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NASCAR: Analyse Dover Juni 2013

von KristianStooss
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„Totgesagte leben länger“, das bewahrheitete sich am Sonntag wieder einmal, da ausgerechnet der langzeitsieglose Tony Stewart den ersten Saisonerfolg für sein derzeit gebeuteltes Team holte. Im spannenden Finale rang er Juan Pablo Montoya nieder, welcher erneut nur ganz knapp den ersten Ovalsieg verpasste.

Tony-Stewart-Miles-Monster-NASCAR-Fed-Ex-Autism-Speaks-400Bis dahin plätscherte das NASCAR-Rennen aber eigentlich eher gemächlich vor sich hin und wurde in den ersten drei Rennvierteln nur gelegentlich durch Debris-Cautions unterbrochen. Bis zur Mitte des Abends hatte zuerst Joe Gibbs Racing das Heft fest in der Hand, doch dann schlug dort einmal mehr der Defektteufel zu. Matt Kenseth (40.) und Denny Hamlin (34.) waren lange Zeit gemeinsam mit ihrem Teamkollegen Kyle Busch (4.) an der Spitze des Feldes zu finden und so sah es zunächst nach einem Dreifachsieg beim Nr.1-Team von Toyota aus. Zuerst gab dann allerdings der Motor von Kenseth seinen Geist auf und kurz vor Schluss erwischte es auch Hamlin, der nach einem Reifenplatzer inklusive nachfolgendem Unfall aufgeben musste und die finale, rennentscheidende Caution auslöste. Bei Busch kam zwar zwischenzeitlich das Handling abhanden, allerdings reichte es immer noch für ein Top5-Resultat.

Wie erwähnt kippten die Machtverhältnisse aber schon zur Rennhälfte, als die Strecke durch vorüberziehende Wolken in Schatten gehüllt wurde. Dann schlug nämlich die Stunde von Hendrick Motorsports, welche mit Jimmie Johnson (17.) und Kasey Kahne (23.) an der Spitze auf sich aufmerksam machten. Kahne löste später mit einem Unfall in Turn 2 die vorletzte Gelbphase des Abends aus und konnte sich somit ein besseres Ergebnis abschminken. Zwar gelang es auch Johnson letztendlich nicht, das Rennen zu gewinnen, jedoch war er einer der Protagonisten des spannenden Finales. Direkter Auslöser war bekanntlich Hamlins Abflug, der noch einmal die Köpfe der Strategen auf den War-Wagons zum Qualmen brachte, da 20 Runden vor Schluss die allseits beliebte Frage „Track-Position oder neue Reifen“ gestellt wurde.

Juan Pablo Montoya und Jimmie Johnson entschieden sich für zwei neue Pneus, wurden am schnellsten abgefertigt und trafen somit in jener Reihenfolge zum Restart in Reihe 1 aufeinander. Dahinter versammelten sich Clint Bowyer, Tony Stewart und Brad Keselowski ebenfalls mit nur zwei frischen Reifen, gefolgt von Kyle Busch, Jeff Gordon, Kevin Harvick, Dale Earnhardt Jr. und Mark Martin, die wiederum vollumfänglich neu ausgestattet wurden.

Jetzt kam es knüppeldick für Jimmie Johnson, da er den führenden Juan Pablo Montoya noch vor der Restart-Box überholte und danach keine Anstalten machte, seine so gewonnene Position zurückzugeben. Die NASCAR-Offiziellen zögerten nicht lange und holten die schwarze Flagge heraus. Johnson musste zur Strafe einmal durch die Boxengasse fahren und fiel bis ans hintere Ende der Top20 zurück, weshalb er nach dem Rennen natürlich überhaupt nicht „amused“ klang. Ganz ehrlich: Hätte Johnson als Führender das Tempo vorgegeben und seinerseits versucht, Montoya auszuspielen, wäre dies seiner Meinung nach wahrscheinlich der Move des Rennens gewesen. Vielleicht sollte er die Schuld lieber bei sich selbst suchen, denn die Situation war wirklich ziemlich eindeutig. Da hat er ganz einfach gepennt.

Somit rückte der erste Ovalsieg von Juan Pablo Montoya plötzlich zum Greifen nahe, doch wie so oft kam dann erneut etwas bzw. eher jemand dazwischen. Auf Platz 4 war nämlich Tony Stewart in den finalen Restart gegangen und der näherte sich – mit Jeff Gordon im Schlepptau – in Riesenschritten. Zwei Runden vor Schluss machte Stewart Nägel mit Köpfen und überholte den Kolumbianer, dessen kurveninnere Bereifung schon arg verschlissen war, auf der Außenbahn. Damit holte sich ausgerechnet Stewart seinen ersten Saisonsieg und damit auch den ersten Jahreserfolg für sein eigenes, derzeit so arg gebeuteltes Team. Der Erfolg sei ihm gegönnt, aber ich hätte mich auf jeden Fall mehr über den Premierenerfolg von Montoya beim Linkslenken gefreut.

Wie dem auch sei, es zeigte sich am Wochenende trotzdem deutlich, was die Testfahrten von Stewart-Haas Racing und Earnhardt-Ganassi Racing in Dover vor einigen Tagen gebracht haben. Zwar zeigte sich Tony Stewart zunächst etwas enttäuscht, dass er nicht das gesamte Rennen an der Spitze mitfahren konnte, doch schlussendlich zählt es natürlich, in der letzten Runde ganz vorne zu stehen und das ist ihm vorzüglich gelungen.

Außerdem erscheint bei mir die fortgesetzte Fehleranfälligkeit der Toyota-Motoren ganz hell auf dem Radar. Wenn Matt Kenseth in dieser starken Saison eine Chance auf den Titel behalten soll, dann darf sowas im Chase natürlich nicht passieren. In der Meisterschaft liegt er daher auch nur auf Rang 4, obwohl er klar besser unterwegs ist. Das konnte man nicht zuletzt daran sehen, dass Joe Gibbs Racing im bisherigen Jahresverlauf doppelt so viele Führungsrunden wie Hendrick Motorsports eingefahren hat. Der wesentlich konstantere Jimmie Johnson sitzt dagegen weiterhin an der Spitze der Punkteleiter. Da muss bei Toyota bis zum Herbst wohl noch nachgearbeitet werden.

Da es in der finalen Rangordnung keine Überraschungen gab, lasse ich diese einmal weg und bitte darum, selbst in die nachfolgend verlinkte Ergebnisliste zu schauen. In der nächsten Woche übernimmt dann TNT die Berichterstattung und startet direkt mit dem „Klassiker“ in Pocono, yay!

Die gesamten offiziellen Ergebnisse können hier inklusive weiterer Statistiken noch einmal bei Jayski.com nachgeschaut werden. Zum Abschluss folgt wie gewohnt die Übersicht zu den Punkteständen bei den Fahrern und in der Owner-Wertung (Achtung: Alles PDF-Dateien!).

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