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NASCAR: Analyse Charlotte Coca-Cola 600 2013

von KristianStooss
3 Kommentare

Nachdem viele Favoriten durch Unfälle aus dem Rennen genommen wurden, gewann am Ende Kevin Harvick das Coca-Cola 600 vor Kasey Kahne, dessen Team beim letzten Boxenstopp eine Fehlentscheidung traf. Für die größte Story des Abends sorgte allerdings das gerissene Steuerkabel einer TV-Kamera, welches einige Fans verletzte und mehrere Autos beschädigte.

Fox-camera-Charlotte-cable-Coca-Coca-600-NASCARZunächst kann zum Glück Entwarnung gegeben werden, da alle drei Zuschauer, die ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten, schon nach dem Rennen wieder entlassen werden konnten. Die genauen Verletzungen sind zur Wahrung der Privatsphäre der Opfer allerdings nicht öffentlich kommuniziert worden. Sieben weitere Fans erlitten kleinere Schnitt- und Schürfwunden, jedoch war bei diesen Personen eine kurze Behandlung vor Ort ausreichend. Was war passiert? Nach einem recht zähen ersten Renndrittel löste sich plötzlich das Steuerkabel der FOX-Kamera, die die Rennfahrzeuge in luftiger Höhe weit über den Tribünenplätzen von Turn 4 ausgehend – der Zielgerade entlang – bis in Kurve 1 hinein verfolgen kann. Das (zum Glück!) aus einem synthetischen Material gefertigte Kabel stürzte anschließend auf Tribüne und Fahrbahn und sorgte für jede Menge Verwirrung, da einigen nicht sofort klar war, warum die NASCAR eine Gelbphase ausrief.

Zunächst ging man davon aus, dass (passenderweise) zwei Coca-Cola-Flaschen auf der Strecke der Grund für die Debris-Caution waren. Dann hielt jedoch Marcos Ambrose zu längeren Reparaturarbeiten an seiner Box und auch die eingespielte Wiederholung des Geschehens brachte keine wirkliche Klärung. Das lag aber wohl eher daran, dass man die erwarteten Flaschen darin nicht entdecken konnte. Wer allerdings auf das herabhängende Seil geachtet hatte, lag goldrichtig. Als die Offiziellen dann die rote Flagge rausholten und das Auto von Kyle Busch beim Parken in der Boxengasse plötzlich einen langen Riss hinter dem rechten Vorderreifen aufwies, war klar, dass nicht die beiden Flaschen der Grund für die Unterbrechung waren. Ich habe einen leisen Verdacht, dass FOX das Geschehen mit Absicht über längere Zeit nicht klar auflöste, da es schließlich ihre Kamera war und die Regie einen gewissen Anflug von Peinlichkeit ereilte.

Nachdem das ganze Ausmaß des Vorfalls offenkundig wurde, hatte die NASCAR keine andere Wahl, als den betroffenen Teams aufgrund von höherer Gewalt (no pun intended!) eine 15-minütige Reparaturpause zuzugestehen. Auch wenn dies z. B. Matt Kenseth allem Anschein nach nicht sonderlich gefiel, wäre jede andere Entscheidung wirklich lächerlich gewesen. Das Bild des Abends bot dann sicherlich Kyle Busch, der mit einem Smartphone Fotos vom entstandenen Schaden knipste, damit seine Mannschaft diesen genauer in Augenschein nehmen konnte. Da gab es seitens der Kommentatoren einige Witzchen, die den Ernst der Lage – vor allem für FOX – überspielen sollten. Dass es Verletzte gab, war zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht bekannt.

Momentan wird seitens des einsetzenden TV-Senders noch nach der Ursache für den Kabelriss gesucht. Die Kamera namens „CAMCAT“ stammt übrigens von einer österreichischen Firma und wird auf zwei weiteren Seilen über die Strecke geführt. Das Steuerkabel hält normalerweise einer Belastung von 9.300 Pfund stand und erfuhr am Renntag lediglich ein Gewicht in Höhe von 900 Pfund. Zudem wurde das – weniger als ein Jahr alte – Seil vor Auslieferung durch den Hersteller zertifiziert und später erneut durch die erwähnte Firma geprüft. Bis zur endgültigen Klärung des Vorfalls wird das CAMCAT-System nicht mehr verwendet. Man darf gespannt sein, warum das Seil letztendlich bei dieser vergleichsweise geringen Belastung gerissen ist.

Nachdem das Rennen wieder in einen guten Fluss gekommen war, nützten aber alle Anstrengungen des Teams am Toyota von Kyle Busch (38.) nichts, da ihm und kurioserweise auch Dale Earnhardt Jr. (39.) in Runde 259 gleichzeitig die Motoren in die Luft flogen. Das letzte Renndrittel hatte es dann in sich, da ab Umlauf 320 reihenweise Schrott produziert wurde. Zunächst erwischte es das „Couple“ der NASCAR, als Ricky Stenhouse Jr. (14.) ausgerechnet Danica Patrick (29.) ins Übersteuern trieb. Auf der oberen Spur war Brad Keselowski (36.) anschließend das hilflose Opfer, wurde eingesammelt und musste sein Rennen beenden.

Nur kurz nach dem Restart folgte in Runde 327 ein wahrer Big-One, weil Aric Almirola (33.) vor Mark Martin (34.) in dessen Spur wechseln wollte und daraufhin in Jeff Gordon (35.) auf der Außenbahn gedreht wurde. Die nachfolgende Meute konnte nicht mehr ausweichen und holte sich Blechschäden ab. Betroffen waren hierbei noch Bobby Labonte (24.), Ricky Stenhouse Jr., Casey Mears (23.) und Trevor Bayne (16.). Den drei ursächlich verwickelten Piloten blieb nur noch das Abstellen ihrer Fahrzeuge übrig. Aufgrund der umfangreichen Aufräumarbeiten musste NASCAR sogar für knapp zehn Minuten die zweite rote Flagge an diesem Abend herausholen.

Auch nach diesem Restart blieb die grüne Flagge nur wenige Umläufe draußen, da sich Jimmie Johnson (22.) in Runde 335 ähnlich drehte wie zuvor schon Danica Patrick. Dies löste einen weiteren Quasi-Big-One aus, was für eine Strecke wie Charlotte ja auch eher ungewöhnlich ist. Juan Pablo Montoya (18.) konnte dem vor ihm bremsenden Tony Stewart (7.) nicht mehr ausweichen und schoss dabei noch den unschuldigen Matt Kenseth (15.) ab, welcher nach dem Ausfall von Kyle Busch lange Zeit an der Spitze unterwegs war. Auch Paul Menard (13.) trug einige Kampfspuren davon, konnte das Rennen aber noch in der Führungsrunde beenden.

Wer zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausgeschieden war und über ein intaktes Auto verfügte, kämpfte vorne um den Sieg. In diesem Falle stritten sich letztendlich Kevin Harvick und Kasey Kahne um den Einzug in die Victory-Lane. Entschieden wurde dieser Kampf durch eine letzte Gelbphase nur 15 Runden vor Schluss. Während man sich bei Hendrick Motorsports zu spät für einen Boxenstopp entschied, holte Harvick sich vier frische Reifen ab und schnupfte Kahne direkt nach dem Restart. Das war schon eine heftige Fehlentscheidung beim Team der #5, welche Harvick seinen zweiten Saisonsieg und hoffentlich eine Menge Schwung für die nächsten Wochen einbrachte.

Hinter den beiden Piloten fuhr Kurt Busch auf einen wahnsinnig starken dritten Platz, nachdem er sich zuvor schon ausgeschieden wähnte, weil er vom Wrecker unter Gelb an die Box geschoben werden musste. Die #78 verlor an Batteriespannung, doch nach einem Wechsel des defekten Bauteils ging es wieder rapide nach vorne. Im Gegensatz zu Darlington bekam man bei Furniture Row Racing dieses Mal auch die Abstimmung in der Nacht auf die Reihe und wurde mit diesem Top-Resultat anständig belohnt.

Die Top5 komplettierten Denny Hamlin und Joey Logano, gefolgt von den Top10-Finishern Ryan Newman, Tony Stewart, Clint Bowyer, Martin Truex Jr. und Marcos Ambrose. Für Stewart-Haas Racing sowie Ambrose endlich mal wieder gute Ergebnisse und das trotz gröberer Schwierigkeiten. Etwas enttäuscht haben mich dagegen die Mannen von Michael Waltrip Racing, die ich eigentlich weiter vorne erwartet habe. Aber da fehlen ja auch zwei der drei Wagen von Joe Gibbs Racing, die ich nach dem ersten Training und dem Qualifying zu den Top-Favoriten gezählt hatte.

Die gesamten offiziellen Ergebnisse können hier inklusive weiterer Statistiken noch einmal bei Jayski.com nachgeschaut werden. Zum Abschluss folgt wie gewohnt die Übersicht zu den Punkteständen bei den Fahrern und in der Owner-Wertung (Achtung: Alles PDF-Dateien!).

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3 Kommentare

Montoya12 30 Mai, 2013 - 01:31

Mal wieder ein super Bericht von Rennen. Leider mit einen kleinen Fehler.

Es war nicht Harvicks erster Sieg sondern schon der zweite nach Richmond.

Daniel 30 Mai, 2013 - 10:31

@ Montoya12: Da hast du recht! Danke fürs Aufpassen – ist im Artikel korrigiert.

KristianStooss 30 Mai, 2013 - 20:10

Danke euch beiden! Ich hatte bisher keine Zeit, das anzupassen… ;o)

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