Nächster Kurs, andere Reifenmischungen. Der GP von Bahrain dürfte trotz seines Layouts auch in diesem Jahr wieder sehr spannend werden.
Die Reifen bleiben weiter das Hauptthema in der Formel Eins und die Kritik von Piloten und Teamverantwortlichen an den diesjährigen Mischungen von Pirelli reißt nicht ab. Dabei kann der Reifenhersteller nicht mal was für die zerbröselnden Gummis. Es waren Bernie Ecclestone und Jean Todt, die Pirelli darum gebeten haben, die Reifen für dieses Jahr noch etwas weicher zu machen. Grund waren vor allem die Rennen im letzten Saisondrittel. Nachdem sich die Teams auf die Situation eingestellt hatten, konnte sie mit den Medium fast eine Renndistanz hinter sich bringen, und genau das wollten die FIA und Bernie vermeiden. Das Problem ist auch nicht, dass die Reifen schnell abbauen, das Problem ist das kaum zu kontrollierende Graining. Für das Rennen in Bahrain hat Pirelli nun reagiert.
Eigentlich wollte man die „Soft“-Variante an den Start bringen, hat sich aber kurzfristig, und vor allem nach den Erfahrungen in China, für die „Medium“- und „Hard“-Mischungen entschieden. Die „Medium“ ähneln laut Pirelli der letztjährigen „Soft“-Mischung und bisher haben diese Reifen auch eine Mischung aus Haltbarkeit und gleichmäßigem Abbau gezeigt. Die „Hard“ waren in Malaysia drauf und damit hatten einige Teams so ihre Probleme, denn man bekam nicht richtig Temperatur rein. Vor allem Lotus und McLaren sahen mit der „Hard“-Mischung nicht so gut aus. Dass man auf die „Soft“ verzichtet, ist ein richtiger Schritt. In Bahrain ist es heiß, der Asphalt ist nicht ohne, es gibt einige schnelle Kurven und dazu kommt der Sand, der immer wieder auf Strecke kommt und wie ein Reibeisen wirkt. Vermutlich wären die „Soft“ nach zwei Runden hin gewesen.
Grundsätzlich fordern einige Teams, dass Pirelli die Mischungen ab „Medium“ aufwärts wieder verändert und härter macht. Die Chancen, dass das bis Ende Mai passieren könnte, stehen nicht schlecht, zu groß ist die Kritik auch in den Medien.
In Bahrain dürfte sich Red Bull über die veränderten Mischungen freuen. In Malaysia war man mit diesen Reifen überlegen, und auch wenn Bahrain eine etwas andere Charakteristik aufweist, sehe ich die Weltmeister wieder ganz vorne. Der Kurs lag dem Red Bull im letzten Jahr, vor allem der Mittelsektor mit seinem schnellen Infield. Die langen Geraden stören zwar, dafür scheint bei Red Bull der Reifenverschleiß mit den härteren Mischungen sehr gut zu sein.
Ferrari sollte auch schnell sein. Man hat hier einige Male gewonnen, die Medium passen auf den F138. Überhaupt scheinen die Upgrades aus China noch mal etwas gebracht zu haben. Ferrari berichtet aber weiterhin, dass man noch viel Entwicklungspotenzial im Auto erkennen kann, was die Konkurrenz vermutlich nicht so gerne hört. Da Alonso in Malaysia ausgefallen ist und Massa nicht um den Sieg kämpfen konnte, fehlen mir hier Vergleichswerte. Wie gut der Wagen wirklich ist, wird man dann hoffentlich am Wochenende sehen.
Mercedes sehe ich in Bahrain durchaus auch vorne. In Malaysia konnte man mit den „Medium“ gut mithalten und fiel erst mit der „Hard“-Mischung etwas zurück. Erfreulich waren vor allem die Sektorzeiten in Malaysia, weil man in den schnellen und mittelschnellen Bereichen nahe an den Red Bull war. Die langen Geraden in Bahrain helfen dem Mercedes, es könnte also gut sein, dass man die hier auch für ein Podium im Auge habe muss. Dringend erforderlich wäre das mal für Nico Rosberg, dem in diesem Jahr das Pech hinterher läuft. Bisher hat er gegen Hamilton das Nachsehen, der sich erstaunlich schnell im neuen Team zurechtfindet.
Lotus ist mal wieder mit einem Fragezeichen versehen. Auch hier gilt: Wenn man in Bahrain schnell ist, dann traue ich Räikkönen auch zu, auf den anderen Strecken um den Sieg kämpfen zu können. Tatsächlich ist mir das Team da den letztendlichen Beweis noch komplett schuldig geblieben. Auffallend ist auch, dass Romain Grosjean in diesem Jahr kaum zu sehen ist. Konnte er im letzten Jahr mit anständigen Rennen und Rundenzeiten aufwarten, fällt er dieses Jahr stark gegenüber Räikkönen ab. Ursache dafür könnten die Reifen sein, die besser zur sanfteren Fahrweise des Finnen passen.
McLaren hat in China mal wieder etwas Flagge gezeigt, aber ich bezweifele, dass sie wirklich schon so weit sind, dass sie wieder vorne mithalten können. Im Grunde fehlt dem Team rund eine Sekunde pro Runde, was enorm viel ist. Dazu kam, dass China die aerodynamischen Schwächen des Wagens kaschiert hat. In Bahrain wird das wieder anders aussehen.
Dahinter werden sich Sauber, Force India und Toro Rosso um die Plätze streiten. Die Inder scheinen vor allem in der Quali noch einen deutlichen Vorteil zu haben, im Rennen steht ihnen auch der Reifenverschleiß im Weg. Aber nicht vergessen: In Malaysia hat Adrian Sutil das Rennen sogar angeführt und die gleiche Reifenmischung gibt es auch in Bahrain. Toro Rosso ist im Rennen auch nicht zu unterschätzen, vor allem, weil sie bisher auf allen Kursen im Rennen einen guten Eindruck gemacht haben. Die Quali-Schwäche müssten sie allerdings dringend ablegen.
Williams hofft nur noch, und das schon ganz offiziell. Per Pressemitteilung ließ man wissen, dass man in Bahrain ja immer gut unterwegs gewesen sei, warum also auch nicht in diesem Jahr. Aber der von Mike Coughlan mitentwickelte Wagen funktioniert nicht, man ist klar das schwächste Team im Mittelfeld. Und der Abstand nach vorne ist riesig. Konnte man im letzten Jahr noch regelmäßig Maldonado in die Top Ten bringen, fehlen jetzt mindestens 1.5 Sekunden. Man muss auch kein Hellseher sein, um vorherzusagen, dass Williams diesen Abstand mit dem vorhandenen Budget 2013 nicht wird aufholen können. Dazu kommt ja noch die Entwicklung des 2014er-Autos, das im kleinen Team weiter Ressourcen bindet.
Was im letzten Rennen ein wenig untergegangen ist: Caterham hatte van der Garde in einen modifizierten Wagen aus dem letzten Jahr (!) gesetzt. Das spricht schon für Verzweiflung, denn offenbar weiß man nicht so genau, was am neuen Auto eigentlich nicht funktioniert und man sucht den direkten Vergleich. Und der fällt dann auch schlecht aus, denn so viel langsamer war van der Garde dann auch nicht. Im Übrigen auch nicht im Vergleich zum neuen Marussia. Ich bin gespannt, wie Caterham die Probleme mit dem Auto lösen will.
Strategie:
Bahrain ist ein Kurs, dessen Oberfläche eher weniger aggressiv mit den Reifen umgeht. Problematisch sind die schnellen Kurven im Infield und, wie erwähnt, der Sand, der auf die Strecke geweht wird. Deutlich mehr Sorgen können einem die Bremsen machen, die mehrfach hart belastet werden und bei der Hitze nicht mehr richtig abkühlen. In den letzten Jahren haben die Teams in Bahrain besondere Bremsbelüftungen genutzt, die allerdings die Aerodynamik beeinflussen.
In Sachen Reifen wird man unterschiedliche Strategien sehen. Einige Teams kommen mit den Medium besser klar (Ferrari, Lotus), andere ziehen lieber die harten Reifen auf, weil man damit sehr konstante und lange Stints fahren kann. Eine Zweistoppstrategie könnte man vor allem bei McLaren sehen, aber ich bin mir nicht sicher, wie lange man mit den Medium durchhalten kann. Da die Boxenein- und -ausfahrt in Bahrain eher kurz ist, machen zwei Stopps eigentlich wenig Sinn, man verliert zu viel, wenn man seine Reifen dauernd schonen muss.
Natürlich gibt es die Möglichkeit einer Strategie, wie sie Red Bull in China gezeigt hat. Schauen, dass man in die Top 10 kommt, um dann zwei Stints mit den harten Reifen zu fahren. Die Medium sollten am Ende, wenn die Strecke mehr Gummi hat und die Autos leicht sind, bis 18 bis 20 Runden aushalten können. Die „Hard“ könnten bei vorsichtiger Fahrweise mehr als 20 Runden durchhalten. Eine Variante sähe also so aus: Start auf Hard, Stopp 1 Hard, Stopp 2 Hard, Stopp 3 Medium. Der Nachteil ist allerdings, dass man dann weit hinten steht und in der ersten Kurve hat man schnell einen Flügel verloren. Meine bevorzugte Variante wäre daher: Start Medium und dann die „Hard“ zu nehmen, am Schluss noch mal, wenn vorhanden, einen Satz der „Medium“.
Zur politischen Situation
Die ist bei Weitem nicht mehr so angespannt wie noch vor zwei Jahren, beruhigt hat sich die Lage aber nicht komplett. Es gibt weiterhin Proteste, die die Polizei teilweise mit Tränengas auflöst. Das Königshaus und die Opposition sind seit ein paar Wochen wieder in Gesprächen, wirklich bewegt hat sich da allerdings nichts. Laut der BBC steht man sich eher feindselig gegenüber. „Reporter ohne Grenzen“ und „Amnesty International“ betrachten die Situation in Bahrain als „kritisch“, besonders, was die Verletzung von Menschenrechten angeht. Gleichzeitig gibt es in der Opposition aber auch einen starken Einfluss radikaler Islamisten, die den anstehenden Grand Prix für ihre Zwecke zu instrumentalisieren versuchen. Grundsätzlich sehe ich die Verwicklung von Sport und Politik immer etwas kritisch, wir hatten ja auch schon die Diskussion, ob die F1 überhaupt in Ländern wie China oder Russland starten sollte. Mein Gefühl (und mehr ist es wirklich nicht) in Sachen Bahrain ist aber, dass der Grand Prix und die damit verbundene mediale Aufmerksamkeit, vielleicht auch einen Teil dazu beigetragen hat, dass sich das Königshaus den nötigen Reformen teilweise geöffnet hat.
Joe Saward hat ebenfalls eine kurze Einschätzung zum Thema.
1 Kommentare
[…] RacingblogFormel Eins: Vorschau GP Bahrain 2013Nächster Kurs, andere Reifenmischungen. Der GP von Bahrain dürfte trotz seines Layouts auch in diesem Jahr wi… […]
Comments are closed.