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IndyCar: Analyse 1. Rennen in St. Petersburg

von Rainer
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James Hinchcliffe bescherte sich und Andretti Autosport mit seinem ersten Sieg in der IndyCar Series einen Saisonstart nach Maß. Das sehr gute Teamergebnis rundete Marco Andretti, hinter Helio Castroneves auf Platz 3, ab.

Das Podium in St. Petersburg (C) INDYCAR/LAT USA

Das Podium in St. Petersburg
(C) INDYCAR/LAT USA

Schon die gefahrenen Zeiten im Training und Qualifying zeigten eine gewisse Überlegenheit der Chevrolet-Motoren, nicht nur bei Andretti Autosport. Nur Takuma Sato in seinem AJ Foyt Honda konnte das Tempo mitgehen und sich Startplatz 2 hinter Will Power sichern. Sehr überraschend war Rookie Tristan Vautier auf Startplatz 6 als zweitbester Honda-Pilot, noch vor den Andretti Chevrolet von Marco Andretti und Ryan Hunter-Reay. Die eigentliche Speerspitze von Honda in Form von Chip Ganassi Racing blieb hingegen im Training stumpf. Mit den Startplätzen 10 (Dario Franchitti), 14 (Charlie Kimball) und 20 (Scott Dixon) blieb man weit hinter den eigenen Erwartungen zurück. Genauso unzufrieden mit ihrem Startplatz waren auch Sebastian Bourdais (Platz 21) und Toni Kanaan (Platz 11), die deutlich von ihren Teamkollegen Sebastian Saavedra (Platz 9) und Simona de Silvestro (Platz 3) geschlagen wurden.

Beim Rennstart zeigten sich alle Fahrer vorsichtig und kamen ohne größeren Carbonschaden davon. Hinter Pole-Sitter Will Power, der sich sofort absetzen konnte, sortierte sich das Feld schnell und nur die Ganassi-Fahrer, deren Wagen nach umfangreicheren Umbaumaßnahmen deutlich konkurrenzfähiger waren, konnten einige Plätze gut machen. Um Platz 8 entbrannte ein schöner Kampf zwischen Ryan Hunter-Reay, Dario Franchitti und Sebastian Saavedra. Die erste Runde der Boxenstopps wurde von Scott Dixon in Runde 18 eingeläutet. Eine Runde später kam auch sein Teamkollege Dario Franchitti zur Box und holte sich vier neue Reifen ab. Mit den kalten Reifen riskierte er aber dann zu viel, rutschte in Turn 8 erst untersteuernd in den Gummiabrieb neben der Ideallinie und dann in die Wand. Mit diesem Fehler von Dario Franchitti (Endplatzierung 25) begann der sehr zerfahrene Teil des Rennens. Die restlichen Fahrer nutzten die Gelbphase zu ihrem ersten Stopp. Simon Pagenaud musste dabei seinen Schmidt-Hamilton Honda mit gebrochenem Auspuff ganz abstellen (Endplatzierung 24).

Helio Castroneves hatte bei den Stopps schon eine Position gewonnen und sich zum Restart in Runde 27 neben Will Power eingeordnet. Direkt in Turn 1 konnte er dann seinen Penske-Teamkollegen überholen und in Führung gehen. Nach dem Rennen kritisierte Will Power leicht die Entscheidung des Teams, dass sich die Kollegen auch bei den heiklen Restarts angreifen dürfen. In Turn 8 wurde es im hinteren Feld zu eng und einige Wagen (JR Hildebrand, James Jakes, Ana Beatriz, Charlie Kimball, Oriol Servia) kollidierten leicht bzw. drehten sich. Davon kurz aufgehalten und irritiert drehte Sebastian Saavedra JR Hildebrand in Turn 10 um. Da sein Panther Chevrolet dabei abgestorben war, folgte direkt die nächste Gelbphase. Beim Restart in Runde 33 berührte Simona de Silvestro im Kampf um Platz 4 Takuma Sato, der im folgenden aufgrund einer leichten Beschädigung nicht mehr die Zeiten der Spitzengruppe fahren konnte und sukzessive zurückfiel. Weiter vorne konnte sich James Hinchcliffe an Will Power vorbei auf Position 2 schieben. Außerhalb der Top 10 verlor Graham Rahal mit einem elektronischen Motorenproblem viel Zeit.

In Runde 45 führte ein abgefahrenes Teil von Sebastian Bourdais Dragon Racing Chevrolet zur dritten Gelbphase. Die Mehrzahl der Fahrer nutzte dies zu einem weiteren Boxenstopp. Oriol Servia hingegen blieb auf der Strecke und übernahm so die Führung. Kurz vor dem geplanten Restart blieb Josef Newgarden in Runde 50 mit einem Problem an der elektronischen Kupplung (Endplatzierung 23) liegen. Pünktlich zur Rennmitte konnte dann endlich der Restart erfolgen. Scott Dixon hatte sich zu dieser Zeit, von Startplatz 20 kommend, auf Platz 10 vorgekämpft. In Runde 63 holte Oriol Servia seinen Pitstop nach und gab die Führung an Helio Castroneves ab. Beim Anfahren kam es bei Servia aber zu Problemen in der Kraftübertragung und er verlor drei Runden (Endplatzierung 17). In Runde 65 blieb dem amtierenden Meister Ryan Hunter-Reay das elektronische Gaspedal stecken und das führte zu einer kleinen Kollision mit Graham Rahal. Nach einer längeren Reparaturpause in der Box konnte Hunter-Reay das Rennen erst mal fortsetzen, musste es aber nach 79 Runden endgültig aufgeben (Endplatzierung 18). Auch die schon das ganze Wochenende sehr langsame Ana Beatriz (Endplatzierung 22) musste nach 55 Runden das Rennen mit mechanischen Problemen an ihrem Dale Coyne Racing Honda beenden. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie schon mehrere Runden Rückstand.

Nur drei Runden nach Oriol Servia kam auch Tristan Vautier an die Box. Mit einem ähnlichen Problem wie sein Teamkollege Simon Pagenaud musste er, auf Platz 4 liegend, das Rennen beenden (Endplatzierung 21). Vautier hatte bis zu diesem Zeitpunkt ein hervorragendes Rennen gezeigt und sich immer in der Spitzengruppe um Helio Castroneves, James Hinchcliff, Will Power und Simona de Silvestro gehalten. In Runde 73 löste Sebastian Saavedra (Endplatzierung 20) die vierte Gelbphase aus. Zuerst beschädigte er sich bei einem Ausritt den Frontflügel und versenkte dann, mit mangelndem Abtrieb auf der Vorderachse, seinen Dragon Racing Chevrolet in Turn 10 in die Reifenstapel. Alle Fahrer gingen für ihren letzten Stopp an die Box. Abgesehen von James Hinchcliff, der wieder die härteren Reifen aufziehen ließ, wechselten alle Topfahrer auf die weicheren, roten Option-Tyres. Toni Kanaan verlor einige Plätze, weil er beim Anfahren den Motor abwürgte.

Vor dem angesetzten Restart in Runde 79 zeigte sich JR Hildebrand (Endplatzierung 19), der vorher schon zweimal durch Überholen unter Gelb aufgefallen war, sehr unaufmerksam. Er fuhr Will Power auf den rechten hinteren Reifen und flog über das ganze rechte Cockpit. Dabei fügte er natürlich dem auf Platz 3 liegenden Penske Chevrolet einigen Schaden zu. Nach zwei Reparaturstopps fand sich Will Power auf Platz 16 wieder, am Ende der Führungsrunde. Das leider übliche Pech scheint auch in dieser Saison am mehrfachen Vizemeister zu haften.

In Runde 85 konnte das Rennen fortgesetzt werden. Direkt in Turn 1 rutschte Helio Castroneves ein wenig zu weit nach außen und James Hinchcliffe konnte so die Führung übernehmen. Castroneves übte mit seinen weicheren und schnelleren Reifen einigen Druck auf Hinchcliff aus, der aber keine Fehler machte. Hinter diesem Duo musste Simona de Silvestro Benzin und Reifen sparen und konnte das Tempo nicht mehr halten. Ihr Teamkollege Toni Kanaan folgte auf Platz 4 vor Marco Andretti und Scott Dixon. In Runde 104 wurde die Aufholjagd von Will Power durch einen Schaden am rechten Hinterrad und den folgenden Dreher beendet. Nach zwischenzeitlich Platz 12 fiel er wieder auf Platz 16 zurück, den er auch halten sollte.

Die Option-Tyres von Simona de Silvestro bauten auf der Hinterachse zu dieser Zeit stark ab und Marco Andretti nutzte diese Verzögerung, um erst an Toni Kanaan und in Runde 109 auch an Simona de Silvestro vorbeizugehen, die später auch Kanaan ziehen lassen musste. Vorne konnte Helio Castroneves mit abbauenden Reifen auch James Hinchcliffe nicht mehr attackieren, der so zu seinem ersten IndyCar-Rennsieg überhaupt fahren konnte. Im Kampf um Platz 5 kam es zu einem spektakulären Finish, als Scott Dixon, Simona de Silvestro und E.J. Viso nebeneinander in dieser Reihenfolge die Ziellinie überfuhren. Dahinter komplettierten Takuma Sato, Justin Wilson und Alex Tagliani die Top 10. Auch durch Beschädigungen an ihren Wagen gehandicapt fuhren Sebastian Bourdais mit Platz 11 und Graham Rahal mit Platz 13 ein unauffälliges Rennen. Charlie Kimball (Platz 12), Ed Carpenter (Platz 14) und James Jakes (Platz 15) konnten das Rennen in der Führungsrunde noch vor Will Power beenden.

Das ohnehin sehr gute Rennen von James Hinchcliff, der jederzeit in den Top 5 zu finden war, wurde durch die Strategie, beim letzten Stopp weiter auf die haltbareren schwarzen Reifen zu setzten, mit dem Rennsieg gekrönt. Die roten Option-Tyres trübten hingegen das sehr gute Rennen von Simona de Silvestro ein wenig, die am Ende den Podiumsplatz noch verlor. Sie konnte fast im gesamten Rennen die Geschwindigkeit der Toppiloten, die alle sehr nah beieinander lagen, mitgehen. Nur Will Power fuhr bis zur ersten Gelbphase in einer eigenen Liga. Im Rennen setzte sich auch die leichte Überlegenheit der Chevrolet-Triebwerke fort. Es konnte mit Scott Dixon nur ein Honda-Pilot in die Top 7 fahren. Auffallend viele Wagen sind aufgrund von technischen bzw. elektronischen Problemen im Bereich Antrieb, Kupplung und Getriebe liegen geblieben. Daran sollte dringend von den Teams gearbeitet werden. Auch sollte die IndyCar sich Gedanken über die Länge der Gelbphasen machen. Jede einzelne dauerte mindestens fünf Runden, auch wenn nur ein Flügelteil von Bourdais aufgesammelt werden musste. Und der liegengebliebene Wagen von Josef Newgarden führte zu einer Verlängerung um weitere fünf Runden. Dies machte das eigentlich für St. Petersburg ganz gute Rennen zu einer sehr zähen Veranstaltung, mit mehr Gelb als Grün zwischen Runde 20 und 85.

Sehr erfreulich haben sich die Zuschauerzahlen für das erste Wochenende der IndyCar entwickelt. An der Strecke konnten mit rund 100.000 Zuschauer mehr als im Vorjahr begrüßt werden. Auch das Rating bei NBC Sports hat sich um 53% von 0.17 auf 0.26 erhöht. Das ist in dieser Hinsicht der beste Saisonstart seit 2009.

Zum Abschluss noch der Link zur Statistikseite der IndyCar und der Hinweis auf das nächste Rennen im Barber Motorsportpark am 07.04.2013.

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Deutscher Auto Blogger Digest vom 27.03.2013 › "Auto .. geil" 28 März, 2013 - 06:10

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