwer machten, zog der Gibbs-Toyota von Kyle Busch plötzlich wieder an. In der letzten Runde war er dann tatsächlich der lachende Dritte und holte sich nach dem Sieg vom Vortag in der Nationwide Series eine weitere Trophäe für den heimischen Wohnzimmerschrank ab. Nachdem Busch an den Streithähnen vorbei war und diese ihre Niederlage realisiert hatten, ging es quasi nur noch um die Ehre in Form einer ausstehenden Revanche. Es kam also wie es kommen musste und die beiden Fahrzeuge berührten sich, weil Joey Logano in der letzten Runde ausgangs von Turn 4 die obere Linie nicht aufgeben wollte und erneut eine Blockade versuchte. Denny Hamlin war allerdings schon neben der #22 und es krachte.

Joey Logano schlug in die Außenmauer ein und rollte als Dritter hinter einem dankend abstaubenden Dale Earnhardt Jr über die Ziellinie. Denny Hamlin schoss dagegen in Richtung Infield und schlug frontal hart in die innere Streckenbegrenzung ein. Zu seinem Unglück befand sich an dieser Stelle allerdings keine SAFER-Barrier, was in einen unglaublichen Aufprall mündete; so einen schweren Unfall haben wir wohl seit Elliott Sadler in Pocono nicht mehr gesehen. Hamlin war zwar bei Bewusstsein und nahm das Window-Net herunter, allerdings musste er sich nach dem Ausstieg sofort auf den Boden legen, was zeigte, wie sehr ihn der Einschlag tatsächlich mitgenommen hatte.

Da Hamlin über Rückenschmerzen klagte, transportierten die Hilfskräfte ihn zur Sicherheit zunächst auf einer Trage ab. Anschließend brachte ihn ein Helikopter zur nächtlichen Beobachtung in das nächstgelegene Krankenhaus. Diesen Weg wählte man allerdings nur, um dem Rückreiseverkehr von der Strecke zu entgehen. Am Montag wurde dann bekanntgegeben, dass sich Hamlin einen Lendenwirbel gebrochen habe (L1 compression fracture). Das kann jetzt erstmal von einem Monat Pause bis Saisonende alles bedeuten, jedoch sollte man zu allererst an eine vollständige Genesung denken. An dieser Stelle möchte ich Denny Hamlin daher die besten Wünsche auf diesem (hoffentlich nicht zu langen) Weg ausrichten. Alles Gute!

Zur Verdeutlichung sollen hier dann zusätzlich noch die Videos des Fontana-Finales helfen:

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=F5XzYAAh5Tc&w=610&h=342]

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=eWWDWYryqSA&w=610&h=342]

Den Rest vom Schützenfest möchte ich nur noch kurz anreißen:

– Hinter Kyle Busch komplettierten wie erwähnt Dale Earnhardt, Jr. und Joey Logano die Top3, gefolgt von Carl Edwards und einem erneut sensationell aufgelegten Kurt Busch.

– Ein Top10-Resultat erreichten Greg Biffle, Matt Kenseth, Paul Menard, Kasey Kahne und Ryan Newman. Biffle musste das Rennen nach einem Motorenwechsel von ganz hinten aufnehmen. Kenseth hätte ich nach dem Verlauf des Nachmittags eigentlich weiter oben erwartet, er war zumindest lange Zeit schnell genug dafür.

Jeff Gordon (11.) und Jimmie Johnson (12.) konnten noch ein paar wichtige Punkte für die Meisterschaft retten, nachdem sie zwischenzeitlich mit schlechtem Handling ziemlich weit zurückfielen.

Danica Patrick verlor nur eine Runde auf die Führenden und beendete das Rennen auf Platz 26, was eine durchaus solide Leistung darstellt.

– Die drei Piloten von Michael Waltrip Racing waren in Fontana lange Zeit in der Top10-Region unterwegs, konnte am Ende allerdings keinen Blumentopf gewinnen: Clint Bowyer (35.) erlitt einen Motorschaden und Mark Martin (37.) drehte sich spät im Rennen in Turn 2 von der Piste. Warum Martin Truex Jr nur Platz 18 holte, konnte ich nicht nachvollziehen.

– Wer jetzt Tony Stewart (22.) vermisst, dem sei gesagt, dass er gemeinsam mit Brad Keselowski (23.) nur am Ende der Führungsrunde im Ziel eintreffen konnte. Das erklärt seine Wut auf Logano sicher noch ein wenig besser. Keselowski musste übrigens ebenfalls einen Motorenwechsel vornehmen lassen und war eigentlich auf Top10-Kurs. Beim letzten Restart verlor er allerdings massiv an Boden.

Nach dieser ganzen Aufregung können wir und alle direkt Beteiligten nur von Glück reden, dass sich am nächsten Wochenende erstmal eine kleine Verschnaufpause bietet. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn man Stewart an Ostern auf Logano loslassen würde. Weiter geht es dann eine Woche später mit dem Shorttrack-Klassiker in Martinsville und dort werden mit Sicherheit wieder einige „Freundschaften geschlossen“.

Die gesamten offiziellen Ergebnisse können hier inklusive weiterer Statistiken noch einmal bei Jayski.com nachgeschaut werden. Zum Abschluss folgt wie gewohnt die Übersicht zu den Punkteständen bei den Fahrern und in der Owner-Wertung (Achtung: Alles PDF-Dateien!).

Das könnte Dir auch gefallen

4 Kommentare

CMP 26 März, 2013 - 09:58

Guter Artikel soweit!

„Als äußerst interessant empfand ich es, dass Kasey Kahne dem Hendrick-Partner zumindest verbal direkt zur Seite sprang und dessen Ansicht bezüglich Loganos Fahrweise verteidigte. “

Ich denke mal das Kasey Kahne selber sehr angefressen auf Joey Logano ist, da dieser Kahne in Runde 181 selbst zweimal sehr heftig geblockt hat auf der Gegengeraden.

Ich denke mal das es für Logano nicht sehr gut aussieht in der nächsten Zukunft, denn wenn selbst ein Kasey Kahne, der eher immer ruhiger ist, öffentlich Stellung nimmt dann will ich nicht wissen wie die anderen darüber denken.

littleskill 26 März, 2013 - 11:26

Ich setze 10€ darauf, dass Logano in Martinsville die Zielflagge nicht sieht :D

Paytv h3 30 März, 2013 - 00:31

Logano wird jetzt wohl, wo sich Kurt Busch erstmals wieder positiv und sportlich in Szene setzen konnte, zum neuen Bad Boy der Nascar werden.

Nascar winners 1 Juni, 2013 - 20:24

[…] Two Laps Down for Hard-Earned 16th at TexasStewart Soldiers to 17th in Season Finale at HomesteadNASCAR: Analyse Fontana 2013 – RacingblogBrad Keselowski takes Sprint Cup Series point lead after BristolNASCAR Bristol: Starting lineup, […]

Comments are closed.