Das WTCC-Wochenende war bezüglich der Rennaction zweigeteilt: Einem sehr langweiligen, prozessionsähnlichen Rennen folgte ein, dank massivem Einsatz der WTCC-Piloten, sehr ruppiges, aber fast immer faires und gutes zweites Rennen
Doch das was am Sonntag alle beschäftigen sollte, war ein Bergungsfahrzeug. Als es im ersten Rennen in der ersten Runde zu einem Unfall zwischen Barth und Ng kam, musste einer der BMW geborgen werden. Dafür schickte man, wie das auf modernen Rennstrecken so üblich ist, eines der modernen Bergungsfahrzeuge mit Haken zur Unfallstelle. Dort kam das Bergungsfahrzeug auch an.
Doch dann stieß man auf ein großes Problem. Das Bergungsfahrzeug konnte sich nicht weiter bewegen und war schlichtweg defekt. Die WTCC-Autos, die bis dahin seelenruhig ihre Runden hinter dem Safetycar verbracht hatten, sahen die rote Flagge. In der Zeit, in der das Rennen unterbrochen war, begann jedoch erst das eigentliche Drama. Man versuchte mit sämtlichen Mitteln, das Bergungsfahrzeug von der Stelle zu bewegen, doch es tat sich einfach nichts – das tonnenschwere Gefährt blieb einfach in der Auslaufzone von Kurve 1 stehen.
Nach einer halben Stunde wurde das Rennen dann neu gestartet, doch des Debakels dritter Akt wurde nun offensichtlich. Das Bergungsfahrzeug befand sich immer noch in der Auslaufzone. Es war den Verantwortlichen in der halben Stunde nicht gelungen, es – nun ja – zu bergen. Länger konnte man das Rennen aber auch nicht unterbrechen, da Eurosport an dem Tag noch jede Menge anderen Livesport zeigen musste. Man befand sich also in gewisser Weise in einem Dilemma.
Dennoch ist das für die Rennstrecke natürlich keine tolle Werbung. Wenn das bei der DTM passiert wäre, müsste man mindestens sechs Marketingbossen reinen Sauerstoff zum Atmen geben. Das Rennen ging dann mit permanenter gelber Flagge in Kurve 1 zu Ende und war eine reine Prozession. Am Ende siegte Yvan „Der Schreckliche“ Muller, doch dahinter war es zumindest von den Platzierungen her überraschend, da es anders als erwartet keine reine Chevrolet-Veranstaltung wurde. Das lag allerdings auch daran, dass das Qualifying eine überraschende Startaufstellung produzierte, da es gerade anfing zu regnen, als die Ampel auf grün sprang.
Als zweiter kam Tom Coronel ins Ziel, dahinter stellte Michelisz mal wieder den Kunden-Honda besser als beide Werks-Honda ab. Rob Huff wurde 4., dahinter schaffte es James Thompson den LADA, der doch überraschend gut ging, auf Platz 5 zu stellen, was ein sehr erfreuliches Ergebnis für die Truppe ist. Tarquini stellte den mal wieder etwas enttäuschenden Werks-Honda auf die 6, dahinter kamen Nykjaer, Nash, Chilton und D’Aste ins Ziel.
Nachdem das Bergungsfahrzeug endlich weggeschafft worden war, konnte Rennen 2 starten. Das zweite Rennen war von teilweise sehr hart geführten Zweikämpfen geprägt und dadurch sehr erfrischend anzusehen. Auch wenn es am Ende für Tom Coronel und James Thompson im Kiesbett endete, sieht man nicht immer WTCC-Autos zu viert nebeneinander auf die erste Kurve zufliegen. Das zweite Rennen wurde von Nykjaer gewonnen, vor einem von hinten heranstürmenden Muller, für den es aber am Ende nicht mehr ganz reichte. Das Podium komplettierte Rob Huff vor Pepe Oriola.
Nach dem Rennen wurde bekannt, dass Seat einen schweren Schlag verkraften muss: Der durchaus talentierte Oriola wird ab nächstem Renen für die Chevrolet-Truppe von RML an den Start gehen. Ich bin sehr gespannt zu sehen, was er mit dem Chevrolet erreichen kann. Seat verliert damit den talentiertesten Fahrer. Norbert Michelisz wurde vor Chilton und Tarquini mal wieder bester Honda, d’Aste Young und Nash komplettierten die Top 10.
Weiter geht es in drei Wochen in Porto.
5 Kommentare
Ich werde wohl demnächst mal den Ton runterdrehen müssen, denn das zunehmende völlige Ignorieren der korrekten Aussprache von Fahrernamen geht mir dann doch so langsam auf den Keks. Gut, manche Namen werden einfach traditionell falsch intoniert (Monteiro ist so einer), aber dieses Umschwenken neuerdings auf ein grotesk plattes „Iwann Mullah“ ist nun wirklich so total daneben dass es in den Ohren schmerzt. So furchtbar schwierig ist französische Aussprache nun auch wieder nicht, dass man es nicht wenigstens versuchen könnte.
Das Problem mit der Aussprache nervt mich auch. Manchmal denke Ich “ Hab Ich das jetzt richtig gehört?“ Wie kommt der darauf den Namen SO auszusprechen. Hab ICh irgendwas verpasst? :-)
Toleranz kennt ihr? Sorry, aber dieses im Deutschsprachige-Raum rumgenörle über die Aussprache von Namen geht mir so gegen den Strich.
Dafür mal als kleiner Bloghinweis vom Kommentator A. Renner: http://www.spox.com/myspox/blogdetail/Namen–Schall-und-Rauch,8821.html
Erstens: Klar kennen wir Toleranz. Aber was soll das mit Toleranz zu tun haben? Ich soll es „tolerieren“ wenn Sprecher anderer Leute Namen verhonepiepeln und verhackstücken, selbst wenn sie früher keine Probleme mit der Aussprache hatten? Der Name ist ein primäres Identifikationsmerkmal eines Menschen, und sich um die korrekte Aussprache wenigstens zu bemühen ist ein Frage des grundlegenden Respekts voreinander. Jeder Mensch hat die richtige Anwendung seines Namens verdient, oder zumindest das Bemühen darum.
Zweitens: Mein Beruf ist, simpel ausgedrückt, „Schreiber.“ Das heisst nicht dass ich immer und überall gut und richtig schreibe, oder ständig an anderer Leute Schreibe herumkrittele wenn mir was auffällt, schon garnicht in privaten Blogs. Aber meine Kunden erwarten mit Recht von mir, dass ich auf professioneller Ebene korrekte Schreibarbeit abliefere.
Nun, der Beruf eines Sportkommentators ist, simpel ausgedrückt, „Sprecher.“ Ich finde es nicht zuviel verlangt, wenn derjenige welche dann verdammt nochmal auch richtig SPRECHEN kann, oder sich wenigstens merklich darum bemüht. Was ja auch meistens klappt, ist ja nicht so als sässen da primär Berufsnuschler. Muller, Tarquini, Monteiro und all die anderen sollten aber eigentlich zu machen sein – selbst den Ng haben sie ja irgendwann hingekriegt.
Drittens: Kritische Stimmen vulgo mit einem „typisch deutsch“ abkanzeln zu wollen ist ein so unfassbar invalider und alter Hut, dass er praktisch immer nur dann angestrengt wird, wenn man ansonsten so gar keine Argumente hat. Würde ich nicht machen. YMMV.
Viertens: Der Renner wirft vieles in seinen Topf, was hier nicht anwendbar ist, oder durch die unterschiedlichen Strukturen und Austragungsmodi der betreffenden Sportarten nicht vergleichbar ist (z.B. wird ihm ein verwirrend grosser Haufen wildfremder Ukrainernamen in einer regelmässig ausgetragenen Rennserie nicht begegnen). Seine Grundthese auch per Überschrift, dass Namen lediglich „Schall und Rauch“ seien, halte ich mal höflich formuliert für offenkundigen Quatsch, siehe Erstens. Das riecht mir doch sehr nach latenter Faulheit. Dass es schwierige Namen, kulturelle Inkompatibilitäten und schiere Gewohnheit bei der Aussprache gibt ist unbestritten. Das ist aber nicht gleichbedeutend damit, dass der Name eines Menschen dann ja auch gleich quasi scheissegal sei. Man darf sich gerne auch mal ein kleines bisschen Mühe geben.
Fünftens: gibt im Internet ja nix was es nicht gibt, selbst dedizierte Webseiten über die Aussprache von Fahrernamen: http://namethatdriver.com/
Du hast aber schon korrekt gelesen? Ich sprach nicht von typisch deutsch. Sondern vom Deutschsprachigen Raum. Im englischen Raum wird eben nicht so, von Fans, auf die „korrekte“ Aussprache geachtet. Das ist mein Kritikpunkt, dass man hier im deutschsprachigen(!) Raum eben die simple deutsche Tugend „Perfektionismus“ an den Tag legt.
Vielleicht bin ich Aufgrund meiner Sportvielfalt auch zu abgebrüht…
PS: War aus deinem Post raus, als du mit Schreiber anfingst. Das war mir dann zu … ;-)
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