Um ein Haar wäre es ein Saisonauftakt nach Maß geworden für die neugestartete FIA GT Series, doch es hakte dann doch an der einen oder anderen Ecke…
Das Qualifikationsrennen am Ostersonntag bot grandiosen Rennsport auf trockener Strecke – auch wenn das Feld leider schon vor dem Start auf 22 Fahrzeuge dezimiert war, da der AF Corse-Ferrari nach einem Trainingsunfall zurückgezogen werden musste. Doch das hinderte Sebastian Loeb/Alvaro Parente und René Rast/Nikolaus Meyr-Melnhof nicht daran, sich fast das ganze Rennen über um die Spitze zu streiten. Schon in der Startrunde übernahm Rast im WRT-Audi die Führung und behauptete sie gegen einen starken Alvaro Parente, der Rast in fast jeder Runde am Ende der langen Geraden angriff, jedoch nicht vorbei kam. Das Spielchen wiederholte sich nach dem Fahrerwechsel, Gentleman-Driver Meyr-Melnhof wehrte sich beherzt gegen den neunmaligen WRC-Champion und Lokalmatador Loeb. Erst drei Runden vor Schluss konnte dieser den Österreicher in genau der Haarnadel, in der er es stets versuchte, austricksen und sich den Sieg beim Debüt sichern. Eingewöhnungszeit? Wer braucht denn sowas… Dahinter zeigte der junge Deutsche Maximilian Buhk eine gute Performance und hätte, hätte das Rennen noch wenige Minuten länger gedauert, auch noch um Rang 2 kämpfen können.
Am Montag regnete es; die Ränge waren trotzdem gut besetzt. Es war allerdings so nass, dass das Rennen erst nach zwei Runden hinter dem Safety Car richtig gestartet wurde, eine verständliche Maßnahme. Der Kampf an der Spitze glich dem aus dem Quali-Rennen am Vortag: Der Pro-Am-Audi von WRT mit Mayr-Melnhof jagte Loeb im eigenen McLaren. Obwohl das WRT-Team einen langsamen Boxenstopp hatte, wurde es an der Ausfahrt eng doch Parente behauptete die Spitze. Die beiden setzten das Dauer-Duell engagiert fort, bis Parente schließlich in Runde 29 eine Lücke sah, die sich – wenig überraschend – schnell schloss, sodass er Rast auf den hinteren Kotflügel fuhr und dieser sich drehte. Und ab diesem Zeitpunkt wurde es konfus.
Eine Strafe für diesen in der Tat vermeidbaren Kontakt wäre angebracht gewesen und eine Untersuchung gegen das Auto mit der #9 wurde auch eingeleitet – doch die Durchfahrtsstrafe wurde schließlich dafür ausgesprochen, dass Sebastien Loeb seinen Gurt löste, bevor das Auto in der Box zum Stillstand gekommen war. Das ist korrekt und muss auch so gehandhabt werden, da es sonst nicht mehr zu kontrollieren ist, die Strafe somit gerechtfertigt. Rast/Mayr-Melnhof gewannen das Rennen augenscheinlich, doch die Freude sollte nicht von langer Dauer sein.
Denn nach dem Rennen wurden die beiden mit einer nachträglichen Durchfahrtsstrafe belegt, da während des Boxenstopps der Motor weiterlief. Und schließlich konnte sich die Rennleitung auch noch dazu durchringen, weit nach Rennende Alvaro Parentes ungestümen Rempler zu bestrafen, sodass beide ihre guten Platzierungen verloren. Es blieb beim Sieg für WRT, denn so rückten die beiden Pro-Autos mit Stippler/Sandström und Ortelli/Vanthoor auf die Ränge 1 und 2 vor, Buhk/Day bekamen wieder den dritten Rang zugesprochen.
Am Ende des Hauptrennens standen – Strafen hin oder her – fünf Audi in den Top 6. Hat Audi einen Vorteil in der Balance of Performance? Möglicherweise, aber ich bin mir da nicht so sicher. WRT ist ein starkes und erfahrenes Team, das auch vom engen Kontakt zu Audi bzw. zum VW-Konzern profitiert und so mit drei starken Fahrertrios aufwarten konnte. Auch Phoenix Racing mit Kumpen/Ide ist keine Überraschung auf Rang 4, höchstens noch Viera/Campanico (Novadriver), die nach der Strafe für Rast/Mayr-Melhof die Pro-Am-Klasse gewonnen haben, doch diese Klasse ist auch schwierig einzuschätzen. McLaren und Mercedes konnten sehr gut vorn mithalten, die BMWs des brasilianischen Teams haben mich im Trockenen am Sonntag positiv überrascht. Nachjustiert werden wird sicherlich dennoch bis zu den nächsten Rennen, da sind FIA und SRO bekanntermaßen eifrig bei der Sache.
RTL Nitro machte beim Einstand einen guten Job, vergleichbar mit den GT Masters-Übertragungen auf Kabel 1. Die kompakte Vor- und Nachberichterstattung mit Fahrer-Interviews war in Ordnung, das Kommentatoren-Duo mit Peter Reichert, den man aus der Formel 1-Berichterstattung kennt, und dem GT3-Piloten Thomas Jäger lieferte einen überzeugenden Einstand ab. Man erklärte die wesentlichen Rahmenbedingungen einschließlich Balance of Performance, ohne dabei so nervig zu sein, wie es Waßer/Danner bei jedem F1-Rennen hinbekommen. Kleinere Fehler hier und da können immer passieren und wurden meist korrigiert, und Jäger lieferte gute Einblicke in Technik und Taktik. Enthusiasmus war in gesundem Maße vorhanden, aber nicht so aufdringlich wie bei SRO-Hauskommentator John Watson. Bitte weiter so!
(Bildquelle: Audi)
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