Vor etwas mehr als 117.000 Zuschauern gastierten die V8 Supercars am vergangenen Wochenende in Neuseeland. Das erste Mal seit 2007 waren nicht die Straßen Hamiltons der Austragungsort der Rennen, sondern der Pukekohe Park Raceway.
Die Rückkehr der Strecke in den V8-Kalender wurde von den Fans durchweg positiv aufgenommen, was allein schon die hohe Zuschauerzahl zeigt. Doch auch viele Fahrer waren sich angesichts der an der Strecke herrschenden Atmosphäre begeistert, einige schlugen nach den Rennen sogar vor, ein weiteres Event in Neuseeland auszutragen. Nur einer wird für den Moment die Nase voll von Pukekohe haben: Mark Winterbottom, denn der FPR-Fahrer schien wie vom Pech verfolgt. Dabei hatte sein Wochenende mit den Startplätzen drei und fünf in den Samstagsrennen vielversprechend begonnen. Und auch am Sonntag, als er von Platz zwei bzw. sechs startete, schienen seine Chancen auf einen Sieg oder zumindest ein Podium nicht allzu schlecht. Am Ende stand Frosty allerdings mit mehr oder weniger leeren Händen da und schaffte es in keinem der vier Rennen in die Top Ten.
Rennen 1
Für eine kleine Überraschung sorgte vor dem ersten Rennen Alex Premat, der es ins Top-10-Shootout schaffte und als Sechster ins Rennen ging. Von der Pole startete zum zweiten Mal in dieser Saison Jamie Whincup, gefolgt vom bereits angesprochenen Mark Winterbottom.
Whincup erwischte einen guten Start und konnte sich gleich um ein paar Meter von Winterbottom absetzen, bis ihn ein Reifenschaden vor Turn 5 dazu zwang, noch am Ende der ersten Runde die Box aufzusuchen und die Führung an Winterbottom abzugeben. Die Boxengasse musste Whincup kurz darauf noch ein weiteres Mal durchfahren; bei seinem ersten Stop war er schneller als die erlaubten 40km/h. So sprang am Ende nur Platz 26 für den Titelverteidiger heraus.
Doch auch Winterbottom sollte es nicht besser ergehen. In Runde zwölf platzte bei voller Fahrt der linke Hinterreifen an seinem Ford Falcon und zerstörte den kompletten Kotflügel. Dies verursachte eine Gelbphase und Winterbottom musste natürlich an die Box, um die Schäden, die der Reifenplatzer verursacht hatte, flicken zu lassen. Das Rennen beendete Frosty als 19.
So erbte der Youngster und Lokalmatador Scott McLaughlin die Führung und befand sich vor seinem Teamkollegen Premat, der sich in der Zwischenzeit von Platz sechs nach vorne gekämpft hatte. Dort konnte sich der Franzose zunächst auch nach dem Restart halten, bis er aufgrund eines Defekts an der Bremse die Segel streichen musste. Dennoch sollte ihm seine Performance Mut gemacht haben, eine Platzierung auf dem Podium ist für ihn dieses Jahr definitiv möglich.
McLaughlin hingegen gab seine Führung nicht mehr ab und gewann mit 19 Jahren als bislang jüngster V8-Supercars-Fahrer ein Rennen, noch dazu sein Heimrennen, bei dem sich die begeisterten Fans von ihren Sitzen erhoben, um ihn zu feiern. Zweiter wurde Jason Bright von BJR vor Craig Lowndes im Red Bull.
Die Top 5 komplettierten van Gisbergen (Tekno) als vierter sowie Coulthard (BJR) auf Rang fünf. Eine Überraschung war sicherlich auch der achte Platz von David Reynolds (Rod-Nash-Ford), der hinter Will Davison (FPR) als zweitbester Ford ins Ziel kam. Schnellster Nissan war Rick Kelly auf Position zwölf; der beste Mercedes in Person von Lee Holdsworth schaffte es hingegen nur auf den 18. Rang. Maro Engel wurde am Ende 24.
Rennen 2
In der Qualifikation für das zweite Samstagsrennen fuhr Coulthard die schnellste Zeit vor den beiden Red Bulls von Lowndes und Whincup.
Der Start zum zweiten Rennen verlief relativ ruhig, lediglich Holdsworth (13.) blieb zunächst stehen, konnte aber, nachdem das restliche Feld an ihm vorbeigezogen war, seine E-Klasse wieder in Bewegung setzen und jagte nun dem Feld hinterher. Viel konnte er jedoch nicht mehr retten – das Ziel sah er am Ende als 25.
Doch auch der Polesitter vergeigte seinen Start. Während Holdsworth also zunächst gar nicht vom Fleck kam, fuhr Coulthard viel zu früh los, was zur Folge hatte, dass zu seiner Rennzeit zehn Sekunden addiert wurden. Seine Taktik war es nun, möglichst viel Zeit auf die Verfolger gut zu machen, sodass er in der bereinigten Gesamtwertung möglichst wenig Positionen verlieren würde.
Jamie Whincup wiederum hatte einen guten Start und konnte sich zunächst gegen den neben ihm auf Platz vier gestarteten Will Davison durchsetzen, eine Runde später überholte er sogar seinen Teamkollegen Lowndes und holte sich damit Platz zwei.
In Runde 14 musste dann das Safety Car auf die Strecke: Tim Slade (Erebus) hatte ausgangs Turn 1 sein Auto verloren und dabei eine Menge Gras und Dreck auf die Strecke geschleudert, nachdem er einmal quer durchs Gras geschlittert war. Einige Minuten später wurde die Strecke mit Laubgebläsen gereinigt und das Rennen genau zur Halbzeit wieder freigegeben.
Das Safety Car war gerade in die Box abgebogen, da musste es eine Runde später auch schon wieder zurück. James Courtney (HRT) wollte in Turn 1 innen an Bright vorbei, traf ihn dabei allerdings auf Höhe des Hinterrades und beide rutschten von der Strecke. Während Bright halbwegs unbeschadet wieder zurückfand, kollidierte Courtney mit McLaughlin, der nicht mehr rechtzeitig ausweichen konnte. McLaughlin fiel zwar weit zurück, konnte jedoch im Gegensatz zu Courtney, der im Kiesbett stecken blieb und ausschied, weiterfahren.
Fabian Coulthard dürfte sich darüber weniger gefreut haben, machte es das Unterfangen, die 10-Sekunden-Strafe auf der Strecke zumindest teilweise aufzuholen, nur noch schwieriger.
Das Rennen wurde in Runde 22 wieder freigegeben, was Lowndes wohl auf dem falschen Fuß erwischte. Zu diesem Zeitpunkt auf Platz drei liegend verbremste er sich vor Turn 5 und verlor so einige Positionen, sodass er sich im Ziel mit dem 16. Platz zufrieden geben musste.
Besser machte es da schon Whincup, als er zwei Umläufe später mit einem sensationellen Manöver gegen Coulthard die Führung eroberte und diese auch bis zum Fallen der karierten Flagge nicht wieder hergeben sollte. Kurz vor Schluss wurde es dann aber doch noch knapp als Winterbottom, der zwischenzeitlich auch an Coulthard vorbeigezogen war, versuchte, Whincup den Sieg streitig zu machen. Dies ging jedoch gründlich in die Hose: Frosty kollidierte mit dem Wagen von Whincup und zwang seinen Ford in einen Dreher. Hätte er dies nicht getan, wären wohl beide von der Strecke gesegelt.
So konnte Whincup dennoch seinen zweiten Saisonsieg feiern, vor Will Davison im zweiten FPR und Garth Tander (HRT). Coulthard landete im bereinigten Klassement auf Rang 10. David Reynolds konnte seine Leistung aus dem ersten Rennen sogar noch steigern und wurde Fünfter. Pechvogel Winterbottom schaffte es nach der Kollision mit Whincup noch auf Platz 13.
Nissan schaffte es diesmal sogar mit zwei Autos in die Top 10: Rick Kelly auf Platz sieben und James Moffat auf Platz neun. Maro Engel wurde 21. und gleichzeitig bestplatzierter Mercedes.
Die Highlights vom Samstag:
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Rennen 3
Das dritte Rennen in Pukekohe sah erneut Jamie Whincup auf der Pole Position, vor Winterbottom auf Platz zwei und Coulthard auf drei.
Winterbottom erwischte gegen Whincup den besseren Start und konnte sich außenm an ihm vorbeidrängen. Absetzen konnte er sich zunächst nicht, denn schon in der zweiten Runde musste das Safety Car auf die Strecke. Der Grund waren Tim Slade und Tony D’Alberto (TDR), die nach einer Kollision kurz vor Turn 9 Debris auf der Strecke verteilten. D’Alberto musste zudem sein Auto mit einer defekten Lenkung abstellen.
Die Teile in Turn 9 wurden schnell eingesammelt und in Runde sechs erfolgte dann der Restart. Winterbottom konnte nun zeigen, dass er mit Abstand das schnellste Auto im Feld hatte und setzte sich gleich ein bisschen von seinen Verfolgern ab. Hinter ihm entwickelten sich nun einige Zweikämpfe, der spektakulärste war sicherlich der Kampf um Position zwölf zwischen Reynolds und Bright. Beide fuhren fast eine Runde lang nebeneinander her und in Runde zehn konnte sich Bright mit einem mutigen Manöver in der schnellen Passage von Turn 10/11 gegen Reynolds durchsetzen.
Drei Runden später war es Zeit für die zweite Caution des Tages, als James Courtney nach einem Zweikampf mit van Gisbergen in Turn 8 im Kiesbett landete. Courtney wurde zwar wieder hinausgezogen, am Ende musste er sich jedoch mit Platz 22 und zwei Runden Rückstand begnügen.
Nach dem Restart in Runde 17 folgte dann der Aufreger des Rennens. Beim Versuch Winterbottom zu überholen kollidierte Whincup mit dem Ford-Piloten und beschädigte so dessen Lenkung. Infolgedessen musste Frosty mehrmals zur Reparatur an die Box, was ihn insgesamt zwei Runden kostete und bis auf Position 23 zurückwarf.
Im Ford-Lager war man aufgrund des Bump’n’Run-Manövers von Whincup natürlich wenig begeistert und so bezeichneten es einige als Karma, dass Whincup in Runde 24 einen ebenso folgenschweren wie seltenen Fahrfehler beging. Tatort war wieder mal die Haarnadel in Turn 8, in der Whincup schlicht und einfach vom Bremspedal rutschte und seinen Holden im Kies versenkte. Die Konsequenz: Wie Winterbottom verlor auch er zwei Runden und sah das Ziel als 24. und somit Letzter.
Um Whincups Auto zu bergen, wurde das Feld für drei Umläufe vom Safety Car eingefangen, ehe es in Runde 27 mit dem dritten Restart weiterging. Will Davison nutzte anschließend eine Unaufmerksamkeit Coulthards, um die Führung zu übernehmen: Coulthard hatte in Turn 8 den Bremspunkt verpasst und auf der inneren Linie eine Lücke gelassen, in die Davison stechen konnte und so am Neuseeländer vorbeikam. Der zu dem Zeitpunkt auf Platz drei liegende van Gisbergen nutzte die Gelegenheit ebenfalls und so verlor Coulthard innerhalb von drei Kurven gleich zwei Positionen.
An der Reihenfolge änderte sich dann auch nicht mehr viel, denn drei Runden vor Schluss knallte McLaughlin eingangs Start-Ziel in die Mauer, und so musste das Rennen schließlich unter Gelb beendet werden. Für Mclaughlin war der Unfall doppelt bitter, denn sein Team konnte das Auto bis zu Rennen 4 am Nachmittag nicht mehr reparieren, was auch das Aus für Rennen 4 bedeutete.
Will Davison holte somit den ersten Ford-Sieg der Saison und den ersten in Pukekohe seit neun Jahren. Davison ist nach Marcos Ambrose sogar erst der zweite Ford-Fahrer, der auf dieser Strecke ein Rennen gewinnen konnte. Auf den Plätzen zwei und drei folgten van Gisbergen und Coulthard, Vierter wurde Craig Lowndes, Fünfter Garth Tander. Bester Nissan war (einmal mehr) Rick Kelly auf Platz zehn, während Tim Slade im besten Mercedes immerhin noch 16. wurde.
Rennen 4
Die schnellste Zeit im Qualifying zum letzten Rennen des Wochenendes gelang Jason Bright, der mit einer Rundenzeit von 1:02.6524 gerade mal 0.03sec vor Jamie Whincup lag. Als Dritter startete Coulthard, das HRT-Duo Tander und Courtney komplettierte die Top fünf.
Whincup erwischte einen perfekten Start und hatte am Ende der ersten Kurven bereits mehrere Wagenlängen zwischen sich und Bright gebracht und am Ende von Runde eins waren es sogar schon 1,5 Sekunden.
Während sich an der Spitze also erstmal nicht viel tat, lieferten sich im Hinterfeld einige Fahrer harte aber stets faire Duelle. So konnte sich Premat erst im Kampf um Position 15 gegen Michael Caruso (Nissan) durchsetzen. Zwei Runden später jagte er dann zusammen mit Webb (Tekno) und Moffat (Nissan) Russell Ingall hinterher, während sie zu dritt nebeneinander in Richtung Turn 5 fuhren. Mit dem besten Ende für Moffat, der so direkt mal drei Plätze gutmachte und nun auf Platz zwölf lag. Am Ende konnte Moffat sogar auf Rang zehn vorfahren und wurde bester Nissan.
In der Zwischenzeit hatte Bright seinen Rückstand auf Whincup wieder gutgemacht und konnte in Runde zehn die Führung zurückerobern. Danach wurde es dann wieder ruhiger, bis in Runde 27 das Pech erneut bei Winterbottom zuschlug. Zu diesem Zeitpunkt lag Frosty auf Position sechs und war drauf und dran, Courtney zu überholen, als ihm ein Reifenschaden hinten links einen Strich durch die Rechnung machte. Das Rennen war für ihn natürlich gelaufen – das Ziel sah er mit einer Runde Rückstand als 24.
Unterdessen rückte Tander Whincup immer weiter auf die Pelle, bis Whincup zwei Runden vor Schluss dem Druck des HRT-Fahrers nicht mehr standhalten konnte und ihm den zweiten Platz überlassen musste.
Am Ende gewann das Rennen ein sichtlich gerührter Jason Bright, der sich gleichzeitig die Jason-Richards-Trophy sichern konnte und so für die wohl schönste Geschichte des Wochenendes sorgte. Benannt nach dem im Dezember 2011 an Krebs verstorbenen neuseeländischen V8-Supercar-Fahrer Jason Richards wurde die Trophäe an den Fahrer vergeben, der in den vier Rennen in Pukekohe die meisten Punkte holte. Richards letztes Auto in der Serie war ausgerechnet das BJR-Auto mit der #8, in dem nun Jason Bright sitzt.
Zweiter wurde, wie bereits erwähnt, Garth Tander gefolgt von Whincup auf dem dritten Platz. Dahinter fuhren nach einem eher unauffälligen Rennen Coulthard und Will Davison auf die Plätze vier und fünf. Sein Bruder Alex sorgte mit Platz sieben für eine Überraschung und lieferte seine beste Saisonleistung ab. Maro Engel wurde nur 21. – was aber immer noch reichte um erneut bestplatzierter Mercedes zu werden.
Die Highlights vom Sonntag liegen zur Zeit leider nicht vor. Sie werden an dieser Stelle nachgereicht, sobald sie im YouTube-Channel der V8Supercars hochgeladen werden.
Weiter geht es bei den V8 Supercars am Wochenende vom 3. bis 5. Mai auf dem Barbagallo Raceway. Zum Abschluss gibt es an dieser Stelle wieder die Links zur Fahrer- und Teamwertung von den Kollegen von V8Dailydump.
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