Home LMSWEC WEC: Analyse Spa 2013

WEC: Analyse Spa 2013

von DonDahlmann
1 Kommentare
WEC Spa Audi R18

Der zweite Lauf zur WEC in Spa sah drei dominante Audi im Rennen und zwei unterschiedliche Toyota, die mit Problemen zu kämpfen hatten.

MOTORSPORT - 6 HOURS OF SPA WEC 2013Toyota zeigte am vergangenen Wochenende zum ersten Mal ihren 2013er Einsatzwagen, der einige Änderungen zum Vorjahresmodell aufwies. Darunter auch ein verlängertes Heck und ein neues Hybrid-System. Es war der erste Renneinsatz des TS030 und er sollte zum Schrecken der Japaner nicht allzu lange dauern. Der zweite Toyota machte dagegen keine Probleme, zeigte aber auf, welcher Schritt Audi über den Winter gelungen ist. Der komplett überarbeitete R18 hat deutlich an Geschwindigkeit zugelegt, was allerdings auf Kosten der Reichweite geht. Offenbar hat man bei Audi die Strategie aus den letzten Jahren, mit konstant schnellen Zeiten und guter Reichweite in Le Mans zu starten, etwas verändert. Nun versucht man es mit der Flucht nach vorne. Und offenbar hat man in Spa auch noch nicht alles gezeigt.

Dass die Audi in diesem Jahr etwas durstiger sind, konnte man schon in Silverstone sehen. In Spa, wo die Strecke etwa halb so lang ist wie in Le Mans, tankte man 2012 in Runde 23 und hielt diese Sequenz auch durch. In diesem Jahr kam man in Runde 19 und schaffte im Rennen auch nicht mehr als 20 Runden. Die Toyota, auch der neue Einsatzwagen, konnten zwei bis drei Runden später kommen und sparten sich somit in den sechs Stunden einen Boxenstopp. Das sieht auf dem Papier nicht so schlecht aus, wäre da nicht der immense Zeitrückstand, den sich auch der neue TS030 einhandelte. Die Langheckvariante des R18 knallte in der Quali eine 1:58.934 min hin (2012: 2:01.579 min). Man hat also rund 2,5 Sekunden über den Winter gefunden. Diesen Abstand konnte man auch zum überarbeiteten Toyota von 2012 sehen (2:00.548 min). Der neue Wagen kam nicht über eine 2:00.757 min hinaus. Da sollte man aber berücksichtigen, dass der Wagen noch neu ist und man sicher noch im Bereich der Abstimmung arbeitet.

Im Rennen sah man von den Toyota ähnliche Zeiten, man kam mit dem neuen Wagen auf eine 2:01.847 min, aber die Audi waren mit konstanten Zeiten um 2:01 min meist rund 1,5 Sekunden schneller. Es gab allerdings nach einer Gelbphase eine Phase, in der der 2013er Toyota den Zeitabstand etwas in Grenzen halten konnte und nicht mehr als 0,5 bis 0,7 Sekunden auf den schnellsten Audi pro Runde verlor. In diesem Moment sah es aus, als könnte der Toyota doch um den Sieg mitfahren.

Das erledigte sich allerdings nach etwas mehr als der Hälfte des Rennens, als man die #7 plötzlich in die Garage schieben musste. Der Wagen litt an überhitzten Bremsen, was an einem nicht funktionierenden Hybrid-System lag. Offenbar hatte dies seinen Geist so nachhaltig aufgegeben, dass man nach einem kurzen Reparaturversuch den Wagen komplett zurückzog. Natürlich, das ist ein neues Fahrzeug, da kann so was passieren. Audi hatte in Sebring und in Silverstone ebenfalls Probleme mit dem Hybrid-System. Allerdings steht Toyota in den nächsten knapp sechs Wochen vor einer Herkulesaufgabe. Man muss beide Wagen standfest bekommen und testet das zweite Chassis im Renneinsatz erst in Le Mans. Dazu muss man den Wagen schneller machen, denn die Befürchtung ist, dass Audi in Spa bei Weitem noch nicht alles gezeigt hat.

In der Regel ist es bei Audi so, dass man die Quali mit dem Renn-Setup fährt und man im Rennen häufig schnellere Zeiten erzielen kann. Das war letztes Jahr so und das war auch dieses Jahr in Silverstone der Fall. Wenn die Strecke genug Gummi hat und der Tank leerer wird, holen die Audi gerne noch mal mehr rund 0,5 Sekunden aus dem Wagen raus. Der wahre Abstand von Toyota dürfte also etwas größer sein. Der R18 scheint dem TS030 mittlerweile in fast allen Belangen überlegen: Höchstgeschwindigkeit, Abtrieb, Bremsen. Die beiden einzigen, sichtbaren Vorteile der Toyota sind der früher einsetzende Hybrid-Antrieb und der Verbrauch.

Ausgehend davon, dass Toyota versucht auf die Distanz über weniger Tankstopps in Le Mans zumindest Druck aufzubauen, dürfte der Wagen nicht mehr als eine Sekunde, vielleicht 1,5 Sekunden pro Runde verlieren. Das sehe ich im Moment nicht und dann ist da noch das Problem mit der Standfestigkeit. Das knappe Budget der Japaner rächt sich nun, der neue Wagen hätte schon in Silverstone mit zwei Chassis antreten müssen.

Allerdings: Wie sehr Toyota in Spa das klassische „sandbagging“ betrieben hat, wissen wir natürlich auch nicht.

Der Dreifach-Sieg der Audi war also durchaus zu erwarten und auch für Le Mans sieht die Sache richtig gut aus.

Die beiden Rebellion fuhren ein ruhiges Rennen. Vorne kam man nicht ran, der Strakka-HPD stellte keine Gefahr dar und wurde von den Lola-Toyota gleich dreimal überrundet. Nick Heidfeld war wieder mal extrem schnell unterwegs und zusammen mit Lapierre/Jani hat er seine Teamkollegen im anderen Rebellion locker im Griff.

LMP2

Ein wenig ging das Rennen der LMP2 an diesem Wochenende unter, was aber teilweise der Regie geschuldet war. So richtig durchsetzen konnte sich bis in die letzte Rennstunde von den führenden Teams kaum eins. Pecom und der Morgan-Nissan von Oak mit Pla/Heinemeier-Hansson/Brundle wechselten sich zusammen mit dem mal wieder überraschend starken Jota an der Spitze ab und blieben die meiste Zeit innerhalb einer Runde. Bei Jota zahlte sich die Verpflichtung von Lucas Luhr aus, der teilweise die schnellsten Zeiten seiner Klasse in den Asphalt hämmerte.

Eine große Schrecksekunde löste der G-Drive-Wagen mit dem Ex-F1-Piloten Antonia Pizzonia aus. Dessen linke Hinterradaufhängung kollabierte ausgerechnet in Eau Rouge, was zu einem heftigen Abflug führte. Immerhin blieb der Wagen auf dem Boden und hob nicht ab, obwohl der Wagen sogar auf der Innenseite der Eau Rouge mit der Fronthaube im Gras hängen blieb. Pizzonia konnte dem Wagen unverletzt entsteigen.

Einen deutlich besseren Tag erwischten beide Lotus. Bei einem verabschiedete sich zwar ein Judd-Motor (der von Lotus unter dem Label „Praga“ eingesetzt wird), aber die Rundenzeiten waren deutlich besser als noch in Silverstone. In den Kampf ums Podium konnte man zwar nicht eingreifen, aber immerhin kam ein Wagen problemlos über die Distanz.

Am Ende entschied die Strategie den Rennausgang in der LMP2. Der Jota führte in der letzten Stunde, musste aber noch einmal kurz an die Box, um Sprit zu fassen, nachdem man vorher einmal etwas weniger getankt hatte, um Positionen im Rennen gut zu machen. Es gewann am Ende der Pecom-Wagen mit Companc/Minassian/Kaffer vor dem Oak und dem Jota. Alle drei Wagen lagen innerhalb von 30 Sekunden, was ein spannendes Rennen für Le Mans verspricht.

GTE-Pro

Schon vor dem Rennen überraschten die Ferrari F458, die in Silverstone noch Probleme hatten. Sie lieferten sich ein fantastisches Duell mit den beiden Aston Martin, die in Spa ihren dominanten Sieg aus dem letzten Rennen nicht wiederholen konnten. Das war vielleicht auch besser so angesichts der vor Le Mans drohenden Änderungen an der BoP. Dass die Aston aber richtig schnell sind, zeigten sie am Ende, als beide noch wegen eines Vergehens während Caution eine Stopp & Go absitzen mussten. Dennoch gelang mit P2 und P4 ein sehr gutes Ergebnis.

Die beiden AF Corse waren auch nicht ohne Probleme unterwegs, allerdings wurden diese eher von den Fahrern verursacht, die teilweise mit der Brechstange unterwegs waren. Am Ende setzte sich das erfahrene Duo Fisichella/Bruni vor dem Aston Martin mit Senna/Makowiecki/Bell durch. Auf P3 landete AF Corse mit Kobayashi/Vilander, die am Ende fast noch P2 erreicht hätten. Auch hier lagen alle drei Wagen innerhalb von einer Runde.

Die neuen Porsche 991 von Manthey konnten nur zu Beginn des Rennens die Pace mitgehen. Im Verlauf der sechs Stunden fielen sie langsam zurück und verloren knapp eine Runde. Ein Porsche wurde vom siegreichen AF Corse im Rennen abgeschossen und konnte nicht weiterfahren. Das Ergebnis für die neuen Porsche ist nicht schlecht, macht aber wenig Hoffnungen für Le Mans. Man darf nicht vergessen, dass die beiden Werks-Corvette fehlen, die erst in Le Mans dazu kommen. So wie die Situation aber aussieht, darf man sich auch in der GTE-Pro auf sehr spannende 24 Stunden freuen. Das sieht nach einem extrem engen Rennen aus.

GTE-Am

Hier hatte mal wieder das neue 8Star Motorsport Team die Nase sehr deutlich vorne. Das Team von Enzo Potolicchio deklassierte den Rest des Feldes um eine ganze Runde und dies auch noch, ohne dass die Aston Martin oder die Labre Corvette mit Problemen zu kämpfen hatten. Das war schon sehr beeindruckend, allerdings waren die Abstände zwischen den Teams überraschend groß. Der AMR Wagen mit Nygaard/Poulsen/Simonsen lag am Ende eine Runde vor der auf P3 eingelaufenen Corvette mit Bornhauser/Canal/Rees. Die beiden Porsche von Proton und IMSA hatten im Rennen keine Chance.

WEC Spa Audi R18WEC SpaWEC SpaWEC Spa Audi R18WEC SpaWEC SpaWEC SpaWEC Spa ToyotaWEC Spa AudiWEC Spa PorscheWEC SpaWEC SpaWEC Spa RebellionWEC Spa 2013WEC Spa ToyotaWEC Spa LMP2WEC Spa 8Star MotorsportWEC SpaWEC Spa Aston Martin

Photos: FIA WEC / FLORENT GOODEN / DPPI

Das könnte Dir auch gefallen

1 Kommentare

Deutscher Auto Blogger Digest vom 06.05.2013 › "Auto .. geil" 7 Mai, 2013 - 05:06

[…] RacingblogWEC: Analyse Spa 2013Der zweite Lauf zur WEC in Spa sah drei dominante Audi im Rennen und zwei unterschiedliche Toyota, die mit Prob… […]

Comments are closed.