Mit zwei Safety Car Phasen und einer roten Flagge war das Rennen in Monaco sehr turbulent. Das galt aber nicht für den Rennausgang. Hinter den Kulissen gibt es Ärger um einen angeblich illegalen Reifentest von Mercedes.
Der diesjährige Grand Prix hat mal wieder Geschichte geschrieben. Denn es war der erste Sieg eines Silberpfeils in Monaco überhaupt und der erste Sieg für Nico Rosberg an seinem Wohnort. Dabei waren die Mercedes über das gesamte Wochenende absolut dominant und man konnte die leidigen Reifenprobleme zumindest in Südfrankreich hinter sich lassen. Das Rennen selbst war hektisch und von vielen Unfällen geprägt. Nach dem Rennen hagelte es Proteste, darunter auch gegen Kimi Räikkönen, der angeblich hinter einem der vielen Safety Cars zu schnell unterwegs war. Auch Mercedes darf demnächst bei der FIA vorstellig werden. Dazu folgt noch ein gesonderter Artikel!
Doch zunächst zum Rennen. Vor dem Rennen hatte man noch spekuliert, ob die Top-Teams mit einem oder mit zwei Stopps unterwegs sein würden. Doch schon in den freien Trainings deutete sich an, dass die Supersoft in Monaco nicht so schnell in die Knie gehen würden, wie man befürchtet hatte. Prognostiziert waren 15 bis 20 Runden, doch am Ende konnten die Reifen deutlich länger durchhalten. Dass die Mercedes in der Quali die Nase vorne haben würden, hatte man erwartet. Es wurde zwar am Ende sehr eng, da Vettel nur knapp eine Hundertstelsekunde hinter beiden Mercedes landete. Doch die Ausgangslage für das Rennen versprach interessant zu sein, spekulierte man doch weiterhin, dass die Mercedes zweimal stoppen würden.
Doch das Rennen sah dann ganz anders aus. Rosberg gewann den Start und fuhr gerade so schnell, dass er einen kleinen Abstand vor Vettel halten konnte. Drückte Vettel aufs Tempo, reagierte Rosberg dementsprechend. Bei Red Bull wartete man wohl darauf, dass die Mercedes an die Box gehen würden, was aber auch nach Runde 20 nicht geschah. Bei Red Bull holte man daraufhin Mark Webber an die Box, um eine andere Strategie auszuprobieren.
Doch bevor diese sich wirklich entfalten konnte, kam die die erste Safety-Car-Phase. Massa, der im dritten freien Training auf der Start/Zielgeraden gecrasht war und von ganz hinten starten musste, verunfallte erneut an fast der exakt gleichen Stelle. Der Wagen fuhr einfach geradeaus, schlug hart in die Leitplanken ein und kam in St. Devote zum Stehen. Die Rennleitung wartete zwei geschlagene Runden, entschied sich aber erst dann, das SC raus zu schicken, als das Medical Car für Massa angefordert wurde. Massa wurde ins Krankenhaus gebracht, aus dem er am Abend wieder entlassen wurde. Er sah nach dem Unfall etwas mitgenommen aus, die Checks im Hospital galten seiner Sicherheit. Warum der Ferrari einfach geradeaus fuhr, sagte Ferrari nicht, man bestätigte nur, dass es sich um einen technischen Defekt gehandelt hat.
Das SC spielte Red Bull und Vettel in die Hände, der rechtzeitig die Box ansteuerte und vor Rosberg wechseln konnte. Doch weil es unter Gelb eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Strecke gibt, konnte Vettel seinen Vorteil nur teilweise nutzen. Rosberg konnte seine Führung halten, Hamilton verlor jedoch zwei Plätze an Vettel und Webber, weil er bei seinem Stopp zwei Sekunden länger benötigte. Was wiederum daran lag, dass er vor seinem Stopp etwas langsamer fuhr, damit man erst Rosberg und dann ihn abfertigen konnte.
Nach dem das Rennen wieder freigegeben wurde, änderte sich an der Spitze nichts. Rosberg setzte sich minimal ab, während Hamilton versuchte, an Webber vorbei zu gehen. Doch wie das in Monaco so ist – es geht nicht ohne den Fehler des Vordermanns. Dass man dennoch überholen kann, zeigte Adrian Sutil, der er ein starkes Rennen fuhr. Er schnappte sich sowohl Fernando Alonso als auch Jenson Button in der Loews-Kurve und landete am Ende auf einem sehr guten fünften Platz.
Andere Fahrer hatten ihre Probleme mit dem Überholen. Sergio Perez war so einer. Durchaus motiviert könnte man sagen, aber wie es mit ihm gerne in den letzten Rennen so ist: eher übermotiviert. Seinen Teamkollegen Button bremste er auf der letzten Rille in der Hafenschikane aus, gleiches probierte er dann im Verlauf des Rennens gleich noch ein paar Mal mit Alonso und Räikkönen. Den Spanier konnte er hinter sich lassen, nachdem die Rennleitung entschieden hatte, Alonso habe in der Schikane abgekürzt. Bei Räikkönen ging es nicht so gut. Beim ersten Versuch mussten beide geradeaus durch die Schikane, beim zweiten Versuch, kurz vor Ende des Rennens, machte Räikkönen die Tür zu. Der Ausbremsversuch von Perez war etwas optimistisch, er war derartig weit innen nach dem Tunnel, dass er die Schikane so oder so nicht bekommen hätte. Am Ende des Rennens fiel er dann mit einem Defekt an den Bremsen aus.
Den schlimmsten Zwischenfall gab es knapp nach der Hälfte des Rennens. Max Chilton hatte die Schikane verpasst, nahm wieder Geschwindigkeit auf und fuhr in der Mitte der Straße Richtung Tabac-Kurve. Hinter ihm stürmte Pastor Maldonado heran, der wohl dachte, dass Chilton ihn vorbei lassen wollte. Doch der Brite machte die Linie zu, der Williams krachte ins Heck des Marussia, stieg auf und landete ungebremst in der Absperrung. Der Wagen wickelte sich in die TecPro Puffer und zerrte diese auf die Strecke, die dadurch unpassierbar wurde. Der Rennleitung blieb nichts anderes übrig, als das Rennen mit einer roten Flagge zu unterbrechen. Maldonado konnte zwar alleine aussteigen, hat aber laut Williams tiefe Schnitte in der Haut am Knie und an einer Hand. Chilton bekam dafür eine Durchfahrtsstrafe und entschuldigte sich nach dem Rennen bei Maldonado und Williams.
Ein paar Runden später knallte es schon wieder. Dieses Mal war es Romain Grosjean, der Daniel Ricciardo am Ende des Tunnels ins Heck rauschte. Lotus meinte nach dem Rennen, dass man Beweise dafür hätte, dass Ricciardo zu früh in die Eisen gestiegen sei. Tatsächlich passierte der Unfall recht früh an der Stelle, die FIA wertet den Vorfall daher als Rennunfall.
All das Getöse und die Unterbrechungen konnten Rosberg allerdings nicht aus der Ruhe bringen. Bei allen Restarts blieb er vorne und setzte sich schnell so weit ab, dass Vettel außer Reichweite war. Auch dass er den letzten Stint von 30 Runden auf den Supersoft absolvieren musste, half den Red Bull nicht. Nach der roten Flagge hatten alle Top-Teams auf die superweichen Reifen gesetzt und bei Vettel keimte die Hoffnung auf, dass diese am Ende des 30-Runden-Stints auf dem Mercedes vielleicht zerbröseln würden. Doch das passierte nicht. Schon nach dem ersten Stint von knapp 30 Runden hatte die Box an Rosberg gefunkt, dass seine Reifen noch zu 60 % ok seien. Es gab also keinen Grund zur Besorgnis für Mercedes. Man muss Nico Rosberg Respekt zollen. Er hat eine fehlerlose Leistung vollbracht und er war das gesamte Rennwochenende schneller als sein Teamkollege. Rosberg hat endlich gezeigt, dass er kein Underdog mehr ist, sondern zu den momentan besten Fahrern im Starterfeld gehört.
Vettel konnte am Ende auch mit dem zweiten Platz zufrieden sein. Fernando Alonso hatte ein zähes Rennen und kam nur auf P7 ins Ziel. Der Ferrari ging während des Rennens überhaupt nicht, Alonso hatte scheinbar mit Untersteuern zu kämpfen, was man in Monaco sicher nicht haben will. Der zweite WM-Konkurrent Räikkönen kam nach seinem Zwischenfall mit Perez nur auf P10 ins Ziel. Der Finne musste kurz vor Schluss an die Box und kam auf P13 wieder raus. Mit seinen frischen Reifen überholte er dann noch Bottas und Guiterrez. In der letzten Runde schnappte er sich Hülkenberg. Damit hat Vettel seinen Vorsprung in der WM von 4 auf 21 Punkte ausgebaut.
Über dem Sieg von Mercedes schwebt allerdings ein Schatten. Wie in Monaco bekannt wurde, hatte Mercedes nach dem Rennen in Spanien noch einen dreitägigen Reifentest mit Pirelli. Das Pikante daran: Der Test wurde mit dem aktuellen Auto durchgeführt. Pirelli und Mercedes behaupten, dass man die FIA vorher gefragt habe und diese den Test abgenickt hätte.
Pirelli hatte sich nach der harschen Kritik in den letzten Wochen mit dem Argument zur Wehr gesetzt, man habe für die Entwicklung der Reifen keinen aktuellen Einsatzwagen zur Verfügung. Dagegen gibt es auch wenig zu sagen. Ferrari und Red Bull beschwerten sich allerdings, dass man a) von den Tests nicht gewusst habe und dass b) Mercedes sich damit einen massiven Vorteil verschafft habe. In Monaco legte man einen Protest ein, den Mercedes und Pirelli noch vor Ort beantworten musste. Das Rennergebnis wird durch den Protest nicht beeinflusst, Red Bull und Ferrari rechneten zurecht damit, dass die Rennkommissare den Protest abschmettern und man dann zur FIA weiterziehen kann.
Zu dem Gezerre und den Hintergründen zum Test gibt es später einen eigenen Artikel!
Kurz erwähnt:
– Paul di Resta: Von Platz 17 auf Platz 9. Das schaffte der Schotte, weil er etwas früher stoppte, um dann, dank der Unterbrechung, frische Reifen für den Restart zu nehmen. Aber dennoch eine saubere Leistung!
– Caterham: In der Quali noch auf P15, im Rennen fuhren sich beide Piloten in der ersten Runde den Frontflügel ab. Am Ende wurde man auch noch von Marussia geschlagen.
– Jean Eric Vergne: Abseits aller Kameras fuhr er auf P8. Ebenfalls eine gute Leistung.
– Sauber: Wieder mit Problemen. Hülkenberg kratze an den Top 10 in der Quali, im Rennen kam er aber nicht voran. Dass er am Ende noch von Räikkönen geschluckt wurde, war dann Pech. Dennoch ist Sauber weiterhin von der Form des letzten Jahres entfernt.
2 Kommentare
Grosjean hat nach dem Rennen noch eine Strafe bekommen, in Kanada gehts 10 Plätze in der Startaufstellung nach hinten:
http://184.106.145.74/f1-championship/f1-2013/f1-2013-06/Formula%201%20Monaco%20Grand%20Prix%202013%20DocumentNumber-43.pdf
Hi Don,
diesmal fehlt mir in deiner Analyse etwas und zwar der Hinweis auf das Reifenmanagement, was dieses Jahr dazu geführt hat, dass wir in den Phasen ohne SC nur eine Prozession von ca. 20 Autos gesehen haben, die 4 Sekunden langsamer gefahren sind als sie konnten, um ihre Reifen zu schonen. Ich fand das Rennen stellenweise schrecklich langweilig, weil ja auch – abgesehen von Perez und Sutil – niemand versucht hat zu überholen. Okay und außer Hamilton, der es nach dem letzten Restart mal versucht hat und daraufhin prompt mit Graining bestraft wurde. Ich würde sagen, dass die Konstellation aus aktuellen Pirelli-Reifen und Monaco gerade eine eher unglückliche Kombination ist.
Zu Alonso: Mir ist aufgefallen, dass er wahnsinnig vorsichtig in die Zweikämpfe gegangen ist bzw. diese vermieden hat. Die Male, wo er in der Loews überholt wurde, war jedesmal einer vor ihm, dem er großzügig nach außen ausgewichen ist, was dann für den Hintermann innen die Lücke aufgerissen hat. Er hat auch selber derartige Chancen nicht genutzt, als z.B. einmal Button vor ihm aus ähnlichen Gründen innen aufmachen musste. Besonders deutlich wurde seine Vorsicht als Perez ausschied: Statt innen reinzustechen und ihn zu überholen hat er hinter ihm gewartet, bis er mit dem Auto von der Strecke war. War insgesamt ein etwas merkwürdiger Auftritt von ihm..
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