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DTM – Norisring – Rennbericht

von cjander
16 Kommentare

Motorsports / DTM 2013, 5. Rennen NorisringMercedes kann den Schwung des letzten Rennens mitnehmen und stellt Robert Wickens auf die Pole, Spengler sichert sich P2 vor dem zweiten Mercedes mit Gary Paffett am Steuer. Der Start geht verhältnismäßig gesittet vonstatten, Wickens und Spengler bleiben vorn, nur Paffett verliert ein paar Plätze. Wie sich in den Startwiederholungen zeigt, legt der Brite einen Frühstart hin – sein Versuch, dies zu korrigieren, führt zu seinem Platzverlust. Doch wie nicht anders zu erwarten, kassiert er wenige Runden später eine Durchfahrtsstrafe.

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Schlimmer erwischt es Timo Scheider, sein Audi kommt beim Start nicht vom Fleck, er rollt zwar noch an, aber weiter als bis zum Ende der Boxengasse kommt er nicht. Dieser erneute Ausfall durch einen technischen Defekt führt zu einem emotionalen Ausbruch von Scheider, als er schließlich zu Fuß in seiner Box ankommt.

Einmal mehr sehen wir sehr frühe erste Stopps, schon um Runde 5 (von 83 Runden) kommen die ersten Fahrzeuge zu Pflichtstopp Nummer Eins. Unter Ihnen Jungstar Pascal Wehrlein, der nach einem super Start bis auf Platz 3 vorfahren konnte. Sein Team hat Probleme beim Wechsel des rechten Vorderrads, als Konsequenz kommt er direkt hinter zwei Fahrzeugen wieder auf die Strecke und kann dadurch den Vorteil der freien Strecke nicht nutzen. Er fällt schließlich soweit zurück, dass er in der 65. Runde sogar ganz aufgibt.

Während Spengler langsam Wickens unter druck setzen kann, fährt Tomczyk in die Wand und bekommt gleich noch eine von Juncadella mit. Das bedeutet das Aus für Tomczyk und eine Gelbphase für den Rest des Feldes. Viele Fahrer nutzen diese Gelbphase bereits für ihren zweiten Stopp, einige der Teams sind darauf aber so spontan nicht vorbereitet, was für Chaos in der Boxengasse sorgt. Aufgrund der frühen ersten Stopps (um Runde 5 und 6) und der ebenfalls recht führen zweiten Stopps rund zehn Runden später, haben einige Fahrer nun bereits nach 15 Runden ihre beiden Pflichtstopps hinter sich. Unter ihnen Jamie Green, Mike Rockenfeller und Gary Paffett. Um diese Fahrer bildet sich das Verfolgerfeld und mit ihnen das Zünglein an der Waage, wie sich später zeigt.

Beim Restart führt nun Eduardo Mortara vor Wickens, Spengler und Ekström das Feld an. Ekström sieht seine Chance und drückt sich in einem harten aber grad noch als fair zu bezeichnenden Manöver an Spengler vorbei und schnappt sich wenig später in einem sehr sauberen Manöver auch Wickens.

Nach rund 30 Runden führt Rockenfeller nun die Verfolgergruppe an. Rockenfeller ist mit den weicheren Optionreifen unterwegs, Paffett hinter ihm hat die harten drauf. Insgesamt müssen die Fahrer, wenn die Taktik aufgehen soll, fast 70 Runden mit einem Satz auskommen. Hier ist also Paffett deutlich im Vorteil, zumal seine harten Reifen nicht merklich langsamer zu sein scheinen als Rockenfellers Options.

Nun beginnt die Aufholjagd der Verfolgergruppe und die Rennleitung zückt einmal mehr ihr vermutlich umstrittenstes Mittel, um den Verfolgern zu helfen: die blauen Flaggen. Hier wird den Verfolgern also gnadenlos das Feld freigeräumt, damit sie auf die Spitzengruppe aufholen können. Meine Meinung zu dem Thema ist eigentlich ganz einfach: Wenn der Vordermann zu schnell ist, um ihn aus eigener Kraft oder gar mit Hilfe von DRS überholen zu können, dann ist er wohl zurecht mein Vordermann! Einen Renneingriff mit blauen Flaggen für direkt hintereinander platzierte Fahrzeuge finde ich nicht richtig, ich will Überholmanöver sehen und keine blauen Flaggen. Dieses Vorgehen führt dann sogar zu solch absurden Funksprüchen wie von Paffett, der mehrmals per Funk fordert, das blaue Flaggen geschwenkt werden, anstatt dass er seine Gegner selbst angreift. Auch im weiteren Verlauf des Rennens sieht man immer wieder die Einblendung „Blue Flagg“. Das ist mir so extrem in dieser Saison bisher nicht aufgefallen, gefühlt jede Runde sieht man diese Einblendung.

In Runde 65 kann schließlich Ekström die Führung übernehmen. Um sie bis zum Ende zu behalten, braucht er für seinen noch ausstehenden zweiten Pflichtstopp mindestens 30 Sekunden Vorsprung auf die Verfolgergruppe, mittlerweile angeführt von Gary Paffet. Weiter hinten geben Green und Wehrlein ihr Rennen auf. Eine interessante Teamtaktik fährt nun Audi auf. Um Ekström zu helfen, seinen Vorsprung auszubauen, lässt sich der bereits überrundete Miguel Molina so weit zurückfallen, dass Ekström bis auf zwei Sekunden an ihn herankommt und damit im DRS Fenster landet.

In Runde 77 geht der zweitplatzierte Eduardo Mortara an die Box, mit einem perfekten Stopp könnte auch er seinen zweiten Platz vor dem heraneilenden Paffett halten. Doch sein Team verpatz den Stopp und braucht rund 1,5 Sekunden zu lang. Er kommt somit direkt neben Paffett wieder auf die Strecke. Paffett kann Platz zwei übernehmen, wird aber nun seinerseits von Mortara attackiert. Paffetts Reifen haben nun schon circa 60 Runden auf dem Buckel, Mortaras sind frisch. Als Nächstes geht Ekström in die Box, bei ihm klappt der Stopp perfekt, gefahrlos kann er Platz 1 vor Paffett halten.

Zwei Runden vor Rennende kommt es zum Showdown zwischen Paffett und Mortara. Mortara fährt Paffett in der Anbremszone zur Spitzkehre ins Heck. In einem späteren Interview mit Ekström erfährt man, dass Mortara wohl schon das ganze Rennen Probleme mit den Bremsen hatte. Mortara kann trotz seiner zerstörten Front den Platz auf Paffett gutmachen, Paffett jedoch muss an der Spitzkehre die Strecke verlassen und Vietoris schlüpft als unbeteiligter Dritter durch. Sofort setzt Paffett zur Attacke auf Mortara an. In einem offensichtlich unüberlegten und emotionsgeladenen Manöver zieht Paffett dann auch tatsächlich neben Mortara und ist eigentlich schon vorbei, als er – statt weiter geradeaus zu fahren – zumacht und Montara gegen die Wand drückt. Dieser unnötige Racheakt führt jedoch dazu, dass sich der Mercedes von Paffett vor Mortara querstellt und ist das Aus für beide Fahrer.

Ekström fährt nun seinem ungefährdeten ersten Sieg auf den Norisring entgegen, ein schönes Geburtstagsgeschenk für Ekström und bis zu diesem Moment wohl verdient.

Obwohl das Rennen nun beendet war, kam die Aktion, die Ekström das Rennen kosten sollte, wenige Minuten später im Park Ferme:

Ich denke ich bin nicht der Einzige, der kaum glauben konnte, was er da sah, für mich sieht das nicht nach einer Aktion ala „dem armen Kerl ist warm, schütten wir ihm etwas Wasser über den Kopf“ aus. Ich weiß nicht, wie sich Audi da rausargumentieren will, dennoch hat man erst mal Widerspruch gegen die Disqualifikation eingelegt. Ich bin wirklich gespant auf die Argumentation…

 

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16 Kommentare

hwk 17 Juli, 2013 - 11:47

wie schon im Chat geschrieben, wären die Gewitchtswerte, die auf der Waage erziehlt wurden das interessanteste. Mindestgewicht 85kg?

Nichts desto trotz sieht die Aktion schon arg peinlich aus. Weiß auch nicht wie der Vater drauf kommt, das auf dem Sieger nicht alle Kameras gerichtet sind und das gefilmt wird.

Sebastian 17 Juli, 2013 - 12:07

Als ich am Abend mitbekommen habe das gegen Ekström wegen einer Wasserflasche ermittelt habe ich auch erstmal den Kopf über die DTM geschüttelt. Da bin ich aber noch davon ausgegangen das man ihm das Wasser über den Kopf geschüttet hat. Aber nach sichten des Videos, da kann ich nur noch über Audi den Kopf schütteln, sowas von kackendreist. Und die Regel sind da klipp und klar, also Disqualifikation. Mir wäre es aber irgendwie schon lieber das wie bei der NASCAR zu regeln, Sieg bleibt bestehen, dafür aber Punktabzug.

Zu den blauen Flaggen, da bin ich irgendwie zweigeteilt, ich kann mich noch an früher erinnern, man habe wir uns über die Vor- und Vorvorjahreswagen aufgeregt die ewig draußen geblieben sind nur um die gegnerischen Marken aufzuhalten und die Markenkollegen schnell vorbei zulassen. Diesmal sind die Offiziellen aber über’s Ziel hinausgeschossen, sehr schade vor allem für BMW.

littleskill 17 Juli, 2013 - 12:13

Das war echt eine bescheuerte Aktion von Audi. Vor allem bei der „Masse“ an Wasser. Das kann ja höchstens ein halbes Kilo gewesen sein. Dass man da nicht von Anfang an auf Nummer sicher gegangen ist. 500 Gramm hätten auf der Strecke sicher keinen spürbaren Unterschied gemacht.

xeniC 17 Juli, 2013 - 12:51

Ha, ein Glück verfolge ich die DTM nicht. :-)

Lustiger Verein.

Sebastian 17 Juli, 2013 - 14:07

@xeniC

Motorsportfrei ist natürlich auch eine Alternative. Was machst du dann aber im Forum und Blog?

Arnulf 17 Juli, 2013 - 14:13

Äh, und wer hat jetzt anstelle von Ekström gewonnen, wer war auf dem Podium? Sollte das in einem „Rennbericht“ nicht drinstehen?

cjander 17 Juli, 2013 - 14:32

Sorry Arnulf, war schon spät gestern als ich den Artikel schrieb. Auf dem Treppchen standen Ekström auf P1, Vietoris auf P2 und Juncadella auf P3. Ekström wurde erst nach dem Rennen aus der Wertung genommen. Die vollständige Wertung findest du wie immer hier: http://www.dtm.com/de/Rennen/20130714/Norisring/Ergebnisse/Rennen.html ich werde nachher noch was an den Artikel dranhängen.

Ptv_ctrl 17 Juli, 2013 - 16:33

Das Niveau dieses „Rennberichtes“ passt prima zur DTM :)

xeniC 17 Juli, 2013 - 18:01

@Sebastian: Stellenbezeichnung: PR-Berater der DTM? Gut, passt.

nona 17 Juli, 2013 - 18:42

Re: Bremsen bei Mortara, kann natürlich sein. Aber es würde mich nicht die Spur überraschen wenn Ekströms „Kenntnis“ von Mortaras „Bremsproblemen“ durch interne Kommunikation vom Kommandostand als Schutzbehauptung vorgetragen wurde, damit der Auffahrunfall beim Anbremsen nicht gar so dämlich wirkt. Á là der Ecki wird nach dem Rennen interviewt, also sag ihm mal er soll was von defekten Bremsen bei Mortara erzählen. :)

Re: Paffett vs. Mortara, ich denke da ist die Schuld 50:50 verteilt. Mortara macht eine ziemlich eindeutige abrupte Lenkbewegung in Paffett hinein, während Paffett seinerseits aus der Kurve raus die Spur zuzieht. Würde ich als dummen Konterreflex werten, eventuell als Retourkutsche weil er in der Kurve schon Kontakt gespürt hat, der allerdings garnicht von Paffett kam sondern von Vietoris. Sekundenbruchteilsentscheidungen von aufgeladenen Hitzköpfen. Kann passieren.

Re: blaue Flaggen (oder wie ich sie nenne: SCHEISS blaue Flaggen) und „Das ist mir so extrem in dieser Saison bisher nicht aufgefallen“ – das ist deswegen nicht so sehr aufgefallen, weil die plakative Mitteilung dieser peinlichen Blue-Flag-Regel spätestens für diese Saison offenbar bewusst reduziert wurde, nachdem man sich damit in der Vergangenheit jedesmal ziemlich komplett lächerlich gemacht hat. Die Regel wurde ansonsten keinesfalls weniger oft angewandt, aber wenn möglich halt nur noch am Rande erwähnt – und schon garnicht mehr live im Fernsehen transportiert (kein „Sis is Rähskontrohl, bluh Fleck bluh Fleck!“ mehr).

(Natürlich sind diese ausschliesslich politisch bedingten Boxenstopflaggen absolut unsportlicher Unfug und gehören komplett abgeschafft, sonst wird die DTM ihr latentes Lachnummernimage ja nie los.)

Sebastian 17 Juli, 2013 - 19:02

@xeniC

Was meinst du mit PR-Berater der DTM?

Du hast lustiger Verein gesagt, kann zur zur DTM passen, dann aber zur WTCC, F1, NASCAR und WRC mindestens genauso. Und das wirst du dann auch nicht gucken, habe ich recht?

Stephan 17 Juli, 2013 - 19:34

Schade, wie ich am Ende angekommen war, hatte ich die Hoffnung noch von weiteren Hintergründen zu hören.

Die DTM hat an diesem Wochenende mal wieder gezeigt, dass man sie nicht ernst nehmen kann. Was auch immer Vater Eki dazu trieb, ihm die Beine kühlen zu wollen, es ist doch einfach nur lächerlich deswegen ein Fahrzeug zu disqualifizieren weil die Masse nicht mehr bestimmt werden kann. Dann sollen sie an die Tanke rennen und eine Flasche abwiegen, dann von der Gesamtmasse abziehen und dann ist Ruhe im Karton. In Hockenheim hat man Ende 2011 auch im Parc Ferme an einem Daimler nen Aufkleber aufgebracht, da hat es auch keinen interessiert. Schon ein komischer Zufall…auch, dass die Verfolgergruppe durchgehend aus Mercedes bestand gibt der ganzen Sache eine gewisse Würze.

Eine sehr seltsame Serie…sollen sie doch gleich Dauerwerbesendung drauf schreiben, dann weiß man was Sache ist.

DK 17 Juli, 2013 - 20:31

Muss Sebastian an dieser Stelle zustimmen, das einseitige Draufhauen hat die DTM nicht verdient, zumindest nicht in solch einem Überverhältnis. Viele populäre Serien haben wohl so ihre Macken, die DTM bietet aber auch was (einen erfolgreichen Fahrermix aus Tourenwagen, GT, Formelnachwuchs, bisschen F1; spektakuläre, schnelle Autos, keine BoP-Verzerrungen; Hersteller mit großer Rennhistorie). Was natürlich nicht verschleiern soll, dass die DTM an vielen Stellen auch negativ hinaussticht…

DonDahlmann 17 Juli, 2013 - 20:37

@ Stephan:
Hintergründe usw. gibt es morgen im Podcast!

Marc 17 Juli, 2013 - 23:06

@ Stephan:

Hast du das Reglement gelesen??
Ich versuche es mal kurz zu erläutern. Kurz vorweg für die Einhaltung des sportlichen Reglement (nicht zu verwechseln mit technischen) ist der DMSB zuständig und nicht die ITR oder Herr Aufrecht, wo dann direkt der Name HWA und Mercedes fällt (vielerorts wird sich gegen dieses eingeschossen, wenn ihr euch bei FB mal umschaut), wie beim teschnischen.
Es geht hier konkret um Artikel 26 Absatz 5. „Auf dem Weg zum und im Parc Ferme darf dem Fahrzeug kein Gewicht zugefügt werden“. Das impliziert eine aktive Handlung. Weiter ist in Aritkel 21 zu lesen, dass ein Untergewicht im Wertungslauf automatisch zum Ausschluss führt. Das impliziert nun, dass es für die Sportkommisare bei einem feststellen eines Verstoßes gegen 26.5 eine Disqualifikation erfolgt, hier gibt es kein Handlungsspielraum und das Ergebnis des eigenlichen Wiegens ist vollkommen uninteressant, da es ungültig ist.

Geldstrafe etc oder ziehen wir mal das eine 1kg davona b ist nicht möglich.

Man kann es am ehesten mit einer Klausur vergleichen. Ein Täuschungsversuch führt zum Prüfungsausschluss, selbst, wenn der Teilnehmer, der erwischt wurde alle anderen Aufgaben total richtig beantwortet hat.

Aber zurück zum Thema. Zu der Situation 2011. Wo kein Kläger da kein Richter, ganz einfach.

Ich sehe in dieser Siituation für Ekström und Audi eig wenig Chancen, denn es sah schons ehr komisch aus. Ekström hat ja im Auto auch eine Trinkflasche und hätte danach den Helm abnehmen können, denn bei ARD muss es ja so oder so noch quatschen.

Die DTM bzw korekt der DMSB kann hier auch keine Ausnahme machen, denn sonst wird dem Betrug töt und tor geöffnet. Wir bauen das Auto zu extrem am Mindestgewicht und nach jedem Rennen, befüllen wir die Fahrer mit Wasser, wenn es nicht auffällt sind wir auf der sicheren seite, wenn es doch auffällt hoffen wir dass das Gewicht schon reicht ….

Der DMSB ist übrigens als oberste Motorsportbehörde noch für viele andere Serien in Deutschland tätig und die Parc Fermee Bestimmungen sind in vielen internationalen serien ähnlich, ist also falsch von „DTM macht sich lächerlich“ etc zu sprechen, denn die DTM hat damit nur indirekt was zu tun.

Wenn ihr woll könnt ihr morgen im Postcast bezug auf meinen Eintrag nehmen habe nix dagegen.

Was die Woche sonst so war - KW29 | Racingblog 21 Juli, 2013 - 07:18

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