Home Formel EinsF1 Formel Eins: Analyse GP Bahrain 2013

Formel Eins: Analyse GP Bahrain 2013

von DonDahlmann
4 Kommentare

Der GP von Bahrain brachte wenig Spannung an der Spitze, dafür aber jede Menge Zweikämpfe um die Plätze hinter Vettel.

F1 Grand Prix of Bahrain - RaceSebastian Vettel hatte einen ruhigen Nachmittag, sieht man mal von den ersten paar Runden ab, in denen er erst Fernando Alonso und dann Nico Rosberg niederringen musste. Aber ab dem Moment, in dem er in Führung war, dominierte er das Rennen, wie er wollte. Er konnte es sich sogar im letzten Stint erlauben, teilweise zwei Sekunden langsamer zu fahren. Wie schnell er hätte unterwegs sein können, zeigte er in der vorletzten Runde, als er die mit weitem Abstand schnellste Runde des Rennens fuhr. Der Sieg von Red Bull kam nicht unerwartet, die Strecke liegt dem RB9 sehr, ebenso die Reifen in diesem Rennen. Ein wenig Glück hatte Vettel aber dennoch. Zum einen weil Ferrari vom Pech verfolgt war, zum anderen weil Lotus und Kimi Räikkönen in der Qualifikation gepatzt hatten.

Das Problem von Kimi bestand in seiner schlechten Startposition und dass er am Start kaum Plätze gutmachen konnte. Er steckte relativ lange hinter den gut gestarteten McLaren fest und verlor dadurch viel Zeit. Diese Zeit schleppte er über das Rennen mit sich rum, da er wegen seiner Strategie auch nicht permanent angreifen konnte. Am Ende rückte er Vettel nur auf dem Papier nahe. Der Red Bull lag nach seinem letzten Stopp nur knapp sieben Sekunden vor dem Lotus. Gewonnen hätte Kimi mit seiner 2-Stopp-Strategie sicher nicht. Selbst wenn er nach Vettels letztem Stopp vorne gewesen wäre, hätte ihn der Deutsche mit seinen frischeren Reifen problemlos stehen lassen. Und es machte auch nicht den Eindruck, dass der Lotus mit einer 3-Stopp-Strategie schneller gewesen wäre. Dennoch mal wieder ein gutes Rennen von Lotus, vor allem auch von Romain Grosjean, der sich von P11 auf P3 schieben konnte. Nach den zuletzt schwachen Rennen hatte das Team dem Franzosen ein neues Chassis gegeben, was sich offenbar ausgezahlt hat.

Anders sah die Sache bei Ferrari aus, die von allen Experten als Favoriten gewertet wurden. Doch die Italiener hatten einen rabenschwarzen Tag erwischt. Bei Fernando Alonso versagte schon in der zweiten Runde das obere Blatt des Heckflügels, das für das DRS-System zuständig ist. Der Flügel klappte zwar auf, schlug dann aber nach hinten um und ließ sich nicht mehr schließen. Alonso kam deswegen zweimal an die Box, am Ende musste man auf das DRS-System verzichten, was dem Spanier natürlich nicht half. Erstaunlich war dann sein Comeback. Mit einem langem zweiten Stint schob man Alonso wieder in die Punkte, wo er sich dann bis zum Ende auch halten konnte. Mehr als Platz 8 war aber nicht drin.

Massa war jemand, den man aufgrund seiner Reifenwahl für das Rennen ebenfalls im Auge behalten wollte. Doch schon in Kurve 4 fuhr sich Massa an einem aggressiv fahrenden Adrian Sutil ein Teil des Frontflügels ab. Sutil hatte versucht, außen zu überholen, ließ Massa aber wenig Platz, der mit den kalten Reifen auch etwas rutschte. Reiner Rennunfall, der vor allem ärgerlich für Sutil war, der mit einem platten Vorderreifen um den Kurs humpelte und nie mehr ins Rennen fand. Für Massa kam es dann noch schlimmer, da ihm im Rennen zwei linke Reifen platzten. Was nach einem guten Rennen für Ferrari aussah, endete mit einer herben Enttäuschung.

Während Vettel vorne ein einsames Rennen fuhr, war es dahinter lange nicht klar, wer den zweiten Platz erben würde. Paul di Resta war in seinem Force India lange ein Kandidat für P2, aber dann zahlte sich seine 2-Stopp-Strategie nicht aus. Der Grund war, dass er vor dem ersten Wechsel lange warten musste, damit man einen Stopp weniger machen konnte. Der Rest des Feldes hielt früher und konnte so schnellere Rundenzeiten als di Resta fahren. Als der Schotte dann wieder auf die Strecke zurückkam, musste er sich auf P9 einreihen und hing mitten im Pulk der McLaren, Lotus und Mark Webber, die um die Plätze kämpften. Dort verlor er dann viel Zeit, was sein Rennen bis zum Ende bestimmen sollte. Schlussendlich hatte er gegen die Lotus keine Chance: Räikkönen war sowieso etwas schneller, Grosjean hatte in den letzten Runden die besseren Reifen.

Mercedes sah im Rennen schlecht aus. Offenbar verlor man schnell den Grip an den Hinterreifen, was vor allem Nico Rosberg betraf. Im ersten Stint sah auch Lewis Hamilton nicht gut aus. Er verlor am Start ein paar Plätze, war dann eingeklemmt und konnte, nach eigenem Bekunden, auch nichts gegen die Konkurrenz ausrichten. Nach dem zweiten Stint veränderte sich der Wagen (so Hamilton im Interview) und er konnte sich wieder durch das Feld kämpfen. Er rang beide McLaren und Mark Webber nieder, was ihm am Ende einen guten fünften Platz brachte. Nico Rosberg hatte vor dem Rennen mit einem Podiumsplatz gerechnet, doch das Rennen lief für ihn überhaupt nicht. Nach dem ersten Stint lag er auf P4, was erwartet worden war, doch dann ging es für den Deutschen nur noch rückwärts. Die Strategie, ihn viermal an die Box zu holen, half dabei auch nicht. Warum Mercedes (und McLaren bei Button) diese Strategie gewählt hat, ist schwer zu verstehen. Vermutlich lösten sich die Reifen bei Rosberg einfach zu schnell auf und er hätte ohne den letzten Stopp noch mehr Zeit verloren. Dass man aber hinter Alonso ins Ziel kam, kann aber auch nicht Sinn der Strategie gewesen sein.

Interessant auch, dass Rosberg schon in der Mitte des Rennens mitgeteilt wurde, dass er Sprit sparen sollte. Das ist nun das vierte Rennen, in dem man einem Fahrer sagen musste, er möge im „Spritfenster“ bleiben und Mercedes ist (soweit bekannt) das einzige Team, von dem man derartige Funksprüche hört. Im Podcast hatten wir ja, halb scherzhaft, schon mal gesagt, dass der Tank des W04 vielleicht etwas klein sein könnte. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass dem tatsächlich so sein könnte, aber ungewöhnlich ist das schon. Weder McLaren, die sicher die gesamte Zeit keinen Sprit gespart haben, noch Force India, scheinen diese Probleme zu haben. Und dass man viermal die Tankmenge versehentlich zu knapp bemisst, kann ja nun auch nicht sein.

Die McLaren waren dafür am Wochenende richtig gut, zumindest verglichen mit den bisherigen Rennen. Man hatte folgende Teile am McLaren ausgetauscht: Frontflügel, Unterboden, Seitenkästen, Windabweiser, Motorabdeckung und Heckflügel. Diese B-Variante konnte den Rückstand von 1,8 Sekunden auf rund eine Sekunde verkürzen, was die McLaren deutlich weiter nach vorne brachte. Im Rennen balgten sich Button und der erstaunlich aggressive Sergio Perez fast über die gesamte Renndistanz. Perez fuhr zum ersten Mal im McLaren ein gutes Rennen und setze Button fast über die gesamte Zeit unter Druck. Teilweise gingen beide allerdings etwas weit. Einmal drückte Button den Mexikaner von der Strecke, ein anderes Mal fuhr sich Perez ein Stück seines Frontflügels ab und hätte dabei fast den rechten Hinterreifen des Briten aufgeschlitzt. Nach dem Rennen meinte Martin Whitmarsh, dass diese Aktionen deutlich zu weit gingen, er ansonsten aber nichts gegen die Zweikämpfe einzuwenden hätte. Button war etwas sauer, meinte aber gegenüber skyUK, dass er Perez, abgesehen von den Berührungen, keinen Vorwurf machen würde. Das Thema dürfte intern sicher nicht ganz so freundlich diskutiert werden. Dennoch – das war schön anzusehen und mal wieder ein „Danke“ an McLaren, dass man seine Fahrer nicht einbremst.

Weiter hinten gab es nur wenig zu berichten. Die Williams verpassten mit Maldonado knapp einen WM-Punkt, offenbar scheinen die Upgrades ein wenig Speed zurückgebracht zu haben. Die Toro Rosso konnten in Bahrain ebenso wenig in Erscheinung treten wie die Sauber, die komplett untergingen. Guiterrez musste sich sogar Charles Pic im Caterham geschlagen geben, da muss aber wohl ein Reifenproblem beim Mexikaner vorgelegen haben.

Es war insgesamt kein schlechtes Rennen und scheinbar hat Red Bull wieder die Nase vorne. Allerdings fehlt der Vergleich mit den Ferrari. Das nächste Rennen ist in drei Wochen in Spanien, bis dahin werden die Teams weiter an Upgrades arbeiten, die die Reihenfolge wieder komplett ändern können.

Das könnte Dir auch gefallen

4 Kommentare

rscsr 22 April, 2013 - 08:46

zu den Spritproblemen von Mercedes, nach dem Rennen hat sowohl Nico Rosberg als auch Niki Lauda gesagt, dass das üblich ist, 5-10kg zu wenig Benzin mitzunehmen, weil davon ausgegangen wird, dass man sowieso irgendwann hinter jemand anderem steckt, und dann eh nicht so viel verbraucht. Und mit dem weniger an Gewicht am Anfang des Rennens kann man halt am Anfang um das schneller fahren.

Athoni 22 April, 2013 - 09:03

@Don War das bei Massa nicht zweimal der rechte anstatt der linke Hinterreifen?!

DonDahlmann 22 April, 2013 - 13:29

@ Athoni: Jau, da habe ich mich vertan.

@ rscsr:
10 kg machen in Bahrain rund 0,25 Sekunden aus. Das ist sicher eine Menge, vor allem auf den ersten 10 bis 12 Runden. Auf der anderen Seite ist die Frage, was durch das erzwungene Spritsparen verliert. Mal beobachten, wie das in den nächsten Rennen ist, vor allem Spanien und Kanada. Wenn die da wieder sparen müssen, gehe ich ziemlich sicher davon aus, dass der Tank zu klein ist.

Deutscher Auto Blogger Digest vom 22.04.2013 › "Auto .. geil" 23 April, 2013 - 06:13

[…] RacingblogFormel Eins: Analyse GP Bahrain 2013Der GP von Bahrain brachte wenig Spannung an der Spitze, dafür aber jede Menge Zweikämpfe um die Plätze hint… […]

Comments are closed.