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NASCAR: Analyse Michigan Juni 2013

von KristianStooss
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Das Rennen am Sonntag war definitiv keines, bei dem es sich lohnte, das Feld anzuführen. Nahezu alle Siegkandidaten wurden nacheinander eliminiert, vor allem bei Hendrick Motorsports erlebte man ein komplettes Debakel. Der lachende Drölfte war am Ende Greg Biffle, der den 1000. NASCAR-Sieg für Ford holte.

287152In Michigan konnte die NASCAR wie erwartet ein ganz ansehnliches Rennen produzieren, jedoch fingen sich Goodyear und TNT erneut eine Menge Hohn und Spott ein: In der Nacht von Samstag auf Sonntag hatte es an der Strecke geregnet, weshalb die Piloten mit einer komplett grünen Strecke beginnen mussten. Die Offiziellen setzten zur Sicherheit eine Competition-Caution in Runde 20 an, um den Teams die Möglichkeit zur Kontrolle der Reifen zu geben und danach war schnell klar, wohin die Reise gehen sollte. Die meisten Reifen zeigten nämlich keinen signifikanten Verschleiß, sodass Two-Tire-Stops über weite Teile des Rennens das Mittel der Wahl darstellten. Die Strecke nahm somit auch nur wenig Gummi an, was einige Fahrer besonders früh am Nachmittag in arge Probleme brachte. Im Finale löste sich die Eisenvariante von Goodyear bei erhöhter Beanspruchung zu allem Überfluss auch noch recht schnell auf.

Davon wird besonders Jimmie Johnson ein Liedchen singen können, der eindeutig über das schnellste Fahrzeug im Feld verfügte, zum Schluss aber erneut glücklos in Michigan blieb. Damit war er bei Hendrick Motorsports weiß Gott nicht alleine, denn die komplette Spitzentruppe von Rick Hendrick gab für den Fernsehzuschauer ein debakel-farciges DNF-Konzert zum Besten und reihte sich damit nahtlos in die Regiekünste von TNT ein. Naja gut, Jeff Gordon hat angefangen, wenn man es ganz genau nehmen will und zu diesem Zeitpunkt war die TV-Übertragung auch noch ganz in Ordnung. Während Gordon in Runde 7 dem übersteuernden Bobby Labonte nicht mehr ausweichen konnte, wartete TNT mit der Werbung brav auf die Gelbphase. Für die #24 war das Rennen daraufhin mehr oder weniger beendet, insgesamt 52 Runden konnte das Team nach einer ewig langen Reparaturpause noch abspulen.

Kurz darauf machte auch Kurt Busch seine Erfahrungen mit der grünen Strecke und bereitete seinem guten Start in Führung liegend ein jähes Ende. Nach dem Dreher musste man auch an der #78 den Hammer und das Klebeband rausholen, wodurch Platz 35 das höchste der Gefühle bleiben sollte. Dann entglitt TNT die TV-Übertragung zusehends, weil offenbar der zuständige Regisseur den Zufallsgenerator für Werbepausen einschaltete, um sich einen Kaffee zu holen. Dumm nur, dass er sich dabei aus dem Ü-Wagen aussperrte. So oder so ähnlich lässt sich das anschließende Wirr-Warr ganz gut erklären. TNT hat echt gut angefangen, verpasste dann aber wieder Boxenstopps unter Gelb (also mit Ansage), kehrte daraufhin kurz zurück, ohne etwas aufzulösen und ging wieder in die Werbung. Dieses Mal habe ich mitgezählt und vier Werbeblöcke in 15 Minuten ermittelt, die jeweils 3 Minuten lang waren.

Ganz übel wurde es dann gegen Rennmitte, als bei Kasey Kahne ein Teil an der Aufhängung brach oder der rechte Vorderreifen nachgab – so richtig sicher war man sich beim Team mit der #5 anschließend selbst nicht. TNT blieb jedoch trotz des echt heftigen Einschlags einfach stur in der Werbepause, während FOX und ESPN mit absoluter Sicherheit sofort wieder auf Sendung gegangen wären; hat man ja auch oft genug gesehen. Kahne lag zu diesem Zeitpunkt übrigens ebenfalls in Führung und war somit nach Busch der zweite Lap-Leader, den es hart traf. Sein Rennen war natürlich sofort vorbei, denn die letzte Amtshandlung von Kahne war es, die brennende #5 per Knopfdruck mit dem Bordfeuerlöscher zu behandeln.

Daraufhin setzte sich zu Beginn der zweiten Rennhälfte Dale Earnhardt Jr. unter dem Jubel der Massen an die Spitze und konnte gemeinsam mit Jimmie Johnson – wie schon zuvor Kasey Kahne – zeigen, dass die Hendrick-Wagen am Sonntag vom Speed her das Maß aller Dinge darstellten. Leider setzte sich der Leader-Fluch fort und so erwischte es in Runde 132 dann ohne Vorwarnung auch Junior. Bei ihm war jedoch ein Motorschaden Schuld an der nicht performancegerechten Zielankunft. Earnhardt hatte wirklich kaum Zeit zu reagieren, denn nachdem er den ersten Zylinder verlor, dauerte es keine zwei Runden, bis die #88 komplett in einer weißen Rauchwolke verschwand. Schade, denn in Michigan wäre wieder einmal ein Sieg für Junior möglich gewesen.

Nun übernahm Jimmie Johnson kurz das Ruder, holte sich unter Gelb an der Box jedoch vier anstatt zwei neue Reifen ab und musste danach aus den Top20 neu angreifen. Johnson arbeitete sich recht zügig nach vorne durch, wurde aber erneut von einer Gelbphase aufgehalten. Diese achte und letzte Caution fiel unglücklicherweise mitten in die letzte Serie von Green-Flag-Pitstops und brachte das Feld etwas durcheinander. In Führung befand sich zu diesem späten Zeitpunkt Greg Biffle, der den Platz an der Sonne von seinem Teamkollegen Carl Edwards geerbt hatte. Edwards selbst begann kurz zuvor den Boxenstoppreigen, weil sein Ford langsam aber sicher überhitzte und war nun durch die plötzliche Gelbphase wenigstens in den Genuss des Lucky-Dogs gekommen.

Bei Jimmie Johnson tankte man die #48 randvoll und verlor dadurch erneut einige Plätze, die der Fahrer nun mit zwei neuen Reifen auf der Strecke zurückzuerobern hatte. Während also vorne Greg Biffle gefolgt von Kevin Harvick seine Runden abspulte, überforderte Johnson bei seiner zweiten Jagd durchs Feld endgültig die Goodyears. Nachdem er sich an Harvick vorbeigesetzt hatte und von Biffle auf Distanz gehalten wurde, verabschiedete sich der rechte Vorderreifen am Johnson-Chevy, was ihn natürlich schlagartig aus der Entscheidung nahm. Weil keine weitere Cautions ausgerufen wurde, konnte Biffle vorne seinen ersten Saisonsieg und damit den 1000. Erfolg von Hersteller Ford in der NASCAR unter Dach und Fach bringen.

Mal schauen, ob sich Greg Biffle damit etwas in den Chase-Regionen festsetzen kann, wo er nun den achten Platz belegt. In der Vorschau vermutete ich ja schon, dass Michigan so etwas wie der Turnaround werden könnte. Ob das natürlich auch für das nächste Rennen in Sonoma gilt, bleibt abzuwarten. Biffle ist ja nun nicht der klassische Road-Warrior, aber auch die Oval-Spezies haben in den letzten Jahren eine Menge auf den Rundstrecken dazugelernt. Enttäuscht verlief der Sonntag wie erwähnt für Hendrick Motorsports, die mit Jimmie Johnson (28.), Dale Earnhardt Jr (37.), Kasey Kahne (38.) und Jeff Gordon (39.) einen De-facto-Totalausfall hinlegten.

Hinter Biffle komplettierten Kevin Harvick, Martin Truex Jr., Kyle Busch und Tony Stewart die Top 5. Busch zeigte nach einer Strafe zu Beginn des Rennens eine gute Aufholjagd und Stewart unterstrich mit Rang 5 den Erfahrungsgewinn bei den zurückliegenden Testfahrten seines Teams. Die Top 10 rundeten Matt Kenseth, Clint Bowyer, Carl Edwards, Joey Logano und Jeff Burton ab. Ebenfalls lobenswerte Ergebnisse holten Austin Dillon als Elfter und Danica Patrick als starke Dreizehnte hinter Brad Keselowski. Irgendwie blieb aber am Ende das Gefühl, dass die meisten Fahrer nur deshalb so weit vorne gelandet sind, weil man bei Hendrick Motorsports so grandios desaströs die Top-5-Resultate am laufenden Band aufgeben musste.

Die gesamten offiziellen Ergebnisse können hier inklusive weiterer Statistiken noch einmal bei Jayski.com nachgeschaut werden. Zum Abschluss folgt wie gewohnt die Übersicht zu den Punkteständen bei den Fahrern und in der Owner-Wertung (Achtung: Alles PDF-Dateien!).

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