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BTCC: Vorschau Donington Park 2013

von Sebastian Focks
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Donington Park

Morgen steht für die BTCC in Donington Park die zweite Saisonstation mit den Meisterschaftsrennen vier, fünf und sechs auf dem Programm. Können Jason Plato und MG KX Momentum Racing die gute Form aus Brands Hatch bestätigen?

Donington ParkTypisch britisch können wir aber auch erst mit dem Wetter anfangen. Nach dem verfrorenen Saisonauftakt hält nun auch in England der Frühling Einzug. Damit dürften bessere Bedingungen herrschen, um die Performance der einzelnen Fahrzeuge einschätzen zu können und – noch wichtiger – Aussagen über den Einfluss des in dieser Saison neu eingeführten weicheren Option-Tyre zu treffen.

Zur Erinnerung: Der Option-Tyre muss von jedem Fahrer in einem der drei Rennen am Sonntag gefahren werden. In Brands Hatch wirkte er bei den meisten Fahrern aufgrund seines rapiden Abbaus aber eher als Nachteil. Interessanterweise gaben sich die BTCC-Verantwortlichen aber nach dem ersten Rennwochenende sehr zufrieden und ließen verlautbaren, dass Dunlop mit dem Option-Tyre ihre Erwartungen vollkommen erfüllt habe. Entweder entspricht das der Wahrheit und man wollte tatsächlich einen Reifen, der zunächst schnell ist, dann aber kaum eine Renndistanz durchhält, oder es handelt sich um eine Pressemitteilung aus der Marketing-Abteilung …

Beim Saisonauftakt schienen einzig die Honda mit dem Doppelsieg in Rennen drei ganz gut über eine volle Distanz mit der weicheren Reifenmischung klarzukommen. Gordon Shedden fuhr sogar von Startplatz 23 auf P2 vor. Rob Austin zeigte in Rennen eins zwar ebenfalls einen guten Speed, verlor mit zunehmender Renndauer aber seine Führung und in der Folge auch schnell Boden auf die Spitze. Wegen der niedrigen Temperaturen in Brands Hatch sind alle Aussagen zum weicheren Reifen jedoch ohnehin nur vorläufig. Hinzu kommt, dass das Streckenlayout von Brands Hatch selbst für englische Strecken sehr verwinkelt ist und generelle Rückschlüsse daher schwierig sind. Hier sollte Donington ein besserer Indikator sein.

Donington Park also. Vielen vor allem bekannt wegen des legendären, verregneten Europa-GP der Formel 1 im Jahr 1993. Es gibt einige Leute, die den Kurs in der Grafschaft Leicestershire sehr mögen; ich persönlich mag Donington dagegen nicht so gerne. Warum das so ist kann ich nicht erklären und deshalb soll es jetzt auch keine weitere Rolle spielen. Und eigentlich gehört auch Donington zu den klassischen britischen Rennstrecken mit schönen mittelschnellen Kurven, die sich durch eine leicht hügelige Parklandschaft schlängeln. Im Prinzip gibt es ja ohnehin nur zwei Möglichkeiten, wie Rennstrecken in Großbritannien entstehen. Variante A: Man hat ein ehemaliges Airfield, auf dem irgendwann Rennen ausgetragen werden und es entwickelt sich eine Rennstrecke (bspw. Silverstone, Snetterton, Croft). Oder Variante B: Es gibt einen adeligen Grundbesitz mit einem Estate (Herrenhaus) und der optimalerweise rennbegeisterte Lord kommt irgendwann auf die Idee, automobile Wettkämpfe auf seinen Gartenwegen stattfinden zu lassen (hierzu zählt neben Donington bspw. auch Oulton Park oder Goodwood). Soviel zur Historie.

(Und bevor sich jetzt jemand über diese Ausführung aufregt, sei angemerkt, dass das einfach british und ironisch zu verstehen ist. Natürlich weiß ich, dass es auch andere Rennstrecken auf der Insel gibt: Knockhill und Rockingham sind hierfür ein Beispiel.)

Die BTCC fährt morgen ihre drei Rennen auf dem 3,149 Kilometer langen National-Circuit von Donington, der – nachdem die großen Pläne, in Donington wieder F1-Rennen stattfinden zu lassen, gescheitert waren – wieder in einen rennfähigen Zustand versetzt wurde. Hier einige Innformationen zur Strecke. Im letzten Jahr ging der Sieg in Rennen eins an Mat Jackson im damals noch nach S2000-Reglement aufgebauten Ford-Focus. Rennen zwei und drei sicherte sich Gordon Shedden im Dynamics-Honda, der damit nach einem mehr oder weniger verkorksten Saisonauftakt den Grundstein für die spätere Meisterschaft legte.

Auch dieses Jahr sollte man vor allem die Honda von Dynamcis und Eurotech auf der Rechnung haben. Weitere Favoriten sind natürlich die MG mit Jason Plato und dem in Brands-Hatch sehr überzeugend fahrenden Sam Tordoff. Interessant zu beobachten werden die Motorbase-Ford sein. Nachdem man beim Saisonauftakt sowohl vom mangelnden Speed als auch der fehlenden Zuverlässigkeit überrascht zu sein schien, war man in der Zwischenzeit zwei Mal testen und ist sich nun sicher, zumindest die technischen Probleme aussortiert zu haben. Geht der Focus wieder ähnlich gut wie zum Ende der letzten Saison, muss man mindestens Mat Jackson auf der Rechnung haben. Ähnliches könnte für die West-Surrey-BMWs gelten, aber obwohl man zwischendurch auch einen (sehr verregneten) Testtag eingelegt hat, ist unsicher, ob man mit dem neu entwickelten Auto wirklich schon ganz vorne mitfahren kann. Das Salz in der Suppe dürften wieder die Toyota von Wrathall (Dynojet), Morgan (Cicely) und Newsham (Speedworks) sowie Rob Austin mit seinem Audi sein. In der Jack-Sears-Trophy möchte Liam Griffin seine gute Leistung beim Saisonauftakt weiter bestätigen. Härtester Konkurrent dürfte Lea Wood im Vauxhall Vectra sein. Aber auch James Kaye und David Nye zeigten überraschend gute Leistungen.

Was gibt es sonst noch neues?

Mat Neal wird am Wochenende sein 500. (!) BTCC-Rennen fahren. Das ist nicht schlecht für einen „gerade erst“ 46-Jährigen. Dabei ist interessant, dass sich Neals Karriere in zwei klar zu unterscheidende Phasen gliedern lässt. Von 1992 bis 2000 war er als klassischer Independent-Fahrer unterwegs und konnte insgesamt vier Mal (1993, 1995, 1999 und 2000) die Independents-Trophy gewinnen. Beeindruckend ist dabei vor allem das Jahr 2000, in dem er mit einem privat eingesetzten Nissan Primera im damals noch von Werksmannschaften dominierten Super-Tourenwagen-Feld zwei Gesamtsiege einfahren konnte. In der zweiten Phase seiner Karriere trat Neal dann vor allem als absoluter Front-Runner und Werksfahrer auf und konnte drei Mal den Gesamttitel holen. Auf btcc.net sind zwei schöne Artikel zu Neals Karriere erschienen (hier und hier).

Jason Plato wird übrigens parallel sein 400. BTCC-Rennen bestreiten. Es wäre interessant zu wissen, ob die beiden, die sich auch gerne mal nach einem Rennen gegenseitig an den Kragen gepackt haben, gemeinsam im örtlichen Pub aufschlagen, um ihre Jubiläen zu feiern.

Gute Nachrichten gibt es bei Rob Austin: Nach dem schweren Unfall in Rennen drei in Brands Hatch hat es das Team mit einer großartigen Leistung geschafft, den völlig zerstörten „Sherman“ (so wird der A4 von der Truppe genannt) wieder aufzubauen. Bemerkenswert war dabei auch eine große Unterstützung seitens der Fans. Über Facebook und Twitter hatte Austin gefragt, ob jemand T-Shirts kaufen würde, deren Erlös dann in die Reparatur des Autos fließen würde. Über 500 Shirts mit dem Aufdruck „I helped fix Sherman“ gingen dabei unter die Leute. Für Donington ist Austin zuversichtlich, die gute Pace des Audi noch zu steigern. Gegenüber btcc.net äußerte er: “On paper Donington’s a better layout for the Audi and it provides more overtaking opportunities – and I love overtaking people.”

Nicht am Start werden wir in Donington das von Andy Neate neu gegründete IP-Tech Racing Team sehen. Der Plan war, im Laufe dieser Saison zwei eigens entwickelte Chevrolet Cruze an den Start zu bringen, von denen der erste mit Neate als Fahrer in Donington debütieren sollte. Aufgrund einer „series of unforseen episodes“ verzögert sich die Fertigstellung des Autos jedoch noch erheblich. Grundsätzlich scheint man sich mit dem gleichzeitigen Neuaufbau des Teams und der Entwicklung der Fahrzeuge etwas verschätzt zu haben. Nun will man erst zur vierten Saisonstation in Oulton Park in die Meisterschaft einsteigen und vorher ausgiebig testen.

Zuletzt noch die TV-Zeiten: Qualifying ist am Samstag um 16:40 MEZ, Rennen 1 startet am Sonntag um 12:35, Rennen 2 um 15:25 und Rennen 3 um 18:15 (ebenfalls alles MEZ). Zu verfolgen wie gewohnt entweder über Astra 2D, den offiziellen ITV-Stream (aber nur mit Proxy) oder einen Stream eigener Wahl.

 

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2 Kommentare

Deutscher Auto Blogger Digest vom 20.04.2013 › "Auto .. geil" 21 April, 2013 - 05:24

[…] RacingblogBTCC: Vorschau Donington Park 2013Morgen steht für die BTCC in Donington Park die zweite Saisonstation mit den Meisterschaftsrennen vier, fünf … […]

BTCC: Rückblick Donington und Vorschau Thruxton - Racingblog 29 April, 2013 - 18:27

[…] gab es einen schönen Zweikampf zwischen Mat Neal und Jason Plato, die – wie in der Vorschau bereits geschrieben – in diesem Lauf ihr 500. bzw. 400. Rennen bestritten. Unter anderem jagten […]

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