Mike Conway und Simon Pagenaud sind die beiden Sieger des Wochenendes. So überraschend beide gewinnen konnten, so verdient waren auch ihre Siege.
Leider werden die Siege aber ein wenig durch das Double-Header-Format geschmälert. Es sind zwar von der Wertigkeit ganz normale Rennen wie in St. Petersburg oder Sao Paulo, aber Conway und Pagenaud haben halt jeweils nur ein halbes Wochenende gewonnen. Sie stehen auch nicht ganz so im Mittelpunkt wie der Sieger sonst, wenn es nur einen Sieger gibt. Leider war Dual 1 auch nicht so spannend, dass man sich auf das nächste Rennen direkt gefreut hätte. Natürlich bringen zwei Rennen am Wochenende auch Vorteile mit sich. Die IndyCar, die Teams und auch die Medien sparen sich die ganze Logistik gegenüber einem anderen Austragungsort. Ob man aber unbedingt drei Double-Header in der Saison braucht, muss nach den Wochenenden in Toronto und Houston entschieden werden.
Dual 1
Das Rennen konnte Mike Conway fast konkurrenzlos für sich entscheiden. Nur Ryan Hunter-Reay konnte in der Anfangsphase mithalten und nach den ersten Boxenstopps in Runde 25 unter Gelb die Führung übernehmen. Beim Reifenwechsel blieb Hunter-Reay auf den schnelleren Option-Tires, während die Crew von Conway weiter auf die haltbareren Prime-Tires setzte. Trotz der schnelleren Reifen konnte sich Ryan Hunter-Reay nicht von Conway absetzten und als die Haftung dann langsam nachließ, ging Conway in Runde 43 wieder in Führung. In den folgenden Runden konnte er etwa eine Sekunde schneller fahren als der Rest des Feldes. Auch sein Wechsel auf die Option-Tires beim letzten Stopp in Runde 53 brachte keine Änderung im Kräfteverhältnis. Einsam konnte Mike Conway die Ziellinie als erster überqueren.
Auch Ryan Hunter-Reays zweiter Platz war nicht gefährdet. Im gesamten Rennen war er, abgesehen von neun Runden nach seinem letzten Reifenwechsel, immer in den Top 2 zu finden. Die meiste Zeit konnte er das Tempo von Conway zumindest halbwegs mitgehen, verlor aber das Rennen zwischen Runde 43 und seinem Stopp in Runde 49 mit abbauenden Option-Tires. In diesen Runden büßte er so viel Zeit ein, dass er Mike Conway nicht mehr gefährlich werden konnte. Für die restlichen Piloten von Andretti Autosport lief es gar nicht gut. EJ Viso ging von der Pole Position ins Rennen, kämpfte aber mit mangelnder Motorleistung und kam nur auf Platz 17 ins Ziel. Noch schlechter war das Rennen vom bisherigen Marco Andretti, dem bis dahin führenden in der Meisterschaft. Er befand sich konstant im Mittelfeld, bis er beim Boxenstopp in Runde 48 seinen Motor abwürgte. Mit Rundenrückstand wurde er auf Platz 20 gewertet. James Hinchcliffe kam auch nicht mit Auto und Strecke zurecht und am Ende blieb nur Platz 15.
Auf Platz 3 kam Justin Wilson ins Ziel. Anders als sein Teamkollegen Mike Conway bei Dale Coyne Racing startete Wilson im Mittelfeld und musste sich nach vorne arbeiten. Dank guter Rundenzeiten, der neuen Überholstelle in Turn 3 und einem Boxenstopp unter Gelb in Runde 25 gelang ihm das auch sehr gut. Ab Runde 25 war er in den Top 6 und ein recht später zweiter Boxenstopp in Runde 55 brachte ihn auf Platz 3. Mit abbauenden Option-Tires musste er sich in den letzten Runden aber massiv gegen Scott Dixon auf Prime-Tires wehren. Direkt dahinter folgte das nächste Reifenduell mit Helio Castroneves und Dario Franchitti. Scott Dixon musste das Rennen von Platz 24 in Angriff nehmen und hatte ein ähnliches Rennen wie Justin Wilson. Im Gegensatz dazu war das Rennen von Helio Castroneves und Dario Franchitti eher unauffällig. Sie konnten sich zwar auch um einige Positionen im Vergleich zur Startposition verbessern, mussten aber auch Wilson und Dixon vorbei lassen.
Auf Platz 7 folgte die nächste große Überraschung mit Josef Newgarden, der nur von Platz 24 gestartet war. Nach einem frühen Stopp unter Gelb in Runde 2 setzte man bei Sarah Fisher Hartman Racing auf eine Strategie mit drei weiteren Boxenbesuchen. Der zweite davon fiel in die dritte Gelbphase in Runde 34 und sparte so Zeit. Nach einem kurzen Stint von nur zwölf Runden folgte ein langer Schlussstint von 24 Runden. Durch den frühen Stopp konnte sich Newgarden von Platz 14 auf Platz 7 verbessern. Ein weiteres tolles Ergebnis für ihn nach Platz 5 in Sao Paulo.
Wenn sich viele Fahrer stark verbessern konnten, muss es natürlich auch eine Reihe von Verlieren geben. Ganz oben in der Liste, noch vor Polesitter EJ Viso, der mit technischen Problemen am Motor zu kämpfen hatte, steht Alex Tagliani. In der Gelbphase in Runde 28 setzte Tagliani seinen Barracuda Racing Dallara mit einem Defekt an der Lenkung in Turn 4 in die Wand und musste das Rennen aufgeben. Diese Gelbphase wurde von Takuma Sato ausgelöst, der in Runde 24 ohne Benzin auf der Strecke ausrollte. Viele Plätze verloren auch die beiden Dragon-Racing-Piloten Sebastien Bourdais mit technischen Defekt und Sebastian Saavedra mit einem Unfall in Turn 5. Der größte Verlierer, wenn auch nicht nach Plätzen gezählt, dürfte aber AJ Allmendinger gewesen sein. Sein vorerst vorletztes IndyCar-Rennen ging nämlich nur bis Turn 4 in Runde 1, als er selbstverschuldet mit Scott Dixon kollidierte.
Das Ergebnis von Dual 1 ist hier auf der Homepage der IndyCar Series zu finden.
Dual 2
Das zweite Rennen wurde in der ersten Hälfte durch viele und lange Gelbphasen geprägt. Den Anfang machte wieder AJ Allmendinger, der diesmal nicht mal bis Kurve 3 kam, sondern schon auf der Geraden davor beim Ausweichen von Kontrahenten in die Mauer abbog. In Runde 9 schied Simona de Silvestro aus, als ihr KV Technologie Dallara in Kurve 8 nicht einlenken wollte. Diese Gelbphase verlängerte sich, da Alex Tagliani beim Restart in Kurve 3 in den Notausgang fuhr und in Kurve 8 Josef Newgarden seinen Motor abwürgte. Nur vier Runden nach dem Restart in Runde 16 führte ein Teil von EJ Visos Frontflügel zur nächsten Caution. Ein Unfall von Takuma Sato direkt nachdem Restart in Runde 23 führte wieder zu Gelb und der nächste Restart produzierte in Runde 28 dann einen Big One. Sebastien Bourdais schob Will Power an, der sich dann mitten auf die Strecke drehte. Ryan Briscoe, Ed Carpenter, Justin Wilson, EJ Viso, Alex Tagliani, Helio Castroneves, Graham Rahal und James Hinchcliffe waren an der Kollision beteiligt oder wurden durch die blockierte Strecke aufgehalten. Will Power war von der Aktion gar nicht begeistert und warf wütend seine Handschuhe auf den vorbei fahrenden Bourdais.
Zur Halbzeit konnte das Rennen dann endlich, wenn auch nur noch mit dem halben Feld in der Führungsrunde, richtig beginnen. Das Rennen, das heißt die 9 Runden, die bis dahin unter Renntempo gefahren worden waren, wurde wie zu erwarten war, von Mike Conway dominiert. Beim Restart in Runde 37 fand er sich durch seinen Boxenstopp nur auf Platz 8 wieder. Mit einer unglaublichen Präzision schnitt er aber durch das Feld und übernahm in Runde 40 schon wieder die Führung. Seine weicheren Option-Tires hatte er dabei aber überstrapaziert, sie verloren ab Runde 44 merklich an Haftung. In Runde 46 musste er Charlie Kimball passieren lassen, bevor er in Runde 47 mit dem Öffnen des Benzinfensters endlich die Reifen wechseln konnte. Durch den Stopp war er wieder auf Platz 8, konnte sich aber nicht mehr so schnell nach vorne arbeiten. Augenscheinlich schonte er auch etwas die Reifen, die immerhin noch 23 Runden halten mussten. Vorne nutzten Simon Pagenaud und James Jakes die freie Fahrt und setzten sich vom Feld ab. Auch nach ihren jeweils letzten Boxenstopps blieben sie vor Mike Conway und konnten am Ende ihren Vorsprung ungefährdet ins Ziel bringen.
Die Rennen von Simon Pagenaud und James Jakes liefen in weiten Teilen komplett parallel ab. In der etwas chaotischen ersten Hälfte hielten sie sich aus allen Unfällen heraus, blieben in den
Top 6 und nutzten die Gelbphase in Runde 20 für ihren ersten Boxenstopp. Nach dem Big One schwenkten sie auf die Strategie von Conway um und gingen auch an die Box. Der folgende lange Stint brachte dann Pagenaud den Sieg und Jakes den ersten Podiumsplatz. Sie konnten sich vorne absetzten, während Conway unter anderem hinter dem benzinsparenden Franchitti festhing. Natürlich profitierten beide auch von den Ausfällen der Konkurrenz, was aber nichts an den verdienten Erfolgen ändert. Am Ende, als Mike Conway noch einmal Druck ausüben wollte, konnten sowohl Simon Pagenaud als auch James Jakes mit ihren jeweils besten Runden kontern.
Hinter dem doch sehr überraschenden Podium kamen die beiden Ganassi-Fahrer Scott Dixon und Dario Franchitti ins Ziel. Beide waren in keine Zwischenfälle verwickelt, konnten aber nie das Tempo der Spitzenfahrer mitgehen. An den Honda-Motoren kann es nicht gelegen haben, dass es bei Ganassi nicht so wirklich gut lief, da auch Pagenaud, Jakes und Conway mit diesen Triebwerken unterwegs waren. Charlie Kimball im dritten Ganassi Dallara zeigte sich kurzzeitig an der Spitze des Feldes, aber auch er war nicht schnell genug für ein absolutes Topergebnis. Mit Platz 7 wird er aber zufrieden sein.
Zwischen den drei Piloten von Chip Ganassi konnte sich mit Marco Andretti der beste Chevrolet platzieren. Er zeigte ein unauffälliges Rennen, was aber immer noch deutlich besser war, als die seiner Teamkollegen. Ryan Hunter-Reay hatte nach einem Mauerkontakt in Runde 17 und einem längeren Reparaturstopp keine Chancen auf ein gutes Ergebnis. EJ Viso und James Hinchcliffe waren in den Big One verwickelt und nach den Reparaturen wurden sie auf den Plätzen 17 (Viso) und 18 (Hinchcliffe) direkt vor Hunter-Reay gewertet. Durch seinen sechsten Platz konnte Marco Andretti aber wieder die Führung in der Meisterschaft, punktgleich mit Helio Castroneves, übernehmen.
Roger Penske wird seine Heimrennen schnell vergessen wollen. Helio Castroneves lieferte mit Platz 8 zwar wieder ein halbwegs konstantes Ergebnis ab, wurde aber durch einige Unfälle um ein besseres Ergebnis gebracht. Insgesamt drei Stopps unter Gelb zur Reparatur von Heckflügel, Frontflügel und linkem Seitenkasten waren nötig, um überhaupt wieder konkurrenzfähig zu sein. Will Power fiel durch den Big One komplett aus und wurde auf Platz 20 in die Wertung genommen. Zu den „Rennen“ von AJ Allmendinger fällt mir nicht viel ein. Zum Glück hatte er schon am Samstag den Vertrag bei Penske Racing für die Straßenrennen der Nationwide Series unterzeichnet.
Das Ergebnis von Dual 2 ist hier auf der Homepage der IndyCar Series zu finden.
In der Meisterschaft führen nun Helio Castroneves und Marco Andretti punktgleich (206) vor Ryan Hunter-Reay (191) und Scott Dixon (186). Durch seinen Sieg in Dual 2 konnte sich Simon Pagenaud (177) auf Platz 5 vor Takuma Sato (175) und Justin Wilson (169) schieben. Indy-500-Sieger Tony Kanaan (160), James Hinchcliffe (154) und Charlie Kimball (149) komplettieren die Top 10.
Den aktuellen Stand in Meisterschaft und den einzelnen Wertungen für Ovale und Rundstrecken findet man auf der Statistikseite der IndyCar.
Am nächsten Samstag geht es schon mit dem Firestone 550 in Fort Worth weiter im Kalender der IndyCar Series.