Generalprobe für Le Mans, die Dritte. An diesem Wochenende ist die europäische Le Mans Serie dran, nachdem in Laguna Seca letztes Wochenende vor allem die Vor- und Nachteile von Kiesbetten präsentiert wurden.
Erst stand für die WEC mit den 6 Stunden von Spa der letzte große Test für die Topfavoriten auf den Le-Mans-Gesamtsieg an, dann folgte die ALMS mit einem 4h-Rennen in Laguna Seca und nun schließt die ELMS mit ihrem dreistündigen Lauf auf einer weiteren Traditionsstrecke diese Reihe ab. Vor zwei Jahren traten Le-Mans-Sportwagen zuletzt (und auch zum ersten Mal seit langem) auf dem Autodromo Enzo e Dino Ferrari an, und meine Befürchtung, dass es mit knapp 50 Boliden auf der engen, kurvenreichen Strecke chaotisch zugehen würde, bestätigte sich ganz und gar nicht, der Lauf der damaligen ILMC (zusammen mit der LMS) ging ohne nennenswerte Zwischenfälle und mit einem Peugeot-Doppelsieg über die Bühne. Nun tritt die runderneuerte ELMS allein dort an und wird sich vor allem auf eines freuen: Sonnenschein.
Denn der Auftakt in Silverstone, am „Super Endurance Weekend“ mit der WEC, war dermaßen verregnet, dass das Rennen zu großen Teilen hinter dem Safety Car abgespult wurde, bis man die nötige Distanz für die Punktvergabe erreicht hatte und (endlich) abbrechen konnte. Zwar soll es auch am Freitag in Imola Regenschauer geben, doch zumindest der Renntag soll bei gut 20°C sonnig werden. So wird man sich erstmals ein wirklich klares Bild vom Kräfteverhältnis in der Serie machen können, nachdem es in Silverstone dem Wetter entsprechend chaotisch zuging und kaum ein Auto im Rennen ohne Dreher blieb. Ein paar grobe Aussagen kann man zumindest in LMP2 und GTE-Pro dennoch treffen.
Es gibt allerdings auch noch einen zweiten Grund zur Freude: Das dünne Feld der ELMS wächst, und zwar gleich um fünf Fahrzeuge. 28 Autos werden in der Emilia-Romagna am Start stehen. Neu dabei ist in der LMP2-Klasse das HVM Status Grand Prix-Team mit einem Lola-Judd. Diese Kooperation wollte eigentlich in diesem Jahr die WEC bestreiten, wofür jedoch schlussendlich das Geld fehlte. Schön, dass wir den Wagen dennoch in Aktion sehen werden. Als Fahrer ist bisher nur Jonathan Kennard gemeldet, der Platz an seiner Seite ist noch offen. Die übrigen vier Neulinge starten allesamt in der GTC-Klasse: Kox Racing mit den Niederländern Peter Kox und Nico Pronk (Lamborghini Gallardo) sowie das russische SMP Racing-Team mit drei Ferrari 458 GT3 und überwiegend russischen Piloten; bekanntester Name ist da noch der Italiener Maurizio Mediani, der dieses Jahr auch für Krohn Racing die WEC bestreitet.
Soweit man das nach Silverstone beurteilen kann, trifft HVM Status GP auf ein eng zusammenliegendes LMP2-Feld. Wie in der Saison-Vorschau prophezeit, scheinen vor allem Jota Sport (Sieg in Silverstone und beachtlicher dritter Platz bei der WEC in Spa!), Thiriet by TDS (Vorjahres-Meister und weiterhin schnell, jetzt auch wieder mit Mathias Beche), Murphy Grand Prix (die Pechvögel) und Signatech-Alpine das Bild an der Spitze zu bestimmen. Greaves Motorsport (übrigens LMP2-Sieger beim Imola-Rennen 2011) tat sich in Silverstone mit dem US-Dup Dyson/Marsal schwer, bringt nun aber das Duo Kimber-Smith/Heinemeier-Hansson an den Start. Race Performance ist konstant flott, aber nicht aus eigener Kraft siegfähig; Morand Racing legte beim Debüt eine gute Quali hin, überstand aber nicht die Startrunde. Boutsen-Ginion und vor allem DKR haben gegen dieses recht dichte Feld wohl keine Chance auf vordere Platzierungen.
In der GTE siegten in Silverston Ried/Roda/Tandy im Proton-Porsche, die immer für starke und konstante Rennen zu haben sind, nun aber mit Paolo Ruberti an Stelle von Nick Tandy. Schneller war allerdings das neue Team RAM Racing, das der F1-Veteran Dan Shufflebottom über den vergangenen Herbst und Winter um sich geschart hat. Einer der beiden Ferrari 458 (Mowlem/Griffin) holte sich direkt mit drei Zehntelsekunden Vorsprung die Pole, im Rennen landeten sogar beide auf dem Podium. So feiert man seinen Einstand richtig. In Italien wird jedoch auch AF Corse versuchen, wieder auf die Erfolgsspur zurückzufinden, und auch JMW Motorsport ist mit einem Ferrari 458 und Lokalmatador Andrea Bertolini am Steuer unterwegs. Eine Bestätigung des Top-Resultats von RAM Racing auch unter trockenen Bedingungen wäre ein enormer Fingerzeig, würde es jedoch umso trauriger erscheinen lassen, dass der ACO das neue Team nicht mit einem Startplatz in Le Mans bedacht hat.
Die ELMS bestreitet das Wochenende zusammen mit der französischen GT3-Meisterschaft (FFSA-GT) und einigen weiteren Rahmenserien, u.a. der historischen Formel 3 und der XL Formula für Formel-„Youngtimer“, also ausgemusterte Wagen aus der jüngeren Monoposto-Geschichte (Formel 1 ab 1991, IndyCar, Formel Renault, Formel 3000, A1GP und Co.). Quali und Rennen der ELMS werden am Samstag ausgetragen, und zwar um 10 Uhr morgens bzw. nachmittags von 16 bis 19 Uhr. Auf der Webseite wird es wieder einen Livestream geben und Motors TV überträgt weitgehend live, macht jedoch eine Pause für die Live-Übertragung des zweiten Formel-3-EM-Rennens in Brands Hatch.
ALMS – Laguna Seca
Die entscheidende Statistik für die Beantwortung der Frage, wie das ALMS-Rennen in Laguna Seca war, ist folgende: 40 von 150 Runden wurden hinter dem Safety Car abgespult, nur eine Grünphase erreichte eine Länge von 30 Runden, die meisten waren deutlich kürzer. Das summiert sich auf eine Zeit von ca. zwei Stunden unter Gelb, also die Hälfte der gesamten Renndauer. Entsprechend zerhackt und unansehnlich war das Rennen und hier zeigt sich auch der Vorteil asphaltierter Auslaufzonen gegenüber traditionellen Kiesbetten. Wer bei letzteren einmal rausrutscht, steckt fest und muss aufwändig befreit werden.
Doch genau das ist auch – abgesehen von der Sicherheit – der Vorteil des guten alten Kiesbetts: Fehler werden bestraft, ein Ausweichen auf weite Asphaltflächen ist nicht möglich. Und genau so wurde auch das Rennen an der Spitze entschieden, denn lange hatten – durch die Cautions immer wieder zusammengetrieben – Muscle Milk und Rebellion hart miteinander gekämpft, bis es dann in der vorletzten Grünphase auf der Strecke eng wurde und es wegen eines gewagten Manövers von Jani zu einem Kontakt zwischen beiden kam, der einen Reifenschaden am Rebellion-Lola verursachte. Dieser musste zur Box und konnte die so verlorene Zeit nicht wieder aufholen, auch nicht mit Hilfe der letzten Gelbphase, denn beim letzten Restart steckten zahlreiche überrundete Fahrzeuge zwischen dem Muscle Milk-HPD und ihm. Und so gewannen Lucas Luhr und Klaus Graf nach vier Stunden für Greg Picketts Team mit gut sechs Sekunden Vorsprung.
Lange eng blieb aufgrund der zahlreichend Gelbphase natürlich auch die GT-Klasse, die viele spannende Duelle ablieferte. Am Ende siegte die Corvette von Garcia/Magnussen vor dem starken Falken-Porsche von Henzler/Sellers, die allerdings ihre Punkte (nicht aber den Platz) verloren, weil nach dem Rennen der Stall-Test, bei dem die Luftzufuhr des Motors abgedeckt wird und dieser folglich absterben sollte, nicht bestanden wurde. Dritte wurden Müller/Edwards für BMW, und einen beachtlichen vierten Rang erreichte Alex Job Racing mit dem neuen Ferrari.
Der Delta Wing hätte es beinahe über die Distanz geschafft, erst etwa eine Viertelstunde vor Feierabend, nach 104 absolvierten Runden, ging der Elan-Motor in Rauch auf. Die folgenden ALMS-Läufe sind kürzer, sodass dann tatsächlich mal eine Zielankunft zu schaffen sein sollte. Die Rundenzeiten zeigen allerdings, dass der Delta Wing wohl auch mit halber Kraft unterwegs war, um überhaupt so weit zu kommen: Zehn Sekunden fehlten in der schnellsten Runde auf die LMP1-Spitze, und immerhin soll der Wagen ja offiziell in dieser Klasse fahren.
In der LMP2 siegte – wenig verwunderlich – Level 5 mit Tucker/Briscoe und Tucher/Franchitti deutlich vor Extreme Speed Motorsport. Level 5 will nun am Grand Am-Rennen in Kansas teilnehmen, um dabei zu helfen, eine sinnvolle Balance of Performance für die UCSR zu erarbeiten. Sieger in der Prototype Challenge wurden Guasch/Diaz für PR1/Mathiasen Motorsport, in der GTC standen Cisneros/Tandy (NGT) nach einen Überholmanöver von Tandy in der letzten Runde ganz oben auf dem Treppchen.
(Bildquelle: Nissan Europe)